Der Kamps um die StiDschMWe.
Deutsche Erklärungen an alle Sitznatarmächte. — Belgiens Antwort. — Die Schuldsrage gehört nach Gens, nicht nach Locarno. — Aehnlich« Situation wie in London. — Die deutsche Delegation. — Tschitscherins Schachzüge.
Berlin, 1. Oktober. Die „Kreuzzeitung" behauptet heute mit unbedingter Sicherheit, daß die Reichsregierung die Absicht habe, die den Ententestaaten mitgeteilten .Erklärungen gegen die Kriegsschuldlüge auch den übrigen Signtttarmächten des Versailler Vertrages zu übermitteln. Eine Bestätigung dafür haben wir noch nicht erhalten, doch erscheint uns die Meldung als nicht unzutreffend. Deshalb möchten wir noch einmal betonen, daß wir so einen Schritt für nicht sehr glücklich halten würden, nachdem die Antwort Englands, Frankreichs und neuerdings Italiens vorliegt. Die belgische Antwort rechnen wir nicht unbedingt dazu, weil sie eine Sondersrage streift und die Erklärung Bethmann Hollwegs vom 4. August heranzieht. Die belgische Antwort ist also wesentlich verschieden, sie befaßt sich nur mit dem Einmarsch nach Belgien, der ja nicht als Kriegsursache, sondern als Begleiterscheinung des Krieges anzusehen ist.
Die Antworten der Signatarmächte würden vermutlich kein besseres Bild geben, da ja auch Polen und die Tschechoslowakei ihnen angehören, die zwar selbst teilweise auf der Seite der Mittelmächte mitgekämpst haben, aber dann nach dem unglücklichen Ausgang sich sehr rasch umorientierten. Es erschiene uns daher richtiger, wenn diese Mitteilung an die Signatarmächte unterbliebe, weil, wie wir schon wiederholt sagten, die ganze FraA beim Eintritt Deutschlands in den Völketbund nocheinmal aufgerollt werden mutz. Locarno soll jetzt nicht überflüssig belastet werden. Wenn gestern „Havas" die deutschen Verbal-Erklärungen veröffentlichte, und die Pariser Morgenpresse sie mit Ausnahme des stets deutschfeindlichen „Journals" ohne Kommentar abdruckte, so festigt das den Eindruck, daß man auch drüben empfindet, man muß über den Zwischenfall hinwegsehen, um das große Ziel nicht aus den Augen zu verlieren.
Die Konferenz in Locarno wird ja ohnehin nicht ganz so einfach vor sich gehen. Die Gegenseite hat den Willen, weder die Kriegsschuldsrage noch die Frage der Räumung Kölns in die Erörterungen einzuschließen- Das glauben wir, auch wenn es „Daily Telegraph" nicht ausdrücklich versichern würde. Das gutunterrichtete Blatt meint, man werde schlimmstenfalls nicht allzuviel Zeit mit diesen Dingen verlieren. Wir nehmen an, daß beide Fragen nicht Gegenstand offizieller Besprechungen sein werden. Es siegt hier wohl ähnlich, wie seinerzeit in London, wo die Frage der Ruhrbesetzung ausdrücklich von der Tagesordnung abgesetzt war, auf der nur das Dawes-Abkom- men stand. Und doch hat man sich dort hinter den Kulissen sehr schnell geeinigr. Vielleicht gelingt etwas ähnliches auch in Locarno, zumal man ja auch im Ententelager vielfach der Ansicht ist, daß man seinerzeit in Versailles eine gewaltige Dummheit begangen hat, als man die Kriegsschuld Deutschlands zur Grundlage der territorialen und finanziellen Bestimmungen des Vertrages machte. Je eher dieser Makel von Deutschland getilgt wird, desto besser für Europa.
Das Spiel der Diplomaten beginnt also. Die Vertreter Deutschlands verlassest morgen abend Berlin. Es sind: Reichskanzler Dr. Luther, Dr. Stresemann, die Staats, iekretäre von Schubert und Dr. Kempner, die Ministerialdirektoren Gaus und Kiep. Legationsrat Rädelhammer wird Generalsekretär der deutschen Delegation. Dagegen fährt von Bülom, der Referent des Auswärtigen Amtes für Völkerbundsfragen, nicht mit- Da die deutsche Abordnung schon am Samstag abend eintrifft, dürste sie vor Beginn der Konferenz Gelegenheit zu mancher Aussprache haben.
Kompliziert wird das Problem durch das Auftreten Tschitfmerins. Ueber feine Warschauer Verabredung sind wir nicht im Bilde, aber der Lärm der polnischen Presse gibt doch zu denken, auch wenn dort manches übertrieben wird. Auch der „Matin" meldet aus Warschau eine bedeutsame Annäherung zwischen Rußland und Polen auf wirtschaftlichem und politischem Gebiete. Ein Handelsvertrag Zwischen beiden Staaten stehe vor dem.Abschluß. Rußland habe auch größere Aufträge an die polnische Industrie vergeben. Wenn „Matin" dann meint, der Rapallo. Vertrag sei dadurch erledigt, so trisst das bis zu einem gewissen Grade zu, da offenbar Rußland die deutsche Dolitik nicht verstehen kann, die ja nur einen Ausgleich erzielen will und Kerne Spitze gegen Rußland zeige. Sollte Polen aber wirklich in Rußland einen Helfer gegen uns erblicken, so würde es vermutlich bald enttäuscht fern. Wir nehmen an. daß sowohl bei dem gestrigen Festabend, den Stresemann Tschitscherin gab, als auch anläßlich des heutigen Essens beim Kanzler die Bedenken Tschitscherins zerstreut wurden. Keinesfalls werden wir uns aber übermäßig erregen. Wir sind im Gegenteil der Ansicht, daß eine so falsche Politik Rußlands, wie die eines Bündnisses mit Polen gegen Deutschland, auch im Westen gewisse Folgen nach sich ziehen würde.
Kleine politische Nachrichten.
Die Beziehungen Deutschlands und Rußlands. In einer Unterredung mit dem „Matin"-Vertreter Sauerwein machte Dr. Stresemann Mitteilungen Uber die Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland, in denen darauf Angewiesen wird, daß außer dem Rapallovertrag und dem mündlichen Versprechen des deutschen Reichskanzlers Wirth, der Sowjetunion mitzuteilen, ob wir in den Völkerbund eintreten werden, keine anderen Abmachungen bestehen.
Die Abreise der deutschen Delegation nach Locarno wird nicht erst, wie ursprünglich beabsichtigt, war, am Samstag, sondern bereits am Freitag Abend erfolgen.
Aufsehenerregende Verhaftungen. In Dresden sind der Major a. D. Löffler und ein gewisser Dr. Meißner wegen Verdachts der Unterschlagung verhaftet worden. Sie waren für das Sächsische Volksovfer. eine zugunsten
oer Kriegsopfer eingeleitete Sammlung, tätig. Es ergab sich ein Fehlbetrag von 80 000 Mark.
Dis deutschen Delegierten für di« interparlamentarisch« Union sind in Newyork angekommen und wurden von einem Komitee hervorragender Deutsch-Amerikaner und von Vertretern der Steuben-Gesellschaft empfangen. — Uebrigens wurden irische Delegierte in der Unabhängig, keitshalle und am Bahnhof von Unbekannten angesallen und mißhandelt. 15 Personen wurden verhaftet.
Die brüske Antwort des englischen Auswärtigen Amtes auf die deutsche Verbalnote wird in London als eine diplomatische Demütigung Deutschlands bezeichnet. „Daily Telegraph" schreibt, es sei klar, daß diese unangebrachten kleineren Schwierigkeiten nur geschaffen worden seien, um den demütigenden Rückzug der Deutschnationalen zu verdecken. Der diplomatische Gewährsmann desselben Blattes betont, daß die Aeußerung, die Regierung Seiner Majestät könnte ihr Urteil über die Vergangenheit nicht ändern, als persönliche Meinung der britischen Minister im gegenwärtigen Kabinett anzusehen sei.
Die italienischen Bemühungen um ein Bündnis mit Rußland. Informierte Kreise weisen darauf hin, daß Italiens Ausschluß von dem Sicherheitspakt'es dazu treiben könnte, seine östlichen Beziehungen zu verstärken.
Die französisch-amerikanischen Schuldenverhandlungen. Nach einer Meldung des „Matin" aus Washington ist das Abkommen über die französischen Zahlungen in der Unterkommission so gut wie zu einem Abschluß gelangt. Es fei nur noch von der Vollkonferenz zu ratifizieren. Die Zahlungen erstreckten sich auf 48 Jahre und man sehe zwölf Jahre verringerte Annuitäten vor.
Mutige Zusammenstöße in den Steyr-Werken. In der österreichischen Waffenfabrik Steyr kam es im Verlaufe eines Demonstrationsstreikes zu blutigen Ausschreitungen gegen die Beamten der Direktion. Daraufhin hat die Generaldirektion die Aussperrung und Entlassung sämtlicher 4000 Arbeiter' beschlossen.
Der Flieger Coste entlassen. Nachdem ein Teil der in dem Urteil gegen den französischen Flieger Coste verhängten Geldstrafe durch die Untersuchungshaft als verbüßt gilt und Coste die Erklärung abgegeben hat, daß er sich alle Mühe geben werde, die Strafe durch Vermittlung seiner Firma oder aus eigenen Mitteln zu bezahlen, bzw. um gnadenweisen Nachlaß zu bitten, hat die Staatsanwaltschaft seine Haftentlassung verfügt.
Aus aller Welt.
Pasta». Ein teuerer .Bubikopf". Ein lediger Häusler und Holzeinkäufer aus der Gegend von Freyung unterhielt schon seit längerer Zeit ein strafbares Verhältnis mit einer Wirtsehefrau der gleichen Gegend. Da hiervon bereits öffentlich herumgesprochcn wurde, machte die Frau der Sache schließlich doch ein Ende und ihr Ehemann untersagte dem Störer seines häuslichen Friedens, je wieder das Gasthaus zu betreten. Trotzdem begab sich dieser eines Nachts doch wieder In besagtes Anwesen, um der Frau wegen des Abbruchs der gegenseitigen Beziehungen Vorhalte zu machen. Dm Lause der Auseinandersetzungen und nach einem ungehörigen Angriff des früheren Liebhabers siel die Frau zu Boden, und nun hat ihr der aufgeregte Mann, offenbar aus Rache, einen ihrer beiden schönen Haarzöpf« abgeschniiten. Das Amtsgericht Freyung hat den Zopfabschneider auf erfolgte Anzeige hin wegen dieser gemeinen Handlungsweise eines Vergehens der Beleidigung mit einem Vergehen der leichten Körperverletzung für schuldig erkannt und ihn zur Gejängiiisstrase von 3 Wochen, außerdem wegen eines Vergehens des Hausfriedensbruches zu einer Geldstrafe von SO Mark verurteilt.
Bamberg. Aufklärung eines Mordes nach zweiundzwanzig Jahren. In der Mordaffäre Phine Haas ist nun auch ein Würzburger Agent verhaftet worden, nachdem schon ein dortiger Gastwirt seit längerer Zeit wegen Mordverdachtes in Untersuchungshaft sitzt- Die Bamberger Telephonistin Phine Haas wurde bekanntlich am Büchelberg bei Aschafsenburg am 20. Juni 1903 in bestialischer Weise ermordet- Tie Leiche ivies nicht weniger als 26 Stichwunden auf. Tie Ermordete war seinerzeit bei ihrem Bruder, dem Obergärtncr Haas in Aschafsenburg, zu Besuch und kehrte von einem Spaziergange nicht mehr zurück. Die Ermittlungen nach dem Mörder, die mit allergrößtem Eifer betrieben wurden, und sich durch ganz Bayern erstreckten, führten zu keinem Erfolg, Mt um so größerer Spannung erwartet man, ob es nunmehr gelingen wird, Licht in diese grausige Tat, die damals im ganzen Reiche großes Ausseh en erreg te, zu bringen. /
A«s Stadt und Land
Ealw, den 2. Oktober 1925' Arbeitsmarktlage im Bezirk Calw.
(Nach dem Bericht des Arbeitsamts.)
Der Abschluß der llebersicht über die Tätigkeit des Arbeitsamts zeigt für den Monat September gegenüber den Vormonaten Juli und August eine weitere Zunahme der Arbeitsuchenden und eine Abnahme der offenen Stellen.
Für dringende Herbstgeschäfte der Landwirtschaft konnten in letzter Zeit mehrere Leute mit Erfolg nachgewiesen werden, welcher Umstand im Zusammenhang mit dem schrittweisen Rückgang der Arbeiten in der Landwirtschaft, soweit sich diese überhaupt übersehen lassen, zum Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage führte. Im Baugewerbe leben vor der vollständigen Einstellung da und dort Tiefbauarbeiten auf; beim Hochbau fehlt es immer noch an Malern. Mit dem durch die vorgeschrittene Jahreszeit bedingten Rückgang der Außenarbeitcn macht sich allgemein das Bestreben bemerkbar, in den Fabriken usw. unterzukommen. Die Lage im Spinnstoffgewerbe ist unverändert gut. Das Holz- und Schnitzstoffgewerbe beschäftigt neuerdings Schreiner nicht restlos, einige Vollgattersäger suchten kürzlich ebenfalls im Bezirk vergeblich Arbeit. Handwerksmeister verschiedener Eewerbezweige fordern vereinzelt Arbeitskräfte an, welche Wünsche durch entsprechenden Nachweis immer befriedigt werden können, da Schuhmacher-, Schneider- und Sattlergesellen auf ihrem Beruf zurzeit nicht restlos Arbeit haben. Die Lage in der Bijouterie-Industrie ist nach wie vor wenig günstig, trotzdem jetzt die Arbeit anziehen sollte. Aeltere und jüngere Eoldarbeiter und in verwandten Berufen tüchtig gewesene Perjonen werden immer wieder vergeblich beim Arbeitsnachweis vorstellig und müssen schließlich vereinzelt in Fürsorge genommen werden.
Die eingangs erwähnte Zunahme der Stellesuchenden macht sich auch auf dem weiblichen Stellenmarkt deutlich bemerkbar, zugunsten der Haushaltungsvorstünde, die jetzt wieder gutes Dienstpersonal bekomme« können.
-„25 ein Kometenrekordjahe.
Nachdem der sog. Brocks-Komet, der im Jahre 1889 von dem Astronomen Brock zum erstenmal gesehen wurde, wieder entdeckt worden ist, beläuft sich die Zahl der im Jahre 1925 festgestellten Kometen bereits auf acht. Von diesen acht sind vier vollkommen neu und weitere fünf Kometen werden nach den Berechnungen der Astronomen für dieses Jahr noch erwartet.
Wetter für Samstag und Sonntag.
Da Nandstörungen der im Nordwesteil liegenden Zyklome störend einwirken, ist für Samstag und Sonntag vorwiegend trockenes und ziemlich kühles Wetter zu erwarten.
H-
Neuweiler, 1. Okt. Im benachbarten Oberkollwcmgen ver- laimnelten sich am letzten Sonntag mittags 2 Uhr in der Krone zahlreiche Jniker aus der näheren und weiteren Umgebung. Herr Kaufmann Knecht aus Calw, der rührige Vorstand des Be- zirksbienenzüchtervereins, hatte die Bienenzüchter des Calwer Waldes eingeladen. Nachdem H. Knecht die Versammelten begrüßt hatte, .führte er folgendes aus: „Das Bienenjahr 1925 ist zu Ende; aber den erwarteten Honigsegen brachte es nicht; der Wald kmn nicht ins Honigen, obwohl alle günstigen Vorbedingungen hierzu gegeben waren. Mancher Bienenhalter mag angesichts des 10. Fehljahr'es die Flinte ins Korn werfen; der Bienenzüchter trifft jetzt schon die nötigen Vorbereitungen, um im kommenden Bienenjahr zeitig schlagfertige Völker ins Feld führen zu können. Dazu gehört Reizfütterung im August. Bekanntlich erreichen die Bienen nur ein Alter von höchstens 6 bis 8 Wochen und nur die im Herbst ausschlüpfenden Jung- bienen werden 6 und mehr Monate alt, da im Winter ein geringer Kräfteverbrauch stattfindet. Durch kleine aber heiße Futtergaben, die am besten von unten gegeben werden, wird das ganze Volk angetrieben und die Königin geht nochmals tüchtig in die Eiablage, so daß der Bien mit vielen Jungbienen in den Winter geht. So muß der Imker zeitig den Grundstein legen zur nächstjährigen Volksenlwicklung und Ernte. Ebenso wichtig wie die Hcrbstreizung ist die richtige Einwinterung. Wer seine Völker richtig einwintcrt, der kann dieselben getrost ihrem Schicksal überlassen, auch wenn der Winter Stein und Bein zusammenfrieren läßt. Genügend Futter und zwar zeitig gereicht, daß die Bienen dasselbe noch gut verarbeiten können, ferner Wärmeschutz nach allen Seiten, hauptsächlich nach unten und dann absolute Winterruhe in und um den Stand sind die Vorbedingungen für das gute Ueberwintern des Biens." Hauptlehrer Werner aus Calw bot sodann treffliche Ausführungen über die Trachtverbesserung: Gerade die Jetztzeit bietet Gelegenheit zur Anpflanzung verschiedener Trachtpflanzen, Bäume, Sträu- cher oder andere ein- und mehrjährig hängendes Gewächse. Die Trachtverhältnisse werden leider von Jahr zu Jahr schlechter da die Landwirtschaft mit ihrem Jntensivbau für die Imker nicht mehr viel übrig hat. Der Bienenzüchter muß daher den Weg der Selbsthilfe beschreiten, dadurch, daß die Imker allerorts zusammenstehen und hängende Bäume, wie Götterbaum, Akazie und Ahorn anpflanzen, ebenso hängende Sträucher und andere Gewächse. Einer für alle, alle für einen. Wenn jeder Imker nur ein Dutzend honigende Bäume anpflanzt, so gibt das in der Tracht schon einen Ausschlag." Ein weiterer Vortrag behandelte die Wahlzucht: „Seit der Mensch gewisse Tiere in seine Pflege und Obhut genommen hat, ist er bestrebt, Höchstleistungen zu erzielen; tr treibt Wahlzucht. Auch in der Bienenzucht muß Wahlzucht getrieben werden. Die Erfahrung lehrt, daß die Leistungen der einzelnen Völker sehr verschieden sind. Auf jedem Stand ist ein Volk, das als „Bestes" bezeichnet werden muß, weil es durch Jahre hindurch die andern in Bezie- hung auf Leistung übertraf. Der denkende Imker züchtet von einem solchen Volke gleichmäßig nach und wählt unter den Nachkommen wieder nur die allerbesten aus, die er zur Weiterzucht verwendet. Ein anderer bequemerer Weg ist folgender: Der Imker kaust sich bei anerkannt tüchtigen Kömginnzüchtern eine Edel- königin und zieht von dieser Jungköniginnen, die er auf einer Zuchtstation befruchten läßt, nach. Auf diese Weise ist der Bienenzüchter imstande in einem Jahr Edelblut auf den ganzen Stand, m alle Völker zu bekommen. Unter den Königinnenzüchtern, die in Jmkerkreisen guten Namen haben und von denen wirkliche Edelköniginnen bezogen werden können, sei unter anderen auch H. Wurster aus Unterreichenbach genannt." Alles in allem: H. Knecht und sein getreuer Assistent H. Werner boten aus dem reichen Schatz ihrer Erfahrungen eine Ueberfülle von trefflichen Belehrungen und Anregungen, wofür ihnen herzlicher Dank gesagt sei.
(SED.) Feldenbach, OA. Neuenbürg, i. Okt. In der Scheuer des Holzhändlers und Sägewerlbesitzers Fr. Schönthaler brach früh morgens Feuer aus, das sich rasch ausbreitete und in kurzer Zeit di« Scheuer mit sämtlichen Vorräten und Maschinen, sowie Stall und Schuppen, in Asche legte. Der Feuerwehr gelang es, das vom Feuer ebenfalls ergriffene Wohnhaus, die Nachbargebäude und das Vieh zu retten. Als Brandursacho wird Kurzschluß vermutet.
(SCB.) Gmünd, 1. Okt. Der städt. Haushalt wurde in erster Lesung im Gemeinderat beraten. Kernpunkt der stundenlang enBesprechung war die Frage, ob 20 oder 22 Prozent Gemeindeumlage erhoben iverden sollen. Stadtvorstand und Stadtpfleger waren für die höhere Umlage, während die Redner der Fraktionen über 20 Prozent nicht hinausgehen wollten. Die Entscheidung fällt nach der Beratung der Emzelanträge. Unter diesen ist auch ein solcher, der die Einstellung einer ersten Rate für den Bau einer neuen Turn- und Sporthalle fordert. Der Stadtvorstand möchte den Etat damit nicht belasten, sondern das Baugeld aus Darlehcnsmitteln nehmen, doch wurde betont, daß der Bau der Halle sehr dringlich ist. .
(CSV.) Frievrichshafen, 1. Okt. Wegen Branntweinsteuerhin- terziehung wurde Mitte der verflossenen Woche einer der begütertsten Landwirte Oberschwabens, Eigentümer mehrerer großer Höfe. Gutsbesitzer August Zwiesler in Elmenau. von Zollfahndungsbeamten festgenommen. Bald zeigte sich daß auch seine beiden 16 und 30 Jahre alten Sohne bei der Schwarzbrennerei mitgeholfen hatten, sie wurden deshalb ebenfalls verhaftet, weiter der Schwiegersohn Zwieslers, Landwirt Karl Schmied in Schnablau, OA. Wangen. Wie es heißt, hatte Zwiesler in dem Keller eines seiner Anwesen auf raffinierte Art und Weise eine Schwarzbrennerei eingerichtet, die erst nach längerem Suchen entdeckt werden konnte. Ueber den Umfang des dort insgemein betriebenen „Geschäfts" werden wohl die inzwischen angcstellten Ermittlungen Näheres ergeben und demgemäß über die Hohe des aus der Branntweinfabrikation dem Staate hintcrzogenen Steuerbetrags; man darf jedoch annehmen, daß dieser nicht gering sein wird. Zwiesler, einer der reichsten Landwirte Oberschwabens und eine an Eerichtsstelle bekannte Persönlichkeit, hätte es bei seinem Vermögensstand wahrhaftig nicht nötig, ein« solch unsaubere Sache zu betreiben. Er wurde ans Amtsgericht Tettnang eingeliefert.