TÄnvarzvmldWarkt
Verlag: Schwarzwald-Wacht G. m.b. H. (5c Iw. Rotationsdruck: Sl. Oelschllxer'sche Buchdrucker-!, Calw. Hauplschristletter: Friedrich Hans Scheele, klnzeigenleiler: Alfred Echasheitl«. SLmtllchi in Calw. D. «. IV. ZS: AM. Gefchrftsstelle: Alte, Postamt. Fernsprecher 2S1; Schluß der Anzeigenannahme: 7.M Uhr vormittags. Ali Anzeigentarif gilt zur Zeit Preiiliste 2.
Nalionalsozialistischeüageszeilung
Alleiniges Amtsblatt
Äüwerlayblalt
des Kreises Ealiv für alle Stabt- und
Bezugspreis: Durch TrSger monatlich 1.SV RM. einschließlich 2V Pfg. TrSgerlohn. Bet Postbezug I 88 RM. «Inschließlich SS Psg. Postgebühren. — Anzeigenpreis: Die Nrinspaltig« mm-Zeile7Pfg„ Siellamezeile ISPfg. Bei Wiederholung Nachlaß. Erfüllungsort für beide Delle Calw. Für richtige Wiedergabe von durch Fernspruch ausgenommen« Anzeigen leine Gewähr.
Amtliches Organ ;r N. §. v. A. p.
Gemeinde-Behörden
Nr. 159
Calw, Montag,
LS. Mai 1935
2. Jahrgang
Marschall Pilsudski f
DNB. Warschau, 13. Mai.
Marschall Pilsudski ist am Sonntag abend um 20.45 Uhr gestorben. Die Krankheit des Marschalls mährte bereits mehrere Monate. Die Aerzte hatten einen Magen- und Leberkrebs festgestellt. Am 11. Mai trat plötzlich eine Verschlechterung im Befinden des Kranken ein. Der Marschall erlitt einen Magenblntsturz, der eine Schwächung der Herztätigkeit zur Folge hatte. Bald darauf trat der Tod ein.
Unter Marschall Pilsudskis Führung entwickelte sich der Ausbau Polens zu einem starken Staatswesen im Innern und auch nach außen. Ihm ist auch das Gelingen der guten Beziehungen zwischen Deutschland und Polen zu danken, das im polnisch-deutschen Freundschaftsabkommen seinen Ausdruck fand.
Beileidstelegramm deS Führers
Aus Berlin wird berichtet:
Der Führer und Reichskanzler hat aus Anlaß des Todes des Marschalls Pilsudskis folgendes Beileidstelegramm an den polnischen Staatspräsidenten gerichtet:
Tief bewegt durch die Nachricht von dem Hinscheidcn des MarschallZ Pilsudski spreche ich Eurer Exzellenz und der polnischen Regierung mein und der Reichsrcgicrung aufrichtigstes Beileid aus. Polen verliert in dem verewigte« Marschall de« Schöpfer seines' neuen Staates nnd seine« treuesten Sohn- mit dem polnische« Volk betrauert auch das deutsche Volk den Tod dieses großen Patrioten, der dnrch seine verständnisvolle Zusammenarbeit mit Deutschland nicht nur «nseren beiden Ländern einen große« Dienst geleistet, sondern darüber hinaus den wertvollsten Beitrag zur Befriedung Europas gegeben hat.
io Gebäude niedergebramt
Feuersbrunst in einem Bauerndorf auf Usedom Usedom. 12. Mai.
Von einem schweren Brandungiiick wurde Samstag vormittag das benachbarte Bauerndorf Rankwitz heimgesucht. Auf dem Gehöft der Landwirtin Göring brach Feuer ans, das, durch starken Wind begünstigt, rasend schnell aus die Nachbargrnndstiicke Übergriff. In kurzer Zeit standen,1 VGebäude, meist Ställe und Scheunen, sn Hellen Flammen. Alle 1k Gebäude sind vollständig niedcrgevraunt. Der Schaden ist besonders groß, da Vorräte und landwirtschaftliche Maschinen mit vernichtet wurden. Auch Vieh ist in den Flammen umgekommen.
Besonders schwer betroffen wurde der Bauer Zander, dessen ganze Hoslage, auch das Wohnhaus, ein Raub der Flammen wurde. Auf der Brandstelle waren die Feuerwehren aus Swinemünde, Heringsdorf, Usedom und aus der ländlichen Umgegend tätig.
Das Neueste in Klirre
Der Führer des polnische« Volkes, Marschall Pilsudski, ist am Sonntagabend 2K.4S Uhr gestorben.
Der Führer empfing ausländische Teilnehmer au der Tagung des internationale« Automobilklubs in Berlin. Er erklärte dabei in einer Ansprache u. a., daß das Automobil zu einem Werkzeug der Ueberwindnng der Klassengegensätze werden müsse.
Reichsbankpräsident Dr. Schacht ist gestern in Basel eingetroffe», «m an der Berwal- tungsratssttzung der BIZ. teilznnehmen.
I» Ostpreußen ereigneten sich am Samstagabend zwei schwere Kraftwagenuusälle, die S Todesopfer forderten.
Beim große« Antomobilpreis von Tripolis siegte Carraciola anf Mercedes Benz. Zweiter wurde Barzi aus Auto-Union «nd dritter Fagioli aus Mercedes-Benz.
Bei -er Austragung der deutsche« „Knnft- slugmeisterschafte» 19SS" in Stuttgart errang Willi Stör den Meistertitel.
Die Anfstandsbewegnng im Irak dauert an. Die Aufständischen setzen ihren Plünde- rnngszng fort. Sie sollen Tausende von
-MLntz husthwellen entfernt HM«. - —
Der Ehrentag schwäbischer Bauerngeschlechter
Reichsbauernführer ehrt in Neenstetten 13V Bauernfippen des Landes
Neenstettcn, 11. Mai.
Nur 500 Einwohner zählt das kleine Dorf Neenstetten, das wundersam zwischen grünen Feldern gebettet, aus der Schwaben- alb, zwischen Ulm und Geislingen liegt. Es ist dies die eigentliche „Ulmer Alb', ein Stück schwäbische Heimaterde, das noch beinahe unberührt von dem flutenden Leben des modernen Verkehrs, abseits der großen Heerstraße liegt. Und dieses kleine Dorf mit seinen paar hundert Einwohnern hatte heute Festtag. Ein einzigartiges, für ganz Deutschland, ja man kann sagen für die ganze Welt erstmaliges Ereignis nahm hier oben seinen Verlauf. Alte Bauerngeschlechter. Sippen, die trotz aller Stürme 200 Jahre und mehr auf ihrer Scholle gelebt und gearbeitet haben, wurden durch einen besonderen Festakt geehrt. Und warum man gerade auf Neenstetten kam? Dieses Dorf hat sich in seinem Brauchtum und seiner ganzen äußeren Form wie kaum ein anderes erhalten und ist so lebendes Erbe vergangener Zeiten. Dort oben in Neenstetten ist die Tracht nicht nur Festkleid, nein, auch an jedem gewöhnlichen Werk, und Arbeitstag ist sie das Ehrenkleid von jung und alt. Und da steht noch das uralte Kirchlein mit seinem Zwiebelturm, vor dem schmucken Rathaus, auf dem weiten Platz die jahrhunderte alte Dorflinde mit ihren weitausladenden Aesten, und in der Hellen Maisonne lacht der Dorfteich, in dem sich die blitzblanken Häuser spiegeln, gerade so, als ob jeden Tag Sonntag wäre . . .
Der Morgengrutz
Und nun find sie gekommen aus ganz Württemberg die alten Geschlechter, l30an der Zahl, und umschließen die Linde im weiten Umkreis und mit ihnen warten schon am frühen Morgen viele andere auf den Beginn des Festes.
Als erster entbietet der Hauptabteilungsleiter der Landesbauernschaft I. v. Wra n. g e l den Erschienenen den Gruß, nachdem die Ulmer Standartenkapelle mit Hellen Klängen die Feier eröffnet hatte. Der Redner weist darauf hin. daß die Geschichte dieser Bauerngeschlechter ein getreues Abbild der Geschichte unseres Volkes sei. Und lebendig sei auch heute die Kette der Geschlechter von der Vergangenheit über die Gegenwart in die Zukunft weisend. Diese Geschlechterkette lehre uns. daß unser Volk in seinem Brauchtum lebe und daß es ohne diese bäuerliche Grundlage auf die Dauer nicht lebensfähig sei. Die revolutionäre Tat des Führers habe diesen uralten Geschlechtern wieder den Platz gegeben, der ihnen gebühre. So sei es heute sein Wunsch, daß all den Bauern aus dieser Feier neue Kraft-und neue Freude entspringen möge, um Vergangenes zu bedenken und tatkräftig am Aufbau des Neuen mitzuarbeiten.
Die Grüße der Kreisleitung der NSDAP. Ulm überbrachte stv. Kreisleiter Gagel, der besonders daraus hinwies, daß es dem Führer zu verdanken sei, wenn heute der Gegensatz zwischen Stadt und Land verschwunden sei uno daß dieser Lag darum im besonderen auch aufs neue ein einziges Gelöbnis der Treue zum Führer sein müsse. In schmucker Tracht grüßte Bürgermeister Häcker von Neenstetten die Gäste mit ker» nigen Worten.
Den Festvortrag hielt der schwäbische He,- matdichter Martin Freitag, der mit me Gefühl und echt schwäbischer Gemütlichkeit
iiinsLkrieb An
d-n fesselnden. Bortrag schloß sich das Bauernspiel „Soldaten der Scholle" von Oberstfeldmeister Müller-Schnick an, das unter Mitwirkung von Jungbailern aus Neenstetten und den umliegenden Ort- schäften, dem Arbeitsdienst und der Ulmer Spielschar, einen tiefen Andruck hinterließ. In wuchtigen Sprechchören, unterstützt von den frühen Farben der Trachten wurdS der ewige Freiheitsdrang der Bauern durch all die Jahrhunderte hindurch besungen.
Am Nachmittag waren es mehr als 6000 Volksgenossen, die sich um die Linde schar-
" Im Hintergrund hatten die aus ganz Württemberg herbeigeeilten Trachtengrup. Pen Aufstellung genommen. Da sah man die Trossinger und die vom Brenz tal, die Betzin aer in ihren weißen Mänteln und die Hohenloher mit weiten Hüten, Münchinger und Mergentheimer, von Schorndorf und vom Ries, aus Heidenheim und Blaubeuren, von der Münsinger Alb und von Geis- lingen waren sie herbeigeströmt.
Und dann erschien Reichsbauernführer Darre. In seiner Begleitung befanden sich
Reichsstatthalter und Gauleiter Murr; von der Wehrmacht: der Befehlshaber des Wehrkreises V, Generalleutnant Geyer, der Kommandant von Ulm, Generalmajor Hahn, ferner Oberst Jahn, Ulm, und Oberleutnant Druffner, Stuttgart; von der Regierung: Wirtschaftsminister Dr. Lehnich, Finanzminister Dr. Dehlinger, Staatssekretär Waldmann und Ministerialrat Dr. Dill; von der Landesbauernschaft: Stabsamtsführer Dr. Reischle, Berlin, der auch dem württ. Landesbauernrat angehört, Kreisbauernführer Stöcker und Landesobmann Schule; von
der Partei der stellv. Gauleiter Schmidt und Gaupropaqandaleiter Kreisleiter Mauer: von der Landespolizei: Major Bazing in Vertretung des Generals Schmidt-Logan; von der Polizei: SS.-Oberführer Direktor D.r eher, Ulm; von der SS.: Brigadeführer v. Malsen-Ponikau; von der SA.: Vertreter der Gruppe Südwest; vom Arbeitsdienst: Oberstfeldmeister Siepermann; von Ulm: Oberbürgermeister Foerster und Landrat Barth; ferner der Landesjägermeister Pfannenschwarz, Gaukultnr- wart Dr. Schmückte, Stabsführer Brod > deck und andere mehr.
Plötzlich schmetterten die Fanfaren, das Trompeterkorps des 5. Artillerieregiments Ulm kam angerückt und in strammem Schritt eine Hundertschaft der Landespolizei. Zu beiden Seiten nehmen sie Aufstellung und dann kommt das Kommando: Präsentiert das Gewehr! In Begleitung von Reichsstatthalter Murr, stv. Gauleiter Schmidt, Landesdauernführer Arnold schreitet der Reichs- bauernfüyrer die Front ab und auch der Arbeitsdienst mit geschultertem Spaten ist angetreten.
Landesbauernführer Arnold spricht
Er führte u. a. aus:
Es ist ein Festtag bescyrderer Art. zu dem wir Sie in das schlichte Bauerndorf auf der Alb eingeladen haben. Es ist ein Fest, wie es das württembergische Volk noch nie erlebt hat. Am heutigen Tag — einem Ehrentag des schwä- bischen Bauerntums — haben wir unter uns di« Vertreter von 185 Bauerngeschlechtern die nachweislich mindestens schon 2 00 Jahre dieselbe Scholle bebauen. Sie verkörpern die innige Verbundenheit mit der Heimaterde. Sie verlebendigen die ewigen Ideen, den Mythos von Blut und Boden.
Es ist mir eine große Freude, feststellen zu können, daß alle, die wir eingeladen haben, gekommen sind. Sie haben zum Teil eine recht stattliche Zahl anderer Glieder und Zweige ihrer Sippe mitgebracht. Bor allem aber haben es sich die Altbauern und Altbäuerinnen nicht nehmen lassen, den Ehrentag ihres Geschlechts mitzufeiern. Diesen Alten gilt daher nicht zuletzt mein besonderer Gruß. Unser Führer hat das inhaltsvolle und zukunftsweisende Wort gesprochen: „Das Deutsche Reich wird ein Bauernreich sein, oder es wird nicht sein." Klar hat er damit seinen Willen ausgedrückt. Deshalb hat er auch durch die Schaf- fung des Reichsnährstandes dem Bauernstand die Stellung im Staate eingeräumt, die ihm gebührt und von Rechts wegen zukommt. Durch eine planvolle Gesetzgebung hat daher die nationalsozialistische Regierung die Voraussetzungen für die gesunde Entwicklung eines kräftigen Bauernstandes geschaffen.
Der Redner kam auf die zersetzenden Einflüsse des Liberalismus zu sprechen und sagte dann:
Um so höher aber schätzen wir, daß es Bauerngeschlechter gegeben hat und heute noch gibt, die trotz allem ihr Leben nach ihren eigenen ungeschriebenen Gesetzen gestaltet haben. Leicht ist ihnen das sicherlich nicht gewesen, denn manche Chroniken und kurze Notizen erzählen von den oft harten und schweren Zeiten unserer Vor- fahren. Sie erzählen von Zeiten, die schlimmer w^ren als diejenigen, die das lebende Geschlecht bisher kurchzumachen harte. Sehr deutlich tritt diese Tatsache bei dem Geschlecht hervor, das seinen Hofbesttz schon über 400 Jahre nachweist und das wir heute als das Aelteste ehren dürfen. Es ist das Geschlecht der Münst auf dem Hieleshof zu Ahlen im Kreis Bi- berach. Landesbauernführer Arnold ging auf das wechselvolle Schicksal dieses Geschlechts näher bin und sagte dann:
Ich weiß wohl, daß die Münst nicht das Einzige Bauerngeschlecht in Württemberg find, das Jahrhunderte hindurch auf dieselbe Art seine» Hof behauptet hat. Bon den allermeisten erzählen jedoch keine Urkunden, Familienbücher und Chroniken mehr, denn diese wertvollen Zeugen der Vergangenheit find durch Krieg, Feuer und oft genug auch durch Unverstand zerstört worden.
Um so erfreulicher und wichtiger ist es darum, wenn wir in diesem oder jenem Falle Aufzeichnungen besitzen. Aus diesen schöpfen wir dann unser Wissen über die Vergangenheit. So berichten Orts- und Kirchenchroniken von Geschlechtern, die die Nöte und Schrecknisse deS Dreißigjährigen Krieges durchgemacht und über- standen haben. Von diesem Schlage waren auch (Schluß au» Le>«e 2 >
Lin «der Nie kettrerNunmlunL.