Praktische Make für GlSubiger in Answertungssragen.

In den beteiligten Kreisen begegnet man noch häusig Unklar­heiten darüber, was der einzelne Gläubiger nach dem Aufwer-

genwartig zu geschehen hat, bezw, wickelt werden: , ^ ^ .

1. Schuld- und Bürgscheine (>og. Handschriften).

Diese Forderungen werden mit 25 Prozent aufgewertet. Eine Anmeldung ist nicht notwendig, dagegen empfiehlt es sich, neuen Zinsfuß mit dem Schuldner zu vereinbaren, weil die gesetzlichen Zins ätze ungenügend« sind. Ist eine Schuld in der Zeit vom 15. Juni 1922 bis 11. Februar 1921 heimbezahlt worden, so hat der Gläubiger Anspruch auf Aufwertung nach Matzgabe der gesetz­lichen Nichtzahlen. Diese Richtzahlen können von jedem Orts­vorsteher, Verwaltungs-, Notariats-, Gerichts- und Finanzbeam­ten erfahren werden. Zahlungen, welche der Gläubiger vor 15. Juni 1922 in der Inflationszeit angenommen hat, sind nur auf­zuwerten, wenn ein Vorbehalt gema l t worden ist.

2. Hypotheken. .

a) Noch bestehende, auf Papiermark lautende Hypothekenfor­derungen, an welchen in der Inflationszeit keinerlei Zahlung ge­macht worden ist, müssen mit 25 Prozent aufgewertet werden. An­meldung ist nicht erforderlich, aber es dürfte sich auch hier emp­fehlen, neuen Zinssatz mit dem Schuldner zu vereinbaren.

Wegen der Richtigstellung des Grundbuchs un ^vothe-

kenbriefe auf den neuen Aufwertungsbrtrag u.: s- r.ter

Vorschriften erscheinen.

b) Sind Hypothekenforderungen in der Zeit vom 15. Juni 1922 bis 11. Februar 1921 heimbezahlt worden oder ist die Zahlung vor 15. Juni 1922 erfolgt und hat der Gläubiger bei der Annahme des Geldes einen Vorbehalt gemacht, so tritt Auf­wertung in Höhe von 25 Prozent nach den gesetzlichen Richtzahlen ein. Die Papiermark-Zahlung wird in Eoldmark umgerechnet und als Abschlagszahlung von dem Aufwertungsbetrag in Ab­zug gebracht. Der Gläubiger sollte die Äufwertungsbeträge u n- verzü glich beim Schuldner anfordern. Stützt er dabei auf Anstände, so mutz er seine Forderung noch vor 31. Dezember dieses Jahres beim Amtsgericht anmelden, damit er seinen An­spruch auf Wieder-Eintragnng der gelöschten Hypothek nicht ver­liert.

c) Hypotheken für Restkaufgelder haben mit Rücksicht auf die persönl. Forderung ein Vorzugsrecht. Sie wer­den mit 25. bis IVO Prozent aufgewertet, unter Amständen noch mehr. Ist die Forderung vor 1. Januar 1912 entstanden, so ist der Höchstsatz 75. Prozent. Dies gilt sowohl für noch bestehende, als in der Zeit vom 15. Juni 1922 bis 11. Februar 1921 heimbe­zahlte Posten und auch für dievor 15. Juni 1922 unter Vorbehalt bezahlten. In allen diesen Fällen richtet sich die Höhe des Pro­zentsatzes nach den Verhältnissen von Schuldner und Gläubiger, auch inlls cn Werts-Verminderungen des Kaufobjekts, die zwi­schen der Kaufszeit und der Gegenwart eingetreten sind, berück­sichtigt werden, ebenso das Verhältnis der früheren Belastung. Anter Beachtung dieser Umstände können Gläubiger und Schuld­ner die Aufwertungssumme frei vereinbaren. Kommt eine Eini­gung nicht zustande und will der Gläubiger mehr als 25 Prozent verlangen, so mutz er dies spätestens vor 1. April 1926 beim Amts­gericht beantragen.

3. Industrie-Obligationen.

Diese werden mit 15 Prozent aufgewertet' autzerdem erhalten diejenigen Gläubiger, welche die Wertpapiere schon vor 1. Juli 1920 besaßen (Altbesitz), noch besondere Genutzrechte. Hiezu ist eine besondere Anmeldung notwendig. Die Frist ist bei den meisten Gesellschaften jetzt abgelaufen; wer also die Anmeldung des Altbesitzes bis jetzt nicht vollzogen hätte, für den wäre es jetzt allerhöchste Zeit.

Industrie-Obligationen, welche nach dem 1. Juli 1920 ausge-

Anmeldungsfrist.

1. Hypotheken-Pfandbrjcfe.

Als solche sind in unserer Gegend in Verkehr: Pfandbriefe der Württbg. Hypothekenbank Stuttgart, des Württbg. Kredit-Ver­eins, der Allg. Rentenanstalt der Württbg. Vcreinsbank Stutt­gart, der Rheinischen Hypoth.-Vank Mannheim, der Frankfurter Hypothekenbank, des Frankfurter Hypotheken-Kreditveretns, Mei­

ninger Hypothekenbank uno viere andere. Bei diesen Pfandbrie­fen ist keine Anmeldung notwendig. Der Aufwertungsbetrag richtet sich nach der Masse, welche das betreffende Institut durch die Liquidation zusammenbringt. er ist mit einer Konkurs-Divi­dende zu vergleichen. Die Papiere werden wohl erst später aufge­rufen werden.

5. Lebens-Versicherungen.

Auch hier ist eine Anmeldung nicht notwendig. Der Auswer­tungsbetrag richtet sich nach der sog. Konkursmasse, wie bei Z. 1. Bezüglich der sog. Rückwirkung finden die Bestimmungen bei Z. 1 und 2b entsprechende Anwendung.

6. Bank-Guthaben und Sparkassen-Guthaben.

Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Guthaben in laufen­der Rechnung werden nicht aufgewertet. Bei den sog. festen Dar­lehen und Sparkassen-Guthaben richtet sich die Auswertungsquote nach der Masse, welche die betreffenden Institute in den nächsten Jahren für ihre Gläubiger zusammenbrinaen. Bei öffentlichen Sparkassen ist eine Aufwertung von 12jL Prozent vorgeschrieben, für Genossenschaftsbanken besteht keine Vorschrift.

7. Reichsanleihen, Reichsschatz-A«wcrsungen, Spar-Prannen- anleihen, Staatsschuld-Berschreibungeu aller deutschen Länder

werden in allernächster Zeit, soweit es sich um den sog. Altbesitz handelt, zur Umwandlung in die Ablösungsschuld mit Auslosungs- rccht bezw. zur Verwilligung einer Vorzugsrente aufgerufen wer­den Auf 1000 Nennbetrag entfällt eine unverzinsliche Ablö­sungsschuld von 25 Stücke unter 500 -lt Nennwert werden vor­aussichtlich in einem besonderen Verfahren mit kleinen'Beträgen bar abgelöst werden.

Auf eine Vorzugsrente hat Anspruch, wer wegen körperlicher oder geistiger Gebrechen dauernd erwerbsunfähig ist oder bedürf­tig ist, d. h- ein Jahreseinkommen hat, welches 800 -tt nicht über­

steigt

>t.

Die Aufwertungsbeträge Ziffer 1, 2, 3 und 6 können in der Regel erst 1932 verlangt werden.

Bei Annahme von Zahlungen, die in nächster Zeit erfolgen dürfte es sich mit Rücksicht auf den vom Gläubigcr-Schutzverband angestrebtcn Volksentscheid empfehlen, einen Vorbehalt zu maiben.

*

Die Auswertung der Gemeinden und Gemeind everbiindc.

Stuttgart, 17. Okt.

Zur Wahrnehmung der Rechte der Anleihegläubiger sämtlicher württembergischer Gemeinden, Amtskörpcrtzhaften, Gemeinde- u. Bezirksverbände ist Oberregierungsrat Brodbeck in Stuttgart zum Treuhänder bestellt worden. Nach dem Anleiheablösungsgesetz, in dem seine Aufgaben erschöpfend geregelt sind, ist der Treu­händer berechtigt, zu beantworten:

1. daß in Zweifelsfällen die Festsetzung des Goldwerts einer nach dem 1. Januar 1919 begründeten Markanleihe von der zu­ständigen Auffichtsbehörde nachgeprüft wird;

2. daß die nach dem Gesetz 30 Jahre währende Dauer der Til­gung der Ablösungsanleihen die im Umtausch gegen Markan­leihen alten Besitzes augegeben sind, herabgesetzt wird, wenn dies der Leistungsfähigkeit der als Schuldner beteiligten Gemeinde, Amtskörperfchaft usw. entspricht, höchstens jedoch auf 20 Jahre;

3. daß die ausgelosten Stücke der Äblöfungsanleihen höher als mit 12ZH Prozent ihres Goldwerts, äußerstenfalls mit 25 Prozent einzulösen sind, sofern dies dem einzelnen Anleiheschuldner nach seiner finanziellen Leistungsfähigkeit und unter Berücksichtigung seiner öffentlichen Aufgaben zugemutet werden kann.

Die Aufgabe des Treuhänders beschränkt sich sonach auf die Vorbereitung und Stellung solcher Anträge in den dafür geeig­neten Fällen. Weitere lairdesrechtliche Ausführungsbcstimmungen zum Änleiheablösungsgesetz werden erlassen werden, sobald die damit zusammenhängende» Vorfragen geklärt sein werden.

Sport.

Zum Wettspiel AltburgAlthengstett.

Erwiderung zum Sportbericht vom 16. Oktober.

Der Spielverlauf am Sonntag, den 11. Oktober, war nach Dar­stellung des FL. Althengstett folgender: Mtburg ist am Anfang technisch überlegen, - doch läßt Althengstett nicht lange auf sich warten. Altburg kommt mit Leichtigkeit zu seinem ersten Tor, doch bringt Althengstett alsbald den Ausgleich und hält mit Ält- burg spielend die Wage. Halbzeit 2:1 für Altburg. Nach der Pause setzte sich Althengstett mit Energie vors Altburger Tor und erzielte 3 weitere Tore. Nur Ihrem ruhigen und sicheren Torwart ist es zu verdanken, daß das Ergebnis für Altburg nicht

noch höher ausfiel. Rurz vor Schluß konnte Ältvurg noch 2 wei- tere Tore aufholen. Betreffs Sportplatz muffen wir erwidern, dag manche Vereine froh wären, einen solchen Platz ihr eigen nennen zu können. Der Platz ist 80 Meter lanq und 15 Meter breit. Der funge Verein ist stets bemüht, seinen Platz vollends fertig zu stel­len. Das Eckballverhälinis lautet 8:16 und nicht 4:25. Der Schiedsrichter absolvierte die Prüfung und gehört dem Altbur­ger Verein an. _

Aus Geld-,

Volks- und Landwirtschaft.

Berliner Briefkurse.

1 holl. Gnldeu 1690,8

1 sranz. Franken 186,6

1 schweiz. Franken 810,0

Börsenbericht.

(SLV^) Stuttgart, 18. Okt. Am Samstag lag die Börse recht fest. Die Spekulation schritt zu Käufen und es kam zu etwas grö­ßeren Umsätzen bei steigenden Kursen.

Ein Musterbeispiel von Aufwertung.

Der Württ. Hypothekengläubiger- und Sparcrschutzverband E. V., Stuttgart schreibt uns: Eines unserer Mitglieder teilt uns mit, daß sein Schuldner R. in Wildeshausen 600 Mark schuldete und erklärte, mit den ungerechten Äufwertungsfätzen und 25 Prozent wolle er nichts zu tun haben. Er schloß einen freiwilligen Vergleich auf 500 Mark, die er sofort mit 4 Pro­zent verzinst. Ferner erklärte eine süddeutsche Bank, daß sie die Aufwertungsgesetze als sittenwidrig und rechtswidrig ablehne und ihren Kunden nach Möglichkeit aufwerten werde, so wie sie ihre Ausstände aufgewertet bekomme.

Stuttgarter Grotzmiirkte.

(STB.) Stuttgart, 18. Okt. Mostobstmarkt auf dem Wilhelms­platz: Zufuhr 1000 Ztr. Preis 8.5010.56 pro Ztr. Kar- tofselgroßmarkt auf dem Leonhardsplatz: Zufuhr 700 Ztr. Preis 3.504 -1t pro Ztr. Filderkraut markt auf dem Leonhardsplatz: Zufuhr 200 Ztr. Preis 3 -1l pro Ztr.

Mostobstmarkt auf dem Nordbahnhos.

(SCB.) Stuttgart, 18. Okr. Aufgestellt waren 110 Wagen, wo­von 101 neu zugeführt sind, nämlich: 1 aus Württemberg, 34 aus Preußen, 1 aus Bayern, 15 aus Hessen, 10 aus Holland, 10 aus Italien, 1 aus Belgien, 6 aus Südslawien und 26 aus Frankreich. Nach auswärts sind 31 Wagen abgegangen. Preis wagenweffe für 10.000 Kg. von 13501700 «K, im Kleinverkauf 7.709 für 50 Kg. Marktlage: lebhaft.

Pachtpreise.

(SLB.) Echterdinge«, 18. Okt. Bei einer Güterverpachtung wurde für das Ackerland 3.151.20 -K und bei Wiesen 2.903.90 Mark pro Jahr als Pachtpreis bezahlt.

Pserdemarlt.

(SLB.) Weikershrim, 18. Okt. Der Zutrieb von Pferden zum hiesigen Pferdemarkt war außerordentlich groß. Man konnte teil­weise ausgezeichnetes Material beobachten. Mit dem Markt war eine Prämierung verbunden. Der Pferdehandel selbst hielt sich ffdoch infolge des Geldmangels in den allerengsten Grenzen.

Die örtlichen Kleinhandelspreise dürfen selbstverständlich nicht an den Börsen» und Großhandelspreisen aemessen werden, da für jene noch die sog. wirtschaftlichen Der» kehrskosten in Zuschlag ümmen. D. Schrift!.

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Neues Motorschiff auf dem Bodensee

(SCB.) Frrevrichshafcn, 17. Okt. Ein neues Schiff wird die­ser Tage wieder die Bodan-Werft in Kretzbronn verlassen und durch die Reichsbahn zunächst zu Probefahrten auf dem Untersee in Dienst gestellt werden. Es ist dieStadt Radolfzell", ein Mo­torschiff für etwa 200 Personen. Das Schiff hat eine Länge von 27,5 Meter und eine Breite r n 4 Metern. Zwei Dieselmotoren von je 120 PS. setzen die beiden Schiffsschrauben in Bewegung. Zunächst wird das Schiff nur den Unterste befahren und dem Ver­kehr der Strecke Radolfzell bis Ehingen bei Stein am Rhein die­nen. Es werden durch solche Motorschiffe den Dampfern auf dem BÄiensee ernsthafte Konkurrenten erstehen, zumal der Betrieb eines solchen Schiffes nur etwa 4 Mann Besatzung erfordert und durch Verwendung von Rohölmotoren sich wesentlich verbilligt.'

uviuuiMmisL

(12. Fortsetzung.)

In dieser Nacht begann es auch von der Decke der großen Höhle zu tropfen und zu fließen. Ein dicker Bach schoß senkrecht, wie aus einem geborstenen Rohr in die Tiefe. Schlug unten auf, sammelte sich zu einem Teich und brauste weiter.

Auch an diesem Morgen waren wir früh auf, noch lange, ehe die Sonne erwachte. Warum Hätten wir, die wir keinen Grund hatten müde zu sein, lange schlafen sollen?

Auch jetzt hatten wir wenig über unsere Absicht gesprochen, aber auch Limokoa war der gleichen Meinung:

Wir mutzten die Wärme der uns geschenkten Tage benutzen.

Wir machten nochcinmal in der Höhle ein großes Feuer an. Warum sollten wir jetzt sparen? Da sah ich etwas Unerwartetes. Unser Kahn, der treue Kahn, den ich mit Lebensgefahr Herabge­laffen, der zwischen den Felsen eingeklemmt gelegen den ich jetzt vergessen, er schwamm auf dem neu- gebildeten See. Die Kette, :die noch an ihm hing, hatte sich von selbst um einen Felsen ge­schlungen und ihn gehalten. Nun tanzte er auf den Wellen.

Wir werden mit ihm bis zum Canon fahren."

Limokoa nickte.

Vielleicht auch weiter?"

Ein Gedanke durchzuckte mich.

Er ist zu leicht, er tanzt!"

Limokoa sagte arglos:

Es mutz Ballast hinein."

Ich rannte nach dem Goldstapel und schleppte heran.

Nicht zu viel, nicht zu viel!

Wieder packte mich die Eier und ich mutzte mich schämen, denn ich sah, wie gedankenvoll und ernst sie mich ansah.

Immerhin, es war schon ein großes, ein Riesenvermögen, was M im Kahne lag, wenn es auch nicht der hundertste Teil des Schatzes war.

verbaute ich den Rest wieder mit Steinen. Dann

.geschnallt Kahn zu steuern.

"mn" wir, tnmn wir warfen der schützenden Blick zu. obgleich sie unser Leben gerettet an- L-AsEch, wir hatten dazu auch keine Zeit, denn wir hatten «me vande voll zu tun. unser Fahrzeug zu lenken. Wir sichren

jetzt fast so hoch, als wir gestern gegangen, denn die gewaltige Wassermenge, die nun aus dem wahrscheinlich ständig vergrößer­ten Loch in der Höhle stürzte, ließ den Bach in seinem engen Bett steigen.

Bald hatten wir die letzte Windung durchfahren und waren im Canon.

Noch wärmer war es als gestern und fast alle die leuchten­den Eiszapfen verschwand»«, dafür erfüllte den ganzen Canon ein einziger See. Ein milchweißer, schäumender Märchensee.

Hier hatte unser Fahrt ein Ende. Lächerlich, daß ich das Gold überhaupt mitgenommen. Hatte ich denn vergessen, daß der Fluß hier nur einen unterirdischen Kanal hatte? Hier mußte ich Kahn und Gold wieder verlassen. Tragen konnten wir es nicht, zumal wir ja über die Berge steigen mußten. Viel­leicht Tage und Wochen suchen, ohne zu finden, denn von den Spuren der Indianer war sicher nichts mehr zu sehen, nachdem Schnee und Eis sie gedeckt hatten.

Ich sah mich nach einem Landungsplätze um. Unheimlich, wie hoch in dieser Nacht die Wasser gestiegen waren. Wie sie in jeder Sekunde weiter stiegen, denn jetzt waren zwar die kleinen Kaskaden versiegt, die von ganz oben herabkamen, dafür stürzten aber von allen Seiten aus Schluchten oder Höhlen, die wir nicht kannten, ebensolche reißende Bäche hervor und hoben das Wasser im Canon. Wer weiß, wie viel solcher Grotten hier waren, wie viel große Becken, in denen Lawinen tanken. Ein Wirbeln und Fluten ging über den See, der jetzt immer Heller wurde, mit dem wir stiegen, wie in einem Schleusenbecken. Ich wußte jetzt selbst nicht mehr, in welcher Richtung wir landen und aufsteigen muß­ten. Unser Kahn drehte sich unter dem Einfluß der verschiedenen Bäche.

Limokoa, wo war unfers Höhle?"

Dort!"

^Nein dort"

Mir war es, als sei sie an der entgegengesetzte« Seite ge­wesen, und sie wußte es jetzt auch nicht. Wir fuhren nicht etwa im Kreise, wie ich es auf dem See getan, sondern tanzten wild umher, drehten uns um uns selbst. Gut, daß der Eoldbalast uns im Gleichgewicht hielt. Natürlich war weder von dem Zufluß, der aus den Bergen kam, noch von dem Loch, in dem er ver­schwand, etwas zu sehen.

Wo war der Colorado? Wo war das Gewirr der Felsen, das Labyrinth, in dem es sicher kein Zurcchtfinden gab? Wo­hin waren die Indianer gegangen?

Wir waren so hoch gestiegen, daß auch die Halbkreiswand des gipsernen Chores schon überflutet wurde.

Da machte der Kahn selbst unseren Zweifeln ein Ende. Er drehte sich, dem Druck neuer Wasser gehorchend, richtete die Spitze geLen eine überragende Felswand und schoß darauf ru.

standen schwankend und aufrecht im Kahn und suchten uns der Felsen zu erwehren. Dicht vor ihnen lag eine neue Windung. Der geschwollene Bach hatte einen Weg gefunden. Ueber Felsen hinweg, die sonst hier ragten, in wilden Biegungen und Zick- zackströmungen. Bald prallten wir rechts an, bald links. Dan» wieder mußten wir uns bücken und ducken, um nicht gegen Felse» zu stoßen, die niedrig überhingen. Ich bewunderte Limokoa. Sie stand ganz vorn. Sie hielt in ihrer Hand einen kurzen Ast und stieß gegen die Felsen.

Die Tochter der Wildnis, die es gewohnt war, im Einbaum über wilde Ströme zu fahren, mit den scharfen Augen, dem schnellen Handeln. Ich schämte mich vor ihr und bewunderte ihre Geistesgegenwart.

Ein furchtbarer Pfad, den wir mitten über und zwischen Felsen auf dem geschwollenen Staubach dahinrasten, und dann' weitete sich das Tal. Die Felsen traten zurück.

Aus dem Vach war eine breite, gewaltige Stromschnelle geworden. Ein Absturz, der mich an die Fälle des Niagara er- mnerte. Der Kahn machte abermals eine Biegung. Ich selbst hatte den Kopf verloren, ich war gefallen und lag ausgestreckt im Kahn. Ich vermochte cs nicht, mich aufzurichten. Mein Fuß hatte sich zwischen die Goldbarren geklemmt. Hochaufgerichtet stand vor mir Limokoa. Ihr Gewand war anfgegangen und von ihren Schultern geglitten. Nackt und schlank stand sie da, in der erhobenen Hand den starken Baumast. Unbewegt und wild sah' sie aus, mit den leuchtenden Augen, mit dem fest zusammen»' gekniffenen Mund. Unser Kahn schoß nach unten. Immer wie­der, wenn ich versuchte, mich aufzurichten, verlor ichdas Gleich­gewicht. Unfaßbar, wie sie zu stehen vermochte. Weit hinten­übergebogen, mit dem sehnigen Körper jede Bewegung des Schiffes mitmachend, mit ihren federnden Gliedern.

Dann wieder eine Wendung. Abermals stürzte ich nieder. Ein gewaltiger Gischt spritzte über uns fort. Eine große Woge klatschte auf uns nieder. Dann knirschte der Kiel unseres Bootes in weichem Sand. Ein starker Ruck. In hohem Bogen wurde ich aus dem Kahne geschleudert und lag in nassem, weichem Sand.

Ich sprang auf. Limokoa stand lachend und mit leuchten­den, frohen Augen.

Wirf mir den Lasso zu."

Wie im Traume löste ich ihn vom Gürtel und warf ihn hin­über. Wenige Augenblicke später war der Kahn fest an einem Baumstamm vertäut. Unter ihm rauschte mächtig, aber verhält­nismäßig ruhig ein breiter, gewaltiger Strom: Der Colorado!

Leichtfüßig sprang Limokoa an das Land. Ich war voller Scham. Sie deutete hinüber. Schäumend und sprudelnd kam drüben in wilden Sätzen das Wasser zu Tal.

(Fortsetzung folgt.)