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Kreistagssitzung am 4.11.1968

Sodann nahm Regierungsschuldirektor Dr. Gehr, Referent beim Oberschulamt für das gewerbliche Schulwesen zur weiteren Entwicklung im Landkreis Calw Stellung:

Er traf die Feststellung, daß das berufliche Schulwesen im Landkreis Calw seit der Kreistagssitzung in Haiterbach im Jahre 1966 eine erfreuliche Entwicklung genommen habe. Nach der Schülerstatistik seien an den beiden Berufsschulen in Nagold und Calw die meisten Klassen in gleicher Starke ver­treten. Der Schulentwicklungsplan H wolle auf dem gewerblichen Sektor die Leistung dieser Schulen strukturell und regional starken. Der Unterricht im gewerblichen Sektor solle künftig nach Berufsfel­dern erteilt werden. Darauf aufbauend soll die spezielle Ausbildung der Berufsschüler erfolgen. Auf diesem Sektor habe der Landkreis Calw noch einen großen Nachholbedarf. Nach dem Schulentwick­lungsplan 11 sei eine Konzentration der Berufsschüler zu leistungsfähigen Klassen auf schulischen und akonomischen Gesichtspunkten vorzusehen. Dies bedeute, der Landkreis müsse auf lange Sicht groß­zügig planen, um allen künftigen Entwicklungen, aber auch der Wirtschaft, der Bevölkerung und nicht zuletzt den Schülern selbst zu dienen.

Es komme künftig nicht mehr auf einen billigen Schüleraustausch, sondern auf einen Austausch von Berufsgruppen an. Dies bedinge aber, daß das Berufsschulwesen so weit wie möglich konzentriert wer­de.

Abschließend betonte er, daß das Land nur noch solche Schulhausplanungen finanziell fördere, die notwendig und zweckmäßig seien.

Landrat Pfeiffer sagte hierzu, daß die jetzigen Vorstellungen der Verwaltung für ein Berufsschulzent­rum in Calw von einem Komplex ausgehe, der sämtliche Sparten umfasse (Baukastensystem) um flexibel genug zu sein und um jeder künftigen Entwicklung Rechnung tragen zu können.

KV Traub sagte im Namen der FWV-Fraktion, daß sich seine Fraktion sehr eingehend mit dieser Materie beschäftigt habe und als aller glücklichste und Ideallösung eine zentrale Schule für den ge­samten Landkreis Calw ansehe. Dem stünden allerdings die topographischen Verhältnisse sowie die beiden Wirtschaftsröume Calw und Nagold entgegen, so daß der Landkreis wohl oder übel zwei Be­rufsschulen auch künftig werde unterhalten müssen. Dies bedeute für den Landkreis allerdings eine sehr starke finanzielle Belastung. Er führte aus, daß das Enztal durch die Auflösung seiner Schulen den ersten Anstoß zur weiteren Entwicklung des beruflichen Schulwesens im Landkreis Calw gemacht habe. Der Versuch des Schüleraustausches zwischen den beiden Orten Calw und Nagold sei allerdings klüglich mißlungen, da erden Bedürfnissen und Erfordernissen der Schüler aus dem Enztal nicht ge­recht werde. Im Enztal werde mit Sorge die Abwanderung verschiedener Schüler in andere Berufe be­obachtet, die dadurch die naher gelegenen Berufsschulen in Pforzheim besuchen können. Gegen den Vorschlag der Verwaltung in der Vorlage A 6/57 erhob er schwere Bedenken. Er führte hierzu aus, daß dem Nagolder Bereich hinsichtlich der Errichtung neuer Schulen im Moment keinerlei Zugeständ­nisse gemacht werden sollten. Er war der Ansicht, daß Ziffer 1 dieses Vorschlags vollkommen aus­reiche und forderte die Streichung der Ziffern 2, 3 und 4. Er sagte die weitere Entwicklung der Be­rufsschulen in Nagold müsse spöter bei Bedarf auf der Basis gegenseitigen Vertrauens gelöst werden und könne nicht schon heute, ohne daß die Tragweiten (finanziell) schon bekannt seien, vom Kreis­tag beschlossen werden.

Ziffer 5 des Vorschlags der Verwaltung schlug er vor wie folgt zu andern:

"Die Verwaltung wird weiter beauftragt, zusammen mit dem Oberschulamt und im Benehmen mit dem Kreisrat eine auf dem Schulentwicklungsplan H abgestimmte Konzeption für die Entwicklung des be­ruflichen Schulwesens im Landkreis Calw dem Kreistag vorzulegen, ln dieser Konzeption ist vor allem auf folgende Punkte einzugehen:

1. Fragen der internen Regelung in Nagold (Miethöhe, Übernahme der Einrichtungen usw.).

2. Standortfrage Calw

3. Raumprogramm

4. Aussage über das Enztal."