Der Abtreter Spaniens, Maoarcaga, ging nicht auf den Inhalt der Dreimächte. entschließniig ein. sondern lenkte die Auf. merksamkeit des Rates auf die Verfahrens« mäßige Behandlung der Entschließung. Es fei bisher nicht üblich gewesen, daß ein Ent- schließungsentwurf zum Beginn und nicht zum Abschluß einer Aussprache vorgelegt wurde. Madariaga bezweifelte, daß der vorliegende Text untrer- ändert angenommen würde. Er richtete an den Ratspräfidenten die Anfrage, was mit etwaigen Abänderungsvorschlägen der Natsmitglieder geschehen würde. Der türkische Natsprüsident Rüschdü Aras erwiderte hierauf, daß die weitere Behandlung des Entschließungsentwurfes erst nach Abschluß der allgemeinen Aussprache er- örtert werden könne. Er könne jedoch den einzelnen Natsmitgliedern nicht das Recht absprechen. Abänderungsvorschläge einzu- reichen.
Der dänische Außenminister Munch erklärte. daß er mit einiqen Punkten der Entschließung völlig einverstanden fei. gegen andere jedoch schwere Zweifel hege. Da es jedoch nicht möglich sei. den vorliegenden Text der Entschließung seiner Regierung zur Kenntnis zu bringen, bat er, seine endgültige Stellungnahme bis Mittwoch ausschieben zu dürfen.
Da keine weiteren Wortmeldungen vor- lagen, erklärte der Ratspräsident die Sitzung für geschlossen. Die Verhandlungen wurden
aufMittwvch. vorniittag 8 V»1 Uhr» vertagt.
Scharfe Ablehnung in Berlin
Sämtliche Berliner Blätter nehmen in Lcitaufsützcn zu dem Entschließungsentwurf Frankreichs, Englands und Italiens Stellung. Ueberall wird dieser „unmögliche" Ent- schließungsentivurf schärfstcns abgclehnt. Der „Völkische Beobachter" schreibt u. a.: Dieser Entschließungsentwurf ist in jeder Hinsicht so sehr ein Produkt des Geistes von Versailles, baß er nur auf die einmütige Ablehnung der deutsche» Oesfentlichkeit stoßen wirb. Heute lehnt cs eine geschlossene große Nation, die vertrauensvoll hinter ihrem Führer steht, mit aller Entschiedenheit ab, sich irgendeinem Urtcilsspruch zu beugen, der nicht dem Geiste der Gerechtigkeit, sondern dem einer vollkommenen Willkür in der Auslegung internationaler Verträge entsprungen ist. Das deutsche Volk ist der Neberzeugung, daß es vor einem internationalen Forum, dessen oberster Leitsatz wirklich nur die Gerechtigkeit ist, erscheinen kann, ohne befürchten zu müssen, wegen seines Schrittes vom 16. März schuldig gesprochen zu werden. Nach deutscher Auffassung hat die deutsche Reichsregierung mit der Wiederherstellung der deutschen Wehrfreiheit als letzte der Versailler Bertragsmächtc den Schritt unternommen, den alle anderen vor ihr getan haben.
Kleine Entente gegen Aufrüstung Oesterreichs, Ungarns und Bulgariens
Einen nicht weniger breiten Raum in den Genfer Verhandlungen wie die Frage der französischen Beschwerde gegen Deutschland nimmt die von Italien gewünschte und von Frank- reich gebilligte Anerkennung der Aufrüstung Oesterreichs, Ungarns und Bulgariens ein. Dieser Wunsch stößt aber auf den schärfsten Widerstand der Kleinen Entente. Die ständigen Räte des Balkanbundes und der Kleinen Entente hielten am Montag in Genf eine Tagung ab, bei der folgender Beschluß gefaßt wurde: „Was die Revision des Militärstatuts der Unterzeichnerstaaten der Verträge von St. Germain, Trianon und Neuilly anlangt, so haben die Vertreter der fünf Staaten von den Erläuterungen Lavals Kenntnis genom
men, die besonders besagen, daß die britische, französische und italienische Regierung davon abgesehen haben, ihre Ansicht über den Grund der Frage abzugeben, da diese durch die am unmittelbarsten interessierten Regierungen frei entschieden werden muß und daß die einzige Empfehlung, die die drei Regierungen ui Stresa glaubten abgeben zu müssen, das Be- streben betrifft, jeden Versuch auszuschalten, auf einem anderen Wege als dem eines Vertrages zu einer Regelung zu gelangen, indem die drei Mächte das Verfahren freier Verhandlungen vorgeschlagen haben, deren Möglichkeiten eng von der Gewährung neuer SicherheitS- aarantien bedingt sind."
Die Schlichtheit' dieser Erklärung erfährt aber eine Ergänzung durch Pariser Presse- berichte, obgleich sich diese bemühen, die Differenzen zwischen Laval und der Kleinen Entente so unwesentlich wie nur möglich darzustellen. „Excelsior" weiß z. B. zu berichten, daß Titulescu nach dem Bekan n t werden de8 Stresaer Kommuniques so aufgebracht gewesen fein soll, daß er fein Amt als Vorsitzender der Kleinen Entente und des Balkanbundes niederlegen wollte. Andere französische Blätter bemühen sich, die Kleine Entente mit dem Hinweis auf die vielen Bündnisvorschläge »Frankreichs zu beschwichtigen.
Bemerkenswert ist eine Bemerkung des Polnischen „Expreß Poranny" zu einer ,Ti- mes"-Mitteilung. daß Titulescu durch sein Verhalten eine Revision der militärischen Klauseln für Oesterreich, Ungarn und Bulgarien in Stresa unmöglich gemacht habe. „Die Ausführungen der „Times" gegen den Außenminister eines fremden Staates, der noch dazu Jahre lang Gesandter in London war, sei wirklich ein Erfolg, um den kern Staatsmann Herrn Titulescu beneiden möchte."
Im übrigen wird von ungarischer Seite erklärt, daß es gar nicht eine Aenderung der Militärbestimmungen des Vertrages von Trianon verlangt habe, also auch keine Bedingungen hiefür anerkennen könnte. Die Zeit werde das Ende dieses Vertrages sowieso herbeisühren.
Unter den übrigen Geschäftigen in Gen! sicht man Herrn Henderson, der sich um die Einberufung des Präsidiums der Abrüstungskonferenz bemüht, und Herrn Lit- winow. der angeblich mit der Ausarbeitung des französisch-russischen Abkommens beicbäftigt ist.
Ein Schritt der Gesandten Frankreichs «nd Englands in Belgrad. Die Gesandten Frankreichs und Englands haben am Montag den südslawischen Außenminister Jeftitsch ausgesucht und der südslawischen Negierung geraten, regionale Pakte abzuschließen. Sic wiesen darauf hin, daß im Rahmen solcher Pakte die Aufrüstung Oesterreichs, Ungarns und Bulgariens durchgeführt werden könnte, ohne daß die südslawischen Interessen dadurch in Mitleidenschaft gezogen würden.
Stabschef Lutze über die Aufgaben der SA
SA - kämpferischer Glaubenskünder der nationalsozialistischen Weltanschauung
Magdeburg, 16. April.
Der Chef des -Stabes der SA. Lutze emp- sing während seiner Anwesenheit bei der Gruppe Mitte Presse-Vertreter zu einer Unterredung, in der er grundlegende Ausfüh- rungen über die kommenden Aufgaben der SA. machte. Der Ches des Stabes sagte u. a.:
Die SA. wird in ihrer Grundidee und ihrer Existenz auch für die Zukunft durch das Wehrgesetz in keiner Weise ausgeschaltet. Es kann keine Rede von einem Verschwinden der SA. sein, da ihre Ausgaben anderer Art sind als die des Heeres, und der Führer für alle Zeiten aus seine SA. als den geschulten und kämpferischen Glaubensträger der na- tionalsozialistischen Weltanschauung entscheidenden Wert legt. Um der SA. diese ihre ursprüngliche Ausgabe zu ermöglichen, ist natürlich eine scharfe Durchsiebung in erster Linie bei allen Führerstellen Voraussetzung für den Weiterbestand einer auf Freiwilligkeit und kämpferisch politischen Willens aufgebauten. in Gesinnung und Haltung nicht militärisch, aber doch soldatisch bedingten nationalsozialistischen Organisation. Diese Prüfungen sind im ganzen Reich Vdreits zu den Brigadesührern herab streng durchge- sührt und werden systematisch fortgesetzt bis etwa zu den Sturmsührern. In etwa 5 bis 6 Monaten ist dieser Prozeß, der bewußt ohne Rücksicht, auf das entstehende Zahlenverhältnis nur eine wirkliche Elite übrig läßt, im ganzen Reich durchgeführt.
Den Weg eines zungen Deutschen, vor allem aber eines kämpferischen Nationalsozialisten. stelle ich mir folgendermaßen vor: Zunächst die erste Erfassung im Jungvolk und der Hitlerjugend, dann sofort Ueber- nahme in die SA., und zwar vor der Erfüllung der Arbeitsdienstpflicht. Nach dem Ar- beitsdienst und der Ableistung der Wehrpflicht werden diejenigen Nationalsozialisten, die in sich die Aufgabe eines kämpferischen Lebens für die Idee des Führers tragen, zur SA. zurückkehren.' Ich wünsche lieber eine kleine, aber geschulte, glaubensstarke und dem Führer fanatisch ergebene Truppe als eine SA., die durch Masse zu imponieren versucht. Mit Kanonen kann man wohl ein Volk schützen und erhalten, aufbauen kann Man es nur mit einer gläubigen und kämpferischen Weltanschauung. Hierzu ist die SA.
eines der ersten Instrumente. Aus Gruno dieser Anschauungen wird sich nach einer llebergangszeit auch die Frage „Parteigenosse und Nichtparteigenvsse" in der SA. von selbst lösen. Das Führerkorps besteht heute zum allergrößten Teil schon nur noch aus Parteigenossen und in Zukunft werden in der SA. überhaupt nur noch Parteigenos- sen zu finden sein.
Diejenigen Volksgenossen, die nach Ableistung des Wehrdienstes die Tradition ihrer Militärzeit weiter pflegen wollen,, ohne in- besten nationalsozialistische, Kämpfer zu sein.
werden in einem großen Sotoarenvunoe zu- sammengesaßt werden. Es ist kein Zweifel, daß es in Zukunst in Deutschland aber nur nocheinen großen Soldatenbund geben wird, der alle umfaßt, die im Heere gedient haben und die nicht in einer Betätigung in der SA. eine weitere, sich selbst gestellteAusgabe sehen. Das Nebeneinanderstehen von Organisationen gleicher Zielset. zung ist un nationalsozialistischen Staat eine Unmöglichkeit, wenn auch im Augenblick erst noch ein Uebergangsstadium durchschritten werden muß.
Danziger Beschwerde in Warschau
Ein Todesopfer der deutschfeindlichen Ausschreitungen in Pommerellen
Bei den Ausschreitungen polnischer Grup- Pen gegen das Deutschtum in verschiedenen Orten Nordpommerellens ist. wie die weiteren Feststellungen ergeben haben, auch ein Danziger Staatsangehöriger. Studienrat Dr. h o f f m a n n. der zu einem Vortrag in dem Orte Kölln weilte, tätlich angegriffen worden. Der Danziger Senat hat deswegen beim diplomatischen Vertreter der Republik Polen in Danzig Vorstellungen erhoben.
Die Danziger Presse veröffentlicht erschütternde Augenzeugenberichte über die Ausschreitungen, denen, wie bereits gemeldet, ein junges deutsches Menschenleben zum Opfer gefallen ist. Auch die polnische „Gazeta Gdanska" bezeichnet die Vorfälle in Pommerellen als „höchst unerwünscht" und „verurteilenswürdig". Das „Danziger Korrespondenzbüro" stellt diese Verurteilung der Ausschreitungen durch das Polnische Blatt mit Befriedigung fest, knüpft daran aber die Erwartung, daß man pol- nischerseits im Sinne der nachbarlichen Verständigung endlich der Hetze unverantwortlicher Elemente Einhalt gebiete.
Trauerfahnen über Danzig
Der Tod des jungen Deutschen Fritz Groen, der am Montag in einer Klinik in Zoppot an den Folgen des UeberfalleS eine polnischen Gruppe auf Angehörige der deutschen Minderheit in Pommerellen starb, hat in der Danziger Bevölkerung tiefste Teil-
nähme erweckt. Nachdem die Todesnachricht durch die Mittagsblätter bekannt geworden war. sah man bald an allen Häusern die deutschen Fahnen auf Halbmast oder mit Trauerflor. Das ganze deutsche Danzig trauert um einen deutschen Volksgenossen, der jenseits der Grenze als Opfer der Hetze unverantwortlicher Elemente fiel.
Roch ein Mord
an einem deutschen Bauern?
In Neuhütte (Kreis Ostrotvo, Posen) istderdeutscheBauerRudolfRieck von unbekannten Tätern aufseinemGe- höft überfallen und so schwer verletzt worden, daß er wenige Minuten nach dem Ueberfall starb. Noch in der gleichen Nacht nahm die Polizei die Nachforschungen nach den Tätern auf, die bisher jedoch noch zu keinem Ergebnis geführt haben. Rieck, der Mitglied der Ortsgruppe Suschen der Deutschen Vereinigung war, hinterläßt 8 unmündige Kinder. Die Untersuchung wird ergeben müssen, ob der Verdacht zu- trifft, daß es sich auch in diesem Fall um einen Politischen Ueberfall handelt.
Beschlagnahme
einer deutschen Zeitung in Polen
Die Zeitung der deutschen Minderheit in Pommerellen, das „Pommereller Tageblatt", wurde am Dienstag be-
scytagnahmt. Die Beschlagnahme erfolgte wegen einer Todesanzeige der deutschen Vereinigung für ihre erinordeten Mitglieder Rieck und Groen.
MrulenenllaWimil in Litauen verschoben
Kowno, 16. April.
Wie die Kownoer Zeitungen melden, ist die Entlassung der litauischen Rekruten, die im Mai dieses Jahres entlassen werden sollten, aufzweiMonateverschoben worden.
Ate Sammlung „Mhrdank- abgeschlosjen
Tank des Reichswehrministers
Berlin, 16. April.
Aus Anlaß der Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht sind dem Reichswehr- Ministerium aus allen Volkskreisen Spenden zugcgangen. die der Entwicklung der neuen Wehrmacht dienen sollten, und unter dem Namen „Wehrdank" zu einer Sammlung zusammengeschlosten wurden.
Generaloberst von Blomberg spricht allen Spendern hiermit seinen Dank aus, bittet jedoch, von weiteren Spenden oder gar Sammlungen Abstand zu nehmen, da die Sammlung inzwischen abgeschlossen worden ist.
„Kraft-durch-Freube Freisabrlen
kk. Berlin. 16. April.
Bei den 8V OVO Gutscheinen, die vom Amt iür Reisen, Wandern und Urlaub zur Teil- nähme an , KdF."-Reisen in diesen Wochen aiisgegeben werden, handelt es sich um eknc einmalige Aktion iür besonders bedürftige Volksgenossen. Die Gutscheine stellen einen Wert von 80. NM. dar und reichen im allgemeinen iür die Beteiligung an einer
KdF."-Neise aus. Sollte der Preis iür dic ins Auge gefaßte Fahrt höher als "6 RM. liegen, w ist de, entsprechende Unterschied natürlich zuzuzahlen.
KaihsliMr ErWorbund „Reli-AeutWand" aufgelöst
Wegen Zerstörung eines HJ.-Heimes Berlin, 16. Avril.
Laut Verfügung der Osnabrücker Staatspolizei wurde der Bund katholischer Schüler von höheren Lehranstalten „N e u-D eutsch. land", Gau Wittekind, mit sofortiger Wirkung ausgelöst und ihm Me weitere zukünftige Betätigung verboten. Wie der „Angriff" hierzu erfährt, hatten vor wenigen Lagen acht dem Bund angehörige Schüler einen un- erhörten Sabotageakt gegen die Hitlerjugend unternommen, indem sie ein in Lingen an der Ems neu eingerichtetes HI.-Heim vollständigzerstörten.
Neueste Nachrichten
Dentsch-sranzösische Ständige Kommission. Die von der deutschen und französischen Negierung im November 1934 eingesetzte „Ständige Kommission" hat vom 8. bis 15. April 1935 in Berlin getagt. Sie hat die Einzelheiten der Anwendung des Abkommens vom 30. März 1935 über die Verlängerung des Abkommens über den Verrechnungsverkehr fcst- gelegt. Dic zwei Negierungsausschüsse haben Einverständnis über fast alle Verhandlungs- Punkte erzielt.
Der Vorsitzende der Saarabstimmungs- kommisstou, Rodhe, sah sich veranlaßt, die von Matz Braun in einigen schwedischen Blättern ausgestreutcn Lugen über das Abstimmungsergebnis im Saargebiet in einer Presseerklärung als „reine Phantasie" zu brandmarken und mit aller Entschiedenheit zurnckznweiscn.
Die Kanzel mißbraucht. Der katholische Pfarrer Aeltermann in Meisterwalde (Kreis Danziger HStze) ist wegen fortgesetzten Mißbrauchs der Kanzel zu politischen Zwecken verhaftet worden.
Die französische Regierung beabsichtigt, eine neue symbolische Handlung gegenüber Jtau-N zu vollziehen. Sie will dem italienischen unbekannten Soldaten die französische Militär- meöaille verleihen. Der französische Botschafter beim Quirinal dürfte diese Verleihung vornehmen, indem er die Medaille am Grabe des italienischen unbekannten Soldaten niederlegen wird.
Explostonskatastrophe in Amerika. In Helcnwood ( Tennessee) ereignete sich ein furchtbares Explosionsunglück. Ein Brand, der in einem Wohnhaus ausgebrochen war, breitete sich auf einen Lagerschuppen aus, in dem 20 Kisten Dynamit und 209 Kisten mit. Schießpulver aufgcspeichert waren. Die gesamten Sprengstoffoorräte explodierten. Außer der Bahnstation wurden 36 Gebäude zerstört vzw. schwer beschädigt. 160 Menschen wurden mehr oder weniger schwer verletzt. 200 Personen sind obdachlos geworden.
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