Sakenkreuz8tvWenfall- in Saarbrücken

Saarbrücken, 24. Oktober.

Die Entfernung eines Hakenkreuzes hat Mittwoch mittelbar die Verhaftung von vier Personen verursacht. Das oberste Abstimmungsgericht hat seit einigen Wochen seine Büros in den Räumen der städtischen Betriebswerke in Saarbrücken be­zogen. An diesem Gebäude befindet sich ein Fahnenmast, dessen Spitze ein Hakenkreuz in einem weißen Felde führt. Die Abstimmungs­kommission hat jetzt im Einvernehmen mit dem obersten Abstimmungsgericht und der Regierungskommission die Entfernung dieses Zeichens verlangt. Tie Stadt Saarbrücken wurde aufgefordert, für die Entfernung des Hakenkreuzes Sorge zu tragen. Mittwoch vor­mittag wurde ein hiesiger Schlossermeister mit dieser Aufgabe betraut. Während er mit seinem Gehilfen mit der Verkapselung des Hakenkreuzes beschäftigt war, tauchte zur all­gemeinen Erheiterung an der Fahnenstange eine schwarze Tafel mit der InschriftAus Wiedersehen am 14. Januar 1935" auf. So­fort war Kriminalpolizei zur Stelle, die den Schlosser, seinen Gesellen, seinen Lehrling so­wie den Hausmeister der Städtischen Werke unter dem Verdacht der Anbringung dieser Inschrift verhaftete. Die vier Verhafteten werden sich voraussichtlich demnächst wegen dieses einzigartigen Deliktes vor dem Ab» ftimmnngsgericht zu verantworten haben.

Der Schlossermeister ist inzwischen wieder freigelassen worden, die drei anderen befin- den sich noch in Haft.

Das zur NorsvraA Aramois Pomeis beim Meer

Paris, 25. Oktober.

Der Enipfang des französischen Botschafters in Berlin durch den Führer und Reichskanz­ler findet inParisgroße Beachtung, obwohl in einer Agenturmeldung versichert wird, daß dieser Besprechung nur ge­ringe politische Bedeutung beizu­messen sei. Ter Berliner Berichterstatter des Petit Journal" glaubt, daß bei dem Emp­fang die Sprache auch auf die Saarab­stimmung gekommen sei und daß der Führer bei dieser Gelegenheit seine frühere Erklärung wiederholt habe, nach Regelung der Saarsrage stehe der deutsch-französischen Annäherung nichts mehr im Wege.L'Ordre" sieht wieder einmal Gespenster. Das Blatt möchte in dem Meinungsaustausch von gestern den Wunsch Deutschlands erkennen, lieber au dein europäischen Konzert teilzu- »ehmen und beschwört die Negierung, sich auf keinen Fall ohne die nötigen Vorsichts­maßnahmenleichtfertig in die Politik hin- einnehen zu lasten, die Berlin jetzt anschei- neuo versuchen wolle".

Ter Besuch des Berliner französischen Bot­schafters beim Führer wird auch von der Polnischen Presse stark beachtet. Mau weist daraus hin. daß polnische Kreise dem Besuch große Bedeutung znschreiben und ihn als ersten Schritt Lavals zur Anknüpfung einer Fühlungnahme mit der Neichsregierung be- zeichnen.

Auch in Budapester Kreisen vermerkt man de» Besuch des französischen Botschafters beim Reichskanzler mit größtem Interesse. Man glaubt, in dem Meinungsaustausch eine Wiederaufnahme der diplomatischen Tätigkeit zwischen Berlin und Paris und eine Einschaltung Deutschlands in die großen internationalen Verhandlungen zu erblicken.

Von d-läX Uköl.

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Die beiden waren freilich sehr erstaunt gewesen, als ihnen Gitta rundweg er­klärt hatte, sie müsse es unter allen Umstän­den ablehnen. Meinhardts Frau zu werden. Der einzige Grund ihrer Weigerung sei: sie liebe den Mann nicht. Die Mutter halte die Hände zusammengeschlagen und gejammert, daß Gitta ihr Glück verscherzen würde. Ter Vater dagegen hatte seiner Tochter recht ge­geben iind gemeint, wenn sie ihn nicht wolle, dann sei es auch gut. es würde schon noch ein anderer kommen.

Das alles rollt m allen Einzelheiten in Gittas Hirn ab wie ein Film, etwas sprung­haft zwar, aber so ziemlich in der Reihen­folge. wie sie es erlebt hat.

Frau Lindt war inzwischen mit ihrem schwierigen Werk zu Ende gekommen. Sie zupfte den Schleier noch hier und dort zu­recht. dann stemmte sie die Arme in die Hüf­ten und nickte befriedigt.

Na, ich denke, so ist es gut", sagte sie.

Gitta besah sich im Spiegel. Ein Lächeln glitt über ihr Gesicht und ein munteres Auf­blitzen war ohne ihr Zutun in ihr Auge ge­sprungen.

Ja, Mutter", dankte sie während sie mit der Hand noch einige widerspenstige Söckchen unter den Kranz schob.

Dann werde ich mich auch fertig machen", erklärte die Mutter.Es wird nicht mehr lange dauern, daß sie mit dem Auto ange- aonvelt kommen."

Frankreich

Die Verhandlungen über

Paris, 25. Oktober.

Die französisch-italienischen Verhandlungen werden noch immer sehr intensiv geführt. Ter französische Außenminister Laval hatte mit dem französischen Botschafter in Nom und dem französischen Botschafter in London, sowie mit dem italienischen Botschafter in Paris diescrhalb lange Unterredungen. Frankreich muß nämlich bei den wirtschaft­licken Verhandlungen nach zwei Stellen Füb- lung halten. Nach Südslawien, aber auch nach England, dessen beruhigender Einfluß aus das Belgrader Kabinett >a in den letzten Tagen in Anspruch genommen wurde.

Zu der Unterredung Lavals mit dem ita­lienischen Botschafter schreibt dasJournal": Bekanntlich sind wichtige Verhandlungen zwischen Frankreich und Italien im Gange. Ter französische Botschafter in Rom hat vor zwei Tagen Vorschläge Mussolinis über­bracht. die die französische Regierung Prüll. Sie hat. ohne die Rückkehr des französischen Botschafters nach Rom abzuwarten. den Ver­tretern der italienischen Negierung schon einige Andeutungen über die Antwort machen wollen.Petit Journal" sagt: Die Prüfung der Akten über die besonderen Fragen der französisch-italieniscken Beziehungen geht Hand in Hand mit einer unmittelbaren Fühlungnahme zwischen den Diplomaten und Staatsmännern. Es handelt sich, abgesehen von gewissen wichtigen Fragen darum, die allgemeinen Bedingungen für eine gemein­same Politik zu schaffen, durch die Frank­reich, Südslawien. die Tschechoslowakei und Italien für die Erhaltung des Friedens in Mittel- und Osteuropa wirken können. Laval betreibt methodisch die Verwirklichung eines Werkes, dessen Gelingen die Freunde Frank­reichs schon längst gewünscht haben."

In Baris zeigt man sich ovtimistisch. was den kolonialen Ausgleick zwUck-m Rom und Daris angeht. Man ist offenbar auch in London entschlossen,

Italien als die Schuhmachk Abessiniens anznerkennen

an Stelle der Japaner. Durch das Attentat

und Italien

den kolonialen Austausch

von Marseille, schreibt Pertinax, habe sich die Lage dahin geändert, daß ein Ver­zicht Italiens a uf die Unter- stühung de? ungarischen Revi- s i o n i s m u 8 die eigentliche Voraussetzung der ganzen französisch-italienischen Annähe- runaspolitik geworden iei.

Alles andere seien Fragen zweiter Ord­nung. lieber diese Fragen zweiter Ordnung äußern sich die offiziösen Pariser Stellen fest Wochen sehr optimistisch. Weder das neue Statut iür die Italiener in Tunis, noch die Grenzverbesterung sür Libyen, noch,die Er- Weiterung des italienischen Einflußgebietes am Noten Meer würden Schwierigkeiten machen.

Still ist es vorläufig über die Flotten- gleichheit und die Anleihe. Die Flottenfraqe wurde offenbar im beiderseitigen Einver- ständnis bewußt ausgeschaltet. Laval ist im Spätherbst >931 gerade über dieses Hinder­nis nicht hinweggekommen. Inzwischen rüsten die Italiener zum Bau ihrer beiden neuen großen Schlachtschiffe. Von der Anleihe werde nickt gesprochen, weil sie die Krönung der politischen Verhandlungen sein könnte, alw die politische Verständigung zur Voraus­setzung hatte. Vorläufig scheint sich nach An­sicht der Franzosen alles darauf zuzuspitzen, daß und wie man Italien von Ungarn tren­nen soll.

lieber die Haltung Italiens verlautet, daß man in Nom mit dem bisherigen franzö­sischen Angebot auf kolonialem Gebiet noch keinesweas zufrieden sei. Die Grenzverbes- serung im Süden der libyschen Kolonie sei noch keineswegs wirklich geklärt. Die Ita­liener wünschen Karawanenwege nach dem Tschadsee. die Franzosen dagegen, daß der Territorialzusammenhang mit ihrer Kongo- kolonie, der Hauptmaste des französischen Afrika, nicht durchschnitten werde. In diesen Zusatzfraqen steckt das Problem, nicht in einer außerordentlich hohen Zahl von Qua­dratkilometern, die etwa im Süden von Libyen zugestanden würden. Auch die abel- sinüche Frage scheint noch nicht völlig geklärt zu sein.

Neueste Nachrichten

Mehr als 18,6 Millionen versicherungs- pslichtige Beschäftigte. Die weitere Zunahme der Beschäftigtenzahl im Monat September wird durch die Statistik der Kranlcnkassen- mitglieder bestätigt. Die Zahl der oersiche- rungspslichttgen Beschäftigten hat im Sep­tember erneut um rund 62 909 zugcnommcn und ist damit auf etwa 15,62 Mist, gestiegen. Gegenüber dein Tiefstand im Januar ISIS beträgt die Zunahme »i hr als 4,1 Millionen oder 36 Prozent, gegenüber dem September 1933 etwa 1,7 Millionen oder 12,2 Prozent.

Eingliederung von BdM.-Slngehörigen in die Partei. Ter Neichsschahmeistcr gibt be­kannt:Im Einvernehmen mit dem Reichs- jugendführcr wird hiermit verfügt, daß An­gehörige des VdM. mit Erreichung des 21. Lebensjahres in die Partei ausgenommen werden können, wenn sie mindestens zwei Jahre dem BdM. angchört haben. Diese Ver­fügung tritt mit sofortiger Wirkung in Kraft."

Rundfunkübertragung ans dem Flugzeug geglückt. Dem Neichsscndcr Breslau glückte am Donnerstag eine Rundfunkübertragung

aus einem Segelflugzeug, das von einem Motorflugzeug geschleppt wurde. Klar und deutlich, vermischt mit dem Brausen des Windes in 799 bis 729 Meter Höhe kamen die Schilderungen vom Flugzeug über zwei an verschiedenen Stellen ausgestellten Kurz- wellencinpfangsstationen.

Einbrecher zündet vier Bauernhöfe an. In der niederösterreichischen Ortschaft Oberkrenz- stätten zündete der berüchtigte Einbrecher Alois Sailer in der vergangenen Nacht vier Bauernhöfe an, verübte bei der allgemeinen Verwirrung einen Kasseneinbruch und zwei WohnungScinbrüchc ohne gefaßt zu werden.

England gegen die Schaffung eines Petro- leummonopols in Mandschukuo. Gerüchte, wonach die Regierung von Mandschukuo be­absichtige, ein Petrolcummonopol zu schaffen, verursachen den amtlichen britischen Kreisen Sorge. Es wird die Auffassung vertreten, daß ein derartiges Monopol die Politik der offe­nen Tür im Ncunmächtevertrag verletzen würde.

Deutsche Wollbezüge aus Südamerika. Kabelmclüungcn aus Buenos Aires zufolge ist zwischen Deutschland und Argentinien so-

Sie wendete sich der Tür zu, durch die im gleichen Augenblick der Briefträger Lindt eintrat ein großer, hagerer Mann mit einem etwas verwitterten G.'sicht. in das die Sorge und der nicht leichte Dienst zahlreiche Fält- chen eingegraben hat, und einem struppigen Schnurrbart, den selbst die reichlich ange­wendete Bartwichse nicht zu bündigen ver­mocht hat.

Seid ihr nun endlich so weit?" fragte er mit einer etwas knasterigen Stimme.Es wird allmählich Zeit." Dann glitten seine Blicke wohlgefällig über Gitta.Tonner­weiter, aussehen tust du wie 'ne Prinzessin. Herr Wernburg wird seine Helle Freude haben." Dabei tätschelte er ihr sachte die Wange.

Gitta rankte die Arme um die Schultern ihres Vaters:

Ich bin ja so glücklich Vater, wenn es mir auch schwer fällt, euch verlassen zu müs­sen."

Die Frau soll Vater und Mutter ver- lasten und ihrem Mann nachwlgen", zitierte der Briefträger feierlich, aber in einem etwas wackeligen Ton, aus dem die Rührung deut­lich zu hören war. Frau Lindt fuhr sich bei diesen Worten mit der Hand über die wäs­serig schwimmenden Auacn. Der sonst so ro­busten Frau saßen die Tränen locker.

Als die beiden dann sich entfernt hatten, beendete Gitta ihre Toilette. Sie legte die mattschimmernde Perlenkette, das Brautge­schenk Roberts, um den schlanken, wohlge­formten Hals und zog langsam die langen, weißen Handschuhe an.

Die Sonnenstrahlen drangen in breiter Bahn durch das Fenster herein und nin- sluteten Gitta wie mit einer Aureole. Ei» leises Lächeln stahl sich über ihr Angesicht. Aus dem Nigrund ihrer Seele stiegen Bilder empor und gewannen Leben.

Sie dachte an ihre erste Begegnung mit Robert Wernburg. Es war schon gegen Abend gewesen im Arbeitszimmer des Chefs, der ihr Briefe dik'iert hatte, als Robert impulsiv cingetreten mar. Er war erst den Tag zuvor aus Zürich heimgekehrt, wo er längere Zeit die große Filiale des Bankhauses Wernburg geleitet hatte. Sie besann sich genau aus daS eigenartige Gefühl, das das Erscheinen des eleganten jungen Mannes in ihr ausgelöst haite. und das dann für ihr feruers Leben von so weittragender Bedeutung geworden war.

Der Chef mar gerade, nachdem ihn sein Sohn begrüßk hatte, dringend telephonisch in die Hauptkaste abberufen worden. Sv hatten sich die beiden sür kurze Zeit allein in dem vornehm ausgestatteten Privatbüro befunden.

lieber Gitta war damals, was sonst gar nicht ihre Art war eine große Befangenheit gekommen, über die sie sich selbst keine Rechenschaft hatte geben und deren Ursache sie sich in jenem Augenblick nicht hatte er­klären können.

Robert halte ein paar gleichgültige Fragen an sie gerichtet, wie sie jemand stellt, der nicht weiß, was er einem Menschen sage» soll dem er zum erstenmal als Fremder gegenübersteht. Darum hatten seine Morte nüchtern und trocken gl klungen und waren zerstückelt wie Papierfetzen z» Boden geflat­tert. Dabei hatte er sie aber forschend wie abwägei-d, beinahe ausfällig betrachtet, über­rascht von dem Liebreiz, der von ihrer Per­son ausstrahlte. Mii immer größer werden­den Angen hatte er sie angestaunt, so daß sie bis in die Haarwurzeln hinein errötete.

Sie hatten später o!t über diese erste Be­gegnung herzlich gelacht und sich gegenseitig geneckt, wer von ihnen damals verlegener gewesen sei. sie oder er.

wie Uruguay ein Kompensationsgeschäft zu- standegekonrmen, nach dem Deutschland 699 Ballen argentinische Wolle und 4299 Baste > uruguaysche Wolle gegen Lieferung deutsche, Fertigwaren abnimmt.

Miner wieder Vreistreidermn

Berlin, 25. Okt. Schon wieder hat sich eine Regierungsstelle in diesen Tagen gezwungen gesehen, gegen Firmen der Textilbranche rück­sichtslos einzuschreiten, die trotz der Faser- stosf-Verordnung sür Textilstosse höhere Preise als im Mürz gefordert haben. Gerade die Textilindustrie hat wiederholt betont, daß sie besten Willens ist, am Aufbauwerk der deutschen Regierung mitzuarbeiten. Wenn es auch an sich Sache der Regierungsstelle ist, gegen Firmen, die sich durch ihr Verhal­ten aus der Volksgemeinschaft ausschließen, einzuschreiten. so muß nach unserer Aufsas- sung Hand in Hand damit ein Eingreifen des betresfenoen Industriezweiges ' selbst gegen die Firmen erfolgen. Die Industrie spricht so viel von selbstschöpferischer Initia­tive. von Unternelimergeist und dergleichen. Sie sollte ganz besonders in dieser Zeit ihr Augenmerk darauf richten, daß solche Dinge, wie sie jetzt das Eingreifen einer Regierungs­stelle notwendig gemacht haben, unmöglich >md.

Auch N. Schuschniggs Aonmlse verschoben

ek. Wien, 25. Oktober.

Bekanntlich hat der ungarische Minister­präsident Gvmbös die Absicht gehabt, an­schließend an seinen Warschauer Besuch nach Wien und Nom zu reisen. Dieser Plan wurde zunächst für etwa zwei Wochen zurückgestellt. Auch der österreichische Bundeskanzler Tr. Schuschnigg wollte in den ersten Novein- ber-Tagen nach Nom reisen, und auch er hat diesen Plan auf unbestimmte Zeit verscho- ben. Keinesfalls wird er vor dein Besuch des ungarischen Ministerpräsidenten in Wien die italienische Hauptstadt besuchen.

Ob und wann er nach Paris fährt, hängt vom Ergebnis des Besuchs in Rom ab.

Ter ungarische Außenminister Kanya. der wegen einer plötzlichen Erkältung seinen iür Mittwoch augesetzten Besuch im Bundes- kanzleramt aufschieben mußte hatte am Don­nerstag mit Bundeskanzler Tr. Schußhniag und Außenminister Freiherr von Berger- Waldenegg längere Unterredungen.

Marxistische Geheimdruckerei in Wien ausgehoben

Die von den Sozialdemokraten herausge- gebene illegaleArbeiterzeitung", deren Ver­breitung besonders in der letzten Zeit gestei­gert worden war, wurde bisher in Brünn her- gestellt und nach Oesterreich geschmuggelt. Nun hatte die Brünner Parteileitung den Beschluß gefaßt, die Zeitung in Oesterreich selbst Herstellen zu lassen. Die Wiener Poli- zei hat diesen Plan jedoch vereitelt. Tonners­tag vormittag fand eine Polizeiaktion in einer kleinen Druckerei im 14. Wiener Ge- meindebezirk statt, in der man tatsächlich die bereits fertiggestellten Druckplatten derAr- beiterzeitung" vorfand und auch umfangrei- ches sonstiges marristisches Provagandamate- rial beschlagnahmen konnte. Tie Druckerei wurde gesperrt. 20 Sozialdemokraten wur. den verhaftet. Ihre Vernehmung ergab, daß der marristischen Parteileitung in Brünn der Schmuggel der Zeitung nach Oesterreich zu lener kam und sie deshalb aus Ersparnis- gründen versuchte, ihr illegales Blatt in Wien herzustellen.

Sen dieser Stunde aver war. vegungigi durch ihr tägliches Zusammentreffen im Ge­schäft, allmählich in den beiden die Liebe zu- einander aufgebläht und gewachsen.

Niemand hatte etwas von den Bezieh»»- gen geahnt die die beiden heimlich einander band, weder Wernburg noch irgendwer von den Angestellten. Venn sie ließen im geschäft­lichen Verkehr miteinander die größte Vor­sicht malten. Nur Meinhardt, desien Blick durch die Liebe zu Gitta geschärft war. batte bald durchschaut, wie es um die beiden stand und eine wilde, fast zügellose Eifersucht hatte ihn gepackt, die zu beherrschen ihm nicht ge­lingen wollte. Wie eine leichte Trunkenheit hatte sie seinen Kops bei Tag erfüllt und ihn bei Nacht so gequält, als wäre sein Bett mit Dornen gespickt. Oft hatte er sich eingeredet, daß es ihm völlig gleichgültig sei, was Gitta tue. aber dann hatte er wieder Stunden, wo ihn die Leidenschaft geschüttelt hatte wie ein Fieber. Eifersucht ist eine hoffnungslose Krankheit, gegen die es kein Heilmittel gibt.

Eines Tages, als sie ihn wieder in seinen Krallen hatte, war er in das Vorzimmer des Wernburgschen Privatbüros gekommen wo Gitta an der Schreibmaschine gearbeitet hatte. Sein Atem ging schwer und mit einer hastigen Gebärde hatte er auf sie ^»gesprochen

Jetzt verstehe ich, weshalb Sie mich der es mit Ihnen aufrichtig und ehrlich meinte, schroff abgewiesen haben. L»e haben es vor- gezogen, die Geliebte des reichen Weruburc zu werden!" Dabei flackerte es in seiner Auaen wie Haß,

Gitta hatte sich stolz ausgerlchtet und sar entrüstet zu ihm auf.

Ich bin nicht seine Geliebte", hatte sii ihm zornig geantwortet.Aber selbst weiir ich es wäre waS kümmert es Sic? Ich dir Ihnen keine Rechenschaft schuldig über das was ich tue oder lasse!" (Forts, folgt)