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Amtliches Organ äer N. Z. v. A. P.

Alleiniges Amtsblatt für alle Stadt- und Gemeinde-Behörden des Kreises Laliv

Nr. 283

2. Jahrgang

Ein diplomatischer Schachzug Abessiniens

Konzeffionsvertrag mit einer englisch-amerikanischen Gesellschaft auf 75 Jahre

London, 1. September.

Zwei englische Blätter überraschen heute morgen ihre Leser mit der Behauptung, daß der Kaiser von Abessinien gerade in diesen Tagen politischer Hochspannung umfang» reicheKonzessioncn, diesichüber große Teile Ostabessiniens er­strecken, an eine englisch-ameri. konische Gesellschaft vergeben habe.

Der Sonderkorrespondent derNews Ehronicle' in Addis-Abeba meldet, daß der Kaiser am Freitag einer englisch-amerika­nischen Gesellschaft mit dem Sitz in London eine bedeutungsvolle Konzession zur Aus. beutung der Mineral- und Petroleumschätze Abessiniens gewährt habe. In Addis-Abeba werde vorläufig strengste Geheimhaltung beobachtet, doch sei mit einer amt- lichen Erklärung am Samstag zu rechnen. Die Konzession, bei der es sich um 4 MillionenPfund Sterling handeln werde, beziehe sich aus die Ausbeutung der Bodenschätze von Gebietsteilen, zu denen auch das südliche Harar an der Grenze derOgadenwüste gehören soll.

AuchDaily Telegraph' veröffentlicht in allergrößter Ausmachung eine Meldung ihres Sonderberichterstatters aus Addis Abeba, die sich auf diese Konzessionsertei­lung bezieht. Darnach soll es sich um die bri- lisch-amerikanlicheAsrican Exploitation and development Corporation' handeln, der das Recht auf die Ausbeutung der Pe- t r o l e u mv o r ko m m e n der Mine­rn lschätze und der sonstigen na- türli che n Hilfsquellen vonhalb Abessinien' für die Zeit von 75 Jahren gewährt worden sein soll.

8s handle sich, so schreibt der Korrespon­dent, um das wichtigste und weittragendste Ereignis in der Geschichte Abessiniens. EZ sei beabsichtigt, die Petroleumfelder durch den Vau einer ungefähr Svü Kilometer län­gen Rohrleitung mit Geludia und von dort aus mit einem Hafen am Roten Meer zu ver­binden. Der größte Teil des erforderlichen Kapitals von ungefähr 1v Millionen Pfund Sterling werde in Reuhork aufgebracht wer­ben. Man rechne damit, daß bereits in den nächsten Wochen Geologen und Bohrsachverständige in Abes, sinien eintrefsen werden, um die ersten Untersuchungen anzustellen. Es sei anzunehmen, daß die Einnahmen Abessiniens aus dieser Konzession in den nächsten vier oder fünf Jahren auf etwa 3 Millionen Pfund Sterling sich belaufen dürften.

Ein KommuniquS über den Konzessions­vertrag, den die abessinische Regierung mit dem Bevollmächtigten der Asrican Ex­ploitation and Development Corporation' abgeschlossen hat. ist bisher nicht ver­öffentlicht worden, dagegen ist an Tatsachen folgendes bekannt: Der Vertrag wurde am 29. August unterzeichnet. Die Verhandlungen sür die Gesellschaft führte F. W. Nickett, eine bekannte internationale Finanzpersönlichkeit. Der Vertrag über­trägt für 75 Jahre das alleinige Recht zur Ausbeutung von Oel, Mineralien und son­stigen Bodenschätzen im Osten Abessiniens aus die genannte Gesellschaft. Das Konzes- sionsgebiet beginnt an der Grenze von Eri­trea. läuft dann längs des 40. Längengrades südlich bis an den Hauwasch-Fluß. Von dort geht die Grenze zur Eisenbahn Addis. A b e b aD sch i b u ti und dann in süd­westlicher Richtung bis zum Rudolph- See an der Grenze von Kenya. Das An- lagekapitalist auf50Millionen Dollar festgesetzt worden. Außer, dem bestimmt der Vertrag, daß die Regie- rung von Abessinien jährlich bis zur voll­ständigen Fertigstellung der Ausbeutungs­anlagen je 5 Millionen Dollar erhält. Die Gesellschaft wird von den Oelfeldern eine Rohrleitung in einer Länge von etwa 500 Kilometern von Geludia über Harrar nach . dkm Meer legen lasten. ' - .

England rückk zunächst ab

Die englische NachrichtenagenturPreß Association' meldet am Samstag mittag 12.30 Uhr, daß in britisch-amtlichen Kreisen von der Vergebung von Konzessionen an bri. tische und amerikanische Interessenten nichts bekannt sei. Solange eine amtliche Be­stätigung in London nicht eingetrosfen sei, fei man nicht geneigt, der Angelegenheit eine unangemessene Bedeutung beizulegen. Die Negierung habe nicht einmal Kenntnis da­von gehabt, daß Verhandlungen geführt worden seien. Ferner werde erklärt, daß der Unterhändler Nickett weder amtliche, noch nichtamtliche Unterstützung von der briti- schen Regierung erhalten habe, die bei meh­reren Gelegenheiten zum Ausdruck gebracht habe, daß sie vom Tanasee abgesehen keine wirtschaftlichen Interessenten in Abes­sinien habe. Bei dieser Gelegenheit werde daran erinnert, daß Eden im Unterhaus am 9. Juli mitgeteilt habe, daß die britische Ne­gierung die abessinische Regierung dahin­gehend unterrichtet habe, daß sie es vorziehe.

den Abschluß jedes Abkommens ymaiiszii- schicben. weil die britische Negierung nicht wünsche, irgendwelche Schritte zu tun, die den gegenwärtigen Streit zwischen Italien und Abessinien erschweren könnten.

Ueberraschung in Frankreich

Die Meldung über den in Addis Abeba Unterzeichneten Vertrag, der eine englische Ge­sellschaft für 75 Jahre zur Ausbeutung der Bodenschätze in einem Gebiet berechtigt, das über die Hälfte von Abessinien ausmacht, hat in Paris große Ueberraschung hervorgerufen. Der Londoner Berichterstatter desEcho de Paris" nimmt zu diesem Ereignis wie folgt Stellung: Durch ein aufsehenerregendes Manö- der hat England feinen Willen bekundet. Der englische Löwe streckt seine Pranke über Abessi­nien aus, und wehe dem, der sie berührt. Die englische Regierung schafft eine tatsächliche Schutzherrschaft über Abessinien und verlegt Italien den Weg. ES ist wahrscheinlich, daß die römische Regierung gegen die Gewährung dieser Zugeständnisse Protest erheben und gel­tend machen wird, daß sie im Geaensatz zum

Dreiervertrag von 1906 und zur'italienisch- englischen Vereinbarung von 1925 ständen? Aber England werde Mussolini daraufhin^ beim Wort nehmen, der kürzlich erklärt habe? daß Italien die Rechte Englands zu achten' gedenke.

Italiens Haltung

Von zuständiger italienischer Seite wird am Samstagabend erklärt, daß amtliche italienische Kreise vorläufig zu dem Abschluß des Kon­zessionsvertrages nicht Stellung nehmen könn­ten, da bisher nur aus Zeitungsnachrichten etwas darüber bekannt sei. Wie verlautet, hat jedoch die italienische Regierung durch ihre Botschaft in London Nachforschungen über den wirklichen Tatbestand anstellen lassen. Man hält es für unerläßlich notwendig, daß sowohl die englische wie die amerikanische Regierung baldigst klar zum Ausdruck bringen, wie sie zu den aufsehenerregenden Nachrichten stünden. Man erblickt in hiesigen politischen Kreisen in dem Abschluß des Vertrages zwischen dem Negus und der Analo-Amerikanischen Gesell­schaft, falls die Nachrichten darüber zutreffen, einen Bruch sowohl der von England ein- gegangenen internationalen Verträge wie der von Amerika kürzlich abgegebenen feierlichen Neutralitätserklärung.

Moskau soll seine Versprechungen hatten

Scharfe amerikanische Erklärung gegen die Sowjetpropaganda in USA.

Washington, 1. September.

Die amerikanische Regierung hat in einer von Staatssekretär Hüll ausgcgcbenen öffent­lichen Erklärung, die allerdings nicht in Form einer Rote nach Moskau ge­sandt wurde, insehrdeutlichcrForm zu verstehen gegeben, daß die künf­tigen freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjet­union einzig und allein von der strengen Jnnehaltung des sow­jetrussischen Versprechens der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten des ameri- kanischen Volkes abhängen.

Die diesbezügliche Erklärung Hulls lautet: Die kürzliche Note der Vereinigten Staaten und die Antwort der Sowjetunion werfen die Frage aus, ob die Sowjetregie­rung unter Verletzung des ausdrücklichen UebereinkommenS bezüglich ihrer Anerken­nung durch die Vereinigten Staaten im Jahre 1933 auf ihrem Staatsgebiete Orga­nisationen oder Gruppen dulden will, die solche Unternehmungen planen oder leiten, die den Umsturz der Politischen oder sozialen Ordnuna der Vereiniaten Staaten bezwecken.

nach etngeyender Würdigung des frühe­ren Notenwechsels zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion wird in der Erklärung Hulls weiterhin festgestellt, daß die in den vorerwähnten Noten der Sowjet­regierung abgegebenen Versprechungen durchaus klar und keineswegs zweideutig ausgedrückt seien, und daß sich die Sowjet- regierung unzweifelhafter Mißachtung ihrer gegebenen Versprechungen schuldig gemacht habe. Die amerikanische Regierung, die sich in früheren Verbalnoten bereits darüber beschwert habe, daß die Sowjetregierung ihre Versprechungen nicht in die Tat umsetze und die angesichts der wachsenden Unsicherheit in den internationalen Beziehungen und der sich daraus ergebenden gefährlichen Folgen hin­sichtlich des Friedens und der wirtschaftlichen Erholung tief besorgt sei, habe in der Note vom 25. August ernsthaft versucht, der Sow- jetregierung die Heiligkeit ihrer gegebenen Versprechungen vor Augen zu führen, um eine weitere Entwicklung der freundschaft­lichen und amtlichen Beziehungen sowie eine wertvolle Zusammenarbeit auf vielen nütz­lichen Wegen zu ermöglichen. Wenn die Sow­jetregierung in ihrer Antwortnote die Ab­sicht zum Ausdruck aebrackt babe. ibr Ner-

Der Anfall des LloyddampfersEisenach"

Drei Seeleute fanden den Tod DieEisenach" nach Dover eingeschleppt

London, 1. September.

zwischen dem

Neber den Zusammenstoß mglischen LinienschiffRamillies' und dem deutschen DampferEisenach', bei dem drei deutsche Seeleute den Tod fan­den, liegt, wie Reuter meldet, nunmehr ein Bericht der britischen Admirali- i ä t vor. Danach befand sich die ..Ramillies'

aus der Fahrt von Sheerneß nach Portlano, um an den Herbstmanövern der Heimatflotte teilzunehmen. Der Zusam­menstoß mit derEisenach' erfolgte 9 See­meilen südwestlich von Dover am Freitag um 19.39 Uhr. Es wehte Südwestwind und die Sicht war infolge starken Regens schwach. DieRamillies' und dieRenown" standen derEisenach' bei. bis sie von dem aus Dover herbeigeeilten Bergungsdampfer ins Schlepp genommen war. Drei Mann der Be­satzung der Eisenach wurden verwundet an Bord derRamillies' genommen, erlagen dort jedoch ihren Verletzungen. DieRamil­lies', die leicht beschädigt wurde, befindet sich in Portsmouth, um dort unter­sucht und wenn nötig auf Deck genommen zu werden. Der Zwischenfall wird eine leichte Aenderung in den Plänen für die Nordsee­manöver der Heimatflotte notwendig machen. Wir Reuter weiter berichtet, hgben sich di«

deutschen Seeleute sehr anerkennend über die Hilfsmaßnahmen der englischen Schiffe aus­gesprochen.

Der DampferEisenach' konnte erst von zwei Schleppern nach stundenlangem Kamps mit schwerer See in den Hafen von Dover eingebracht werden. Die veröffentlichten Photographien zeigen, daß das Schiff am Bug gerammt worden ist und ein Loch von etwa zwölf Meter Breite ausweist.Evening Standard' veröffentlicht den Bericht eines Augenzeugen, wonach der hohe stählerne Bu^ des Kriegsschiffes wie ein Messer durch die Eisenach' hindurchgeschnitten hat, mitten durch das Schlasquartier der Heizer, die ahnungslos von dem Unheil überrascht wurden.

Nach einem beim Norddeutschen Lloyd in der Nacht zum Sonntag aus Dover eingegan- aenen Telegramm wird über die bei dem Zu­sammenstoß des DampfersEisenach" mit dem englischen SchlachtschiffRamillies" bedauer­licherweise eingetretenen Verluste an Men­schenleben endgültig folgendes mitgeteilt: Töd­lich verunglückt sind der Heizer Hinricks, der Hilfskesselwärter Besser (ursprünglich als vermißt gemeldet), sowie der Trimmer Kupka (der anfangs als schwer verletzt be­zeichnet wurde).

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sprechen, vre Langren der Komintern und ähnlicher Organisationen zu verhindern, durchaus nicht zu halten, so habe dies dem Gefüge der freundschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Ländern einen schweren Schlag versetzt. Schließlich sei es der Sowjet­regierung angesichts der offenen Sprache der von ihr eingegangenen Verpflichtungen un­möglich, ihr Versprechen, auf ihrem Hoheits- gebiete die gegen die politische und soziale Ordnung der Vereinigten Staaten gerichteten Bestrebungen zu verhindern, abzuleugncn. Die Sowjet leugneten auch nicht und könn­ten ihre Verantwortung sür die Durchfüh­rung ihrer Verpflichtung auch gar nicht ab- leugnen, weil ihre Herrschaft in ihrem Staatsgebiete unumschränkt und ihre Macht, die. Handlungen und Aeußerungen ihrer Organisationen und Untertanen innerhalb dieser Grenzen zu überwachen, unbearenzt sei/

Es bleibe abzuwarlen, in welchem Aus-, maße die in der Antwort der Sowjetregie? rung angedeutete Absicht, die in Wider­spruch mit den früheren Ver­sicherungen stehe, verwirklicht werde. Falls aber die Sowjetregierung weiterhin die Politik verfolge, Handlungen auf ihrem Hoheitsgebiet zu dulden, die eine Ein­mischung in innere Angelegenheiten der Vcr-' einigten Staaten darstellten, anstatt) solche Handlungen laut schrift­licher Verpflichtungen zu ver- hindern, dann könnten die freundschaftlichen und amt­lichen Beziehungen zwifchen den beiden Ländern ern st lichen Scha­den erleiden. Ob diese Beziehungen zwischen den beiden großen Nationen auf diese Art unglücklicherweise getrübt und die Möglichkeiten gedeihlicher Zusammenarbeit zerstört würden, hänge einzig und. allein von der Haltung und den Handlungen der Sowjetregie- runa ab.

Kommunisten-Terror in Madrid

Samstag mittag versuchte in Madrid eine Gruppe Kommunisten Flugblätter staatsfeindlichen Inhalts an die Arbeiter einer größeren Apparatesabrik zu' verteilen. Die Polizei schritt sofort ein und wurde, als sie die Kommunisten an der Aus­übung ihrer Absicht verhindern wollte, von, diesen mit Pistolenfeuer empfangen. Daraus, entstand eine Schießerei zwischen den beiden. Parteien? in deren,Verlauf, ein Kommunist) getötet, ein anUrer lebens gefähr l ich, verletzt) würde.

Die in 'letzter/Zeit^wiebers zünLMendem Attentate und Rgubüberfälle. lasten -daraus? schließen, daß auch in Spanier? verflicht lviW die Kominter-Parvlen durch Beunruhigung der BevölkerüngM? Geltung zu bringen.'