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, 12. Aug. 1947

mehr Nasser als eine Wiese. Auf der anderen Seite ist aber namentlich durch die Untersuchungen von Kirwald gezeigt worden, daß der Wald in hervorragender Weise geeignet ist, das Regenwasser dem Boden zuzuleiten, so daß die alte Vorstellung vom Waldstandort, der sich wie ein Schwamm bei Regen vollsaugt, voll berechtigt ist. Bei 1000 mm Niederschlägen gelangen im Buchenwald 80 % und im Fichtenwald 70 % der Niederschläge in den Boden. Diese Vorteile gehen bei Kahl= schlagen natürlich verloren. Namentlich von Hängen wird ein großer Teil des Wassers oberflächlich abfließen, was sich bei der Quellenspeisung im Waldgebiet verheerend bemerkbar machen wird.

Größere Entwaldungen führen im Winter und Frühjahr zu einer Steigerung des Quellenreichtums und Erhöhung des Wasserstandes, in den Sommermonaten dagegen zu einem niederen Wasserstand der Flüsse.

Noch viel größer sind aber die indirekten Schäden eines Kahlhiebs durch Zerstörung der für das Gedeihen jeder Vegetation wichtigen Bodenkrume. Untersuchungen, wie sie in allerletzter Zeit im Harz durchgeführt worden sind, erweiset} erneut die schon früher aus dem Karst, Apennin usw. bekannte Tatsache als auch für Deutschland gültig, daß nämlich die Entwaldung sehr rasch an Hängen den Boden wegspülen läßt. Ja selbst in der Ebene wurde in Verbindung mit der austrocknenden Wirkung des Windes beobachtet, daß bis zu 7 cm die Erdkrume aus Kahlhieben vom Winde entführt wurde.

Dazu kommt noch, daß ein Boden, der durch Kahlhieb plötzlich der Sonne preisgegeben ist, in seinem Mikroben-Bestand derartig geschädigt wird, daß jegliche künftige land- oder forstwirtschaftliche Ausnutzung durch die plötzliche Vernichtung des Waldes außerordentlich erschwert wird. In Zeiten, wo durch Mangel an Arbeitskräften, Jungpflanzen usw. sich eine Wiederaufforstung einige Zeit hinaus=' ziehen kann, wirken sich selbstverständlich alle solche Boden= Schädigungen besonders verhängnisvoll aus.

Im ganzen bedeutet so die Waldverwüstung, insbesondere durch Kahlschläge, einen Raubbau auf wirtschaftlichem Gebiet, der sich namentlich in unserem relativ kontinentalen Klima viel schlimmer auswirken wird, als im mehr ozeanisch abgestimmten Klima etwa der englischen Inseln.

(gez.) Z i m m e r m a n n