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Calw, den 10. August 1935
Oehmdernte in vollem Gang
Früher als sonst hat Heuer im Bezirk Calw die Oehmdernte begonnen. Bei öer Hitze und ungewöhnlichen Trockenheit ist es begreiflich, warum die Bauern so zeitig das Oehmd machen. Lassen sie cs stehen, wird cs von Tag zu Tag weniger, andererseits besteht jetzt die Möglichkeit, das Oehmd gut gedörrt cinzubringen. Der geringe Ausfall der Oehmdernte kann — so bedauerlich die Tatsache bleibt — keinen Anlaß zu übertriebenen Besorgnissen um die Futterversorgung geben. Die Heuernte war durchweg so ertragreich, daß eine Wiederkehr der katastrophalen Futterknappheit des Vorjahres nicht zu befürchten ist.
Gräberfunde im Kloster Hirsau
Bei den Bauarbeiten im Kloster Hirsau hat man in letzter Zeit einige interessante Funde gemacht. Als die Arbeiter vergangene Woche Entwässerungsgräben aushoben, stießen sie im südlichen Seitenschiff der ehemaligen Peterskirche auf ein ganz in Kalk eingebettetes menschliches Skelett. Der Kalk hatte das Gerippe so gut erhalten, daß es nahezu vollständig geborgen werden konnte. Beigaben wurden keine gefunden, auch von dem Holzsarg, in dem öer Tote vermutlich beigesetzt wurde, ist nichts mehr vorhanden.
Rund 10 Meter von dieser Grabstätte entfernt stieß man kurz darnach auf ein weiteres Grab. Dieser Tote ruhte in einer vollständigen Steinpackung. Der Grabdeckel trug keine Inschrift. Unter Leitung des ehemaligen Ausgrabungsleiters Dr. E. Schmidt (Stuttgart) wurde vergangenen Montag das
Warnung vor rigenmMigrn Preiserhöhungen
Das Gaupresfeamt der NSDAP, teilt mit: Es besteht Veranlassung, darauf hinzuweisen, daß die im Oktober vorigen Jahres festgesetzten Rindfleischpreise unverändert weiter gelten. Eigenmächtige Preiserhöhungen werden unnackisichtlich verfolgt.
Grab geöffnet. Das Skelett war ohne Beigaben und völlig zerfallen. Von beiden Gräbern konnten Alter, Geschlecht und Namen der Toten bis jetzt noch nicht festgestellt werden.
Beim Durchziehen der Seitengräben fand man vergangenen Mittwoch eine Steinplatte, auf der Gcburts- und Sterbetag, sowie die verschiedenen Kirchenämter von Elias Sprenger in lateinischer Sprache eingemeitzelt waren. Da man bis jetzt auf irgendwelche Spuren eines Grabes nicht gestoßen ist, nimmt man an, daß die Platte eine ehemalige Gedenktafel darstcllt. Elias Sprenger war von 1663—1665 Vorsteher der evang. Klosterschule in Hirsau.
Vor dem heiligen Kreuzaltar wurde noch ein drittes Grab gefunden. Eine dicke Schicht verkohlter Balken hatte die Deckplatte eingedrückt. Vermutlich handelt es sich bei diesem Toten um einen kath. Abt. Sicher kann das allerdings erst behauptet werden, wenn das Grab geöffnet ist. Mit der Oeffnnng soll noch solange gewartet werden, bis eine Stuttgarter Kommission die Lage des Fundorts archäologisch genau fcstgclegt hat.
Stuttgarter Ferienkinder in Neubulach
Auch in Neubulach hat der Fremdenverkehr in diesem Jahr erheblich zu- genommcn. Außer den im letzten Monat hier weilenden „Kraft-durch-Freude"-Urlaubern aus Oberschlesien und Sachsen haben hieran die am 16. Juli vom Stäöt. Gesundheitsamt Stuttgart entsandten beiden Ferienkolonien, bestehend aus je 25 Mädchen im Alter von 14—16 Jahren regen Anteil. Eine
der Kolonien ist im Gasthaus „zur Sonne" und die zweite im «Kurhaus Emil Schill" untergcbracht. Die Mädchen treiben sehr viel Sport und führen täglich kleinere Ausflüge in die Umgebung aus. Ihr munteres, fröhliches Wesen löst auch bei der Einwohnerschaft Freude aus- man gönnt den Grotz- stadtkindern ihren Landaufenthalt, der sicher reiche Früchte zeitigt, von Herzen.
Am 13. August werden die beiden Kolonien von zwei neuen abgclöst. Zum Abschied findet am nächsten Sonntag eine kleine Feier mit Aufführung eines Märchenspicles und Veranstaltung eines Fackelzuges im Garten des Kurhauses oder bei Negenwetter im Sonnensaal statt.
Ausstellung der Handwerkskarte
Die Handwerkskammer Reutlingen macht darauf aufmerksam, baß viele Angehörige des Handwerks die ausgegebenen Fragebogen für die Handwerkskarte statt ihrem Jnnungsobermeister direkt der Kammer zuleiten. Es wird dringend ersucht, die
ausgefüllten Fragebogen dem zuständigen Jnnungsobermeister zu übergeben, weil die Zusendung nach Reutlingen lediglich eine Erschwerung der Arbeit mit sich bringt.
Meisterprüfungen
Die Handwerkskammer Reutlingen veranstaltet, wie aus dem Anzeigenteil unserer heutigen Ausgabe ersichtlich ist, diesen Winter wieder Meisterprüfungen für die jungen Handwerker. Wir selbst möchten nicht versäumen, auf diese Gelegenheit Hinzu- iveiscn.
Wie wird das Wetter?
Unter dem Einfluß einer über Spanien und Südfrankreich gelegenen Störung ist für Sonntag und Montag wechselnd bewölktes, zu gewittrigen Niederschlägen geneigtes Wetter zu erwarten.
Stadt. Freibad Bad Liebenzell. Temperaturen: gestern mittag Master 21)4 Grad Celsius, Luft 28 Grad Celsius,' heute früh Wasser 21 Grad Celsius, Luft 19 Grad Celsius.
Zum Bannsportfest in Herrenberg
HJ.-Kamerade» des Bannes 126!
Am heutige» «nd morgigen Tag wolle« wir bei «nserem Bannsportfest in Herrenberg zeigen, was wir auf dem Gebiet der körperlichen Schulnng gearbeitet haben. Im Mittelpunkt nuferer Wettkämpfe steht -er Mannschasts-Vierkampf der beste« Kameradschaft in de« 27 Gefolgschaften des Bannes. Sie stellen unter Beweis» -atz es uns nicht darum geht» Einzelkönner zn züchten, sondern auch im Sport de« nationalsozialistische« Gemeinschaftsgedanke» voranznstellen. Wir habe« es durch de« Kamps der Hitlerjugend erreicht, daß nahezu die gesamte Jugend, selbst in de» entlegendsten Orte«, nicht nur weltanschaulich, sondern auch körperlich ertüchtigt wird.
I Darüber hinaus soll unser Tresse« wie am denkwürdige« 3V. Juni des vergangenen Jahres in Frenbenftabt z« einem erhebende« Bekenntnis zum Führer und seiner Weltanschauung werden. An jenem unvergeßlichen Abend habt Ihr euch in fanatischem Glaube« zn Adolf Hitler bekannt und ihm unverbrüchliche Treue gelobt. Heute find wieder finstere Mächte am Werk, die glauben, wie seit Jahrhunderten die Einheit des Volkes «nd vor allem der Jugend stören z« könne«. Ihnen wollen wir zeige», daß wir nur ei« Bekenntnis habe«: Deutschland. Heil Hitler!
Der Führer des Bannes 126 gez. Willy Waidelich, Bannsührer.
Bom Sommerfchulungslager Heidenheim des NS.-Lehrerbundes
Die Lagerkameradschaft des Kreises Calw schreibt uns: Sommerferien — Schulungslager — Ueberholung — nach neuer Lesart „Ueb-Erholung"! Wer wollte zunächst recht sich daran begeistern? Nur wenige schienen zu ahnen, daß mehr hinter der Sache steht als Drill und Dienst. Doch schon die Fahrt durchs schöne Schwabenlanö, vorbei an Teck und Staufen, war das Opfer eines Ferientagcs wert! Und was wartete auf uns in Heidenheim?
Droben in der Nähe der mächtigen Feste Hellenstein bezogen wir das 300 Mann stark belegte Lager. Kameraden aus den Kreisen Waldsee, Laupheim, Saulgau, Biberach, Nek- karsulm, Neuenbürg und Calw fanden hier für zehn Tage ein herrliches Plätzlein! Das Lager ist ringsum von stillem Tannen- und Buchenwald umgeben. Die Unterbringung ist ausgezeichnet: gesunde Mannschafts- un- Schlafräume und eine Küche, die an Sauberkeit und Güte kaum mehr was zu wünschen übrig läßt. Und was das schönste ist: von öer ersten Stunde umfaßt ein herrlicher Kameradschaftsgeist alle Lagergenossen, jung und alt, Studienrat und Bolksschullehrer, Katholik und Protestant. In herzlicher Eintracht tun sie den Dienst, alles brüderlich vereint, alles nur Deutsche.
Mit Sonnenaufgang weckt uns das Horn. Die militärische Disziplin fordert wohl die Hingabe der ganzen Kraft. Und bas tut wohl! Ordnung, Gefolgschaft, Kameradschaft sind Grundprinzipien des Lagerlebcns! Alke Schlacken fallen, die Gestalten werden straff und sehnig, — ein gesunder Schlaf und ein trefflicher Appetit, das ist der Lohn eines Tages. Frühsport, Flaggenhissung, wenige, aber wertvolle Vorträge, Singen, Spiele auf dem Sportplatz, Baden und Ausmärsche in die schöne Ostalb bilden das inhaltsreiche
Programm eines Tages. Selbst ein nächtlicher Alarm nach der ersten Morgenstunde und ein angeschlostener Nachtmarsch von fünf Stunden kann die prachtvolle Stimmung der Mannschaft nicht drücken! Frisch und kraftvoll klingen beim Rückmarsch die Lieber durch die eben erwachte Stadt Heidenheim.
Unvergeßlich bleibt jedem Teilnehmer die Fahrt auf den Hornberg zu den Segelfliegern! Ein Tagesmarsch führt zur Charlot- tcnhöhle. Es ist wirklich ein herrlicher Gedanke, gemeinsam mit den Berufskameraden einen Teil der Ferien in dieser fruchtbaren Weise zu verbringen. Kameradschaftsferien! Und als gestern abend der Kreis Calw vor seinem „Bau" in dieser neuartigen „Sommerfrische" saß, froh vereint um einen frischen Trunk, da war uns allen klar, daß wir recht viel mit heim in die kommende Tagesarbeit nehmen dürfen. Wir gedachten auch aller derer, die nicht mit uns „feiern" konnten, die aus irgend einem Grunde nicht mitgegangen sind. Gewiß das nächste Mal und dann mit Freude und Begeisterung! Diese Tage sind uns aber ein sichtbarer Beweis dafür, daß in unsrem Volke lebendige Gemeinschaftskräfte aufgebrochcn sind, die eine starke Zukunft wirken.
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Lagerfreizeit gewähren ferner: Schuhmacherobermeister Schüler, Calm. Schnhmachermcister Carl Schaub, Calw.
Schwarzes Nrett
Parteiamtlich. Nachtruck Verbotes.
Ca Iw, den 10. August 193 5
NSDAP. Kreis Calw, Krciskassenrevisor. Sämtliche Ortsgruppen- und Stützpunktlci» ter haben umgehend die Vcrmögcnsübcrsich- ten laut Rundschreiben 14/35 Verteiler 15 an die Kreisleitung Calw cinzusendcn.
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Nat.-Soz. Kriegsopscrversorgnng: Für die Teilnehmer nach Tübingen sind die Fahrkarten besorgt und werden ausgcgebcn am Sonntag morgen 6.10 Uhr auf dem Bahnhof Calw. Das ausgcgebcne Festabzeichcn, sowie Orden und Ehrenzeichen sind anzulcgen. Die Fahne geht mit!
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Bann 126 lBannbesehl!) Die Teilnehmer am Bannsportfest der HI. erscheinen feldmarschmäßig (Sommcrdicnstanzug), ferner bringen die Unterbanne ihre Gefolgschaftsfahnen mit.
HI. Unterbann Il/126. Sämtliche Jg., die am Bannsportfcst teilnehmen, treten am Samstag nachmittag um 3 Uhr in vollständiger Ausrüstung am Haus der Jugend in Calw an.
HI. Gefolgschaft 7/126. Das für Sonntag, 11. August angekündigte Fußballwettspicl in Zavelstcin findet nicht statt. Sämtliche Kameradschaftsführer und Scharführer begeben sich zum Bannsportfest nach Hcrrenbcrg.
Bad. Hof-Lichtspiele
„Der Fall Baskerville".
Für die Freunde des Kriminalfilms wartet „Der Fall Baskerville" mit einer ungewöhnlichen Häufung von Spannungen, Verwirrungen, Verwicklungen und Sensationen auf. In mitreißendem Tempo führt er in das rätselhafte Geschehen einer Nacht in der Villa des Admirals Morsten ein. Fast jeder einzelne der dort Anwesenden kommt in den Verdacht, die unersetzlichen Pläi/: eines Flottenpaktes entwendet zu haben. Eine aufregende Jagd nach dem unbekannten Täter beginnt und die Spannung reißt nicht ab, bis der wirkliche Dieb entlarvt ist. Die Stärke dieses Kriminalfilms ist, daß er das Ende an keiner Stelle im Voraus ahnen läßt. Die Regie hat hier Fabelhaftes geleistet, die Wirkung verdankt der Hilm vor allem den Darstellern, die alle am rechten Platz stehen. Die Besucher des am Samstag und Sonntag in den Bad.-Hof-Lichtspielen in Calw laufenden Filmes werden unerhört spannende Szenen erleben.
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Nagold, 9. August. Morgen mittag trifft vom Gau Franken kommend, ein KdF.-Ur- lauberzug hier ein. Etwa 150 Gäste werden in Nagold, der Rest in Altcnstcig untergebracht.
Neuenbürg, 9. August. Der Rucksack- und Badeöieb treibt sein Unwesen weiter. Gestern stahl er abseits liegenden Badegästen aus Pforzheim gegenüber der Haltestelle Engelsbrand aus dem Auto 150 RM.
Freudenstadt» 9. August. Auf der Generalversammlung der Federation Internationale Pharmaccutigue in Brüssel wurde Reichsapothekerführer Schmierer zum Vizepräsidenten der Vereinigung gewählt.
Kirchliche Nachrichten
Gottesdienste -er Methodistengemeinde« lEvangcl. Freikirche)
Sonntag, den 11. August Calw: 9.30 Uhr Predigtgottesdienst. 11 Uhr Sonntagsschule. 20 Uhr Abendprediqt (Zeuner). — Mittwoch 20.15 Uhr Bibel- stunde. — Freitag 20.30 Uhr Singstund» vom Gem. Chor.
Stammheim: 9.30 Uhr Prebigtgottcs- üienst tZeuner). 11 Uhr Sonntagsschule. 14 Uhr Versammlung.
Oberkollbach: 9.30 Uhr Predigtgottesdienst. 11 Uhr Sonntagsschulc. 14 Uhr Versammlung. — Dienstag 20.30 Uhr Bibelstunde lZeuner).
Ottenbronn: 14.30 Uhr Sonntagsschulsommerfest (Zeuner).
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