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Amtliches Organ äer N. 5. v. A. p.
Alleiniges Amtsblatt für alle Stadt- und Gemeinde-Behörden des Kreises Laltv
Nr. 252
Calw, Samstag, 31. August 1S35
2. Jahrgang
Der erste Flug durch Menschenkraft geglückt
Aeberraschende Versuche in Frankfurt — Ein neuer Markstein der Luftfahrt
Frankfurt a. M., 3». August.
Am Donnerstag, 29. August 1935, 18.1V slhr, gelang auf dem Flughafen Rebstock bei Frankfurt«. M. der erste Flug durch Menschenkraft unter amtlicher Kontrolle und Zeugen des Luftsportes und in Gegenwart der beauftragten Persönlichkeiten der Polytchnischen Gesellschaft Frankfurt, Geheimrat Wachsmuth und Ingenieur Ursinus.
Mit Zustimmung der Obersten Luftsport, kommission des Neichsluftsportsührers hat die Polytechnische Gesellschaft Frankfurt einen Preis von NOVO RM. für denjenigen ausgesetzt, der als erster in geschlossener Bahn ohne Zwischenstart und -landung den Boden zu berühren, einen Flug mit eigener Muskelkraft um zwei Wendemarken ausführt, die 500 Meter voneinander entfernt sind. Der Flugzeugführer Dünnbeil. Frankfurt-Main legte in einem von den Diplomingenieuren Haeseler und Vil. linger konstruierten, mit Propeller be- triebenen Flugzeug 195 Meter in einer Flug- höhe von einem Meter zurück.
Der Start erfolgte nach Auslösen eines Erd-Ankers, der in das Flugzeug hineinge- zogen wurde. Beim ersten.Start wurden 195 Meter in einer Flughöhe von 1 Meter zurück- gelegt. Ein weiterer Flug wurde am Freitag früh, den 30. August, 7.45 Uhr unternommen, dessen Ersolg eine Streckenlänge von 835 Metern wiederum in einer Flughöhe von etwa 1 Meter war. Der Führer des Flug- zeuaes ist Inhaber des C-Flieaeraußweises
Das mit Propeller betriebene Muskelslugzeug ist fachmännisch gebaut und zeigt außer- ordentlich saubere Werkstattarbeit. Die Versuche werden fortgesetzt. Wenn auch die erzielten Leistungen zur Erfüllung der außerordentlich schweren Wettbewerbsbedingungen noch nicht ausreichen, so dürften diese erst- malig gelungenen Flüge durch Menschenkraft einen Markstein in der Geschichte der Luftfahrt der Welt und Deutschland bedeuten.
Der Reichsluftsportführer, Oberst Lörzer, sandte an den Flugzeugführer und die Konstrukteure folgende Telegramme:
„Flugzeugführer Dünnbeil, Frankfurt a. M.
Sie haben die ersten Flüge durch Menschenkraft in der Welt vollbracht. Ich spreche Ihnen für diese epochemachende Leistung volle Anerkennung und herzlichen Glückwunsch aus!
„Diplomingenieure Haeseler und Villinger, Frankfurt a. M.
Ihren epochemachenden technischen Leistungen sind die ersten Flüge durch Menschenkraft gestern und heute zu verdanken. Für den deut- fchen Luftsport spreche ich Grünen meine beson-
Avilo „Grille" - ein neues EKist der deutschen Kriegsmarine
Berlin, 30. August
Der Aviso „Grille', auf dem am 26. August zum ersten Male die Standarte des Obersten Befehlshabers der Wehrmacht gehißt wurde, als sich der Führer zur Teilnahme an den Artillerieschießübungen der Kriegsmarine begab, ist ein für eine Reihe wichtiger Aufgaben erbautes neues Schiss der deutschen Kriegsmarine. Auf ihm sollen Admiralstabsübungsreisen und die Naviga- tionsbelehrungssahrten stattfinden. Auf diesem Schisse, das 115 Meter lang und 13,5 Meter breit ist, einen Tiefgang von 3,43 Meter und eine Wasserverdrängung von 2600 Tonnen besitzt, befindet sich die erste Hochdruckdampfanlage, die hier erprobt und weiterentwickelt werden soll. Die Geschwindigkeit des Avisos beträgt etwa 20 Seemeilen; er ist mit drei 10,5-Zentimcter-Geschützen, zwei 3,7-Zentimeter-DopPelflakgeschützen und zwei Maschinengewehren ausgerüstet.
Da das Schiff außerdem die Ausgabe hat, dem Staatsoberhaupt für Besichtigungsreisen zur Verfügung zu stehen, sind außer den Räumen für den Reichskriegsminister und den Oberbefehlshaber der Kriegsmarine auch Räume für den Führer und Obersten Vekehlshaber der Wehrmacht vorgesehen. - .
oere Aberkennung und herzliche Glückwünsche
Der Reichsluftsportführer gez. Loerzer."
Dem Reichsminister der Luftfahrt, General der Flieger, Göring, meldete der Reichsluft- sporftührer:
„Gestern und heute sind die ersten Flüge durch Menschenkraft in Frankfurt a. M. gelungen. Flugzeugführer Dünnbeil flog 235 Meter in 1 Meter Höhe. Erbauer des Flug- zeuges sind die Ingenieure Haeseler und Villin« ger.
Der Reichsluftsportführer
^ ^ gez. Loerzer". -_^
Mne Unterredung wit „Rhönvater" UrjinuS
Ingenieur Ursinus, der „Rhönvater', der den Gedanken des Menschenfluges durch eigene Kraft vor vielen Jahren
aufgegnffcn und sich seitdem in engem Zu- sammcnwirken mit dem Deutschen Luftsportverband ständig um seine Verwirklichung bemüht hat, betonte in einer Unterredung mit einem Pressevertreter, daß man heute noch mit den ersten Anfangsversuchen beschäftigt sei. Das Problem des Fluges durch Menschenkraft brauche bis zu seiner völligen - Durcharbeitung mindestens noch zehnIahre. So sei es beim Segelflug gewesen und ebenso bei dem Flug mit Motorkraft, der sich zunächst nur sehr langsam nach den ersten geglückten Versuchen der Gebrüder Wright entwickelt habe. Allerdings werde dann dieser Flug durch Menschenkraft der schön st e Sport werden, den man sich überhaupt denken könne.
Ingenieur Ursinus war es auch, der vor 8 Jahren die Polytechnische Gesellschaft in Frankfurt a. M. dazu bewegte,, den Preis,von
5000 RM. für den ersten gelungenen Flug durch Menschenkraft auszusetzen, der dann auch durch den Deutschen Luftsportverband/ genehmigt wurde, da dieser leider nicht in der Lage ist, aus eigenen Mitteln solche Preise auszusetzen. Uebrigens läuft das Preisausschreiben bereits am 2. September ab. Da heute an verschiedenen Stellen im Reich gleichzeitig an dem Problem des Fluges durch Menschenkraft gearbeitet wird — wie im Deutschen Luftsportverband bekannt ist —. so kann man vielleicht für die nächste Zeit noch auseinigeweitereUeberraschuii. gen hoffen.
Bei dem neuen Flugapparat, der jetzt in Frankfurt a. M. seine erste Probe bestanden hat. habe man nicht etwa, wie Ingenieur. Ursinus weiter berichtete, frisch darauf loskonstruiert, sondern die ganzen Versuche seien auf rein wissenschaftlicher Grundlage auwe- baut worden. Man habe mit genaue» Ve- rechnungen begonnen, um sich nicht aus de» glücklichen Zufall verlaßen zu müssen.
Von Beginn der Konstruktion an habe man ein bestimmtes Prinzip zielbe- mußt veriolat. -- >,
Abschied von den toten Arbeitskameraden
Die Trarrerfeier für die Opfer des Einsturzunglücks in der Reichshauptstadl
Berlin, 30. August.
Die Neichshauptstadt steht am Freitag im Zeichen der Trauer um die Opfer der Arveit. die an der Baustelle in der Hermann-Göring- Straße ihr Leben ließen. Die Fahnen aller öffentlichen Gebäude, sowie der Häuser der Partei, der Betriebe und Geschäfte und ungezählten Privatwohnungen wehen Halbmast oder sind umflort. Im Leichenschauhaus liegen 17 der Opfer in schlichten Eichensärgen aufgebahrt, die nur mit der Hakenkreuzfahne geschmückt sind. Gegen 7 Uhr marschieren vier Abteilungen des Arbeitsdienstes auf, um den Toten das Geleit zu geben. Je acht Mann tragen die Särge zu den bereitstehen- den Leichenwagen.
Die Feier vor dem Schloß
Der Trauerzug wurde bis zur Balustrade vor dem Schloß durch ein SA.-Ehrenspalier hindurchgeleitet. Der Lustgarten war in
würdigster Weise geschmückt. Arveltsdienst- männer heben die Särge aus den Leichenwagen auf 17 schwarze Postamente, die von zwei yoyen zcywarzen Pylonen ftannerr waren. Nach der Aufbahrung rückten die Formationen und Gliederungen der Partei an, SA-, SS., NSKK., DAF. Auch die Feuerwehr, der Luftschutz, die Technische Not- Hilfe und das Rote Kreuz haben Abordnungen entsandt. Bergleute in ihren Uniformen nahmen ebenfalls Aufstellung. Auf der Balu- strade marschierten die Fahnenabordnungen und der Musikzug der Leibstandarte Adolf Hitler auf. Am Fuße der Balustrade standen die Pioniere, eine Abordnung des Wachtregiments, eine Abteilung der Leibstandarte des Führers, sowie die Poli- zei. Kurz vor Beginn der Feier erschienen die Hinterbliebenen und die Ehrengäste, unter ihnen Neichsminister Dr. Goebbels. Dr. Fr ick, Reichsminister Kerrl, Reichs- organisationsleiter Dr. Lev. Stabschef
Italienische Unterseeboote vor Malta?
Kein Ausgleich der Meinungen — England verschifft Truppen u. Material
Die Pariser Morgenpresse vertritt allgemein die Ansicht, daß die gestrigen Unterredungen Lavals mit dem italienischen und dem englischen Botschafter nicht im geringsten zum Ausgleich der italienisch-englischen Meinungsverschiedenheiten beigetragen hätten. Erst von der Unterredung Lavals mit Eden am Montag verspricht man sich nähere Aufklärung darüber, Welche Aussichten für die Ueberbrückung der Gegensätze bestehen. Inzwischen findet in hiesigen politischen Kreise» die Ansicht weitere Verbreitung, daß der Völkerbundsrat zu dem klassischen Mittel eines Untersuchungsausschusses greifen könnte, um sich wenigstens vorläufig aus der heiklen Lage zu ziehen.
Der „Matin", der ebenfalls diese Ansicht vertritt, betont, daß man in diesem Fall von Italien und Abessinien die Verpflichtung fordern müßte, nicht zu den Waffen zu greifen, solange der Untersuchungsausschuß an Ort und Stelle arbeite. Das Blatt weist jedoch gleichzeitig auf die entschlossene Haltung Italiens hin und auf die energische Ablehnung jeder Sanktion.
Als Antwort auf die Entsendung englischer Kriegsschiffe zum Suezkanal habe der Duc« bereits starke See- und Luftstreitkräfte im Mittelmeer zusammengezogen. KV italienisch« U-Boote hätten Befehl erhalten, sich für Manöver bereit zu halten, die an der Südspitz« von Sizilien, d. h. in der Nähe von Malta stattfinden sollte». Außerdem seien stark« Luft- streitkräfte in Südsizilien zusammengezogen worden.
Eifrige Vorbereikmigen in Portsmouth für die Truppen- und Kriegsmaterial- Verschiffungen nach Malta , Nach einer von de; Preß Association per-
breiteten amtlichen Meldung gehört z« der Truppcnabteilung, die am Dienstag an Bord des Schiffes „Uralia' von Southampton zur Verstärkung der Luftabwehr nach Malta abfahren wird, auch eine kleine Abteilung von Offizieren und Mannschaften der königlichen Marine-Infanterie von Portsmouth. Diese würden hauptsächlich mit Aufgaben beschäftigt werden, für die sie besonders ausgebildet seien. Um wttche Art Ausgaben es sich handelt, wird in der amtlichen Meldung nicht aesaat.
„Daily Telegraph' berichtet: Der Holzdampfer „Bellerophon' l9 000 Tonnen), der vom Kriegsamt für Transportzwecke gemietet worden ist, ist gegenwärtig im Hafen von Portsmouth eifrig dabei beschäftigt. Geschütze und sonstiges Material für die Verstärkung der Flugzeugabwehr von Malta an Bord zu nehmen. Marineinfanteristen und Fußartil- leristen sind mit der Verladung beschäftigt und lange Reihen von Lastkraftwagen rollen durch die Stadt, um das Kriegsmaterial zu den Docks zu bringen.
10 000 italienische Soldaten in zwei Tagen durch den Suezkanal
In den letzten 48 Stunden haben 10 000 Italienische Soldaten auf Transportschiffen den Suezkanal nach Süden durchfahren.
Vom ägyptischen Ministerpräsidenten wer- den die Meldungen über den Abschluß eine? britisch-ägyptischen Bündnisses und über ein britisches Ultimatum an die ägyptische Regie- rung dementiert.
Der Einsall eines Nomadenstammes aut Französisch-Somaliland in Abessinien ist eir unpolitischer Zwischenfall gewesen. ES Han delt sich um den Versuch eines VichraubeS wie er hier öfters vorzukommen Pflegt.
Lutze, Retchspresieches Dr. Dietrich. Reichsleiter Bo uhler, Neichsarbeitsführer Hier!, Korpsführer Hühnlein, Neichs- mftsportsührer Loerzer, Generalleutnant Daluege und Generalleutnant Witz, leben. Für Ministerpräsident Göring war Staatssekretär Körner erschienen.
Um 10 Uhr beginnt die Trauerfeier. Die Leibstandarte Adolf Hitler spielt den Trauer, marsch aus Beethovens Eroica. Hieraus sprechen die Geistlichen beider Konfessionen. ES folgt das Lied: „Nichts kann uns rauben Liebe und Glauben zu diesem Lande', das der Arbeitsdienst vorträgt. Dann spricht der Generaldirektor der Deutschen Reichsbahn Dr. Dorpmüller.
Die Rede Dr. Leys
Anschließend spricht NeichsorganisationS- leiter Dr. Ley. Er sagt unter anderem: „Es ist, als ob das Schicksal sich den Segen der Arbeit, nachdem wir so lange durch die Geißel der Arbeitslosigkeit geschlagen worden sind, nur ganz schwer und hart «bringen läßt. Wir müssen nachholen, was in Jahren, ja fast in l'/r Jahrzehnten, vergessen und vernachlässigt wurde. Viele Millionen Menschen kamen hinein in die Arbeit. Sie sinder Arbeit entwöhnt und müssen erneut die Arbeit zu ihrem Inhalt machen. DaS alles birgt ungeheure Gefahren in sich. Das Leben i st Kampf, und Kampf ist das Lechen. Und die hier liegen in den Särgen vor unS, sind die Zeugen dieses unerbittlichen Kampfes. Sie sind Soldaten der Arbeit und wir wißen deshalb, daß die Führer in diesem harten Kampf um so mehr Verantwortung tragen müssen. Wir werden erklären, daß wir jeden, der diese Verantwortung in diesen schweren Tagen des Kampfes um den Wiederaufbau Deutsch, lands vernachlässigt, anklagen werden.'
Zu den Hinterbliebenen gewandt, fuhr Dr. 8ey fort: „Ihr seid nicht allein. Mit euch ist das gesamte deutsche Volk. Das ist ja das gewaltige Werk des Führers. Wir sind wieder eine Gemeinschaft, «ine Familie, eines Blutes geworden. Der Führer läßt euch durch mich seine Grüße senden. Gestern abend sagte er mir: Sagen Sie diesen Männern und Frauen, die da trauern: Ich bin bei ihnen, ich grüße sie, ich denke ihrer in schwerem Schmerze.
So sind mit euch die Millionen des Volkes. Noch ein zweites laßt euch sagen, ihr Trauern- den: Der Tod dieser 19 tapferen Soldaten i st nicht umsonst, denn sie starben für Deutschland. Gerade deshalb, weil wir das Leben lieben und um dieses Leben kämpfen und dieses Leben gestalten und formen, deshalb hat der Tod für uns keinen Stachel mehr. Wir wissen, daß wir nicht umsonst leben. Richtet die Blicke aufwärts. Ihr Tod sei uns Mahnung, um so fester und um so unerschütterlicher wei- terzukämpfen. Wir geloben euch, ihr Soldaten der Arbeit, wir werden in diesem Aufbau nie Nachlaßen. Wir beuaen uns vor dem Schicksal