Calw, den 2. November 1935
Morgen 1. Reichsstraßensammlung für das Winterhilfswerk
SA., SS. und NSKK. setzen sich morgen wieder in dem neuen großen Kampf gegen Hunger und Kälte ein. Niemand wird die Sammler vergebens bitten lassen, sondern gern sein Scherflein beisteuern und so mit zum guten Erfolg der ersten Straßensammlung beitragen! Die Majolika-Segelschiff ch c n, die von der SA., der SS. und dem NSKK. verkauft werden, sind hübsch, werden jung und alt Freude machen und sicherlich mit Stolz getragen. 550 MO Stück dieser im Grenzgau Baden hcrgestellten Schiffchen müssen allein in unserem wiirttcm- bergischen Gau, davon 1500 im Kreis Calw, abgesetzt werden. Sorge jeder zu seinem Teil dafür, baß dies restlos geschieht und unser Kreis und unser Land in Ehren bestehen!
Amtsantritt des neuen Schulvorstands der Calwer höheren Schulen
Gestern wehte von dem Gebäude der höheren Schulen in Caliv die Hakenkreuzflagge: trat doch mit diesem Tage Studiendirektor Nick sein neues Amt an. Vormittags fand im Lehrerzimmer eine Begrüßung der Lehrerschaft statt, wobei der neue Schulvorstand dem stellv. Rektor, Prof. Moosbruggcr, für seine Arbeit dankte und knappe, richtunggebende Worte über Aufgaben und Stellung des Erziehers im Dritten Reich an den Lehrkörper richtete.
Darauf versammelte sich die Schülerschaft mit den Lehrern auf dem Schulhof. Prof. Moosbruggcr stellte die Schülerschaft dem neuen Rektor vor und gab in bewegten Worten der Freude der Schule Ausdruck über die Berufung des neuen Schulvorstands: seine Ansprache schloß mit dem Wunsch, die Schule möchte auch in Zukunft immer im rechten nationalsozialistischen Geist Weiterarbeiten, um ihrem Schulvorstand den Aufenthalt in Calw angenehm zu machen.
Dann ergriff Studiendirektor Nick das Wort und erklärte, daß er mit dem heutigen Tage die Führung der Schule übernehme. In markanten Worten hielt er den Schülern vor Augen, was für Aufgaben ihnen gestellt seien und welche Verantwortung sie als Schüler einer höheren Schule innerhalb und außerhalb der Schule zu tragen hätten: ihr Ziel müsse sein, einmal Menschen zu werden, die den Forderungen des neuen Deutschland auch in schweren Tagen gewachsen seien. Mit einem „Sieg Heil" auf den Führer schloß die ebenso einfache wie eindringliche Feier.
Dienstnachricht
Der Lehrer Karl Stöcker an der Lehrerbildungsanstalt in Heilbronn ist auf eine Hanptlebrerstelle an der evang. Volksschule in Schömberg Kreis Neuenbürg ernannt worden.
Erfolg beim Segelflug
Dem Scharführer Fritz Hennefarth von der Segelfliegcrschar Calw gelang es am letzten Montag auf dem Hornberg erneut 2'/« Stunden zu segeln. Starker Nebel zwang schließlich zur Landung. Der beabsichtigte 6-Stunbenflug gelang am Mittwoch trotz Böen und Regen. Teilweise auftretender Sonnenschein brachte Bodenerwärmung, so- daß es Hennefarth bei seinem 516stündigen Fluge mit Hilfe der Thermik gelang, eine Höhe von 500 Mtr. über Start zu erreichen.
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Voraussichtlich« Witterung für Sonntag und Montag: Vielfach heiteres und trockenes Wetter.
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Die HI. am 9. Nov. in München
Bei den Feierlichkeiten des S. November in München, der Hauptstadt der Bewegung, ist in diesem Jahre zum erstenmal auch die Hitlerjugend vertreten. Vom Bann Schwarzwald nehmen der Bannführer, der Jungbannführer, die Untergauführerin des BDM. und von jedem der 6 Unterbanne ein Jugendgenosse an dem Aufmarsch teil. Die Bannfahne wird in München im Zuge der alten Kämpfer mitgcführt werden.
Vom Calwer Schneelaufverein
Auf Mittwoch abend hatte der Schnee- laufvcrein seine Mitglieder zur Hauptversammlung in das Hotel Adl.r eingeladen. Eine stattliche Zahl von Mitgliedern war diesem Ruf gefolgt. Acht Punkte standen auf der Tagesordnung. Der Geschäfts- und Tätigkeitsbericht war rasch erledigt. Bei dem erstc-
rcn war alles in bester Ordnung und die Tätigkeit des Vereins im Winter 1934/85 ist leider infolge des dürftigen Schneefalls sehr bescheiden gewesen. Von der Gautagung in Stuttgart berichteten Vereinsvorsitzenüer Sch laich und Kassier Feucht. Die weiteren Punkte: Aufstellung einer Vereinssatzung, Beitrag 1935, Winterveranstaltungen, 25jähr. Vereinsjubiläum hielten die Mitglieder in anregender Aussprache beisammen. Neu ist die Erwerbung eines Reichssportpaffes, der zur Inanspruchnahme günstiger Ermäßigungen bei der Reichsbahn berechtigt. Sogleich tauchten dabei wieder „Schliffkopfpläne" auf. Die Fahrt dorthin im Januar 1834 bei herrlichstem Schnee lebt noch in schönster Erinnerung. Gesang und Musik verschönten den Abend. Alle Schiläufer hoffen auf einen gesunden Winter, der ihnen den ersehnten Schnee bringen soll!
Kurzberichte aus dem Calwer Gerichtssaal
Wie kam das Wasser in die Milch?
Eine Frau aus Unterhaus st ett hatte sich wegen eines Vergehens gegen das Lebensmittelgesetz zu verantworten. Es wurde ihr zur Last gelegt, daß sie etwa 8 Liter Milch zur Ablieferung brachte, die ca. 0,7 Liter Wasser enthielt. Selbstverständlich konnte sich die Angeklagte nicht erklären, wie dieses unfatzliche „Wunder" zustande kam. Sie versuchte dem Gericht klar zu machen, daß das Wasser nur daher rühren könne, weil sie ihre Kühe mit Waldgras und altem Heugras gefüttert habe. Mit Nachdruck betonte sie aber immer wieder, daß Wasser durch das Ausschwenken der Milchkannen nicht in die Milch gekommen sein könnte. Durch einen Vergleich des Untersuchungsbefundes von 2 vorgenommenen Stallprobcn mit der durch den Milchkontrolleur entnommenen Probe konnte aber einwandfrei der Nachweis geliefert werden, daß der betr. Milchmenge vorsätzlich oder fahrlässig Wasser zugesctzt worden ist. — Eine Geldstrafe von 20 RM. wurde als gerechte Sühne für ein derartiges volksschäö- liches Verhalten zuerkannt.
Alkohol und Motorradfahrer vertrage« einander nicht
Ein Friseurmeister aus Heubach unternahm im September ds. Js. mit einer Beifahrerin einen Motorradausflug. Da es tagsüber sehr heiß war, genehmigte er unterwegs mehrere Viertel Wein und ein paar Glas Bier, die bei ihm auf der Rückfahrt ein starkes Schlafbedürfnis herbeiführten. Unterhalb Oberreichenbach konnte er der immer heftiger werdenden Schlafanwandlung nicht länger Meister werden und stieß in diesem Dämmerzustände in voller Fahrt auf das rechte Straßcnbankett auf. Er und seine Begleiterin kamen zu Fall. Letztere zog sich u. a. einen komplizierten Schädelbruch zu und lag volle 8 Tage bewußtlos darnieder. Da der Angeklagte bereits früher wegen ähnlicher Delikte verurteilt worden war, konnte hier nur eine exemplarische Strafe in Höhe von 100 Mark ihren Zweck erfüllen. Nur der Umstand, daß der Angeklagte ein offenes Geständnis ablegte, rettete ihn vor einer längeren Gefängnisstrafe.
Schädlinge der Volkswirtschaft
Wegen Krcditbetruges stand ein Zimmermann aus Oberkollwangen vor Gericht. Er hatte sich bei einem Calwer Sattler im April ds. Js. einen modernen Kinderwagen angcschafft und letzterem hoch und heilig versprochen, denselben spätestens in 14 Tagen zu bezahlen. Auf spätere mehrmalige Mahnungen des Geschäftsmannes reagierte der Angeklagte überhaupt nicht und ließ auch in den folgenden Monaten nichts mehr von sich hören. Erst Ende September beguemte er sich, unter dem Drucke einer Klage zu bezahlen. Aus dem ganzen Sachverhalt konnte das Gericht den Eindruck gewinnen, daß der Angeklagte den Wagen in der vereinbarten Zeit nicht zu bezahlen und womöglich auch später nicht zahlungsbereit ge
wesen wäre. Eine Geldstrafe von 20 NM. wird ihn für die Zukunft belehren, sich eines ehrlichen Geschäftsgebahrens zu befleißigen. Ohne Gelb um die Welt
Wegen Zechbetrügereien, Bettels etc. wurde ein junger Mann aus dem Spreewald vorgeführt, der es sich anscheinend zum Prinzip gemacht hat, sich auf anderer Leute Kosten wohl sein zu lassen, anstatt durch seiner Hände Arbeit sein ehrliches Brot zu verdienen. Die Geschädigten waren in der Hauptsache Hoteliers und kleinere Gastwirte, bei denen er meistens ausgiebig speiste, rauchte und trank, um sich dann heimlich aus dem Staube zu machen. Sein wohlverdientes Schicksal ereilte ihn jedoch in Unterreichenbach, wo er bei einem erneuten Zechbetrug ertappt und festgenommen wurde. Die verhängte Gefängnisstrafe wird hoffentlich seinen asozialen Trieb für immer ausrotten.
Frühzeitig auf schiefer Ebene.
Ein 15jähriger Junge aus Simmoz- heim entwendete seinem Arbeitgeber in Heilbronn im Oktober ds. Js. ca. 100 NM. und mehrere Flaschen Wein. Diesen Diebstahl führte er unter erschwerten Umständen in ganz raffinierter Weise aus, was bei seinem jugendlichen Alter „hoffnungsvolle" Aussichten auf die künftige Entwicklung eröffnet. Von dem erbeuteten Gelde kaufte er u. a. eine teure Uhr, 1 Photoapparat und 1 „Wein- fätzchen", mit welchem er seinem Vater eine ganz besonders freudige Ueberraschung bereiten wollte. Glücklicherweise wurde der Diebstahl rechtzeitig entdeckt, so daß fast das ganze Geld wieder beigeschafft werden konnte. Mit 216 Monaten Gefängnis bei 3 Jahren Bewährungsfrist kam der jugendliche Dieb noch einmal davon, nachdem sein Vater dem Gericht versprochen hatte, zukünftig, wenn nötig, von seinem Erziehungsrechte ausgiebigen Gebrauch zu machen.
Teure Ratschläge!
Am Ostermontage ds. Js. ereignete sich in Hirsau ein schwerer Verkehrsunfall. Bei der Aufnahme desselben durch den dortigen Polizeiwachtmeistcr glaubte ein anwesender Zuschauer den Beamten damit unterstützen zu müssen, daß er ihm in anmaßender Weise seine Ratschläge aufzunötigen versuchte. Diese arteten indessen bald in regelrechte Beamten- bcleibigungen aus, nachdem der Angeklagte, der das Amt eines Bürgermeisters im Unterland bekleidet, bemerken mußte, daß der Beamte auf seine Wichtigtuereien überhaupt nicht achtete. Der Angeklagte machte deshalb seinem Aerger dadurch Luft, daß er die Zu- schaucrmenge durch Witzeleien zu erheitern suchte und den Polizeibeamten zum Objekt seiner mehr oder weniger humorvollen Bemerkungen auserwählte. Ein Strafbefehl von 30 RM. verdeutlichte es ihm, wie teuer manchmal solche Spässe auf Kosten anderer zu stehen kommen können. Sein Einspruch hicgegen erwies sich nach gründlicher Zeugenvernehmung trotz Antrags seines Verteidigers, die Sache wegen „Geringfügigkeit" ein- zustellen, als nutzlos.
Im Osten hat sich ein stärkeres Hochdruckgebiet aufgebaut, das die nordwestliche Depression zurückdrängt.
Lichtspiele Badischer Hof, Calw
„Krach «m Jolanthe"
Als der Oldenburger Dichter Hinrichs seine Bauernkomödic zuerst in plattdeutscher Sprache unter dem Titel „Swienskummcbi" an der niederdeutschen Bühne in Oldenburg aufführen ließ, hat er sicher weder den großen Erfolg seines Stückes noch dessen Verfilmung geahnt. Aus dem Existenzkampf der Bauern eine Komödie zu formen erscheint ein großes Wagnis. Aber Hinrichs, der selbst einem alten Bauerngeschlecht entstammt, durfte es wagen, die Verschuldung und Verelendung des Bauernstandes unter dem alten Regime in einer Komödie zu zeigen, denn er selbst schrieb das Geschehen so, wie er es selbst erlebte. Das heitere Spiel hat einen ernsten Hintergrund: Wir sollen erkennen, wo diese Zustände hingeführt hätten, wären wir nicht von dem Spuk der vergangenen Jahre erlöst worben.
Der von der Europa-Film hergestellte Film kommt am Samstag und Sonntag in den Lichtspielen Badischer Hof in Calw zur
Aufführung. Besetzung, Drchbucharbeit und Regie sind gleich vortrefflich, sodatz ein Film geschaffen worden ist, wie wir ihn im neuen Deutschland sehen wollen.
Dereinsvorstand oder Führer?
Die Nationalsozialistische Parteikorrespondenz schreibt:
Nach der Machtübernahme durch den Na- tionalsozialismus sind zahlreiche Vereine dazu übergegangen, ihre Vorsitzenden zu „Führern" zu machen. Das hat häufig zu einem Mißbrauch des Begriffs „Führer" geführt.
Die Frage, ob der Vorstand eines Vereins oder Verbandes „Vorstand" oder „Leiter" oder „Führer" heißen soll, ist manchmal als Gleichschaltungsbedürfnis ober aus anderen wohlgemeinten Motiven heraus ohne Ueber legung kurzer Hand dahin entschieden wor den, daß es im nationalsozialistischen Staat „nur Führer" geben könne. Das Wort Führer" ist aber durch den Nationalsozialismus zu einem politischen Begriff geworben es kann daher außerhalb der politischen Füh rung keine Führung geben!
Schwarzes Brett
»artetamttt». NaLtroS «ertöt«»
Lalw, den 2. November 1935
Gaupersonaramt
l/S5/Pg.
Sämtliche im Gau Württemberg-Hohenzollern ansässige Träger des Blutordens sollen sofort dem Gaupersonalamt — Stuttgart. Kronenstr. 32. 2. Stock — bekanntgeben, ob Teilnahme an den Feiern des 9. November erfolgt.
Weisungen über Mitfahrt im Sonderzug usw> eraeben alsdann von hier aus.
mit I
NS.-graucnjchaft Gauomtslettung
Die Ganamtsleitung der RS.-Fraucnschaft befindet sich ab l. November 1935 Reinsburg, straße Iv, Rufnummer 812 41/42. Die Geschäftsräume bleiben bis Mittwoch, k. November, geschlossen.
N§., «lel«^ §91.
Unterbau» 11/128. Uuterbannsührer. Die Führer der Gefolgschaften 6, 9,11 haben nach Althengstett ihre Leistungsbüchcr, Karten und Kompaß mitzubringen. Antreten 8 Uhr am HJ.-Hcim.
Dabei ist jede Grenzziehung, etwa in der Richtung, wo der Führer aufhört und der „Leiter" anfängt, von ebensolcher Schädlichkeit, wie eine gegenwärtig etwa angestellte Untersuchung darüber, wo die Politik anfängt und aufhört. Es ist heute noch nicht die Zeit, sich in professvraler Wichtigkeit zum Neunmalklugen zu stempeln, der aus dem bisher Geschehenen die Zukunft „errechnen" will.
Also bitte: Herr Vereinsvorstand! und nicht „Herr Bereinsführer".
l. Llrabevlannuluna Z. Vovemder «ommprogramme enmimnr
Der Landesleiter Südwest de, Reichsmufikkammer teilt mit: De, Präsident der Reichsmusikkammer richtet au alle Veranstalter von Konzerten das Ersuchen, ihre Programme für öffentliche, gemeinnützige oder private Veranstaltungen ernste, Musik spätestens 14 Tage vor der geplanten Veranstaltung in dreifacher Ausfertigung dem zuständigen Landesleiter (Landesleiter Süd- west der Reichsmusikkammer, Stuttgart, Friedrichstraße 13) der Reichsmusikkamme, einzusenden. Dieser leitet sie nach Prüfung und Bearbeitung dem Ausschuß für Programmberatung rn der Reichsmusikkammer zu« Die Meldepflicht sämtlicher Konzertveranstaltungen und Abgabe der Programme an de« städtischen Musikbeauftragten wird von diese« Verfügung nicht berührt und ist nach wie von erforderlich. , -
Viehpreise. Herrenberg: Ochsen 600, trächtige Kühe 350—400. 1 Milchkuh 665. Schlachtkühe 280—320, Kalbinnen 430 bis 590, Jungrinder 130—390 RM. -Mühl, acker: Kühe 400—450, Kalbinnen 400 bis 500, Rinder 240—320, Kleinvieh 140—200 NM. — Rosenfeld OA. Sulz: Jungvieh 150—330, Kalbinnen 500—650, Kühe 280 bis 360 RM. je Stück.
Schweinepreise. Herrenberg: Milch, schweine 22.50—20, Läufer 35—50 RM. — Künzelsau: Milchfchweine 18—27 NM.
— Mühlacker: Milchschweine 20—32. Läufer 40—50 RM. — Nürtingen: Milchschweine 23-30, Läufer 34—58 NM
— Rosenfeld: Milchschweine 22.50 bis 33 NM. — Schömberg OA. Rottweil: Milchschweine 20—23 RM. — Weilder» stad t: Milchschweine 19—26 NM. -Win- nenden: Milchschweine 23—23 NM. je Stück.
Fruchtpreise. Winnenden: Weizen 10.50—10.60, Hafer 8.50—8.70, Dinkel 8.60 bis 9.30, Gerste 9.50 RM. je Ztr.
Obstpreise. Winnenden: Mostobst 5.50 bis 5.70, Tafelobst 8—14, Quitten IS—IS RM. je Ztr. ^