Kleine politische Nachrichten.

Stresemann als Kanzler-Kandidat. DieGermania* spricht sich gegen eine Reichstagsauflösung aus und emp­fiehlt an ihrer Stelle ein Kabinett der Großen Koalition mit Stresemann als Kanzler.

Der deutsch-italienische Handelsvertrag steht unmittel­bar vor dem.Abschluß.

Ein Reichswehrauto fuhr in Pommern gegen einen Daum. Sechs Soldaten erlitten schwere Verletzungen.

Das Togo-Mandat soll demDaily Herold" zufolge nach Deutschlands Eintritt in den Völkerbund Deutsch­land übertragen werden.

Die französisch« Krise. Der bisherige Handelsminister Ckaumet wurde zum Gouverneur der französischen Staatsbank ernannt. Loucheur und Malvy haben es ab­gelehnt. in das Kabinett einzutreten. Kammer und Senat haben ihre Arbeiten wieder ausgenommen.

London ist man van der Umbildnna des französischen Kabinetts belriediat. besonders da Briand das Außen­ministerium behält. Man bedauert zwar das Ausscheiden Eaillaur'. dach glaubt man, daß Nainlerxt das englisch­französische Schuldenabkommen billigen wird. ...

Genen Locarno bat im polnischen Landtag eine heftiae Ovvosition seitens der Christlich-Sozialen und der Radi- kal»n Dauernpartei eingesetzt.

Ein Matoia-Nntersnchnnqsausschuk. der die Vorwürfe "geaen die Minister in Sachen Biedermann-Bank prüfen soll, wurde vgm österreichischen Nationalrat eingesetzt. Vorsitzender des Ausschusses ist der großdeutsche Abge­ordnete Dknghofer.

Der Balkan-Konflikt ist durch die Zurstchziebuffa der griechischen Truppen in ein minder kritisches Stadium eingetreten.

Die Lage kn Syrien. Die Niederlage des Generals Gamelin hat sich bestätigt. Der Aufstand breitet sich immer weiter aus. In den angelsächsischen Ländern hat das Bombardement von Damaskus größte Entrüstung her­vorgerufen. In England fürchtet man auch die Aus­breitung des Aufstandes auf Palästina.

Als neuer Vkzekönig von Indien wurde an Stelle des Lord Reading das Parlamentsmitglied Lindley-Wood be­stimmt.

Wu-pek-fu hat sich für die Erhaltung der Freundschaft zwischen China und de r Sowiet-Un ion ausgesprochen.

Die Mahnung des Weltspartages.

Auf dem ersten Weltkongreß für das Sparwesen aller Län­der, der vor Jahresfrist in Mailand tagte, wurde der einstim­mige Beschluß gefaßt, den jedesmaligen 31. Oktober zum Welt­spartag zu erklären, und an diesem Tage überall besonders ein­dringlich für den Spargedanken in der Oeffentlichkeit zu werben.

Der Grund für diese außerordentliche Maßnahme war bei allen Kredit- und Sparinstituten der gleiche: überall ergab sich als verderbliche Folge des Krieges und der Nachkriegszeit ein Nachlassen der Spartätigkeit, an deren Stelle die Neigung trat, es mit dem Eeldausgeben weniger genau zu nehmen, als frü­her. Davon ist kein Land, auch nicht die Siegerstaaten, verschont geblieben. Ls ergibt sich daher zwangsläufig die gemeinsame Front aller Sparkassen und Genossenschaftsbanken in dem Kampf gegen das uunötigeGeldvertun und für die einfache Lebens­weise früherer Zeiten.

Wenn die deutschen Sparkassen und Banken, deren Haupt­aufgabe von jeher die unablässige Pflege des Sparsinns rm deutschen Volke ist, sich an dem ersten Weltspartag beteiligen, so benutzen sie diese Gelegenheit, um an diesem Tage den Sparge­danken in seiner Bedeutung für das gesamte Volk und die Menschheit überhaupt darzulegen.

Nur ein Land, das arbeitet und spart, erzielt auf wirtschaft­lichem und kulturellem Gebiet Fortschritte und behauptet seinen Platz im Rate der Völker. Nur eine intensive und ausreichende Spartätigkeit sichert die notwendige finanzielle Unabhängigkeit vom Auslande und bietet die festeste Stütze für die Währung.

Nur ein Volk, bei dem Sparsamkeit zur nationalen Tugend aeworden ist, gewinnt auch die Achtung und das Vertrauen, der Welt. Die Geschichte der Völker lehrt, daß reich gesegnete Län­der, deren Bewohner verschwenderisch lebten, in kurzer Zeit zur Bedeutungslosigkeit herabsanken, wahrend ein« arbeitsame und unermüdlich sparsame Nation ihren Staat, auch wenn er nicht von der Natur begünstigt ist, zur Höbe und Bedeutung führt.

Sparsamkeit ist die Grundlage jeder stetigen und friedlichen Entwicklung. Auch rationelle Wirtschaftsführung ist Sparen und ist in gleicher Werse Notwendigkeit für die Hausfrau wie für die Industrie und den Staat. Von besonderem Wert für die Eesamtwirtschast aber ist di« Form des produktiven Spa­rens, die Betriebskapital schafft und Arbeitern und Unterneh­mungen Beschäftigung gibt. Das Sparen bei der gemeinnützi­gen Sparkasse ist heute zum Aufbau der Wirtschaft mehr denn je notwendig. Das innerdeutsch« Sparkapital allein schafft di« gesunden Grundlagen für die Weiterentwicklung unserer Wirt­schaft.

Diese wichtigen, wenn auch einfachen Wahrheiten mit aller Eindringliebkeit dem Volke vor Augen zu führen, ist der Sinn dieser gemeinsamen Aktion der Kredit- und Sparinstitute aller Länder am Weltspartag.

Sie fordern zur Mitarbeit alle berufenen Persönlichkeiten auf, in erster Linie wenden Sie sich an die Frauen, die den größten Teil des Volkseinkommens verwalten und denen tag­täglich praktische Gelegenheit zum Sparen geboten ist, dann an die Erzieher in der Schule und Kirche, denen es obliegt, schon dem jungen Menschen die Ehrfurcht vor dem Pfennig und den Sinn für die einfache Lebensführung einzupflanzen, nicht zuletzt aber auch an die Behörden, von deren Unterstützung und Hilfe der Erfolg der Spartätigkeit abhängt.

An jeden einzelnen wird die Bitte und Mahnung ge­richtet, zu seinem Teil beizutragen zur lleberwindung der gegen­wärtigen Wirtschaftskrise durch unablässiges und regelmäßiges Sparen.

Wer spart, gleichviel in welcher Art und an welcher Stelle, der Hilst sich selbst, dem Volk und der deutschen Wirtschaft.

Aus Stadt und Land

Ealw, den 31. Oktober 1925.

Zum Resormationssest 1925.

Das Reformationsfcst dieses Jahres steht unter dem Zeichen oer Stockholmer WeUtonserenz für praktisches Christentum, bei der zum ersten Male in der Geschichte die amtlichen Vertreter sämtlicher evangelischer Kirchen sich miteinander und mit den Vertretern der orientalischen Kirchen zusammenaefunden haben. Gewiß hat dieses Sichfinden ernste Mühe gekostet, aber umso­mehr darf man es auch ein hervorragender katholischer Au­genzeuge von Stockholm urteilt ko als ein Ergebnis von gro-

Amtliche Bekanntmachungen

Ehrenzeichen für weibliche Dienstboten.

Für weibliche Dienstboten mit 10, 25 uitd 5üjährtaer unun­terbrochener Dienstzeit in derselben Familie oder auf demselben Anwesen werden von der Zentralleitung für Wohltätigkeit und von den Bezirkswohltätigkeitsvereinen auf Weihnachten ds. Js. wieder Ehrenzeichen verliehen. Unter Hinweis aus die in den Blättern der Zentralleitung für Wohltätigkeit Nr. 19 bekannt- gegebenen näheren Bestimmungen werden die Ortsbehörden ge­beten, zu veranlassen, daß die Bewerbungen rechtzeitig und voll­ständig bis längstens 15. November ds. Js. beim Oberamt ein­gereicht werden.

Calw, den 29. Oktober. 1925.

Bezirkswohltätigkeitsveretn:

Vorsitzender Rippmaun, OLeramtmann.

Zwangsinnung für das Schlosserhandwerk im Oberamtsbezirk

Calw.

Gemäß tz 5 Minist.-Verf. vom 14. März 1898 wird die konstituierende Jnnungsversammlung der Schlosserzwangsin­nung auf

Mittwoch, den 4. Novemeber ds. Js., nachmittags 5 Uhr im Gasthaus zumBürgerstüble" (Nebenzimmer)

einberufen.

Die Herren Ortsvorsteher werden ersucht, dies alsbald in ortsüblicher Weise bekannt zu machen bezw. den in Frage kom­menden Handwerkern zu eröffnen.

Calw, den 28. Oktober 1925.

_ Oberamt: Ripp mann.

Vorsicht mit Aschenresten.

Es wird darauf hingewiefen, daß Aschenreste stets in feuersicheren Behältern zu sammeln sind, und daß diese Behälter nur in Räumen ausgestellt werden dürfen, in denen eine Feuersgefahr ausgeschlossen ist (also nicht in Bühnen- oder Dachräumen.).

Insbesondere ist de» Asche von Braunkohlen (Brtkettasche) größte Aufmerksamkeit zu schenken, da diese, wie festgestellt, oft noch Tage lang weitcrglüht und deshalb gefährlich werden kann.

Zuwiderhandlungen werden streng bestraft werden. Auch wird darauf hingewiefen, daß bei Schäden, dje durch solche Zuwider­handlungen entstehen, evtl, der Anspruch auf Entschädigung in Wegfall kommt.

Ealw, den 28. Oktober 1925.

Oberamt: Rippmann.

Maul- und Klauenseuche.

Die Maul- und Klauenseuche inNiefern, Bezirksamt Pforz­heim, isterloschen.

Ealw, den 27. Oktober 1925.

Oberamt: Ri pp mann.

Her Bedeutung ansehen, daß eine wesentliche Stärkung des Ge- lamtpvotestantismus zur Folge haben wird. Stockholm hat den weltgeschichtlichen Beweis dafür geliefert, daß dem Protestantis­mus neben einem Trieb zur Sonderung auch starke einigende Kräfte eingeboren sind, die sieben Jahre nach dem blutigsten aller Kriege selbst die tiefsten nationalen Gegensätze überbrückt haben.

Freilich, Stockholm war erst ein Anfang. Das Ziel hat Lu­ther geschildert mit den wundervollen WortenDas gehört zu solcher Einigkeit, daß kein Stück oder Teil sei, das für sich allein lebe und fühle und nicht aller andern Fühlen und Leben habe. Wo nun das geringste Glied der Christenheit leidet, sobald fühlt es und regt sich der ganze Leib, daß sie alle zumal zulausen, kla­gen und schreien; so höret und siehets denn unser Haupt, Chri­stus." Einen Weg zu diesem Ziel hat Stockholm gewiesen: der Weg des praktischen Christentums, der gegenseitigen Hilfe, des christlichen Wirkens im sozialen, wirtschaftlichen und politischen Leben. Eben vor 40V Jahren sah Luther sich vor ähn­liche praktische Entscheidungen gestellt bei seiner Eheschließung wie bei seinem Eintreten für die sozialen Forderungen der Bau­ern und für die staatliche Ordnung. Aber di« ungeheuerlichen, noch heutigen Tags fortwirkenden Mißdeutungen, die Luther dabei trafen, zeigen handgreiflich, daß zur Durchführung des praktischen Christentums in den oft geradezu satanischen Ver­worrenheiten unserer Welt jene überlegene Kraft des Glaubens gehört, oie den Reformator gelegentlich sprechen ließ:Niemand ist weniger in der Welt als ein Christ, und niemand ist mehr weltlich als ein Christ." Je tiefer die'Christenheit in diesem Glauben Wurzel faßt und je wirksamer sie ihn betätigt, desto mehr erlebt sie eine innerste Reformation, und desto inniger findet sie sich zusammen.

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Vom Rathaus.

Nach Verlesen des letzten Sitzungsberichts eröffnet Stadt­schultheiß Göhner die Sitzung. Es wird sogleich in die Ta­gesordnung eingetreien. Der Vorsitzende erstattet Bericht über die Vorstellung der drei Bewerber zur Besetzung der steten Schutzmannsstelle und gibt eine neuerliche Zuschrift des Mini­steriums des Innern bekannt, wonach dasselbe darauf besteht, daß ein aus der Schutzpolizei heroorgegangener Versorgungsan­wärter eingestellt wird. Zwei aus der Stadt eingegangene Ge­suche können daher nicht berücksichtigt werden. Nachdem sich die Bewerber persönlich dem Kollegium vorgestellt haben, findet nach längerer Aussprache geheime Abstimmung statt, worin die Wahl mit starker Mehrheit auf den Oberwachtmeister a. D. Wolpert aus Mergentheim fällt, welcher als einziger von den Bewerbern im Besitz des Zivilversorgungsfcheins ist. Die Ein­stellung erfolgt am 1. November. Vor Antritt der kalten Jahreszeit ist es notwendig, den Winterbedarf an Gasöl (35 Tonnen) für das städt. Elektrizitätswerk einzulegen. Der Auf­trag wird an die Deutschamerikanische Petroleums-Gesellschaft vergeben, deren Vertreter das niedrigste Angebot (12 -4l für 100 Kla.) gemacht hat. ER. Pfeiffer bittet hiebei um ein« Un­tersuchung des Gases, welches mit schwachem Druck und schlecht brenne. Der Vorsitzende erwidert hierauf, daß die Schuld nicht am Gas, sondern an den alten, engen, naphtalin-verstopsten Rohrleitungen liege, die erneuert werden müßten. Auch die ER. Conz und Knecht klagen über schlechtes Brennen und schwache Heizkraft, während.GR. Baeuchle die Gasverhält­nisse in der Uhlandstraße nicht bemängeln kann. Die Beschaf­fung von Einfriedigungspflanzen für den mittleren Teil des Friedhofs und die neue Schulhausanlage (Hainbuchen, Thujah- setzlinge usw.) wird vom Kollegium beschlossen. Nach längerer Debatte, an der die ER. Baeuchle Knecht, Pfeiffer, Stauden­meyer, Psrommer und May teilnahmen, wird der Auftrag zur Lieferung der Pflanzen der Gärtnerei Mast erteilt. Eine Eingabe des Verbandes der Gemeinde- und Staatsarbeiter, Gau Stuttgart, um Einführung einer Ruhelohuordnung für die städt. Arbeiter wird vom Gemeinderat angesichts der schlechten Finanzlage der Stadt abschlägig beschießen. Die Einführung einer solchen Ordnung muß einer späteren Zeit Vorbehalten blei­ben. GR. Haile weist darauf hin, daß selbst große Städte heute nicht in der Lage seien, eine solche Belastung zu tragen. Ein Gesuch um VerwAigung «ner Wohnumgspramie. wirb un»

l ter Voraussetzung, daß di« zu stellenden Bedingungen erfüllt sind, genehmigt. Zur Teilnahme an einem Rohrschweißkurs in Stuttgart wird Vorarbeiter Hemmerle auf Beschluß des Gemeinderats entsandt werden. Ein zu beanstandendes Bau­projekt von Gastwirt Maier betr. Ausbau eines ehemaligen Brauereigebäüdes in dessen Anwesen an der unteren Brücke wird vom Kollegium besprochen und beschlossen, ein Dispensa­tionsgesuch zu befürworten. Der Fußballverein hat um lleber- lassung von Rollwagen und Arbeitsgerät gebeten für die Ar- Aiten am neuen Sportplatz. Das Kollegium beschließt, das Rollmaterial abzugeben, jedoch von einer lleberlassung von Ar­beitsgerät abzusehen. Nach Erledigung einiger verwaltungs­technischer Fragen und eines Gesuchs um Bürgschaftsverlänge- rung (Baudarlehen) gibt der Vorsitzende zur Kenntnis, daß sL-^ch'mngsjahr 1924 das Städt. Elektrizitätswerk 388 622 KW. erzeugt hat. Davon sind 309 836 KW. verkauft worden zu einem Preis von 86 977 Der Verbmuch hat sich seit dem letzten Rechnungsjahr um 22 Prozent gesteigert, während die Stromverluste sich auf 20,7 Prozent verringert haben Zur Zeit arbeitet das Werk mit allen Maschinen und bezieht noch Strom vom GET. Teinach, um den Bedarf decken zu können. Ein« Er­weiterung des Werks wird im nächsten Jahr unausbleiblich sein, vor allem ist der Anschluß an Teinach zu verbessern, damit das Werk den steigenden Anforderungen entsprechen kann. Ohne den letzten Ausbau des Werkes und die Beschaffung des Diesel­motors wäre dasselbe heute durchaus unzulänglich. Der vom Elektrizitätswerk bei der Kreditbank in Anspruch genommene Kredit beläuft sich auf 6469,24 -41. Der Eemeinderat nimmt Kenntnis von einem Erlaß des Treuhänders für Markablöfung der württ. Gemeinden in welchem die Stadt aufgefordert wird, ihre VermögensverhLltnisse dar-ulegen und zu prüfen inwie­weit die Gemeinde in der Lage sei, Anleihen aus Altbesitz höher aufzuwerten. Die Beschlußfassung hierüber wird bis zur näch­sten Sitzung ausgesetzt. Der Vorsitzende gibt noch bekannt, daß der Ausscheller fein Amt niedergelegt habe und daß das Bau­projekt Pfeiffer im Kapellenberg infolge der hohen Unkosten in ein Zweifamilienwohnhaus umgewandelt wird. GR. Pfeif­fer stellt eine Anfrage betr. schlechten Zustand des Teuchelweges nach der Steinabfuhr; der Vorsitzende antwortet, daß der Unter­nehmer den Weg wieder instand zu setzen habe und schließt hier­auf die Sitzung.

Konzert des Kirchengesangvereins.

Mit wenigen Worten sei nochmals auf das Bachkantaten­konzert am morgigen Sonntag hingewiesen. Wenn auch die Pfle­ge Bachscher Kantaten hier nicht neu ist und im Laufe der Jah­re schon an die 20 Kantaten hier zur Aufführung gekommen sind, erlebt man jedesmal, wenn man wieder in den Schah die­ser unvergänglichen Werke hineingreift, Entdeckersteuden, wie bet keinem anderen Musiker. Das Kantatenkonzert von Walther Reinhart in der Stiftskirche in Stuttgart, bei dem unser Ver­ein vor 14 Tagen etwa 80 Mann hoch vertreten war, hat ge­zeigt, wie ungemein die Anziehungskraft dieser Musik in den letzten Jahren gewachsen ist, und daß wir mit einer gewissen Bevorzugung Bachscher Musik durchaus auf dem rechten Wege sind.

Die ReformationskantateGott der Herr ist Sonn und Schild" ist ja vom Bachfest her hier noch in guter Erinnerung; sie kann sich an Größe und Glanz beinahe messen mit der ande­ren Reformationskantate, die wahrscheinlich 1739 auf die 200- jährige Einführung der Reformation in Sachen geschrieben wurdeEin feste Burg". Der erste Chor, der in seiner gewal­tigen Ausdehnung und gigantischen Größe kaum irgendwo sei­nesgleichen hat, trägt die erste Strophe des Lutherliedes so vor, daß sie Zeile für Zeile die Choralmelodie zum Motiv reich­ster, wunderbarster Gestaltung macht. Die zweite Strophe schil­dert den Kampf der Menschheit gegen den Teufel, das Böse. Wie im ersten Chor ist das Orchester glänzend gehalten, zu den Streichern treten Holzbläser, und dazwischen schmettern Trom­peten ihre Fanfaren. Als Gegenstück zu dem Eingangschor von Ein feste Burg", in dem die Melodie (cantus firmuS) von den Trompeten, und im Kanon einen Taft nachher von den tie­fen Bässen ausgeführt wird, bringt der Chor, mit dem wir das Konzert beginnen,Nun lob mein Seel den Herrn" den cantuS firmus im Sopran. Bewundernswert ist, wie bei diesem Chor jede einzelne Zeile selbständig den Sinn der Zeile musikalisch deutet und ausschöpft. Gerade dieser Chor hat in jüngster Zeit einen wahren Siegeszug durch die Weli gemacht. Zwischen diese Stücke im großen Stil ist eine Tenorkantate geschoben, in der Bearbeitung von Herrn Aichele, ein herrliches Stück, das von 3 Stimmen, einer Geige, einer Flöte und einer Oboe lieb­lich begleitet wird, freilich auch von der Kunst des Sängers sehr viel verlangt. Herr Ackermann-Stuttgart wird an Stelle de- verhinderten Herrn Deinert sein Können in unfern Dienst stel­len. Wir hoffen von diesem Konzert eine tiefe Wirkung auf di« Zuhör«.

Wetter für Sonntag und Montag.

Der Hochdruck über dem Kontinent hält gegenüber der nord­westlichen Depression stand. Für Sonntag und Montag ist viel­fach heiteres und trockenes Wetter zu erwarten.

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Station Teinach, 30. Okt. Das Los Nr. 3 des Fischwassers vom Teimrchbach wurde gestern zum wiederholten Male verpach­tet. Bei der ersten Verpachtung erzielte die mit dem Dürrbach etwa 4,5 Kilometer lange Strecke 650 -4t, dieser Betrag wurde nur durch Leidenschaft der Steigerer erzielt. Bei der dann gleich darauf folgenden gemäßigteren zweiten Versteigerung wurden für diesen Teil dann -4t 320 geboten. Die Forsidirektion geneh­migte diesen Satz nicht, und deshalb folgt« das dritte Aufgebot, was ein Ergebnis von 370 -4t erzielte. Früher wurde die ganze Strecke des Teinachbaches, nebst Zuflüssen, die etwa 23 km betrug, an einen Pächter um jährlich 1020 -4t vergeben, jetzt wurden vier Lose gebildet und dafür, vorbehaltlich des Zuschlags der Forstdirektion für den noch nicht zugesagten dritten Teil, rm ganzen 1461 -4t gesteigert. Neben dieser Pachtsumme haben die Pächter zusammen einen jährlichen Einsatz von 25 000 St. Brut und ca. 1000 Stück Halbiährling« zu leisten. Dre Staatssportel beträgt für di« ganze Pachtzeit von 12 Jahren auch noch ca. 1753 ^tt. Endeffekt: das Forellenessen wird teuer!

Wildberg, 30. Okt. Bei herrlichstem Wetter empfing der hie­sige Turnverein am Morgen des vergangenen Sonntags den Stuttgarter Turngau auf dem kühlen Berg. Nach dem Rück­marsch über das Sulz« Eck, wurde in d« oberen Stadt eine kurze Rast gemacht, während dies« die verstärkte Kapelle um« Fritz Ohngemachs bewährt. Leitung konzertierte. Auf dem Sperl- platz begann dann das große Kunstturnen, welches mit den Ul» mer allgem. Freiübungen eingeleidet wurde; und es ist nicht zu­viel gesagt das Beste vom Besten wurde geboten. Mit großer Sicherheit und Eleganz wurden die vollendetsten Gipfelübungen ausgeführt; begleitet von flotter Walzermusik, so daß man von der bequemen Schäferlauftribüne aus einen herrlichen Ausblick genoß. Zu rasch waren die genußreichen Stunden vergangen, I und auf baldiges Wiedersehen hoffend, setzte der Stuttgart«» Turngau seine Wanderung nach Caüv fort.