Das Schicksal der Mäphlerien vertrage.
Dia wettere Behandlung der Verträge von Loearno. — Beratungen in Berlin. — Die Haltung der Deuttch. nationalen. — Eine Krise nicht ausgeschlossen. — Was wird mit dem Rheinland? — Französische Begeisterung.
— Skepsis in Brüssel.
Berlin, 19. Oktober. Am Mittelpunkt der Erör- -ecungen steht nach wie vor Locarno. In dieser kleinen Tessinstadt wurden ja die Abkommen nur paraphiert. Ratifiziert werden sie erst, wenn die beteiligten Regierungen die Zustimmung ihrer Parlamente eingeholt haben. Man hat dafür die Frist von 8 Wochen vorgesehen und den 8. Dezember für die Unterzeichnung in London in Aussicht genommen. In der Zwischenzeit niüssen also die Parlamente das Wort nehmen. Wir haben schon gesagt, daß die ersten vermutlich die Franzosen sein werden, weil Kammer und Senat bereits in dieser Woche an und für sich zusammentreten. In Berlin läuft die Entwicklung anders. Der Reichspräsident hat gestern den Kanzler zum Vortrag empfangen, und wie oerlautet, seine volle Zustimmung ausgesprochen. Seit heute Vormittag um 11 Uhr tagt das Reichskaoinett und hat seine Beratungen bis zur Stunde noch nicht abgeschlossen. Morgen werden dann die Rheinländer vom Reichskanzler empfangen, während am Mittwoch der Auswärtige Ausschuß des Reichsrats und am Donnerstag der des Reichstages Stellung nehmen soll. Damit ist der Weg gegeben. Man wird sich am Donnerstag vor allem darüber klar werden müssen, ob nicht die frühere Einberufung des Reichstages —> die nächste Sitzung soll ja erst am 19. Nov. stattfinden — nötig ist. Man rechnet allgemein damit, daß der Reichstag schon Anfang November sich versammeln wird, weit bis dahin die Parteiführer von ihrer Amerikareise zurückgekehrt sein können.
Ohne Schwierigkeiten dürfte es kaum abgehen. Wenigsten» nimmt man in politischen Kreisen cm, daß für dis Deutschnationalen, die größte Regierungspartei, tue Entscheidung nicht leicht fallen wird. Ihr Fraktionsvorstand will morgen beraten und am Mittwoch die gesamte Fraktion zur Entscheidung zusammenberusen. Im allgemeinen wird man wohl aut tun, die Pressestimmen dieser Partei nicht allzu tragisch zu nehmen, da hier viel taktische Momente mitsvielen. Man kann aber nicht mit unbedingter Sicherheit sagen, daß die Partei den Rückweg zu den Ergebnissen von Loearno finden wird. Man muß immerhin zugeben, daß nicht alle ihre Wünsche erfüllt wurden. Soviel wir wissen, haben die Deutschnationalen Bedenken gegen die Unveränderlichkeit der Texte, gegen die Unbestimmtheit der Abmachungen über das Rheinland und gegen die Interpretation des Artikels 16, die nach ihrer Ansicht nicht ausreicht. Dabei muß sich natürlich die Partei der Konsequenzen bewußt sein. Wenn sie pie Verantwortung für die Verträge ablehnt, so kann sie nicht länger Regierungspartei bleiben. Tiann wäre nicht Nur mit einer Koalitionskrise, sondern vielleicht auch mit
' ' . ' vorläufig di»
die Mine zu
. ...... Die Deutsch-
nationalen tragen also jedenfalls eine außergewöhnlich große Verantwortung.
Erst morgen früh werden wir die Texte der Abkommen erfahren. Viel wesentlicher als diese Veröffentlichung, die kaum noch Ueberraschmngen bieten wird, wenn auch Einzelheiten zur Kritik herausfordern könnten, ist die Frage, was am Rhein geschieht. Wir haben von Anfang an betont, daß die Zusagen Briands, Chamberlains unq Vanderveldes eine Art Gentlemen-Dersprechen darstellend also ohne schriftliche Bindung gegeben wurden. Es bleibt daher abzumarten, was die Franzosen und Belgier uns bieten. Berliner Blätter behaupten, daß es im wesentlichen darauf hinauslausen werde, daß die Garnisonen aus den Friedensstand zurückgeführt werden, daß Keine farbigen Truppen am Rhein bleiben und daß das Besatzungsregime so geändert wird, daß die alte Stellung des Retchskommissars, für die wieder Fürst Hatzfeldt in Frage kommt, neu geschaffen wird. Von der Verkürzung der Besatzungsfristen ist vorläufig noch nicht die Red«< Wir nehmen an, daß der deutsche Botschafter in Paris, der zurzeit in Berlin weilt, die Reichsregierung bei den weiteren Verhandlungen vertreten wird. ' ^
Am guten Willen m Frankreich fehlt es nicht. Der Kongreß der Radikalsozialisten in Nizza, also der für die Regierung wichtigsten Partei, der PainlevS und Herriot angehören, hat das Ergebnis von Loearno mit stürmischem Jubel begrüßt. PainlevS bezeichnet» die deutsch-französische Versöhnung als die Voraussetzung für den Weltfrieden und sparte nicht an Anerkennung für Tr. Luther und Stresemantt. Bezeichnend war die Bemerkung, daß Briands erste Versuche in Cannis brutal unterbrochen wurden. Gemeint ist damit PoinearS- Herriot erklärte, daß eine neue Zeit angebrochen sei; der Zusammenschluß aller Nationen werde erfolgen.
Nicht so ganz zufrieden ist man in Brüssel, was überrascht. Tie meisten Blätter bemängeln oas Ergebnis. Daß Belgiens Besitzstand garantiert sei, sei gut, aber sie fragen, ob keine geheimen Abmachungen beschlossen wurden. (Wir hören davon überhaupt zum erstenmal.) Tie belgischen Bedenken beziehen sich auf die Rheinland- räumung und die Zugeständnisse in der Luftfahrtfrage. Wir haben auch hier mit Widerständen zu rechnen und werden gut daran tun, wenn wir das Ergebet» von Loearno noch nicht als endgültig be trachten.
Kleine politische Nachrichten.
Die Pläne des Präsidenten Coolidge. In einer offiziellen Erklärung des Weißen Hauses wird der Pakt von Loearno als die wichtigste Etappe zu einem dauernden europäischen Frieden bezeichnet. Coolidge beabsichtigt, ermutigt durch die friedliche Gesinnung, die in Locarno hervortrat, Vorbereitungen zur Einberufung einer zweiten Abrüstungskonferenz mit der Landabrüstung als Hauptpunkt zu treffen, sobald die Verträge im Wortlaut oorliegen. Frankreich habe nunmehr keinen zureichenden Grund, sich einer allgemeinen Landabrüstung zu widersetzen. Es würde in flagrantem Widerspruch zu dem kriedlicken Geilt des Abkommens sieben, wenn lebt nickt
alle Machte Europas die alsvawlge Verringerung ryrer Heereskräfte vornehmen.
Frankreich gegen eine Abrüstungskonferenz. Die über die Absichten des Präsidenten Coolidge äußerst erschrockene und erbitterte französische Presse bezeichnet eine solche Absicht als eine wirkliche Gefahr. Der Sicherheitspakt würde viel von seinem moralischen und politischen Wert verlieren. Man müsse Frankreich allein beurteilen lassen, was zugunsten seiner Sicherheit erforderlich sei. Frankreich danke dafür und sage nein.
England und dl« Abrüstungspläne. In Londoner diplomatischen Kreisen hält man die Aufrollung der Abrüstungsfrage für etwas verfrüht. Es sei besser, Schwierigkeiten in den jetzt schwebenden internen Verhandlungen der einzelnen Länder über die Ratifizierung eines Paktes zu vermeiden.
Die Sowjetpresse stellt sich feindselig zu dem Ergebnis von Locarno. Die Stellung Deutschlands zu Sowjet- Rußland werde dadurch außerordentlich erschwert. Tie deutsche Politik werde in weiterem Maße von England beeinflußt werden und der russische Handelsvertrag werde ein Fetzen Papier bleiben, wenn Deutschland lenis Politik aus den Westen einstellt.
Die Geldbewegung bei der Reichshauptbasje. Die Summe der Einzahlungen für die Zeit vom April bis September betrug 3 634 567 291 Reichsmark, die Summe der Auszahlungen 3 749 595 216. Demnach war ein Zuschuß nötig von 115 027 985 RM. Die schwebende Schuck betrug am 30. September 81124 200 Reichsmark.
Kindermann und Genossen begnadigt. Wie in Moskau verlautet, sind die deutschen Studenten Kindermann und Genossen begnadigt worden und werden nach Deutschland ausgewiesen.
Schwere Eisenbahnkatastrophe ^ Bei Nalisa in Indien stießen zwei Personenzllge in voller Fahrt zusammen. Bisher sind etwa 20 Tote und 50 Verwundete geborgen. —^
Von der Marokkosrsnt. Im östlichen Frontabschnitt beschädigte ein furchtbares Gewitter mit Wolkcnbruch sämtliche Verkehrswege, so daß die Verpflegung der Truppen außerordentlich schwierig ist. Auf dem mittleren Frontabschnitt haben die Franzosen eine Frontverkürzung vorgenommen, woraus man schließt, daß die Risleute in einem umfassenden Gegenangriff die Franzosen zurückgeworfen haben.
Die Erfolge der Drusen in Syrien werden aus Jerusalem bestätigt. Ueber Damaskus ist der Kriegszustand verhängt worden.
Das Werben um Moskau. Eine Delegation der tschechischen Vereinigung für die Annäherung an die Sowjetunion, Gelehrte, Schriftsteller, Journalisten, sind zum Studium der wirtschaftlichen und kulturellen Lage des Landes in Moskau eingerroffen. — Eine aus Abgeordneten und Industriellen bestehende Delegation der lettischen Regierung wird ebenfalls in Moskau erwartet, die mit der Sowjetregierung über eine wirtschaftliche Annäherung zwischen beiden Lände rn verhandeln soll.
Die Wirren in China.
Bor neuen Kämpfen.
TU Paris, 26. Ott. Nach einer Meldung aus Peking be- fiirchtet die chinesische Presse eine Schlacht zwischen den Truppen Feng qu Siangs und den Truppen Ts-Hang tfo Lins. Die Lage wird von Tag zu Tag ernster. Man bezweifelt deshalb ob unter diesen Umständen die Zollkonferenz die am 26. Oktober in Peking zusammentreten soll, abgehalten werden kann.
Die kriegerischen Vorbereitungen.
TU. Newyork, 20. Okt. Die Entwicklung der kriegerischen Vorbereitungen in China ist in den letzten Tagen schnell vorgeschritten. Die Truppen des Marschalls Tschangtsolmg ziehen sich langsam und unbehindert über den Pangtsekiang zurück. Es scheint, als ob der Marschall die Absicht habe, di« Provinzen Kiangsu und Anhuei ohne Kampf zu räumen, um so einen vorzeitigen Ausbruch der Feindseligkeiten vor Zusammentritt der chinesischen Zollkonferenz zu vermeiden. Es ist jedoch nicht anzunehmen, daß er sich über Sutschou zurückziehen wird, da er sonst sehr wichtige strategische Ausgangsstellungen aufgeben müßte. Falls seine Gegner bis zu Tschou nachrücken sollten, wäre der Beginn der Kriegsoperation nicht zu vermeiden. Die Fengtien-Truppen haben die Eisrnbahnbrücke vor Sutschou gesprengt und ziehen sich auf Tschimgtschou zurück, um ihre Rück- zugSlinie nach Nanking freizuhalten. Aus den südlichen Provinzen wird eine verstärkte Tätigkeit der roten Kantontruppen gemeldet. Die Mantonesen haben di« Stadt Ueitschou nach heftigem Kampf erobert und sind in weiterem Vorrücken nach Süden begriffen.
Der Führer der Kantonarmee in Moskau.
TU. Moskau, 19. Okt. Der chinesische General Tschtschang- mtn, der Führer der Kantonarmee und früher die rechte Hand Sunhatsens, ist in Moskau eingetroffe«. Er wurde von Vertretern des Außenkommissariats, des Komintern und des Kriegsrates empfangen. Die Begrüßungsansprache hielt der japanische Kommunist Katajama. Der General, der dem radikalen Flügel der Kuomintang-Partei angehört, wird sich etwa 3 Monatelang in der Sowjet-Union aufhalten.
Aus aller Welt.
, München. Ein Papstschwert, das vor kurzem iml Archiv deS Eeorgiritterordens ausgesunden wurde, wird jetzt im Mrmeemuseum ausgestellt- ES ist ein Weihnachtsgeschenk des Papstes LlemenS VIII. an den Herzog und späteren Kurfürsten Maximilian I. in Bayern und wurde diesem seinerzeit in Innsbruck auf einer Romreise überreichte ES entsprach einer alten Sitte, die schon auf oas 13, Jahrhundert zurückgeht, daß die Päpste katholischen Fürsten und Feldherrn ein Schwert nebst Hut verliehen. Bis jetzt sind 25 solche Papstschwerter bekannt, die in Sammlungen in Wien, Dresden, Berlin und Mcckrid aufbewahrt werden. Das neugesundene Schwert ist das erste an «inen bayerischen Fürsten verliehene. Es ist 1,75 Meter lang, römische Goldschmiedearbeit, aus Silber gegossen und reich ziseliert. Am Knauf ist das Wappen des Papstes, an der Klinge sein Name angebracht. Besonders kunstvoll ist die Scheide gearbeitet. Kronprinz Rupprecht hat ÄS Großmeister des GeorgiritterordenS das Schwert in Besitz genommen, aber seine Ausstellung gestattet.
» Bamberg. Einsiedermanns Ende. Der Erzbischof , von Bamberg hat als Oberhirte der Eremitenverbrüderung! verfügt, daß die Klause auf dem Staffelberg — bekanntlich auch von B. v. Scheffel im Liede besungen —, die wegen starke« Fremdenverkehrs und der nicht zu umgehenden Wirtschaftsführung von einem Eremiten sehr schwer zu versehen ist und die als Einsiedelei überhaitpt nicht mehr in Betracht kom- me", kann, von der Eremitenverbrüderung aufgcgeben wird.
Nürnberg. Das Grab des Zigeuners. Im Iah« 1U10 verstarb in Erlangen der Zigeuner August Fischer: er ^ Friedhof Forth bei Eschenau in einer Gruft beibesetzt. Da das Gerücht ging, daß die Angehörigen düs Toten nach Zrgeunerart einige tausend Mark Silbergeld sowie wertvolle Schmuckgegenstände in den Sarg gelegt hätten, wur- den rn der Nacht zum 20. März 1920 Gruft und Sarg von Unbekannten erbrochen und nach Wertgegenständen durcbwüklt. vcunmeyx gelang es als Täter vret tn Nürnberg wohnhaft« Personen auszumitteln und festzunehmen: zwei derselben sind geständig, sie behaupten jedoch, im Sarge keine Wertgegen- stände, sondern nur Zigarren, Tabak, Tabakspfeifen, Rasier- Inngcn und sonstige Kleinigkeiten vorgefunden zu haben. Oll überhaupt Wertgegenstände im Sarg enthalten waren, konnte ms letzt nicht festgesiellt werden, da der Aufenthalt der Angehörigen des Toten unbekannt ist.
Mühldorf. Die Untaten einer Räuberbande. Ter Schmied Josef Bumberger aus Walkersaich vereinbarte im Oktober v. I. in einer Münchener Wirtschaft mit dem Hilfsarbeiter Alois Petz aus München und dem Schneider Franz Stadler aus Landshut die Durchführung von Raubzügen im bayerischen Oberland. Am 29. Oktober drangen die mit Brecheisen und Revolvern ausgerüsteten Burschen in das Anwesen der GütlerSwitwe Aigner in Jberbergham ein. Als die durch! das Geräusch erwachte Gütlerin Nachschau hielt, sprang ihr Stadler mit vorgehaltenem Revolver entgegen und rief: „Zurück oder ich schieße!" Auf diese Weise hielt er die Frau in Schach, während seine «gossen 25 Pfund Mehl, 3 Pfund Schmal» und Bettüberzüge siaUen. Anfangs November entwendete« sie ans mehreren Bauernhöfen dr^ Fahrräder, die sie zur Ausführung ihrer Raubzüge benützten. Am 7. November verübten sie in einem Bauernhof'in Heinbach einen Einbruchdiebstahl. Als sie der Bauer überraschte, berichte ihn Stadler mit einem Schrotschuß am Unterarm und im Gesicht. Am 14. November drangen sie in einen Bauernhof in Gritschenöd ein. Da es dem Bauern aber gelang, sich ebenfalls mit einem! Revolver und einem Beil zu bewaffnen, zogen sich die Einbrecher zurück. Sechs Tage später überfielen sie die Gütlerin Johanna Erber in ihrem Amvesen in Lengdorf. Sie rissen die Frau und deren Kinder zu Boden. Bumberger zog sein feststehendes Messer und bedrohte sie mit dem Mschneiden der Gurgel, Stadler hielt ihr seinen Revolver an die Brust. Die inzwischen aus ihrer Kammer geeilte Schwiegermutter wurde ebenfalls mit dem Erstechen bedroht. Die Räuber plünderten darauf das ganze Anwesen aus und sperrten die Frauen in Schränke/ Während Petz und Stadler bereits abgeurteilt sind, konnte die Verhandlung gegen Bumberger, der sich einige Zeit in der Irrenanstalt Gabersee befand, erst jetzt durchgc.sührt werden« Das Schöffengericht München-Land verurteilte ihn zu acht Jahren Zuchthaus, zehn Jahren Ehrenrechtsverlust und Stellung unter Polizeiaufsicht.
Nürnberg. Ein großer Betrug-Prozeß steht unter Beiziehung von 31 Zeugen und einer Reihe von Sachverständigen vor dem erweiterten Schöffengericht zur Verhandlung. Angeklagt sind die Gebrüder Leo und Albert Bukorzer, die hier einen Großhandel mit Baumwollwaren in offener Handelsgesellschaft hatten. Bei dem Konkurse, der im Februar d. Ä eröffnet wurde, solle« die Angeklagten gegenüber dem Konkursverwalter, Justizrat Dr. Reim, erhebliche Darbeträge verschwiegen und durch unklare Buchführung unsichtbar gemacht haben. Nachdem eine letzte Bedenkfrist durch den Konkursverwalter festgesetzt worden war, überreichte« ist« Angeklagten unter nichtigen Vorwänden einen Geldbetrag von 18 466 Mark. Der der Konkursmasse verlorcngegangene Gesamtbetrag wird auf über 46666 Mark geschätzt. Außer diesen nicht reellen Dingen werden den Angeklagten auch noch weitere Schiebungen zur Last gelegt. Die Verhandlung dürste bei dem reiche« Material mehrere Tage dauern.
Schweinfurk. Tödlicher Unglücksfall. Ein Fuhrwerk», bescher ersuchte beim Wenden mit einem bespannten Brückenwagen zwischen zwei Gleisen im Ladehof de« hiesigen Stadtbahnhofes den tn der Näh« al, Gehilfe des Privatlademeisters Meder beschäftig- ten Georg Rauer, den Brückenwagen an der Hinterseite etwa» herumzuheben. Dabei geriet beim Anziehen des Pferdes Rauer derart zwischen den Puffer eines Eisenbahnwagens und da» Hinterteil des Brückenwagens, daß dem Unglücklichen der Brust- korb eingedrückt wurde. Kurz nach Verbringung ins Krankenhau» starb der Schwerverletzte, gebürtig aus Zimmerau und wohnhaft in Sulzdorf, Bezirk Königshofen i. Srabft 37 Jahr« alt. Er war verheiratet und Hinterlist eine Witwe mit 4 Kindern.
Steyr (OberSflerreich). Ein gefährliches Lausbuben« stück. Nachts wurde ein in der Frauengasse In Steyrdorf stehender, mit Ziegel beladener Wagen von vier Gesellen ins Rollen gebracht, so daß er die Frauenstiege hinabstürzte, glücklicherweise nur sechs Stufen, da der Wagen schließlich an ein Hauseck fuhrt so wurde das Weiterkollern des Fcchrwerk» über die zirka IS Meter hohe Böschung gegen die Fabrlksstraß« verhindert und weitere», nicht vorherzusehendes Unglück verhindert. Der Wagen wurde teilweise demoliert, die Ziegel selbst blieben jedoch fast vollkommen unbeschädigt: der entstandene Sachschaden dürfte a ek immerhin bedeutend sein. Als Täter kommen vier pollzeik^kannt« Individuen in Betracht, von welchen drei bereits in Haft stick. Die,» leugnen zwar den Bubenstreich, verwicke ln sich sedoch in derartig« Widersprüche, daß an ihrer Täterschaft kaum mehr Zweifel bestehen.
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Schwere Schiffahrtskatastrophe.
TU. Berlin, 19. Okt. Wie die Morgenblätter aus Mayport melden, ist der Dampfer Comanche, der sich auf der Fahrt von Jacksonville nach Newyork befand, nachts auf der Höhe von Mayport brennend verlassen worden. Das Feuer, das im Vorderschiff ausgebrochen war, breitete sich bald über die ganze Ladung aus. Passagiere und Mannschaften, versuchten in Ret- tungsbooten zu entkommen. Die Ueberlcbenden wurden von dem Tankschiff Reaper und dem Lotsenboot Mota, die zur Rettung herbeigeeilt waren, gelandet. Viele werden vermißt. Ma« glaubt, daß ungefähr vierzig Passagiere durch einen Zusammen- stoß des Tankschiffes mit dem brennenden Schiff umS Lebe» ««kommen find.