V«lag: Tchwürzwald-Wacht G. m. b. H. Calw. Rotationsdruck: S. OelschlSger'sche Buchdruckerei, Calw. Hauptschriftleiter! Fried­rich Han- Scheele. Unzeigenleiter: Ludwig Vogler. Sämtliche ln Calw. D.«. II. SS: 3500. Geschäftsstelle: «lteS Postamt. Fern- spreche» 381; Schluß der Anzeigenannahme: 7LO Uhr vormittag-.

ÄliwerÄybiatt

D«r< «-r-w-ß I.m NM.

Nch 20 VI». PL« N».

Ke Pfg. Postg,Lütz reu. N»j,l,»»ve«I«i Di. klet»fx»!«-x« illM-Zell« 7 Psg., Reklamezelle IL Pfg. Bei Wiederb,l»x Nachlaß. Nrfüllunglort für beide Delle kalw. Mir richtig« Wiedergabe »on durch Feraspruch aufgenommen« vnzeigen kein« Gewähr,

Nationalsozialistische Tageszeitung

Amtliches Organ äer N. 8. v. N. p.

Alleiniges Amtsblatt für alle Stavt- und Gemeinde-Behörden des Kreises Ealw

Nr. 1V7

Calw, Samstag, S. März 1SSS

2. Jahrgang

Rund um die Woche

Die Rückgliederung des Daartanoes vrachke i« der vergangenen Woche einen iür die deutsche Außenpolitik höchst bedeutsamen Austakt. Die unendliche Begeisterung, mit der das befreite Gebiet den überraschenden Besuch des Führers ausnahm. machte nn AuSlande den denkbar stärksten Eindruck. Allgemein verzeichnelen die Berichterstatter selbst deutschseindlicher Blätter die Tatsache, daß noch niemals in neuerer Zeit ein Staatsmann solche Triumph? zu feiern ver­mochte wie der Führer und Reichskanzler bei seinem Besuch im Saargebiet. Noch wirksamer jedoch war der Eindruck der genialen Geste die Adols Hitler inmitten der Befrei» ngsietern im Hinblick aus die Er­haltung und die Förderung des europäischen Friedens machte. In dem Augenblick, in dem er den Glückstag des saarländischen Deutschtums zu einem Glückstag für ganz Europa erhob, und in dem er ausS Neue dem französischen Nachbarvolk die Hand zur Versöhnung hmstreckte. schlug er noch einmal eine Brücke über fenen Abgrund, der seii dem Diktat von Versailles eine vergangene Epoche von der neuen Zeit der Versöhnung und der Zusammenarbeit unter den Völkern trennt.

Man glaubte, sest damit rechnen zu kön­nen dag diese Politik dSV Friedfertigkeit während des für Donnerstag geplanten Simon-Besuches in Berlin erneut ihre Be­stätigung finden würde. Tie Reise des eng­lischen Außenministers und seines Mit- arbeiters des Lordsiegelbewahrers Eden, sollte die Fortsetzung der diplo­matischen Unterredungen bringen, die in London begonnen hatten, und als deren Ziel man eine Neuordnung der euro­päischen Gesamtsitiiation bezeichnet?. Aber es scheint das Schicksal des alten Kontinents ru sein niemals direkte und praktische Wege beschreiben zu können, sondern sich immer aui krummen Pfaden bewegen zu müssen.

Wie eine Bombe platzte in die Vorberei­tung der Berliner Konserenz das eng­lische Weißbuch zur Rüstungsvorlagc hinein das iür die meisten Beteiligten völlig unerwartet die längst widerlegte und überholte Behauptung ausstellte, der kNt'jj?rische Geist und die ..Aufrüstungs- b-strcduiigen' des Drittens Reiches erfor- derten eine Verstärkung der englischen Streilkräste. zumal das Instrument der Locarnoveriräge stumpi geworden set und die übrige Welt keine Anstalten dazu treffe der Waiiengewalt zur Austragung ihrer Mißhetligketten zu entraten. Die Außeracht­lassung aller >ener Tatsachen, die in letzter Zeit dre Well beweg! haben- der gewaltigen owietrussttchen Rüstungen, der völligen Umgestaltung der französischen Armee zur tärksten Militärmacht Europas, der Milita- risierung der Jugend in England Frank­reich Italien Rußland; der Bedrohung des Weltfriedens durch die imperialistischen Ziele Moskaus; der Vereitelung der bereit? bis ins Kleinste gediehenen Nüstungskon- vention zwischen Deutschland England unk Italien durch den Ouai d'Orsay - kurz dir ofseubar absichtliche Titiamierunf) Deutsch lands und die Vertuschung aller lener Um- stände die jedermann in der Welt al«

D«1§ Mtktztte ln Gftnp

Im Memellöndervrozeß stellte der Keneral- staatsanwalt die Strafanträge. Dabei be­antragte er «. a. gegen fünf Angeklagte daS Todesurteil.

Der Vertreter Griechenlands beim Völker- bund sprach beim Generalsekretär des Völker. bnndeS vor. Man nimmt an. daß dieser Ve- such mit dem bulgarischen Stritt beim Völ­kerbund in Zusammenhang steht.

Im englischen Unterhaus erklärte ein Par- lamrntsmitalied. die uimerchr-*»- Ner-Ment- lichi'nq des We-ßbuck-es sei au dem Sinke« deS Pfundkurses schuld. _

I» Eupcn-Malmcdy fand gestern ein« überraschende Hanssnchnngsaktio« patt, die sich gegen die Heimattreue Bevölkerung rich­tete. Es wurde« Rucksäcke und Brotbeutel, angeblich als militärische Ansriistnngs- OegenstSnde sls» beschlagnahmt.

Shmtome etneS unerhörten und grfahr- drohenden Wettrüstens der bereits hoch- gerüsteten Staaten kennt hat in der Reichs- yauvtstadl Erstaunen und Erbitterung her- ovcgeruse». Hn London lelvfl vertritt man durchweg die Ansicht, daß sich das Kabinett Mardonald nicht nur außenpolitlsch, sondern auch tnnerpoltttsch eine schwere Schlappe bereitet habe, die bis zu den Neuwahlen schwerlich wieder überwunden werden könne. Z» Beginn der kommenden Woche werde die Regierung im Unterhaus einen kehr schweren Kamps durchiechien müssen; denn die Opposition gegen ..die Torpedierung der Berliner Besprechungen' sitzt nicht nur in den Reihen der Arbeiter­partei und der Liberalen, sondern sie hat auch im Regierungslager selbst festen Fuß gefaßt. Wenn »niolge Erkrankung des Füh­rers der Besuch Sir Simons in letzter Stunde abgesagt werden mußte so kann man diesen Zufall eigentlich nur begrüßen; denn es wird dadurch vermieden daß die Io plötzlich ausgetretene Spannung sich noch weiter verstärkt und daß die Bekoreckiunaen

eine ungünstige Atmosphäre vorfinden, die für die erwarteten Resultate von Schaden sein könnte.

Im gleichen Augenblick, in dem sich über London die Papierfluten eines hitzigen Meinungsstreites ergießen, steht Griechen- land mitten in einer schweren und gefähr- lichen Krise. Der alte Revolutionär Venise- los hat sich mit seinen Anhängern erhoben. Ein großer Teil der Flotte hat sich mit ihm solidarisch erklärt; Kreta befindet sich ganz im Besitz der Aufständischen und in Nord- Mazedonien donnern die Kanonen des Bru­derkrieges. Das Schicksal des Landes ist zurzeit noch gar nicht abzusehen. Wohl scheint die Regierung aus dem Festlande du Gewalt in der Hand behalten zu wollen, ab^ das griechische Jnselmeer und das stra- tegisch wichtige Kreta bieten den Ausrührern eine Fülle von Möglichkeiten, sich zu sam­meln und aufs Neue vorzustoßen. Es mag schon stimmen, daß Griechenland durch die­sen blutigen Gewaltstreich um ein Jahrzehnt

in seiner Entwicklung zurückgcworfen wird; um so bedauerlicher, als dazu innerpolitisch gar kein greifbarer Anlaß vorzuliegen scheint.

»

Die deutsche Innenpolitik stand im Zeichen der soeben eröffneten Leipziger Messe die nach dem Er­folge der Automobilausstelluiig auiS Neue den Beweis liefert, daß es mit der deutschen Wirtschaft machtvoll auswärts geht. Reichs­bankpräsident Dr. Schacht umriß die Prin­zipien der nationalsozialistischen.Wirtschasts- führung in ihren weltwirtschaftlichen Zu- ammenhängen und iorderte von der deut- chen Industrie und vom deutschen Handel Pslichtbewußtsein und Pflichterfüllung bis zum Aeußersten.

Durch die Vorlage der Vcranlagungs- bestimmungen zur Einkommen, und Körper- schastssteuer und durch die Weiterführung der Zinskonversion ist auch aus diesen wich­tigen Teilgebieten der Grundsatz der neuen deutschen Wirtschaftspolitik zielbewußt mei- teroeiükrt worden.

Edens Reise nach Moskau und Warschau

Pfundkurs finkt infolge Weibbuchveröffentlichung - 2jährige Dienstzeit in Frankreich

London, 8. März.

Die Reise des Lordsiegelbewahrers Eden nach Moskau und Warschau wird nicht ganz 14 Tage dauern Eden wird in Moskau Be- Iprechungen mit Stalirz und dem Volkskom- missar Litwinow haben und sich besonders in Warschau mit dem Außenminister Beck be- ivrecben.

Der parlamentarische Berichterstatter oer ..Times" schreibt, man hoffe nach wie vor, daß es nach einer Erklärung des Standpunktes der Regierung durch Baldwin und Simon im Unterhaus am nächsten Montag möglich sein werde, eine Vereinbarung über den Berliner Besuch zu erreichen. Manseiallgemein der Ansicht, daß es die Dinge ver­einfachen würde, wenn derBer- liner Besuch stattfände, bevor Eden nach Warschau und Moskau gehe. Andererseits wünsche man nicht, den Besuch in Polen und Sowjetrußland länger hinauszuschieben, als unbedingt notwendig sei. Das Kabinett habe jetzi die Entscheidung ge­troffen, daß die Reise nach Warschau nndMoskauinersterLinieinfor- matorischer Art sein solle. Eden werde dann nach London zurückkehren npd das Kabinett werde entscheiden, ob ein persönlicher Besuch des Staatssekretärs des Aeußeren fol­gen solle.

Der liberaleNews Chronicle" äußert in einem Leitaufsatz Bedenken gegen die Entsen­dung Edens anstatt Simons nach Moskau und Warschau und bemerkt, die Aussichten der Ver­handlungen würden zum mindesten nicht ge­bessert werden, wenn die britische Regierung auch nur den Anschein erwecke, als ob sie die beiden anderen Mächte nicht mit der gleichen Art von Achtung behandle. Das Blatt sagt ferner, der Schlüssel zur ganzen Lage«liege jetzt in Berlin. Hoffentlich werde die britische Re­gierung keine Mühe sparen, um das durch die Veröffentlichung deS Weißbuches verlorene Ge­lände wiederjugewinnen und einen möglichst frühen Tag für die aufgeschodenrn Besprechun- gen festzusetzen. Die Unterhausdebatte am nächsten Montag sollte von der Regierung dazu benutzt werden, mit einer Geste den bedauer­lichen Eindruck zu beseitigen, den das Weißbuch hervorgerufen habe. Hoffentlich werde sie diese Möglichkeit nicht ungenutzt lassen.

Französisch-englische Luftfahrtbesprechungen in Paris

Der Vizemarfchall des englischen Luftfahrt- Wesens, Sir John Salmon, weilt gegen­wärtig in Paris, nm angeblich mit den zu­ständigen französischen Stellen über Fragen der Zivilluftfahrt zu verhandeln. Wie gerücht­weise verlautet, sollen diese Besprechungen aber ausgedehnt worden sein und in gewissem Sinn eine Fortsetzung der Fühlungnahme gebildet haben, die zuerst General Weygand und später Flandin gelegentlich ihres Londoner Besuches mil den englischen Lustsahrtkreise» genommen Kabcn.

Zweijährige Dienstzeit i« Frankreich

gl. Paris. 8. März.

Im Senat stellte Senator Lemerh eine Anfrage über den Stand der französischen Landesverteidigung. Flandin, der am Vor. mittag gestürzt war und sich eine Onct- ichung am Bein zugezogen hatte, begab Ech sofort in den Senat und ersuchte um Ver­

tagung der Anfrage bis 21. März. Lemerh stimmte zu.

Di« Vertagung wird damit in Zusammen­hang gebracht, daß der Kabinettsrat sich grundsätzlich für die Verlängerung der Mili­tär»,'enstzeit auf zwei Jahre ausgesprochen hat. Der darüber beschlußfassende Minister­rat tritt aber erst in der nächsten Woche zu­sammen.

Fünf Todesurteile im MemeULnder-Prozeß

Ein neues Schandmal litauischer Willkür im Memelland

Im Memelländer Prozeß ergriff am Frei, tag Generalstaatsanwalt Monstaviciul Las Wort. Er beschäftigte fick; besonders eingehend mit den Angeklagten aus der Neu- mann-Partei. Im wesentlichen hielt er sich wie sein Borbänger. General Wiemer ebenfalls an die Behauptungen der Anklage­schrift.

Dann stellten General Wiemer unk Generalstaatsanwalt Monstavicius di« Strafanträge. Es wurde beantragt: gegen die Hauptangeklagten aus der sog. JesuttiS- Gruppe lein Fall, der bekanntlich durchdi, Verhandlung nicht geklärt ist. i« dem aber die Anklage einen sog.Feme­mord" erblickt hat), Prietz, Wannagal. Voll, Gottschall und Le Pa. di« Todesstrafe durch Erschießen.

Gegen den Mitangeklagten dieser Gruppe. Iakichtat. wurde lebenslängliche? Zuchthaus beantragt. Lebenslängliche? Zuchthaus wurde ferner beantragt gegen die beiden Angeklagten der sog. Wallat-

osruppe. wobei es sich »m einen Bauern- streik handelt, der aber von der Anklage als ein politischer Anschlag hingestellt wurde. Gegen die Hauptangeklagten aus der sog. Neumann-Gruppe d. h. die Mit­glieder der Sovog. Neumann. Bertu- leit. Rademacher und sechs weitere auptsührer dieser Partei wurden je 18 ahre Zuchthaus beantragt, gegen die sog. Gruppenführer je 12 Jahre und gegen alle übrigen Mitglieder der Neumann-Partei ein. schließlich des litauischen Spitzels M o l i n- n u 8 je 8 Jahre Zuchthaus.

Gegen die Mitglieder der sog. Saß- Gruppe. d. h. die christlich-sozialistische Ar- beitsaemeinschait >ESA > wurden wlaendk Anträge gestellt: Gegen die Hauptangeklag- ten Saß und von der Noppe je 12 Jahre Zuchthaus, gegen die KreiSleiter je 10 Jahre Zuchthaus und die Führer der sog. Stammeskreise je 10 Jahre Zuchthaus, und die anderen von 6 bis 10 Jahren Zucht- Haus.

Griechischer Schritt beim Völkerbund

Fliegerbomben in Mazedonien Schlechte Lage der Regierungstruppen

Gens. 8. Mär^

Der ständige Vertreter Griechenlands beim Völkerbund, Rafsael. ist von seiner Regie­rung beauftragt worden, am Frcitagnachmit- rag beim Generalsekretär des Völkerbundes oorzusprrchen. Man nimmt hier allgemein in. daß dieser Besuch mit dem am Donners­ag erfolgten Schritt des bulgarischen Vcr- reters beim Völkerbund im Zusammenhang trht.

Der Wirtschastsminister Kesmatzoglou hat angeordnet, daß in allen Städten, die von Aufständischen bedroht werden, die Bank­noten verbrannt werden. Nach Tele­grammen von den Inseln ShioS und Syros sind die dortigen Bankleiter der Anordnung nachgekommen. Sie haben insgesamt Bank- noten in Höhevon IbOMillionen Drachmen «3.83 Mill. RM.) denFlam- men übergeben.

Im Zmammenyang mit den <serucyicn über «ne etwaige Einmischung fremder Mächte erklärte der vor einigen Tagen als Minister ohne Geschäftsbereich in das grie­chische Kabinett eingetretene General M eta» ras. daß Griechenland ein unabhängiger Staat sei. der keine fremde Einmischung dul­den werde.

Die Vorbereitungen gegen die Aufständi­schen »n Mazedonien gehen immer weiter. Die mazedonische Hauptstadt Saloniki ist in ein Heerlager verwandelt. Truppe» aller Waffengattungen sind in den Straßen der Stadt zu sehen. Die ständig ein- treffenden Züge mit Reservisten aus dem Süden werden von der Bevölkerung mit Be- b?isterung empfangen. Hauptsächlich sind zunge Leute unter die Waffen berufen wor­den. Trotz des geradezu unbeschreiblichen Verkehrs rn Saloniki herrscht in der Stadt völlige Ruhe. Ordnung und Sicherheit sind tiiraends gestört.