Calw, den 19. Oktober 1935

Die Kirchweih ist da!

Wenn der Acker bastägliche Brot" ge­geben hat und das Erntegut in den Scheu­nen geborgen ist, beginnen aut dem still werdenden Land die Kirchweihfeiern. Eine Zeit des Frohsinns und des guten Lebens b richt an, die hier beim allgemeinen Kirch­weihfest am dritten Oktobersonntag ihren Höhepunkt zu erreichen pflegt. Nach der Ernte sind Küche und Keller wohlbestcllt. Die Haus­frau kann aus dem Bollen schöpfen und tut das gerne: Kirbeschmaus und Kirbekuchen zeugen vorn Werk ihrer fleißigen Hände. Aber auch der Hausherr ist nicht müßig. Er setzt seinen Stolz in einen guten A > rbetrunk und weiß den Tag mit den Seinen froh zu ge­nießen.

Daß die Städter der Kirchweih nicht abhold sind, versteht sich, denn auch sic feiern gern. Wenn Herbstnebel den sanften Oktobertag verschleiern und das Laub zur Erbe fällt, hal­ten sie es mit dem Dichter:Die blauen Tage brechen an, und che sie verfließen, wir wollen sie, mein wackrer Freund, genießen, ja ge­nießen!" So werden sie auch morgen wieder aufs Land hinaus wandern, um gemeinsam mit dem Bauern das Kirchweihfest beim hol­den Wein zu feiern. Das wird ein Tag leib­licher Freuden mit schmetternder Kirbemusik und Kirbetanz. Wer mit Sen Fröhlichen froh ist, wird am Abend sagen können: die Welt und das Leben sind schön!

Die Werbewelle der NSDAP, hat begonnen

Die Werbewoche der NSDAP, in unserem Kreis hat gestern abend in Hirsau begon­nen. Pg. Forstmeister Schiebt sprach zu einem Zuhörerkreis von wohl 160 Volks­genossen über:Hitler ist die Partei, die Partei i st Deutschland."

Ist auch der Zusammenschluß des deutschen Volkes schon seit 2>z Jahren vollzogen, so soll doch durch diese Versammlungen das Band wieder fester gezogen werden. Wir haben ja allen Grund zu Vertrauen und Dankbarkeit. Unseres Führers kühne Tat, der Austritt aus dem Völkerbund, trägt jetzt ihre Früchte. Deutschland kann, ungestört von den Konflikten, die der italienisch-abessi- nische Krieg heraufbeschwört, seiner Aufbau­arbeit nachgchen. Ganz Neues ist entstanden. K.d.F." gibt auch dem Arbeiter Teil an der deutschen Heimat: er sieht sie mit offenen Augen. Wie. empfänglich waren unsere nord­deutschen Gäste, wenn ihnen bei uns die Schönheit des deutschen Waldes gezeigt wurde. So werden sie auch umso tr-uer sein, wenn es gilt, für diese Heimat zu kämpfen. Wer hätte je zu hoffen gewagt, daß Deutsch­land so bald wieder ein Volkshecr haben würde? Vor 2 Jahren noch hatte selbst der Führer davon gesprochen, daß in 15 Jahren eines da sein würde, und jetzt schon ist es da: mit seinen überaus modernen, durchschlagen­den Waffen ein starker Schutz für Deutsch­lands Friedensarbeit.

Bei so ungeheuren Leistungen, wer mag sich da noch an den unvermeidlichen Schwie­rigkeiten des Uebergangs stoßen?! Die Ar­beitslosigkeit hat stetig abgenommen: daran können auch keine Boykottvcrsuche' seitens der Judenschaft des In- und Auslandes etwas ändern. Die maßloie Boykotthetze der tschechischen Juden zog wohl Sie natürliche Folge nach sich, daß Deutschland kein tschechi­sches Holz mehr erhielt: aber schon bemühen sich die tschechischen Walöbesitzer, die ja den größten Schaden davon haben, daß wieder normale Handelsbeziehungen hergestcllt werden. Wir dürfen deshalb auch getrost in die Zukunft sehen. In unseren Versamm­lungen aber wollen wir uns gegenseitig stär­ken und ermutigen, damit unsere Bewegung

Wie wird das Wetter?

Boraussrchtliche Witterung für Sonw und Montag: Fortsetzung des vorwiea« trockenen und auch zeitweilig aufheiternd aber wenig beständigen Wetters.

dastehe als ein starker Wall, an dem alle Gegnerschaft wirkungslos abprallt.

Lieder und Sprechchöre von HI. und VöM. bildete» Auftakt und Ausklang für die pak- kenden Worte des Redners.

Die Gaufilmstelle der NSDAP.

führt von nächster Woche ab im Kreis Calw den GroßfilmDie Reiter von Deutsch - Ostafrika", der von der Film­zensur das Prädikatstaatspolitisch wertvoll" erhielt, vor. Das Beiprogramm enthält neben der neuesten Wochenschau einen Sportfilm,

die Ausscheidungswettkämpfe für die Olym­piade 1936 von größtem Stil, welcher beson­ders die Turner interessieren dürfte. Der Film läuft am Montag, den 21. Oktober in Neuweiler: am Dienstag, den 22. Okt. in Hirsau und am Mittwoch, den 23. Okt. in Altburg.

Da die Filmstclle der NSDAP, jedem Volksgenossen durch Darbietung wertvoller Filme bei billigen Eintrittspreisen den Be­such dieser Veranstaltungen ermöglicht, steht zu erwarten, daß die Bevölkerung regen Ge­brauch von dieser Gelegenheit macht.

Einführung der Beigeordneten auf dem Ealwer Rathaus

Bürgersteuer 1936 wie im Vorjahr

Die Einführung der Beigeordneten

Nach Bestätigung des Vorschlags des Par­teibeauftragten des Kreises durch die Auf­sichtsbehörde hat der Bürgermeister der Stadt Calw die Parteigenossen Verwaltungs­direktor Dirr und Architekt Burk als Beigeordnete berufen und zu ehrenamtlichen Beamten der Stadt ernannt. Die feierliche Einführung, Verpflichtung und Vereidigung der Beigeordneten, welcher sich die Ueber- rcichung der Anstellungsurkunden anschloß, erfolgte zu Beginn der letzten Beratung des Bürgermeisters mit den Natsherren der Stadt.

Bürgermeister Göhner richtete vor der Verpflichtung eine Ansprache an die Bei­geordneten, in welcher er sie auf ihre Auf­gaben und Pflichten hinwies, sie unter Be­zugnahme auf ihre Berufsvorbildung und -erfahrung als wertvolle Mitarbeiter be­grüßte und dem aus fester Ueberzeugung heraus geäußerten Wunsche auf eine ver­trauensvolle Zusammenarbeit zum Wohle der Stadt Ausdruck gab. Aufgabe der Bei­geordneten ist es bekanntlich, den Bürger­meister nicht nur zu vertreten, sondern vor allem ihn durch Mitarbeit zu unterstützen. Sie werden vom Bürgermeister über alle Gemeinöefragen laufend unterrichtet und nehmen an den Beratungen mit den Nats­herren teil. Die Beigeordneten sollen die Fühlung zwischen Rathaus und Einwohner­schaft aufrecht erhalten und Wünsche aus dem Kreis der Bevölkerung, die der Stadt zum Nutzen gereichen, dem Bürgermeister über­mitteln.

Neuer Tarif für gewerblichen Licht- und Kraststrom

In der Beratung des Bürgermeisters mit den Natsherren wurde zunächst eine Aen- derung des Strompreises für ge­werblichen Licht- und Kraftstrom behan­delt. Bor Jahresfrist ist bekanntlich ein Haus­haltstarif für Stromabnehmer eingeführt worden, der sich für den Verbraucher recht vorteilhaft ausgewirkt hat. Schon damals war man sich darüber im Klaren, daß es billigcr- weise nur eine Frage der Zeit sein könne, auch den gewerblichen Licht- und Kraftstrom- abnchmern entsprechende Vergünstigungen cinzuräumen. Die Verwaltung der Stäöt. Werke hat nun einen solchen Tarif ausge­arbeitet. In seinem Wesen ähnelt derselbe dem bestehenden Haushalttarif, denn auch er ent­hält einen festen, monatlichen Vereitstellungs- preis und einen beweglichen Arbeitspreis.

Für den Kraftabnehmer errechnet sich der Bereitstcllungspreis aus Zahl und Kilowatt- Stärke der angeschlossenen Motoren, für ge­werbliche Lichtabnehmer bildet der Flächen­gehalt der Labenräume und Büros oder der Schaufenster und Ncklameschilder die Berech- nungsgrundlagc. Eine' billige Sonderrege­lung ist für Gastwirtschaften vorgesehen. Der Arbeitspreis beträgt durchweg 10 Rpfg. für die Kilowattstunde. In dem Tarif ist eine Sicherung eingebaut, die den Abnehmer davor schützt, unvorteilhafter abzuschneiben wie bei der seither üblichen Berechnung des Stromverbrauchs. Wer den neuen, jeweils für ein ganzes Kalenderjahr geltenden Tarif wählt, setzt also gar nichts aufs Spiel und kann nur gewinnen. Bei Anmeldung bis

Neuer Tarif für gewerblichen L.rom

1. November wird bereits der Septemberver­brauch nach dem neuen Tarif berechnet.

Die Wahl ist für jedermann freiwillig, leidg­lich die Reservestromabnehmer treten nicht in den Genuß der Tarifvergünstigungen: mit der Reichsbahn als Stromabnehmcrin wird eine besondere Vereinbarung getroffen. Der seitherige Verbraucherrabatt fällt natürlich im neuen Tarif fort, desgleichen die Miete für den ersten Zähler. Die Einführung des Tarifes bedeutet für das städt. Elektrizitäts­werk einen Jahresausfall von über 5000 RM. Die Verwaltung hofft indessen, durch den ge­gebenen Anreiz zum Mehrverbrauch einen Einnahmenausgleich zu erzielen.

An Hand einiger praktischer Beispiele zeigte Obersekretär Sch laich, der Verwalter der Städt. Werke, die Vorteile des Gewerbetrei­benden bei Wahl des neuen Tarifs auf. Die Ausführungen des Bürgermeisters über die Ausgestaltung des Tarifs, welche durch Bei­geordneten Dirr kurz ergänzt wurden, fan­den bei den Natsherren, von denen die Parteigenossen Widmaier und Pfeiffer Anregungen gaben, Zustimmung. Der Bür­germeister wird den neuen Tarif alsbald in Kraft setzen.

Die Bürgersteuer 1936

Ein Erlaß des württ. Innenministeriums verpflichtet die Gemeinden, nicht nur die Bürgersteuer 1936 in gleicher Höhe wie im Jahre 1935 zu erheben, sondern mit Ernst nachzuprüfen, ob nicht infolge der Haushalt­lage und im Hinblick auf die Gemeindeauf­gaben eine Erhöhung dieser Steuer verfügt werden muß. Wenngleich nun die Vermögens­lage der Stadt keine schlechte ist, muß doch die Haushaltslage als ungünstig bezeichnet werben. Besonders die Erhöhung des städt. Anteils an der Kreisverbands-Um- lage um etwa 25 000 NM. bereitet Ser Stadt Sorgen.

Dieser gewaltige Mehraufwand ist durch die Neuordnung des Straßen- wesens bedingt, wonach nicht mehr wie früher jede Gemeinde (je nach der Länge der ihr zugehörigen Straßen) an der Auf­bringung der Straßenunterhaltungskosten be­teiligt ist, sondern die letzteren auf alle Ge­meinden umgelegt und mit der Kreisver­bandsumlage erhoben werden. Der Bürger­meister hat mit Rücksicht darauf, daß dieser Mehraufwand zwei Prozent der Gemcinöe- umlage ausmacht, eine Eingabe an den Gemeindetag gerichtet, in welcher die Not­wendigkeit einer Entlastung der Stadt von diesem hohen Straßenbaukostenanteil darge­tan wird. Der Erfolg der Eingabe bleibt vor­erst abzuwarten.

Trotz der nicht geklärten Lage vertrat der Bürgermeister und dahin ging auch der Rat der Ratsherren die Ansicht, von einer Erhöhung der Bürgersteuer 1936 Abstand zu nehmen und in der Hoffnung auf ein weite­res Anwachsen der Steuerkraft den Versuch zu wagen, mit dem Steuersatz des Vorjahres durchzukommen.

'''schließend wurden in nichtöffentlicher Beratung die Verlängerung von Baudar - lehcn, der Nachlaß von Wertzuwachs­steuer und anderweitige Angelegenheiten der Verwaltung behandelt.

Schwarzes Brett

vartrlamlUL. RaLdruck verboten.

Calw, de» 19. Oktober 1935

Uutervan« 11/128, Unterbaunsührer. Am Sonntag morgen 7.30 Uhr treten sämtliche Führer des Unterbanncs vom Kamerad­schaftsführer ab am Haus der Jugend in Calw an. Karten mitbringen! Besprechung des Geländespiels gegen Unterbann Neuen­bürg.

Großfunksender Mühlacker zeitweilig außer Betrieb

Der Großrundfunksenber Mühlacker w! wegen dringender Ueberholungsarbeiten c Funkturm vom 21. Oktober ab auf elw 31 Wochen wochentäglich bis 16 Uhr außer Betrieb gesetzt. An seiner Stelle übernimmt der Rundfunksender Stutt­gart-Degerloch auf der gleichen Welle den Sendebetricb wochentäglich bis 16 Uhr.

Kurzschriftkurse in Calw

In Calw führt die Ortsgruppe der Deu' schen Stenografenschaft ab kommenden Dien-, tag wieder Unterrichtskurse für Anfänge, und Fortgeschrittene durch. Heute ist di Kurzschrift zu einer Fertigkeit geworden, d' nicht nur jede Maschincnschreiberin, sonderi auch jeder Angestellte und Beamte beherr­schen muß. Näheres über die Kurse im An­zeigenteil.

Lichtspiele Badischer Hof, Calw

Amphitryon"

MitAmphitrvon" schuf dieUfa" ein Filmwerk vorbildlicher Unterhaltungskunst, das mit neuen Jöeecn erfolgreich zum alten Ziel gelangt. Reinholb Schünzel, der Mann der Ueberraschungen, bleibt sich nicht nur treu, sondern übertrifft sich noch, wenn er uns bis zum Olymp einer himmlischen Fröhlichkeit führt. Der FilmAmphitryon" gelangt am Samstag Abend und Sonntag Mittag und Abend in den Lichtspielen Bad. Hof zur Ausführung.

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Gechinge«, 18. Okt. Gegenwärtig ist hier das Hagebuttcnsammeln im Heckengelänbe in vollem Gange. Heuer wurde zum erstenmal auch zum Sammeln der sehr groß geratenen Schlehen aufgefordert, mit dem Ergebnis, daß 100 Zentner Schlehen angeliefert wur­den. Bei 4.50 Mark für den Zentner ergab das einen ansehnlichken Betrag.

Pforzheim, 18. Okt. Am Mittwoch kurz nach viertel zehn Uhr hat sich in der Bleich­straße ein 31 Jahre alter lediger Mann in dem Augenblick, als er von der Kriminal­polizei verhaftet werden sollte, mit einem Re­volver einen Schuß in die linke Vrustseite bcigebracht. Er starb bald darauf. Gegen­wärtig schweben Verhandlungen mit dem bekannten nordischen Asienforscher Sven Hedin wegen eines Vortrags in Pforzheim.

Knittlingen, 18. Okt. Ein unfreiwilliges Bad im Weinzubcr nahm ein hiesiger Land­wirt. Als er in der Kelter beschäftigt war, versuchte" er auf eigenartige Weise den Neuen": Auf der Traubenmühle bekam er durch ein Mißgeschick das Uebcrgewicht und stürzte kopfüber in den vollen Maischezuber.

Ans dem Murgtal, 18. Okt. Bei Kirsch­baumwasen stürzte ein holländisches Auto, das von einer Dame gesteuert wurde, als es in einer engen Linkskurve einem Lastkraft­wagen ausweichen mußte, in den dortigen Stausee. Glücklicherweise war das Wasser des Sees bis auf 1 Meter abgelassen, sonst wären die beiden Insassen, die mit dem Schrecken und einem Bad davonkamcn, wohl ertrun­ken.

Handball in Hirsau

Die Hirsauer Handballspieler, die am ver­gangenen Sonntag in Hochdorf einen ein­wandfreien 5:2-Sieg (Halbzeit 1:3) erringen konnten, werden morgen gegen Haiterback, das vierte Pflichtspiel austragen. Mit Rück­sicht auf die Spiele in Calw wurde der Spiel­beginn auf 4 Uhr verlegt.

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Oberkollbach, den 18. Oktober 1935.

Todesanzeige

Verwandten und Bekannten die schmerzliche Nach­richt, daß unser lieber Vater, Schwieger- und Großvater

Daniel Kraft

unerwartet rasch in die Ewigkeit abgerufen wurde.

In tiefer Trauer:

Familie Jakob Lörcher Familie Adam Dittus, Alzenberg Familie Gottl. Kling, Allburg die Tochter Margarete Kraft

Beerdigung Sonntag mittag 2 Uhr.