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Amtliches Organ äer N. §. v. A. P.

Alleiniges Amtsblatt für alle Stadt- und Gemeinde-Behörden des Kreises Lalw

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Nationalsozialistische Tageszeitung

Mwerlayblatt

Nr. 2S8

Calw, Donnerstag, IS. September 1SS5

2. Jahrgang

Ein Kollektivmandat über Abessinien?

Vorschläge des Fünferausschutz angenommen Innere Anleihe in Italien

Genf, 18. Septeniber.

Die Vorschläge zur Regelung des italienisch, abessinischen Streites sind vom Fünferausschuß Mittwoch vormittag endgültig an- genommen worden. Nachdem sie bereits Dienstag abend der italienischen Abordnung durch Laval und der abessinischen Abordnung durch Eden offiziös zur Kenntnis gebracht worden sind, wurden sie den beiden Abordnun­gen Mittwoch nachmittag durch Madariaga als Vorsitzendem des Fünferausschusses amtlich unterbreitet. Die Antworten der italienischen und der abessinischen Regierung werden für die nächsten Tage erwartet. Daraufhin soll der Rat zu einer neuen Prüfung der Lage zu­sammentreten.

lieber den Inhalt der Vorschläge verlauten hier gewisse Einzelheiten, die jedoch angesichts der strengen Geheimhaltung des Planes mit Vorbehalt aufzunehmen sind. Der Plan soll von dem Grundsatz einer finanziellen, Wirt- chaftlichen und verwaltungsmäßigen Hilfe» eistung für Abessinien ausgehen. Diese Hilfe oll unter der Aufsicht des Völkerbundes zum Zweck der Modernisierung des abessinischen Staatswesens gewährt werden. Die Spitze die­ser Organisation, die auf eine internationale Regierung hinauslaufen würde, solldervom Völkerbundsrat zu ernennende Oberste Berater bilden. Ihm und den ihm untergebenen Beamten soll eine inter­nationale Polizeitruppe'zur Ver­fügung stehen, jedoch soll vorgesehen sein, daß weder der Oberste Berater noch seine beiden Stellvertreter einer der drei angrenzenden Mächte angehören, also weder Franzosen, Eng- länder oder Italiener sein dürfen. Der gleiche Grundsatz soll für die Zusammensetzung der internationalen Polizei gelten. Während so eine politische und militärische Kontrolle über Abessinien ausgeschlossen wäre, sollen im Rah- men dieses Kollektivmandates die Wirtschaft- lichen Bedürfnisse Italiens weitgehend berück­sichtigt werden. Auch wird von einem gebiet- lichen Ausgleich im Süden und im Osten Abessiniens gesprochen, wobei daran gedacht sein soll, Abessinien gegen die Abtretung der Provinzen Ogaden und Danakil einen Ge- bietsstreifen entlang der englisch-französischen Eomaligrenze mit Zeila und Dschibuti zuzu­teilen. Diese territorialen Fragen sollen jedoch bis zur Annahme des Planes als Erörterungs­grundlage offen bleiben.

Zank an »ie SA.

Tagesbefehl des Chefs des Stabes, Viktor Lutze Berlin, 18. September.

Der Chef des Stabes, Viktor Lutze, hat Nachstehenden Tagesbefehl an die SA. erlassen: Die Tage von Nürnberg sind vorüber. Viele Arbeit wurde geleistet. Große Opfer wurden gebracht von jedem einzelnen. Allen Teilnch- mein, insbesondere auch den Führern und Männern des Aufmarschstabes, spreche ich an dieser Stelle meine Anerkennung aus.

SA.-Männer! Ihr habt dem Führer gezeigt, daß die SA. fester und härter, disziplinierter, sauberer und fanatischer hinter ihm und seiner Idee steht denn je! Der Beweis hierfür lag in Eurer Haltung, Eurem Blick! Mit tiefbeweg, tem Herzen, erfüllt von einem unbändigen Glauben an den Führer, habt Ihr Nürnberg verlassen. Mit diesem Befehl seid Ihr wieder in Eurer Heimat, zu Euren Einheiten gesto- ßen, und nach diesem Befehl werdet Ihr künf- tig handeln: Die SA. wird kämpfen unter Ein- satz aller Kräfte, bis zur höchsten Hingabe! Sie wird marschieren, bis der letzte Deutsche in unserer Bewegung steht. So will es der Führer und so marschieren wir. DaS ist der Weg zu Freiheit, Arbeit und Brot, Lutze."

Die Oberste SA.-Führung gibt bekannt: Nachdem die Umstellung der SA. nunmehr durchgeführt ist un"jdie SA. im alten Geist wieder einheitlich und geschlossen steht, müssen «uch äußere Unterschiede fallen. Es gibt daher tuch nicht mehr verschiedene, sondern nur noch »rausilberne Aermelstreifen. AusführungS- Bestimmungen über die Umänderung ergehe« MLuitia.

Entscheidung des ikal. Ministerrakes auf Sonnabend vertagt

Der italienische Ministerrat hat sich ent- gegen der ursprünglichen Erwartung nicht von neuem in grundsätzlicher Weise mit dem italie- nisch-abeffinischen Konflikt befaßt. Der nächste Ministerrat wird am kommenden Sonnabend zu einer neuen Sitzung und voraussichtlich zur Stellungnahme zu den Genfer Verhandlungs- ergebnissen zusammentreten.

Der wichtigste Beschluß des heutigen Mini- sterratS betrifft die Auflegung einer inneren Anleihe, deren Ertrag, wie es in dem amt­lichen Bericht heißt, für die Verteidigung der italienischen Kolonien bereitgestellt wird. Die Anleihe wird zum Zinssatz von 5 v. H. und zum Kurs von 95 ausgegeben. Der Termin für die Auflegung und den Schluß der Zeich­nungsliste wird noch bekanntgegeoen.

Außerdem hat der Ministerrat zum AuS- gleich der zu erwartenden Unterbilanz im lau- lenden Rechnungsjahr die Erhöhung der Um- absteuer und der Vermögenssteuer sowie ein«

Erhöhung des Larises der Eisenbahn» und Lastkraftwagentransporte genehmigt. _

Steuer- und Tariferhöhungen in Nalien

Zu der am Mittwoch vom Ministerrat be- schlossenen Erhöhung verschiedener Steuern sowie zu der Einführung einer Gebühr aus den Lastkrastwagenverkehr und der Herauf­setzung der Bahnfrachttarife wird in einer amtlichen Mitteilung erklärt, die Regierung hoffe, mit diesen Maßnahmen schon im lau­fenden Rechnungsjahr den zu erwartenden Fehlbetrag derart herabsetzen zu können, daß der Voranschlag für das neue Rechnungsjahr 1936/37 in Einnahmen und Ausgaben aus­geglichen vorgelegt werden kann. Die von der Bevölkerung verlangten Opfer, die unter den wirtschaftlichen Verhältnissen des vorigen Jahres allzu belastend gewesen wären, könn­ten unter den heutigen Verhältnissen bei ver- ringerter Arbeitslosigkeit und Mederbelebung von Industrie, Handel und Landwirtschaft gefordert werden.

Mit der neuen inneren Anleihe will dif italienische Regierung zeigen, daß sie zu einer Zeit, wo sie vorübergehend die Gewinne aus Jndustriepapieren beschränke, nicht im ge­ringsten zögere, den Sparern, die zur Staats, anlerhe das Bertrauen haben, durch Er- Höhung des Zinssatzes eine besondere Ver» günstiguna stu aewäbren.

Abessinien prüft die Vorschläge des Fünferausschusse^

Die abessinische Regierung unterzieht gegen» wärtig die Vorschläge des Fünferausschusses einer eingehenden Prüfung. Es verlautet, man sei der Auffassung, daß diese Vorschläge den letzten Vorschlägen Abessiniens fast gleich­kämen und daher annehmbar erschienen.

In der britischen Gesandtschaft werden um­fassende Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Einige Gebäude wurden mit getarnten Verteidigungs- Mitteln versehen. Eine im Ausland verbreitete Meldung, wonach die Kaiserin die Hauptstadt verlassen haben soll, hat sich als unzutreffend berausgestellt. In Addis Abeba laufen ständig Nachrichten ein, nach denen an der Grenze von Eritrea große italienische Truppenbewe­gungen beobachtet werden.

Völkerbund erwägt Sanktionsmatznahmen

Oesterreich als Schlüsselstellung zum Sanktionsblock notwendig

London, 18. September.

Pressemeldungen aus Genf zufolge sind dort streng vertrauliche Besprechungen über die Frage der Anwendung von etwaigen Sühnematznahmen gegen Italien geführt worden. Die Anregungen hätten sich aber nur auf wirtschaftliche Sühnemaßnahmen bezogen.

Dabei soll, wie Reuter berichtet, eine inter­nationale Autorität erklärt haben, Oester - reich habe die Schlüssel st ellung. Angenommen, es sei möglich, zu verhindern, daß Italien auf dem Seewege bestimmtes Material erhalte, dann liege die Frage der Belieferung vom Lande her über Frankreich, die Schweiz, Oesterreich und Jugoslawien nahe. Wenn Frankreich und Jugoslawien Sühnemaßnahmen zustimmen würden, die

Haltung Oesterreichs aber ungewiß bleibe, dann würde die Schweiz keinen Schritt tun können.

Nach den letzten Nachrichten auS Gens unterscheiden sich die am Dienstag vom Fün­ferausschuß sertiggestellten Vorschläge nicht 'wesentlich von den Pariser Vorschlägen Eng- lands und Frankreichs. Infolgedessen wird, ganz abgesehen von den zahlreichen eindeu­tigen Aeußerungen Mussolinis und der ita- lienischen Presse, mit einer Verwerfung des Schiedsplanes durch Italien gerechnet, und es wird befürchtet, daß in absehbarer Zeit derAngrifsausAbes- sinien beginnen werde. Nach Mel­dungen aus Addis Abeba dürfte die Regen­zeit am 27. September ihr Ende finden. Da der Boden dann noch mehrere Tage auf-

Nationalpolitischer Schulunterricht am Staatsjugendlag

Berlin, 18. September.

Amtlich wird mitgeteilt: Um den durch den Staatsjugendtag entstandenen Störun- gen vorzubeugen und um Schwierigkeiten für die Führer des Jungvolks zu beseitigen, hat Reichsminister Rust durch Erlaß vom 14. September 1935 angeordnet, daß an Samstagen in allen Schulen grundsätzlich kein lehrplanmä­ßiger Unterricht erteilt wird. An den Bestimmungen des Staatsjugendtages wird hierdurch nichts geändert, d. h., nach wie vor gelten alle zum Jungvolk und Jung- mädel gehörenden Schüler und Schülerin­nen einschließlich der Führer an diesem Tage als beurlaubt. Für alle übrigen Schüler und Schülerinnen findet an diesen Tagen nationalpolitische Schulung durch dieSchule statt. Durch die Hit- lerjugend wird der Staatsjugendtag also wie bisher nur für das Jungvolk und die Jungmädel gestaltet, da die Frage der Be­urlaubung des Jungarbeiters und des Lehr- lings bisher noch nicht gelöst ist.

Der Erlaß hat folgenden Wortlaut:

Um eine bessere Durchführung des Staats- uaendtages und eine geregelte Unterrichts- ührung zu gewährleisten, ordne ich an, daß nach den Herbstferien in den Volksschulen (Grund- und Hauptschulen), in den mittleren und höheren Schulen am Staatsjugendtag kein lehrplanmäßiger Unterricht mehr erteilt werden darf. Der Staatsjugendtag soll in Zukunft ausschließlich der »ationalpolitischen Erziehung dienen.

Eine Uebertragung der dadurch ausfallen­den Unterrichtsstunden aus die übrigen fünf WschWtäge ist sUr die mittler en und höheren

Schulen auf die Dauer nicht tragbar, ferner muß der bisherige Wochenstundenplan aus 6 Tage verteilt bleiben. Daher mutz ei« weiterer, sechster Unterrichtstag als Ersatz für den Staatsjugendtag eingesügt werden. ZaS Kat rur Folge, daß die sechstiigigc vchulwoche fortan ständig um je einen Tag weitergleitet.

Diesergleitende Sechstageplan" wird so­wohl den Unterricht zu seinem Recht kommen lassen wie auch einer Ueberlastung der Schü­ler Vorbeugen. Er ist mit Beginn des Unter­richts nach den Herbstferien an allen mitt­leren und köderen Schulen durchzuführen.

Krer'SötWzWrn für SochMuler»

Berlin. 18. September.

Für das Wintersemester 1935/36 (nur-. dieses!) hat der Reichserziehungsminister folgende Hörer-Höchstziffern festgesetzt:

Universitäten: Berlin 6900, Frank- furt 1700, Köln 2600, Leipzig 8300, Ham­burg 2100, München 5400. Münster 2900.

Technische Hochschulen: Berlin 2000, Dresden 1600. München 2100. Han­delshochschulen: Berlin 550, Leipzig 350.

Antragsteller auf Neuimmatrikulationen sind in folgender Reihenfolge zu berücksich­tigen: Alte Kämpfer der NSDAP, einschließ­lich der Mitgliedsnummer 1000 000; Wehr- Machtsangehörige, die ihr Studium auf An­ordnung ihrer militärischen Dienststellen zur späteren Verwendung im Heeresdienst durch­führen und Studenten, die bisher zwei oder mehr Semester an den Universitäten Königs­berg und Breslau, an der Handelshochschule Königsberg oder an den Technischen Hoch- lLuleu BreSlau und Daniia. studiert staben

geweicht und morastig bleibt, werden kein« militärischen Operationen der Italiener vo» den ersten Oktobertagen er­wartet.

144 britische Flotteneinheiten zwischen Gibraltar und Aden

Die britischen Flottenansammlungen im Mittelmeer und im Noten Meer sind in vol­lem Gange. Insgesamt sind zwischen Gibral­tar und Aden 144 Schiffseinheiten versam­melt. 28 davon liegen vor Alexandria, SO längs der Küste von Palästina, 6 im Kanal von Suez, 20 vor Aden. Tie übrigen 70 Schiffe liegen vor Gibraltar. Dauernd treffen noch weitere Verstärkungen ein. Aus den kleinen Inseln vor den Akaba Golfs im Roten Meer werden überall Depots für dis Versorgung der Schisse angelegt. Um die Verbindung dorthin aufrechterhalten zu kön- neu, werden die Straßen auf der Sinai- Halbinsel ausgebessert und Wasserstellen an- gelegt. Am Dienstag haben zwei italienische U-Boote, begleitet von britischen Kreuzern, den Suezkanal südwärts durchfahren. In Alexandrien macht sich bereits eine erhebliche Steigerung der Lebensmittelpreise bemerkbar.

Englands Truppenverschiffungen dauern an

Die englischen Truppenverschiffungen nach Malta und Aegypten dauern an. Am Mittwoch tritt das 7. englische Husarcnregi- ment von England aus die Reise nach Aegyp­ten an. Die englischen Abendblätter be- schränken sich auf die Veröffentlichung von Lichtbildern, die Szenen beim Abschied aus den Verladebahnhöfen zeigen.

In Gibraltar sind gestern die briti­schen SchlachtschiffeHood" undRenown", ferner das zweite Kreuzergeschwader und sechs Fahrzeuge der 6. Zerstörerflotille ein­getroffen. Vier Zerstörer sind bereits am Vortage in Gibraltar eingetrosfcn.

Die Blätter veröffentlichen ferner einen Bericht, wonach 12 Italien. U-Boote auf dem Wege nach Südenunter dem wach­samen Auge patrouillierender britischer Zer- störer" den Suezkanal vassiert baden.

S72191 MSANkge...

Genf, 18. September.

Nach dem Bericht des Nansen-Amtes an den sechsten Ausschuß der Völkerbundsver- sammlung gibt es gegenwärtig 972 191 Flüchtlinge in den verschiedenen Teilen der Welt, darunter 700 000 Russen. 200 000 Armenier. 7000 Assyrer und Assyrochaldäer. 3300 Saarflüchtlinge und 60 Türken. Außer- dem gibt es noch Tausende statistisch nicht erfaßter Flüchtlinge. Die vorhandenen Geld­mittel reichen aber, wie weiter mitaeteM wird, nicht aus, um den wachsenden Anfl'» cken der Flüchtlingssürsorge zu genügen. ^