Calw, den 14. Mai 1934.
Feder muß mithelfen im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit
Keine Ueberstundenarbeit
Der Treuhänder der Arbeit für das Wirtschaftsgebiet Südwest erläßt im Einvernehmen mit dem Präsidenten des Landesarbeitsamts Südwestdeutschland und dem Bezirksleiter der deutschen Arbeitsfront. Bezirksleitung Südwest folgenden Aufruf:
Am 21. März ds. Js. hat die neue An- griffsschlacht gegen die Arbeitslosigkeit begonnen. Die bis heute errungenen Erfolge übertresfcn teilweise bei weitem die Erwartungen. Aber trotz der erfreulichen Erfolge darf die unerläßlich notwendige Unter- stützung der Öffentlichkeit nicht erlahmen; cs ist vielmehr selbstverständliche Pflicht jedes Volksgenossen, den Kampf mit allen Mitteln auch weiterhin zu unterstützen. Insbesondere ist die Unterstützung dahingehend dringend geboten, daß in den Betrieben sorgfältig die Möglichkeit von Neueinstel- langen überprüft wird. Die Leistung von Ueberstunden, auch wenn sie tarifvertraglich vorgesehen sind, muß zu den Ausnahmen zählen. Ueberstunden sind nur dann zn rechtfertigen, wenn sämtliche Arbeitsplätze besetzt sind. Dauernde UeberstuiH- denleistung ist unter allen Umständen zu vermeiden. Der Treuhänder der Arbeit wird mit den ihm zur Verfügung stehenden Machtmitteln die lieber- stundenleistung auch in solchen Betrieben unterbinden, die nur mit Familienangehörigen ohne fremde Hilfskräfte arbeiten.
Die deutsche Arbeitsfront, das Landesarbeitsamt Südwestdeutschland und der Treuhänder der Arbeit erwarten auf das Bestimmteste, daß diesen Anregungen restlos Folge geleistet wird.
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Pfingsten entgegen
Der Frühling meint es Heuer wirklich gut mit uns! Ein Tag ist schöner und sonniger wie der andere. Schon ist die Baumblüte im Abklingen, der Flieder hängt seine duftenden Dolden über die Gartenzäune, und an den felsigen Hängen haben die Ginstersträucher das leuchtende Gelb ihrer Blüten entfaltet. Während wir in der Sonne bräunen, stelle» wir mit Befriedigung fest, daß alle drei Eisheiligen ihr Regiment verschlafen haben und können uns auch beim besten Willen nicht vorstellcn, daß uns morgen.die Gesolgs- frau, die „Kalte Sophie", noch „frostige" Gefühle abnötigen wird.
Der gestrige Sonntag war der „Ehrentag der Mutter", ein Tag, welcher der Familie gehörte und deshalb von öffentlichen Veranstaltungen freiblicb- Ebenso wie das Himmelfahrtsfest wurde er sehr viel zu Wanderungen in die herrliche Mai-Natur benutzt. Der Durchgangsverkehr in der Oberamtsstadt und besonders in unseren Bade- u. Kurorten war außerordentlich rege. Den lebhaftesten Verkehr hatte wohl wieder Bad Liebe n- zell dank eines Reichsbahnsonderzuges, der 600 Werktätige einer Heilbronncr Großfirma auf einer „Fahrt ins Blaue" dorthin brachte. Dem festlichen Empfang, den die Kurverwaltung den Gästen bereitete, wohnten auch der Kreisleiter und der Kreiswart der NS-Ge- meinschaft „Kraft durch Freude" an-
Simmozheim stand gestern aus Anlaß der Weihe des HJ-Sportplatzes im Zeichen der Hitlerjugend. Der Ort prangte im Flaggenschmuck und war mit frischem Grün geschmückt. Leider konnte infolge des Muttertages Gebictsftthrer Wächa und die Herrenberger HI an dem Treffen nicht teilnehmen, das sich trotzdem zu einer erhebenden Kundgebung gestaltete. Es sprachen der Kreisleiter, der Führer des Oberbanncs Württemberg- West, der Bannftthrer und ein Gefolgschafts- ftthrer von der Gebictsführung. 8Nl> Hitlerjungen nahmen an dem Vorbeimarsch teil.
Kampf den Wühlmäusen!
Im Auftrag der Landcsbauernschaft, Hauptabteilung II, fand auf Ealwcr Markung ein zweitägiger Kurs für WühlmauSfang unter Leitung von Herrn Joh. Keim ans Hoheneck-Ludwigsburg statt. 16 Personen aus dem Bezirk nahmen daran teil. Der Kursleiter erläuterte eingangs die Art und Lebensweise Ser Wühlmäuse und welchen Schaden sie in Feld, Gärten und Obstanlagen anrichtcn. Sie sind vor allem wegen ihrer starken Vermehrung gefährlich. So ist cS kein Wunder, wenn mancher schöne, gesunde und junge Obstbaum vernichtet wird oder im Garten großes Unheil angerichtct ist; dasselbe sehen wir auf Feldern und Wiesen, nichts wird von der Feldmaus verschont bis sie durch Wiesel, Katzen, Hunde oder durch Fangen und Gasvergiftung vernichtet wird. Angesichts des überaus großen Schadens, den die Wühlmäuse überall anrichten, war die Belehrung über Sen Fang derselben sehr am Platze. Infolge des hohen Grases war die Abhaltung dieses Kurses sehr erschwert. Mögen die Teilnehmer das Erlernte ausgiebig in ihren Heimatgemeinden verwerten.
Deutsche Mutter, wir helfen dir durch unsere Miitterschuluna iin Deutschen Frquenwerkl
Morgen tritt der Sommerfahrplan in Kraft
Der Sommerfahrplan der Reichsbahn tritt am Dienstag, den IS. Mai, in Kraft. Zur Ucberlcitung in die neue Fahrordnung sind in der Nacht vom 14. zum IS. Mai auf einigen Strecken Aendcrungen von Verkehrszeiten notwendig. Wer um diese Zeit auf Reisen geht, tut gut daran, zuvor die Aushänge auf den Bahnhöfen durchzuschcn.
Verbilligte Ausflugskarten nach Bad Liebenzell
Zum Missionsfest am Pfingstsonntag und zur Missionskonferenz am Pfingstmontag werden in Bad Liebenzell wieder viele Besucher erwartet. Die Reichsbahn gibt deshalb an allen Bahnstationen Ausflugskartcn nach Bad Licbcnzcll zu verbilligten Preisen aus.
Der Minister
unter dem schaffenden Volk
Wirtschaftsministcr Prof. Dr. Lehnich weilte mit seiner Familie zu kurzem Erholungsaufenthalt im Unteren Badhotel in Bad Lieben zell. Am Himmelfahrtsfest trank er inmitten der Ausflügler der „Kraft- durch-Freude"-Sonderfahrtcn von Stuttgart seinen Kaffee auf der Kursaalterrasse und freute sich über das fröhliche Leben und Treiben. Die Kraft für das Volk und Freude mit dem Volk ist nat.-sozialistischer Minister Art. In längerer Unterredung mit Landrat Nagel und Krcislciter Wurster, Calw, und Bürgermeister Klcpser, Bad Licbenzcll, ließ er sich über die wirtschaftliche Lage des Kreises Calw und des Bades Liebenzcll unterrichten. Entzückt über die landschaftliche Schönheit unseres Bades, sicherte er den Aufbauarbeiten Bad Liebcnzells u. auch der übrigen Kurorte Württembergs weitgehendste Unterstützung der Negierung zu. Durch entsprechende Werbung müssen nach seiner Ansicht die Schwarzwaldbäder und Kurorte auch im Norden des Vaterlandes bekannt werden. Die Reichsbahn müsse dazu übergehen, ähnlich wie in Italien, außerordentlich verbilligte Ausflugszüge auch von Nordöeutschlanö in den schönen Schivarz- wald zu führen. So könnte es erreicht werben, daß sich das in der Fremdenverkchrswirtschaft angelegte Kapital wieder einigermaßen verzinse.
Brief aus Bad Teinach
Es ist nun genau ein Jahr her, daß Bad Teinach sich seinen Gästen in neuem Gewände vorstcllte und die von der Mineralbrunnen A.-G. ncuerstellte Wandel- und Trinkhalle dem Kurbetriebe übergab. Und schon wieder kann von einer Neuerung berichtet werden, die diese Gesellschaft in uneigennütziger Weise als weiteres Glied in die Kette der vielen Veränderungen, Sie sie im Laufe der Jahre zum Wiederaufbau Bad Teinachs getroffen hat, eingereiht hat. Im Laufe des Winters wurde der sog. „Langbau" mit seinen vielen sonnigen Zimmern renoviert und mit Zentralheizung und fließendem Wasser versehen. Durch diese umfangreiche Arbeit, wie auch durch den Einbau dreier Wohnungen in die sog. „Türnitz", wurde wieder vielen Arbeitern Brot und Verdienst gegeben.
Schon mehrere Wochen weilen Gäste hier. Auch der Rundfunk stellte sich unlängst ein, um Aufnahmen an Ort und Stelle über die Bedeutung des Bades und seiner Quellen zu machen. Offiziell eröffnet wurde die Saison am Himmelfahrtsfest. An diesem Tage spielte die Kurkapellc unter Leitung von Kapellmeister Apostel aus Pforzheim zum ersten Male. Sie wird von nun an zunächst viermal wöchentlich spielen. — Durch Berufung von vr. meä. Graubner am Stadtkrankcnhause in Werdau in Sachsen wurde auch die erledigte Vaöearztstclle wieder neu besetzt.
Der Farrenh altungsverein Liebelsberg-Oberhaugstett
hielt in Ncubulach seine Hauptversammlung ab. Bürgermeister Braun als Vorstand des Vereins begrüßte die Erschienenen aufs herzlichste, erstattete anschließend den Geschäftsbericht und Kassier Proß den Kassenbericht. Einwendungen gegen die geprüfte Jahresrechnung wurden nicht erhoben. Der Vorstand konnte deshalb dem Rechner mit Worten des Dankes Entlastung erteilen. Auf der Tagesordnung standen noch einige wichtige Vereinsangelegenheiten, die rasch ihre befriedigende Erledigung fanden. Zu den einzelnen Punkten machte der Tierzuchtleiter grundsätzliche Ausführungen. An der Aussprache beteiligten sich auch Vczirksbauern- führer Hansclmann - Liebelsberg und Bürgermeister Stepper - Oberhaugstett. Mit Worten des Dankes an Dav. Schaiblc für die gute Haltung und Pflege der Ver- einsfarrcn wurde die anregende Versammlung mit Dankesworten an alle Teilnehmer geschlossen.
Generalversammlung
desDarlehenskaffenvereinsBergorle
Im Rathaus in Aichelberg fand die ordentliche Generalversammlung des Darlehenskassenvereins Bergorte statt; ein Vertreter der Landcsbauernschaft Württemberg, Hauptabteilung NI, wohnte ihr an. Rechner
Groß Hans eröffnet- die Versammlung und trug die Jahresabrechnung vor. Hierauf ergriff der Vertreter der Hauptabteilung III das Wort zu einer kurzen, kernigen Ansprache. Er forderte die Mitglieder auf, mit allen Kräften zusammenzuhalten, damit der stark verschuldete Verein wieder in geordnete Bahnen komme. Vor allem sei cs notwendig, daß geeignete Männer als Verwaltungsorgane am Ruder seien; die Kredit- Überschreitungen müßten so schnell wie möglich bereinigt werden. Weiter ermahnte der Redner zum Bezug von Dünge- und Futtermitteln durch den Verein, um diesen nicht zu schädigen. Die anschließend vorgenommenen Neuwahlen hatten folgendes Ergebnis: In den Vorstand traten neu ein als Vorsteher Christian Roller, Holzhauer, Aichelberg, als dessen Stellvertreter Bürgermstr. Frey. Aichelberg, als weitere Mitglieder Wilhelm Vollmer, Aichelberg, Michael Volz Hünerberg, und Johannes Großmann, Meistern. In den Aufsichtsrat traten ein als Vorsitzender Samuel Roller, Meistern, als dessen Stellvertreter Georg Adam Kübler, Meistern, als weitere Mitglieder Fr. Groß- h a n s, Hünerberg, Gottfried Schlcch, Gottfried Sohn, Hünerberg, Friedrich Bäuerle, Aichelberg, Jakob Wurster z. gr Baum, Aichelberg und Ulrich Lörchcr, Aichelberg. Zum Rechner wurde Friedrich Volz, Aichelberg, bestimmt.
„Morgenrot", ein Film von der alten deutschen Kriegsflotte
Der Film „Morgenrot", der heute abend letztmals in den „Bad. Hof -Lichtspielen" in Calw gezeigt wird, vermittelt die Heldentaten der deutschen U-Boote im Weltkrieg. Er singt ferner das Hohelied der deutschen Frau als Mutter, Gattin und Braut und ist Inbegriff der Vaterlandsliebe, Treue und Kameradschaft. Unter Mitwirkung deutscher U-Bootleute und englischer Seeleute entstanden, bringt der Film echte, lebenswahre Bilder von unerhörter Wucht. Er ist ein Ehrenmal für die 199 deutscher U-Boote, die mitsamt ihren Besatzungen vor dem Feinde blieben. Den alten Kämpfern des Weltkrieges ist der Film eine weihevolle Erinnerung an eine schwere und große Zeit, der deutschen Jugend aber soll er ein leuchtendes Vorbild wahrhaften deutschen Heldenmuts bedeuten. *
Neuenbürg, 13. Mai. Der Gcmeinderat beschloß, den Preis für eine Kilowattstunde
Schwarzes
Brett
14. Mai 1981.
Hitlerjugend Unterbau« Calw
Die HI Wintcrbach übernachtet vom Pfingstsamstag zum 1. Pfingstfciertag in Cal w. Es werden rund 70 bis 80 Quartiere benötigt- Am Pfingstsonntag und -montrg werden die Winterbacher Jungen Bad Liebenzcll, Hirsau, Bad Teinach und Zavelstein besuchen. Qnartieranmelöungen sind an die Kreisleitung n. die Bannführung salte Post) zu richten.
Betr. Sonderzug in die Bayerischen Alpen
Am 27. Mai findet unsere nächste Urlauberfahrt jbis einschließlich 3. Juni) nach Ober- üayern statt jTegernsec, Bad Tölz, Bayer.- Zell). Teilnehmer wollen sich bis spätestens 16. Mai 1934 bei der KrciSbctricbszcllenlei- tung oder dem Krciswart der NSG „Kraft durch Freude", Pg. Henncfarrh, melden. Der Gesamtprcis je Person beträgt 15-K-« sind sofort mit der Anmeldung abzuliefern, der Nest bei Empfangnahme der Fahrkarte und des Quartierschcins.
Der KreiSwart KdF
Lichtstrom von 40 auf 3Se/§/ und den Preis für eine Kilowattstunde Strom für Haushaltungen von 10 auf 8 eH/ ab 1. April 1934 hcr- abzusctzen und die Preise für die Benützung der Frcibadcanstallt um durchschnittlich 20A zu senken. Die zur Deckung des AbmangclS im städt. Haushaltplan vorgesehene Umlage auf Grundeigentum, Gebäude und Gewerbe wurde mit 22 v. H. gegenüber seither 24 v. H. in Aussicht genommen. Der Gcmeinderat glaubte, die Tarif- und Umlagescnkungen int Vertrauen auf ein Wiederaufbltthen der wirtschaftlichen Verhältnisse verantworten zu können.
Nagold, 13. Mai. Vorige Woche wurde hier Friseurmeistcr W. Weinstein, erst S7 Jahre alt, beerdigt. Der Verstorbene, der seinerzeit bei dem „Hirsch"-Einsturz schwer verletzt worden ist, war auch in Calw als Mitglied an Gesellenprüfungskommissionen wohl bekannt
Wie wird das Wetter?
Voraussichtliche Witterung: Die Wetterlage wird vorwiegend vom Hochdruck beeinflußt. Für Dienstag und Mittwoch ist immer noch vielfach heiteres, aber zu vereinzelten Gewitterstörungen geneigtes Wetter zu erwarten.
Das 1VS. Calwer Misfionsfest
Der herkömmliche Feiertag der Mission in unserer Stadt und im Calwer Kirchenbezirk, das Himmelfahrtsfest, wurde zu einem starken Bekenntnis zur Weltaufgabe des evangelischen deutschen Christentums. Man mochte eine Zeitlang fürchten, der nationale Wille des jungen dritten Reiches und der Missionswille der Kirche werde zusammenprallen und die Liebe zur Weltmission unter uns zurückdrängen. Allein das Calwer Missionsfest ist jedenfalls in der jüngeren Vergangenheit kaum einmal so stark besucht gewesen wie in diesem Jahr. Der Missionssinn hat wohl in Calw und im Calwer Amt alte lebenskräftige Wurzeln. Aber cs liegt zweifellos mit an den inneren Kämpfen der heimatlichen Kirche um eine Erneuerung, um ihren Auftrag und ihr Wesen in dieser Wende der Zeiten, daß dem Missionsintcresse neue Kraft zuströmt. „Die Zeiten unbedrohter Sicherheit und unbewegter Ruhe waren immer Zeiten kirchlicher Lähmung. Kirchliche Kämpfe um die christliche Wahrheit, wenn sie mit geistigen Waffen geführt werden, zeugen von Leben und dienen dem Leben " Das Verständnis für das Ringen der christlichen Botschaft in der Welt wächst unter uns, wenn wir selbst unter uns zu ringen haben um eine neue Christianisierung Deutschlands.
Man spürte diesen inneren Zusammenhang daran, daß das Losungswort „Bekenntnis" alle Teile des Misstonsfestcs zu einem Ganzen verknüpfte. Schon der vorbereitende Bortrag deS Basler Missionsdirektors Dr. Hartenstein im dichtgcfülltcn Vcreins- haussaal am Mittwochabend stand unter diesem Zeichen. Er führte an Hand des apostolischen Glaubensbekenntnisses hinaus auf die Kampf- und Arbeitsfelder der Mission, wo in 910 Sprachen und im mannigfaltigen Volkstum der Welt dieses Bekenntnis lebendig wird, wie es selbst einst aus der Mission der ersten Christenheit heraus geformt wurde in seinen lapidaren Sätzen. Drei Schritte umschließt dieses Bekenntnis überall unter den Völkern der Erde, wo es Wurzel schlägt: das Leben verbindet sich mit Jesus Christus als dem Herrn deS Lebens, diese Lebensverbindung muß heraus ans Licht, an die Oeffent- lichkeit in irgendeiner Form zum Zeugnis für andere, und es müssen Menschen um dieses Bekenntnisses willen zum Leiden bereit sein. Eine Bekcnntnistat der Kirche in diesem Sinn ist in erster Linie die Mission. Sic ist der Welt nicht eine neue Religion schuldig — das gibt es unter den Völkern genug. Sondern sie muß aller Welt sagen, daß sie den lebendigen Gott selbst hat und kennt in Jesus Christus. Dort, wo Leib an Leib mit
Fremöreligione» gerungen wird, empfangen die Worte des Glaubensbekenntnisses unaufhörlich neue blutvolle Kraft und Bedeutung. Es war nun außerordentlich packend, wie unter dem Scheinwerferlicht der Missionsgeschichte ein Stück des alten Bekenntnisses der Christenheit nach dem andern aufleuchtete in lebensvoller Gestalt. So etwa in dem ergreifenden Bekenntnis des bekannten Japaners Utschimura, was es für einen Polytheisten ist, wenn die acht Millionen Götter vor seinem inneren Auge verschwinden vor dem einen Schöpfer Himmels und der Erden- „Diese Botschaft legte ihre Axt an die Wurzel meines Lebens!" Ueberall dasselbe Erlebnis einer umfassenden durchgreifenden Befreiung; sie atmen auf, daß das ganze Verknech- tetsein ihres Seins durchbrochen ist, seit sie durch Christus in die Hand des großen Gottes gekommen sind, in eine andere Welt verpflanzt.
Oder dann, wie nach der Durchfahrt durch den Suezkanal nach Süden und Osten das Heidentum wie ein riesiges Schloß mit gewaltigen unzugänglichen Mauern vor dem Missionar sich auftürme und nun erst recht der stürmische Weg Jesu Christi durch alle Tiefen zu allen Höhen als die einzige Möglichkeit verständlich werde, in dieses Schloß cinzudringen, um die Geivalt der Dämonen aller Art zu brechen, die darin Hausen. Wohl ist dort im Osten eine Welt gesättigt mit Religion, mit Opfer, Schreien und Beten bis zum Rand. Aber wenn die Christen jener östlichen Völker gefragt werden: Was führte euch heraus? so ist die Antwort immer: Die Last, die wir nicht wegbrachtcn. Bis es heißt: Ich glaube an Jesus Christus. Dieser Glaube» der den Boten des Evangeliums ruhig schlafen läßt im wildfremden Jndiancrzclt — „ich hätte ihn töten können", erzählt der Indianer, der dabei den ersten tiefen Eindruck empfing vom Glauben der Christen. Oder dann, wie die Totenklage, die alle Welt erfüllt, sich verwandelt in Gewißheit des Lebens — auch im riesigen Gräberland China. Auch unter den Aussätzigen Indiens, wenn sie singen von „Freude, Gesundheit und ewiger Kraft". Endlich, wenn in allerlei Bolks- tümern sich bas Pfingstwunder wiederholt, daß eine lebendige christliche Kirche entsteht» uns fremd an Rasse, Sitte, Sprache, mit uns eins als eine „Gemeinschaft der Heiligen". Die Sippe Anutus (wie der Papua Gott nennt), unter ihrem neuen Häuptling Christus, wie sie auf Borneo sagen; oft genug zugleich eine neue Völkwerbung der durch die europäische Zivilisation zerrissenen Völker.
Der eigentliche Festtag, ein rechter Mat-