Verlag: Schwarzwald-Wachl T. m. b. H Calw. Rotationsdruck: A. Velschläger'sche Buchdruckerei, Calw. Hauptschristieiter: Fried« rich HanS Scheele. Lnzeigenleiter r Ludwig Vogler. Sämtliche in Calw. D.R XI. 34: SSSO. BeschüftSstell«: MteS Postamt. Fern« sprecher 3S1; Schluß der Anzeigenannahme: 7LO Uhr vormittags.
Nationalsozialistische Tageszeitung
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Amtliches Organ <ler N. §. v. N. p.
öen des Kreises Ealw
Nr. 41
Lalw, Mittwoch, IS. Dezember 1934
2. Jahrgang
Kauft
ArbeMMasfutigsIvse!
Berlin, 18. Dezember.
Der Neichspropaqandaminister der NSD- AP. Dr. Goebbels sprach sür die Arbeitsbeschaffungs-Lotterie sollenden Aufrus im Rundfunk:
Die Arbeitsbeschasfungs-Lotterie, die zur Zeit in der Presse, im Rundfunk und in den Kinos Propaganda für ihre Lose macht wurde ani I. Mai 1933 auf besonderen Wunsch des Führers ins Leben gerufen. Sie erfüllt den Zweck, durch die Gewinne einer zeitgemäßen Volkslotterie das Arbeitsbeschaffungs-Programm der Reichsregierung zu fördern. Der Verwaltungsapparat der Lot- teric wurde so einfach wie möglich gehalten uns hie Neichsleituna der NSDUV. i'-äat dafür Sorge, daß lese Münze lyrcin Zwccr zu- geführt wird und dann der Volksgemeinsäiafl zugute kommt.'
In der Arbeitsbeschaffungs-Lotterie wurden zahlreiche Groschen zu Millionen RM. zusammengetragcn. und abertausende ver- zweifelte Erwerbslose kamen wieder in Lohn und Brot: sie sind heute freudig am Aufbau- werk der Nation tätig und marschieren taten- sroh einer besseren Zukunft entgegen.
Das deutsche Volk soll und darf auch wäh- rend des Winterhilfs-Kampfes gegen Hunge, und Kälte niemals da? schon im Werden be- griffen? Aufbauwerk seiner Wirtschaft vergessen. denn von seiner Vollendung hängt so zuletzt auch die Beseitigung der Erwerbslosigkeit ab. Dorum steht es zu hossen, daß jede, Volksgenosse zum Gelinoen der Arbeits- beschassunas-Lolterie beiträgt.
Vd-— Ticker- 7^5^
ElaalSrat Sr. Metttter -um SondertreulMder ernannt
Berlin, 18. Dezember.
Der Reichsarbeitsminister hat im Einvernehmen mit den übrigen Reichsministern den Oberpräsidenten im Ruhestand, Staatsrat Dr. M >. lcher. zum Sondcrtreuhänder zur Nachprüfung der Arbeitsverhältnisse in den öffentlichen Verwaltungen und Betrieben des Rei- chcs. der Länder und der Gemeinden bestellt.
Gegen eine Reihe von Betricbssührern. die entgegen den geschlichen Bestimmungen und trotz mehrmaliger Aufforderung Betriebsordnungen nicht erlassen haben, hat der Treuhänder der Arbeit für Brandenburg Ehrenstrafen bis zu 100 Mark ver- hängt.
sas Reueile m Kurze
In der französischen Kammer fand ein« große Aussprache über die Zusatzkredite füi das Kriegsministerium statt.
Der Prozeß gegen die Marseiller Könio Mörder wird anfangs März vor dem Schwr aericht in Air-cn-Nrovence beginnen«
Eine englische Zeitung veröffentlicht Ei Metten über «in ftanzösisch-sowjetrussisq Militär- und Handelsabkommen.
«u« Belgrad wird die Krise deS südflawl. ichen Gesamtkabinetts gemeldet, die auf Enklitische Gründe zurüchufichren ist.
Allgemeiner diplomatischer Waffenstillstand
Befriedigende Bilanz am Ende des zweiten Jahres der neuen Außenpolitik
des Dritten Reiches
o. KI. Berlin, 18. Dezember.
Die deutsche Reichsregieruilg hat ui eiuei ganzen Reige wlcynger mner>vulijcyer Gesetze in der letzten »cabliieusjttzung die,es Jahres ihre Arven aogeiüstvgen und für das zweite Jahr des Ve^eyens oes nauviial- sozialistischen wtaaies vltanzierug gen,acht. Die Wechnachtsierien weroen der Forlsüh- rung deS großen WinterhilssivertS gewidniel sein, das seiner Natur nach eine Unterbrechung und ein Nachlassen in der Energie nicht duldet, zugleich aber der propagauoi- stische» .
Vorbereitung
der großen „Grzeugungsschlachl".
durch die die Selbstversorgung Deutschlands auch sür kritischere Erntejahre gesichert werden soll, als wir sie glücklicherweise m der letzten Vergangenheit zu verzeichnen hatten, .iiich aus dem Gebiet der Außenpolitik werden die Tage zwischen den Festen irgendwelche neuen Aufgaben, noch eine starke Veränderung der alten nicht bringen. Tie Zeit der Besinnlichkeit, der diese Festwoche in der Familie gewidmet sein soll, wird sich auch aus das Staatsleben erstrecken und so. wie zu hossen ist, diesen Tagen senen friedlichen Lharakter geben, den sie in früheren glücklichen Zeiten immer gehabt hat.
Auch vom Ausland aus gesehen wird überall das Bestreben deutlich, nach den vielerlei Aufregungen, die die letzten Monate und Wochen, vor allem durch die tiefgreifenden Wirkungen des Marseiller Attentats gebracht haben, eine Periode der Sammlung und Ruhe eintreten zu lassen. Das Zusam- mentrefsen des österreichischen Bundeskanzlers Schuschnigg mit dem ungarischen Ministerpräsidenten G ö m b ö 8. das mit einem Freundschaftstelegramin an Mussolini endete, wird wohl für dieses Jahr den Abschluß einer sehr regen und vielseitigen diplomatischen Fühlungnahme sein, deren unklare Ergebnisse als Probleme in das nächste Jahr übernommen werden. Der deutlichste Beweis dafür, daß
ln dem Kräfkespiel der Diplomatie eine Pause notwendig
geworden ist. ist in der nun feststehenden Tatsache zu erblicken, daß der Besuch des französischen Außenministers Laval in Rom anfS neue, und wie man sagt, bis in den Januar, verschoben worden ist.
Der zu Ruhe und Frieden verpflichtende Lharakter der Weihnachtswoche ist es natür- ach nicht allein, der diesen allgemeinen Was- -enstillstand veranlaßt. Vielmehr ist es das illen europäischen Regierungen gemeinsame Gefühl, daß die am 13. Januar fällige Ent- scheidnng über das künftige Schicksal des Saarlandes zugleich der Schlüssel für die weitere Behandlung aller europäischen Pro- bleme sein wird, daß diese Entscheidung geradezu das Gesicht Europas formen und bestimmen wird. Alle diplomatischen Pläne und Entwürfe, die in den letzten Monaten das Feld der internationalen Politik beweg- .ten. vom Ostpakt angesnngen der durch die französisch-russische Vereinbarung vorläufig stillgelegt wurde, über den neuen, in seinen Umrissen noch nicht erkennbaren Friedenspakt Mussolinis. bis zu den direkten Aussprachen des deutschen und französischen Frontsoldatentums. alle diese Versuche und Anregungen. Europa ans der G->wittern«mnlr>b^ek der letzten Monate hinauszustenern. werde» erst mit klarem Ziel und Aussicht auf Erfolj wieder ausgenommen werden können, wenn
die europäische Grundfrage des deutsch französischen Verhältnisses durch die Abstimmung über die Saar beantwortet sein wird.
Es ist jedoch an sich zweifellos schon ein gutes Zeichen einer bereits eingetreteue» Entspannung, daß sich alle europäischer, Regierungen sichtlich entschlossen haben, das Ergebnis der Saarabstimmung abzuwarten, nachdem die zwischen
Frankreich und Deutschland getroffene Ver- einbariing die Bereitschaft der beiden zunächst interessierten Länder bekundet hatte alle lauten propagandistischen Störungen der Selbstbestimmung der Saarbevölkerunc zu unterlassen und so eine loyale Hinnahme des Ergebnisses und seiner notwendigen Folgerungen zu ermöglichen. Wenn wir in Deutschland von dem eindeutigen Charakter dieses Ergebnisses überzeugt sind so haben wir auch bestimmte und erfreuliche Symptome dafür, daß die Berechtigung dieser deutschen Zuversicht in den meisten Ländern geteilt wird, auch dort, wo man sonst nicht leicht bereit war, sür deutsche Hoffnungen und Interessen Verständnis zu zeigen. Wir lesen dies vor allem aus englischen Stimmen: es mehren sich dort die Mahnungen sehr wichtiger und einflußreicher Persönlichkeiten an die irregeleitete öffentliche Meinung, das neue Deutschland mit einer größeren Vorurteilslosigkeit zu beurteilen, als dies bisher der Fall war. Aber auch die Stimmung in Frankreich scheint sich immerhin so gewandelt zu haben, daß eine Regierung, welche entschlossen ist. auch ein für Frankreich nn- günstiges Ergebnis der Saarabstimmnno loyal anznerkennen und in die künftige deutsch-französische Politik einzubauen, keinen Widerständen in der öffentlichen Meinung begegnet. Bei einigem Optimismus kann man sogar hassen, daß unter den
Wirkungen der deutschen Bemühungen um Frieden und Verständigung die Mehrheit des französischen Volkes ein« gerechte Liquidierung der Saarfrage innerlich wünscht, weil sie darin die beste Bürg
schaft für ihren lebhaften Wunsch nach Sicherheit. Ruhe und Ordnung erblickt.
Wir werden Ende Januar zum zweitenmal den Jahrestag der nationale» deutschen Revolution zu begehen haben, die die un- geheure Aufgabe übernahm, in einer Periode des vollkommenen Umbaus des inneren Staatslebens die internationale Stellung des Reiches vor gefährlichen Verwicklungen und Katastrophen zu schützen. Daß dies auch in schweren Momenten bisher gelungen ist. ist die beste Rechtfertigung für den Grundgedanken, daß die innere Einigkeit und Geschlossenheit eines Volkes zugleich die best« Bürgschaft seiner äußeren Geltung und seiner friedlichen Behauptung ist. Wenn nach der Saarabstimmiing sich die Maschine der internationalen Diplomatie wieder in Bewegung seht dann beginnt sür das neue Deutschland das dritte Jahr seiner Außenpolitik. Ihre Ziele bleiben dieselben: Gleichberechtigung Deutschlands im Kreise der großen Staatsvölker. Wahrung des,Friedens durch die Mög- lichkeit der Verteidigung des heimatlichen Bodens und der Wahrung der Leb-nsinter- essen des deutschen Volkes. Die Aussicht, dieses Ziel zu verwirklichen, ist. das dürre» wir uns in diesen Tanen der Ruhe mit V"'rie- digimg sagen, nicht schlechter, sondern beß I e r geworden.
Der Leiter der Saarpoiizei znrückgctretc«. Der Leiter der saarländischen Polizei, Ministerialrat Hemsley, hat dem Präsidenten der Regierungskommission, Knox, sein Nück- trittsgcsuch eingercicht. Zu seinem Nachfolger ist der englische Major Henncssy ernannt morden.
Millionenkredite für Frankreichs Aufrüstung
Verstaatlichung der Rüstungsindustrie abgelehnt — Wieder Ostpakt-PolitiL
gl. Paris, 18. Dezember.
Nachdem Senator Lemeryam Montag irv Senat die Forderung nach der zweijährige» Militärdienstzeit mit lebhaften Phantasien über die „deutschen Rüstungen" — wie es heißt, als Sprachrohr des G neralstabs- chefs General Weygand — begründet hotte, begann am Dienstag in der Kammer di« Aussprache über die Zryatzkredite für das Kriegsministerium. Dieser Kredit von 800 Mil- lionen Franken wird verteilt: 6l5,5 Millio- nen für Artillerie und Nüstungs- erzeugnisse, 48 Millione.i für die Pionier- truppen. 35 Millionen für das Intendantur- wesen, 15 Millionen für die Sanitat, 80 Millionen für Pulvervorräte und 6,5 Millionen für das Militäreisenbahnwesen.
Die Aussprache brachte sofort eine Ueber- raschung: Der radikalsozialistische Abgeordnete Pierre Cot brachte einen Vertagunqsan- trag ein. Seine Begründung stellt einen scharfen Vorstoß gegen die private Rüstungsindustrie dar: Ehe die Aussprache über die Nü- stungskredite fortgesetzt werde, solle sich die Ne- gierung darüber äußern, welche Maßnahmen ur Kontrolle der Waffenherstellung sie getrof- en habe. Das Verbot der privaten Waffenerzeugu.-g -ei eine Not- Wendigkeit. Währen des Krieges habe man gesehen, wie auf der eine Seite Männer für Frankreich Blut und Leben gaben, währent andere große Gewinne einstrichen. Der Redner und seine Freunde wollten nicht ihre Hand dazu bieten, um den Leuten, die durch die Untersuchungen des amerikanischen Senats gebrandmarkt sind, zu noch größeren Gewinne» zu verhelfen. Eine Untersuchung in Frankreich werde sicher das gleiche Ergebnis haben wie in Amerika. Eine Stellungncchmc Frankreichs in Genf zu diesen Fragen .zenüge nicht; man solle nicht auf internationale Entscheidungen warten, wenn es gelte, in Frankreich den Diebe» das Handwerk zu legen.
In seiner Erwiderung betonte Ministerpräst- dent Flandin, daß die von Pierre Cot ge- zeigt: Lösung wünschenswert sei; Frankreich Werde in Genf diesen Standpunkt vxrtreten.
Hingegen sei es ;raglich, ob staatliche Arsenale billiger arbeiteten als Privatnnternehmnnqen. Die Erfahrung lehre, daß die Verstaatlichung nicht ratsam sei. Vermutlich um die Rüstungsindustrie zu trösten, die mit Pierre Cots Vorstoß nicht zufrieden sein wird, erklärte Flan- bin, daß man mit den Rüstungen der anderen rechnen müßte, wobeieresnichtunter- lcssen konnte, in d ' esem Z u s a m - menhang zu erwähnen, daß eine Großmacht Frankreich in den letz- tenhnndertIohrend'eimalange- griffenhabe.
Wir wissen nicht, wa-> Herrn Cot zu seinem Vorstoß gegen die Rüstungsindustrie bewogen hat; nach der Rede Flandins z„gerseinen Bertagungsantragj^denfallszu- rück.
Frankreichs Ostpaktpolitik
Im französischen Senat verlas Außenminister Laval eine ausführliche Darlegung der wichtigsten außenpolitischen Probleme. Er behandelte u. a. das Saarproblcm, die Beilegung des südslawisch-ungarischen Konfliktes sowie die französisch-italienischen Beziehungen. Zn den Ostpaktfragen übergehend erklärte Laval: „Wer werden sehr bald unsere Unterhaltung mit Deutschland wieder aufnchmen. Ich habe bereits gesagt, daß Deutschland ausgcfordcrt werden wird, mit uns und den übrigen Ländern unter den gleichen Bedingungen und mit gleichem Recht zu verhandeln. Deutschland wird aufs neue aufgefordert werden, sich diesem Kollektivpakt (Ostpakt) anzuschlicßen, in dessen Nahmen es versichert ist, die gleichen Garantien zu erhalten, die er den übrigen beteiligten Ländern gewähren wird. Die französische Regierung wird nie etwas tun, was Deutschland zu dem Glauben berechtigt, Frankreich wolle ihm gegenüber eine Politik der Vereinsamung betreiben. Die deutsch- sranzösische Annäherung im internationalen Rahmen ist eine wirkliche Friedevsbürü» schaft!"