Wir begrüßen Sttlers Rede"

London, 11. Juni.

Lord DavieS kommt in einer Zuschrift an dieTimes" auf die ReichstagSrede deS Führers zurück und erklärt: .Mir begrüßen Hitlers Siede, weil sie die Möglichkeit gibt, von neuem anzusangen. Jetzt ist es noch nicht zu spät, den Irrtum wieder gutzu­machen. der im Jahre 1919 begangen wor­den ist. als die Alliierten Deutschland aus dem Völkerbund ausschlossen. Alle Versuche, einen Krieg durch regionale Pakte. Bünd­nisse oder Ententen zu mildern oder zu lokalisieren, werden scheitern, so wie sie vor 1914 gescheitert sind. Nur ein sicher begründetes Regiment des Rech- tes wird genügen, um die Gefahr eines Krieges aus Europa zu verbannen."

Aufregung über die Mujjslini Reden

Paris, 11. Juni.

Mussolinis Ankündigung auf Sardinien, daß Italien sich durch nichts an der Durchführung seiner ostasrikanischen Pläne hindern lasse» werde und sich nicht um die öffentliche Welt­meinung kümmern müsse, veranlaßt den Pari­serMatin" zurmelancholischenFest- stellung, daß dieFront von Stresa" wirk- lich in die Brüche zu gehen drohe, wenn Eng- land und Frankreich Italien bei seinen abessi- nischen Planen keine Genugtuung zu geben versuchten.

Der LondonerDaily Telegraph" hingegen erklärt: Italien würde einen außerordentlichen Fehler begehen, wenn es sich einbilde, daß es die von Mussolini ins Lächerliche gezogene öffentliche Meinung verhöhnen und die ein­gegangenen Verpflichtungen mit Mißachtung strafen dürfe.

Weitere vier Divisionen EAtsgrz« Hemden mobilisiert

Rom, 11. Juni.

Nach der Besichtigung der zur Afrikareise be­stimmten Truppen durch Mussolini in Sar­dinien und der Ausfahrt der ersten Abteilun­gen setzen auch in anderen Häfen erneut grö­ßere Truppentransporte ein. Auf den DampfernBelvedere" undColombe" schiff­ten sich von Neapel ans die Bersaglieri mit größerem Kriegsmaterial ein. Zahlreiche Offi­ziere dieser Division traten von Livorno ans sie Seereise an. In Genua wurden 1500 Mann als Träger mobil gemacht, die in Afrika zum Ausladen der Schiffsfrachten bestimmt sind. Der italienische PersonendampferCesarc Battisti" ist bereits von dem sardinischen Hafen Cagliari mit größeren Truppenkontin­genten, die zur Division Sabandia gehören, ausgelaufen. Außerdem berichten die Zeitnn-

mengezogen werden.

Luflgestbivader derseuettreuzier"

Paris, 11. Juni.

Bei einem Massenaufmarsch der Front- kämpfervereinigungFeuerkreuz" in Al­gier sah man zum ersten Male auch Luftgeschwader dieses französischen Kampfbundes. Oberst Laroche besichtigte 3 0 Flugzeuge, die dann während des Vor­beimarsches von 15 000 Feuerkreuzlern in der Lust kremten.

Dr's /VK.-llol/csrvo/ckfa/rrt /tat rm ll'rnter/rr/fs- roer/c nieten Ae/rot/en.

Het/t r'/in werter sietfsrrt lpercket ÄrtAlreä cker tVL.-Vot/cswo/ri/a/rrtt

Schutz der nationalen Arbeitskraft

Ausbeutung durch Hungerlöhne wird mit Zuchthaus bestraft

«c. Berlin, n. Juni.

Da der nationalsozialistische Staat di« Arbeit zur Ehre der Ration erhoben hah wird auch die Arbeitskraft in der national­sozialistischen Gesetzgebung ihren besonderen Schutz finden. Der von der amtlichen Straf­rechtskommission ausgearbeitete Entwurf eines AbschnittesAngriffe auf die Arbeits­kraft" sieht Maßnahmen in folgenden Rich­tungen vor:

Schutz gegen Zersetzung deS »ölkischen Arbeitswillens; wer öffentlich oder böswillig den Arbeitsdienst verhöhnt und seine Einrichtungen verächt­lich macht, soll mit Gefängnis bestraft wer­den, ebenso, wer öffentlich zur Verweige­rung des Arbeitsdienstes auffordert oder aufreizt. Strafrechtlich geahndet sollen auch die Untergrabung der Manneszucht im Ar­beitsdienst und die Verletzung der gesetz­lichen Arbeitsdienstpslicht (Verweigerung der Arbeitsdienstleistung usw.) werden.

Weitere Strafbestimmungen sind vor­gesehen für Arbeitsverweigerung aus Arbeitsscheu, für Müßiggang, für Selbstverstümmelung, um in den Besitz öffentlicher oder privater Unterstützungen zu gelangen. Strafbar macht sich auch der­

jenige, der sich durch Trunk, Spiel usw. außerstande setzt, feinen Unterhalt zu ver­dienen oder seine Unterhaltspflichten zu er­füllen, ebenso daS Ausschicke» von Kindern zum Betteln.

Außer diesen Maßnahmen gegen Angriffe auf die völkische Pflicht zur Arbeit sind auch Schutzmaßnahmen gegen An­griffe auf die Substanz der na­tionalen Arbeitskraft vorgesehen. So wird man Gefängnis, in schwereren Fäl­len Zuchthaus verhängen, wenn geschäfts­mäßig Deutsche zur Auswanderung verleitet werden, wenn Schutzmaßnahmen für die Ar­beiter nicht oder in ungeeigneter Weise ge­troffen oder solche Schutzmaßnahmen bos­haft beschädigt werden. Neben Gefäng­nis auch Zuchthaus angedroht wird bei Angriffen auf die Ar­beit s f rr i h e i t, worunter die Aus­beutung der Arbeitskraft durch Hungerlöhne zu verstehen ist. Ge­wissenlose Verschleuderung von Betriebsmit­teln ist als Beeinträchtigung der Arbeits­gelegenheit zu ahnden, Denunziationen, die Angriffe auf den Arbeitsplatz des Denun­zierten sind, schließlich Aussperrung und Streik sind gleichfalls strafbar.

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Neueste Nachrichten

Wareutausch mit Oesterreich. Zwischen der Deutschen Reichsbahn und einer Wiener Kohlen-Großfirma wurde auf Grund einer Kompensation ein Lieferungsvertrag unter­zeichnet, der die Lieferung von 80 00V Lärchen­schwellen und 2000 Fcstmeter Lärchen-Rund- holz aus Oesterreich gegen 24 000 Tonnen Kohle und Koks aus dem Saar- und Nnhr- revier vorsieht. Die Lieferungen aus dem Ab­kommen haben bereits begonnen.

Ei« schweres Unwetter entlud sich gestern mittag an der Ostseeküste, das von wolken­bruchartigem Regen und schwerem Hagcl- schlag begleitet war. Auf den Feldern wur­den große Schäden angerichtet. Stellenweise wurden die ganzen Roggen- und Haferfelder vernichtet. Die Wiesen, die guten Graswuchs hatten, wurden zerschlagen. Verschiedene Bauern haben ihre gesamte Ernte verloren.

Französische Flottenmanöver. Während in Mittclfrankreich die französische Armee ein groß angelegtes Manöver veranstaltete, wie

cs seit Kriegsende noch nicht wieder ber Fall war, schickt sich die französische Flotte an, in ähnlich umfassende Weise zwischen dem 11. und 2V. Juni Uebungen im Atlantischen Ozean abzuhalten. Zu diesem Zweck werden die wichtigsten Teile der französischen Flotte in Brest zusammengezogen. Etwa 60 Kriegs­schiffe werden bei den Hebungen eingesetzt werden.

Antikatholische Knndgevnns in Edinburgh.

In Edinburgh ist cs gestern wieder zu hefti­gen antikatholischen Kundgebungen gekom­men. Der äußere Anlaß war die Verleihung des Ehrenbürgerrechts an den Premier­minister von Australien, Joseph Lion. Als Lion, Ser als frommer Katholik bekannt ist, in den Saal geführt wurde, kam es zu tumul­tarischen Unruhen, die fast 2V Minuten dauer­ten. Männer und Frauen sprangen auf die Stühle, schüttelten die Fäuste und riefenwir wollen keinen Papismus".

Auch Italien und die Tschechoslowakei zah­len ihre Kriegsschnldenrate an Amerika nicht. Nachdem bereits England die fällige Kriegs- schulöenrate nicht bezahlt hat, haben nunmehr auch Italien und die Tschechoslowakei die N « gierung der Vereinigten Staaten benachrich­tigt, daß sie Sic Mitte Juni fälligen Kriegs­schuldenraten nicht bezahlen werden.

Im Madrider Prozeß gegen die verräteri­sche katalanische Regierung, die am 6. Oktober die katalanische föderative Republik ansrief und Sie Bevölkerung Katalauicns zum be­waffneten Kampf gegen die Madrider Regie­rung auffordcrte, wurden die früheren Re- gieruugsmitglicdcr zu 30 Jahren Zuchthaus verurteilt.

Annahme der chinesische« Zusage durch das japanische Militär. In Tientsin wurde von hohen japanischen Militärs eine Sitzung ab- gehaltcn. In dieser Sitzung wurde beschlossen, die chinesische Zusage auf Ausführung der japanischen Forderungen anznnchmen. Wei­ter wurde beschlossen, die planmäßig abzulö- scndcn japanischen Truppen nicht in Nord­china verbleiben zu lassen, sondern sic am 16. Juni zurückzuziehen.

Paris. 11. Juni

20 Tote, 60 Verletzte, so lautet nachAmi du Peuple" die erste, noch nicht abgeschlossene Bilanz der Verkehrsuufälle während der bei­den Pfingstfeiertage. Es sei leider damit zu rechnen, daß die Endziffer bedeutend höher sein werde.

FÜlMUglMW

des französischen LuMMrniinisterö

Paris, ll. Juni.

Lnstfahrtmiiiister General Denain wäre am Pfingstmontag beinahe an einem Flug- zeiigunfall »ms Leben gekommen. Er hatte m Cahors einen Flugplatz eingeweiht und wollte am Nachmittag im Flugzeug nach Marignane. Der zweimotorige Apparat kam jedoch nicht rechtzeitig hoch, fuhr gegen die Krone des am Ende des Flugplatzes stehen­den Baumes und Überschlag sich. Das Flug, zeug wurde bei dem Aufprall auf den Boden säst vollständig zertrümmert. Ter Luftfahrt- minister und der Pilot kamen wie durch ein Wunder ohne Verletzungen davon. Ta kein anderer Apparat zur Verfügung stand, mußte der Lustfahrtmimster eine Stunde warten, bis ihn ein Militärflugzeug aus Pan abholte und an seinen Bestimmungsort brin­gen konnte.

rio-r ÄeEgeLiUttt-

komsn von Wsrnsl Splslmsnn

Und diese fand er. Er kalkulierte aus. daß die Neiseschilderungen. wenn man sie mit der Flugpost des Dampfers .Bremen" bis Neu- Nork. von dort mit der Flugpost über San Franzisko bis nach den Hawai-Jnseln sandte uns von dort mit einem der schnellen ameri­kanischen Vergnügunsdampfer ins Samoa brachte, die Briese in etwa drei bis vier Wochen dort sein könnten.

Aber an wen sandle man die Briefe?

Es galt, einen Vertrauensmann in Apia aut Samoa zu linden. Das war ja nun eine schwere Sache. Aber Sebastian löste das auch, und zwar stellte er fest, daß auf dem dortigen Postamt, das jetzt den Engländern gehörte, ein Deutscher saß. der dort geblieben und von den Engländern übernommen wor­den war. Testen Eltern wohnten, hochbetagt, in Hamburg. Sie keilten Sebastian die Adresse mit. und Sebastian fühlte seine Aus- gäbe erfüllt.

»

Sebastian kommt auf dem Potsdamer Dahnhot an.

Er beschließt, per Beine nach Hause za gehen. Es ist ja nicht weit, und es tat ihm gut. sich die Beine etwas zu vertreten.

So überquert er den Potsdamer Platz, biegt nach der Budapester Straße ein und komnit so von ungefähr an einem Modege- jchäst vorher.

Ein milder Herbilmind weht, und di? Sonne ist eben dabei, sich zurückzuziehen, sie hat den ganzen Tag wacker geschienen.

Sebastian wirst einen Blick auf das Schau- fenster.

Ta blickt er ans einmal in das Antlitz einer Dame, die eben ihre Musterung der Köstlichkeiten des Fensters beendet hal. die ihm aber sehr bekannt vorkommt.

Uno die Dame scheint ihn auch erkannt zu haben.

Das ist der Wohnungsschwindler!

Man sieht es der bewußten Dame sofort an, daß sie überlegt, ob sie das Publikum zu Hilfe rufen soll oder nicht. Sie blickt sich um und sieht einen Schupo. Mit ein paar Schrit­ten ist sie bei ihm und sagt: ..Herr Wacht­meister . . . dort der kleine Herr ... den verhaften Sie! Das ist ein vielgesuchter Wohnungsschwindler!"

Sebastian Hai sich aber geistesgegenwärtig nach Netkunq umgesehen. und er schwingt sich mit Todesverachtung auf die vorbei- salirende Straßenbahn.

Tie Dame sieht nur noch, wie er abrollt.

Sie ist maßlos in Aufregung.

Ter Schupo wird langsam munter und weiß Rat. Ta steht ein Taxi. Der Schupo springt hinein mit der Dame. Und dann geht es der Straßenbahn nach.

Sebastian sicht die Verfolger. Die Haare sträuben sich ihm zu Berge. Er überlegt krampfhaft, was er tun kann. Er drängt sich wieder nach dem Trittbrett, um abspringen zu können.

Keine hundert Schritt hinter ihm ist das Auto.

Jetzt . . . o Rettung. Ein anderer Wagen schiebt sich dazwischen, und als jetzt die Straßenbahn abbremst, da springt Sebastian vom Wagen und reißt die Tür des Taxis auf. das sich dazwischenaeschoben bat.

Zu Kranzierl" jagi er zum Chauffeur. Er weiß nicht, ob man hinten seine Flucht bemerkt hal.

Die Fahr: ist wieder frei und der Wagen zieht an.

Sebastian wendet sich zurück und be­obachtet aus dem Ausguck hinten, wie der Schupo die Straßenbahn anhält und sich emporschwingt.

Tief atmet er auf. als der Wagen die Lin­den entlangrutscht.

Er läßt halten.

Gibt dem Chauffeur einen Taler und sagt, daß er sich'? anders überlegt habe.

Nasch geht er >n das kleine Caf6 und be­stellt sich einen Kognak.

Sebastian bleibt in dem Caf6. erst eine Stunde später läßt er sich einen Wagen kom­men unö fährt davon.

Tief atmet er auf. als er die Villa Boden betritt.

Paul kommt ihm entgegen und begrüßt ihn herzlich. Aber Sebastian versteht kein Wort.

Verständnislos guckt er ihn an.

Das ist Polynestsch. mein Junget" erklärt ihm Paul. ..und das heißt: Sei gegrüßt, alter Sohn, von deiner Großmutter!"

Worauf Sebastian vor Staunen in die Erde sinken möchte.

Alles in Ordnung, Sebastian?"

Ja! Aber . . . jetzt hätte sie mich bald geschnappt!"

-.Wer denn?"

Du, die Frau, wo ich erst wegen einer Wohnung war. wo ich sagte . . . Herr von Wuthenau wäre mein Chef! Die muß doch nun denken, daß ich ein Wohnungsschwind­ler bin."

Wie kannst du Ungtückswurm auch so was sagen?"

Was willst du. deinen Namen mochte ich nicht verraten, denn die hätte uns nicht in Ruhe gelassen! Und mir siel gerade kein an­derer Name ein! Tie Frau, mich sehen . . . einen Schupo rufen, das war einst"

Eifrig erzählte er ihm. wie sich alles ab­gespielt hatte.

Er war stolz auf das Lob. das ihm Paul zollte.

Der Konsul rieb sich die Hände.

Fein war dasl Paul Clausen siel au! die Sache herein.

Er fuhr nach demParadies der Männer".

Gut ein Jahr würde er lern sein.

Vergnügt suchte er Wilms auf und fand auch den Herrn Generaldirektor schmunzelnd.

Allo übermorgen roll; Herr Clausen ab!"

Ich weiß, Herr Konsiil!" lachte Herr v. Wilms. ..Pilot ist der bekannte Flieger Wer­ner Riemke!"

Ich bin ja neugierig aui die Berichte!"

Es geht mir nicht anders. Herr v. Wilms! Es ist der Wunsch des Herrn Claui'en, daß die Abreise ohne Reklame vor sich geht! Tie Berichte kommen dann überraschend, >si auch gut! Trete stille, ruhig? Abreise ist ganz nach meinem Wunsch! Sie wissen, man kann nicht vorsichtig genug sein!"

Die beiden Herren sahen sich verständnis­innig an.

Susanne ahnte nichts von derWeltreise" Pauls. Der halte sie nickst davon unrerrickstet.

Ahnungslos verabschiedete sie sich am letz­ten Abend und war wie aus allen Himmeln gefallen, als sie am nächsten Morgen mit der Post einen Brief erhielt, der Pauls Hand­schrift trug. (Fortsetzung folgt.) ,