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Ulleinises Llrn^sblalt für Stadt und Dbernrntsberirt (alw

Bcrlag: Schivorzwalü-Wachi Ä. m. b. H. Calw. Haupt- jchriflieitung: Fricdr. Ho»S Schreie, Calw. Pertreler: Haupischrifti. Rudolf Dangel, tzreudcnstadt. «n^eigen- leiter: Georg Wurster. KreiSIlr, Calw Besch.-Stelle: Altes Postamt Fernsprecher LSI. Schlub der «nzeiaeu- auuahme 7. Uhr vorm. Druck: A. Oeischlä­ge e 's ch e Buchdruckerei, Calw. D. A. d. l. R.: »520.

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Nr. 81

Lalrv, Montag, v. April 1SS4

1. Jahrgang

«Reue

Zentrumsversuche"

TerVölkische Beobachter' vom 7. April veröffentlicht eine» Aussatz von Alfred N o s e n b e r g. in dem es u. a. Hecht:

Als die Zcntrumspartei sich gleich den übrigen alten Parteien auslöste, schrieben wir imVölkischen Beobachter", daß, nach­dem nun diese geschichtliche Epoche zu Ende gegangen sei, wir einen Gefallenen nicht mehr schlagen wollten. Wir haben in dieser Zeit dem ehemaligen Zentrum und seinen Füh. rern alle Möglichkeiten gegeben, die unverrück­bare Politische Tatsache der nationalsoziali­stischen Revolution hinzunehmcn und sich im Laufe der Zeit auch iuncrlich mit ihr abzu» finde». Wir sind auch der festen Ueberzeu» gung, daß der größte Teil der ehemaligen Zen­trumswähler innerlich mit dem Ausgang des nunmehr entschiedenen Kampfes zufrieden ist und sich politisch und geschäftlich, ja auch weltanschaulich mit der siegreichen Bewegung abzusinden begann.

Diese Tatsache haben aber offenbar die ehemaligen Zentrnmssührer, namentlich die Zenlr umsprälaten, auch be­merkt, und seit einiger Zeit konnten wir eine Bewegung feststellen, die, von hohen Stellen inspiriert, darauf hinauslief, die Kanzelpredigt zum Werkzeug national- und sozialpolitischer Beeinflussung zu machen. Eine ganze Anzahl von Zentrumsgeistlichcn und -andere» Zentrnmssührern hätte alle Ursache, dem nationalsozialistischen Staate dankbar zu sein, daß er unter die Vergangenheit einen dicken Strich gezogen hat, denn es wäre nur zu verständlich gewesen, wenn die neue Re­gierung ein außerordentliches Gericht ein­gesetzt hätte, um die Rolle der Zen- trumsführcr etwa in derscpara- tistischen Bewegung im Rhein­land aktenmäßig f e st z n st e l l e n. Wir wissen nur zu genau, daß auch eine große Anzahl von Zentrumsgeistlichen in diese separatistische Bewegung verwickelt war.

Noscnberg weist darauf hin, daß auch die sonstige Zentrumsführerschast unangetastet durch die deutsche Revolution hindnrchge- kommen ist und daß n. a. der erbittertste Gegner des Nationalsozialismus, Dr. Brü­ning, unangefochten in Deutschland lebt. Das alles, so heißt es in dem Artikel weiter, muß man sich vergegenwärtigen, um die Anmaßung richtig cmznschätzen, wenn nun­mehr im Gefühl neuer Sicherheit von ver­schiedenen Holsen kirchlichen Stellen dem Nationalsozialismus nahezu das Recht ab­gesprochen wird, auch seine Weltanschauung zu verbreiten! Der Kardinal Faul­hab e r in München gab das Stichwort und eine Anzahl von bischöflichen Reden hat diesen Vorstoß weitergeführt. Rosenbera führt dann als Beispiele die Reden des Ber­liner Bischofs Dr. Bares »nd des Frei­burger Erzbischofs Dr. Gröber an.

Zn der Kritik eines ehemaligen Berliner Zentrumsorgans an einer Gerichtsentschei- düng, wonach eine konfessionelle Presse nicht notwendig sei, schreibt Noscnberg: Das wesent­liche an dem ganzen Umschmclznngsprozeß un­serer Zeit liegt ja darin, daß eine öffentliche Tätigkeit nicht im Sinne eines sozialen oder religiösen Klassenkampfes geführt werden darf, sondern nur vom allgemeinen deutschen Stand­punkt ans.

Im Schlnßabsatz des Artikels heißt es:

Wir glauben, daß mit den genannten Angrif­fen ehemaliger Zentrumsführer eine Stim­mung geschaffen werdet, soll, um unter Um­ständen Märtyrer zu machen. Wenn nun das ehemalige Zentrum tatsächlich seine Anhänger­schaft zum großen Teil auch innerlich im nativ- nalsozialistischen Lager erblickt, erscheint das Märthrermachen als letztes Mittel, um reli­giöse Verfolgungen zu markieren und mit die­sen Vorstellungen die noch vorhandenen Reser­ven durch Anruf jahrhunderte langer religiö­ser Vorstellungen zu mobilisieren. Der natio- »alsoziatistische Staat hat die Freiheit des reli­giösen Lebens von jeher anerkannt und wird diese nicht antasten, aber er wird nach wie vor, wenn nötig mit starkem Nachdruck, zn fordern haben, daß, nachdem die Parlamcntstribüne dem Zentrum verschlossen wurde, nicht etwa die Kanzel in der^tirche mit dem Rednerpult ini Reichstag verwechselt wird.

i» K»szentrl»io»r- l»M werden nicht geduldet

kk. Berlin, 7. April.

Ans Persönliche Weisung des preußischen Ministerpräsidenten Güring, der den un­tergeordneten Behörden korrekte Behandlung der Häftlinge zur Pflicht gemacht hat, ist gegen eine Anzahl von Kriminalbeamten ein Verfahren anhängig gemacht worden, das nunmehr nach beschleunigter Durchführung durch die Zentralstaatsanwaltschast vor dem Landgericht Stettin seinen Abschluß ge­funden hat.

Danach wurden verurteilt: Der Kriminal- angestelltc Dr. I. Hosfmann wegen ge­fährlicher Körperverletzung und Amtsverbre-

chc» zn 3 Jahren Zuchthaus, die Küninal- angesteUtcn Karl Salis und Fritz Plei­nes zu je 5 Jahren Zuchthaus, der Kraft­fahrer Gustav Fink zu zehn Jahren, der Arischer Willi Hermann zu sechs, der Musiker Heinrich Nichterzu 2 Jahren, der Kellner Walter Treptow zu 9 Monaten Gefängnis und der Kriminalassistent Panl Graf» »der wegen Begünstigung zu 300 Reichsmark Geldstrafe verurteilt.

Dieses Urteil zeigt mit aller Deutlichkeit, daß Uebergrisfe im nationalsozialistischen Staate nicht geduldet werden.. Es widerlegt auch die nicht nur in den Emigrantenblät­tern, sondern auch im österreichischen Rund­funk mit Vorliebe verbreiteten Nachrichten, daß mit Duldung der Behörden in den deut­schen Konzentrationslagern Mißhandlungen u sw. vorkämen.

sro MtzianMutWr gerettet

Berlin. 8. April.

Wie dem ReichsausschußBrüder m Not" aus Schanghai berichtet wird, konnten diel 320 rußlanddeutschen Michtlinge, die bis I vor kurzem unter sehr schweren Verhältnissen I in Eharbin dahinvcgeticrten. endlich I durch Hilfe des Reichsnusschusses abtrans- pornert werden. Der Transport besteht anS I zahlreichen Familien, aber auch vielen Wai ^ senkindern, deren Eltern aus der Flucht um­gekommen bzw. von den Bolschew m erschos­sen worden sind. Die Flüchtlinge werden ini diesen Tagen mit einem Dampfer desNan- sen"-Komitees bis nach Marseille sahren, wo sie.von den deutschen Hilfsorganisationen^ empfangen werden.

Vorbilanz der zweiten Arbeitsschlacht

Zwei Drittel der Arbeitslosen bis Ende 3«ni untergebracht

Berlin, 8. April.

In oen letzten Tagen sind aus allen Zwei- gen der Wirtschaft auf Grund von Umfragen die Ziffern über die tatsächliche Verminde­rung der Arbeitslosigkeit in den Winter­monaten, sowie über die voraussichtliche weitere Verminderung im zweiten Viertel­jahr 1934 veröffentlicht worden.

'Nachzutragen sind diesen Mitteilungen ans Industrie, Handel, den Gemeindever­bänden, der Reichsbahn und Neichspost noch die Ergebnisse von Untersuchungen im Handwerk und in der Landwirt­schaft. Aus diesen beiden Wirtschaftszwei­gen konkretes Ziffernmatcrial zu erhalten, war nicht möglich. Hier muß man sich mit Schätzungen begnügen. Was das Hand- werk anbetrifft, so darf man die Zahl der Mehrbeschäftigten Ende Februar 1934 gegen­über dem I. Oktober 1933 aus etwa 2 5 5 0 0 0 Mann schätzen. Dieser Rückgang der Arbeitslosigkeit im Handwerk war in erster Linie das Ergebnis der Neichszuschüsse für Jnstandsetzungsarbeiten. Auf Grund

früherer Statistiken giauvl ma». vis zue Vollbeschäftigung des Handwerks noch wer­tere 300 000 handwerkliche Arbeiter unter- bringen zu können. In der Landwirtschaft verbieten schon die saisonmäßia bedingten Verhältnisse, einen Ueberblick für kürzere Zeit zu geben. Man muß hier das Ergebnis eines ganzen Jahres zusammenlassen, um ein richtiges Bild zu erhalten. Statistisch sestgestellt ist, daß in der Landwirt­schaft der Arbeitslosenrückgang in der Zeit von Ende Februar 1933 bis Ende Februar 1934 65,2 vom Hundert betrug. In landwirt­schaftlichen Kreisen befürchtet man bereits, daß für die kommenden Saisonarbeiten ein großer Mangel an geschulten landwirtschaft­lichen Kräften eintreten wird. Es wird darum an die übrigen Wirtschaftskreise, ins­besondere an die industriellen Unternehmun­gen, appelliert, dort etwa vorhandene land­wirtschaftlich geschulte Kräfte der Landwirt­schaft freizugeben und sie durch andere er­werbslose Kräfte zu ersetzen.

Faßt man das Ergebnis der Untersuchun­gen in allen Wirtschaftskreisen zusammen, ft> darf man unter Berücksichtigung der Aus­wirkung weiterer Arbeitsbeschaftungsmaß- nahmen der Reichsregierung, die in den bis­herigen Untersuchungen noch nicht einbe­zogen waren, für die Zeit von März bis Ende Juni d. I. mit Neuein- stellungen von etwa 800 000 Ar­beitskräften rechnen. Rechnet man hierzu die bereits im ersten Vierteljahr 1934 eingetretene Verminderung der 'Arbeitslosig­keit um 700 000 Mann, so kommt man auf die Ziffer von IV- Millionen, um die sich im ersten Halbjahr 1934 die Arbeitslosigkeit voraussichtlich vermindern wird.

Von dem Arbeitslosenheer, das die natio­nalsozialistische Regierung bei ihrem Antritt hat übernehmen müssen, dürften demnach in dem kurzen Zeitraum von nicht ganz anderthalb Jahren nahezu zwei Drittel wieder in Arbeit und Brot gekommen sein.

Naturkatastrophe i« Norwegen

Abstiirzende Felswand verursacht Springflut-FiinfDörfer verwiiftet

Oslo, 8. April.

Am Ta - Fjordin der Nähe von. Aale- sundist eme steile Felswand am Meer inner dem Ansturm einer Springflut plötzlich zu- sammengebrochen und in die See gestürzt. Da­bei sind 40 Personen mit in die Tiefe gerissen worden und ums Leben gekommen.

Ueber den Hergang des Unglücks wird be­richtet, daß die durch den Felssturz entfesselten Flutwellen sich mit furchtbarem Krachen ins Land ergossen, so daß die Menschen nichts anderes glaubten, als der Tag des Jüngsten Gerichts sei gekommen. Es war tiefste Finster­nis. Als die Fluten die elektrischen Lichtlei­tungen erreichten, zuckten elektrische Flammen ans, die den Schauplatz des Unglücks für einen Angenblick i» grelles Licht tauchten. Die Be­völkerung vom Ta-Fjord hatte das Unglück bereits seit längerer Zeit kommen sehen, da inan schon immer fürchtete, daß der Fclsblock niedersftirzen könnte.

Außer den beiden früher genannten Ort- schäften wurden auch die Orte Sitte, Uri und Nerhns von der Flutwelle heimgesncht, die alle au der Küste liegenden Gebäude dem Erdboden gleichmachte. In Nerhns wurden zwei Wohnhäuser weggespnlt, deren Bewoh­ner sich aber glücklicherweise noch hatten in Sicherheit bringen können.

Von Aales» nd ist am Samstag vor­mittag ein Fischdampfer an die Unglncksstelle abgeganaen. Im Ta-Fjord sind viele Men­schen znsammengeströmt. um bei den Ber- gnngs- und Ausräuinnngsarbeiten zu helfen. Große Teile der Küste sind weggespnlt. Dort, wo früher Acker und Wiesen waren, ist das Land von Steinen und Schutt bedeckt.

Es war noch nicht festznstelleii, inwieweit »mgekommene Menschen von den Fluten in. oen Fjord mitgeführt worden sind oder noch unter den Trümmern liegen. In Fjör a a. wo 17 Personen vermißt werden, wurde bis­her mir eine Leiche gefunden.

Bertüft eines Augenreugen

Ein Augenzeuge, ein augenblicklich in dem betroffenen Dorf Ta-Fjord weilender Pastor, gibt eine eindrucksvolle Schilderung der Katastrophe. Danach ist ein Felsen, der über den nach Korsnaes führenden Fjord hiiurnsragte, ins Master gestürzt, was zur Folge hatte, daß drei Flutwellen Ta- Fjord auf der einen und Fjöraa auf der anderen Seite des Fjsrds heimsuchten.

Um 3.00 Uhr früh hörte man. so erzählt der Pastor, ein lautes Dröhnen, und bald darauf kam die erste Welle. Sie war noch nicht besonders stark und richtete keine er­heblicheren Schäden an. Verschiedene Per­sonen faßten die erste Welle jedoch als War­nung auf. und es gelang ihnen, sich zu ret­ten. Bald darauf nahte die zweite Flutwelle und unmittelbar danach die dritte. Die letzte Welle kam mit gewaltiger Kraft heran und spulte etwa 700 Meter in das Land hinein bis zu deni Hotel in Ta-Fjord. Auf ihrem Wege riß sie Häuser und Bootshäuser mit sich. Alles wurde dem Erdboden g l e i ch g e m a ch t und von der Flut mit- geftthrt. bis es als wüster Trümmerhaufen liegen blieb.

Unter den vernichteten Gebäuden befinden sich 6 Wohnhäuser, die von der Welle in Stücke geschlagen worden sind. Auch ein Transsvrmatorcnhans wurde zerstört. Ans Sen 6 Wohnhäusern werden 22 Personen vermißt. Im Posthaus wurden alle Fettster zertrümmert, und das Wasser drang in das Hans hinein. Es entstand hier jedoch kein größerer Schaden. Einem geistesgegenwär­tigen Mann gelang es, sein Kind zu retten. Als die Welle herankam, sprang er mit dem Kind im Arm auf einen Felsen. Das Was­ser flutete in Hüfthöhe an ihm vorbei. Er hielt jedoch den Jungen in die Lust, und beide wurden gerettet. Als die dritte Flut­welle kam, Miete der Augenzeuge. die Tür

seines väterlichen Haules, worauf das Was­ser hineinströmte. Dadurch wurde ein Fort­reißen des Gebäudes verhindert. Ein nur! mit einem Hemd bekleideter Knabe wurde in schwerverletztem Zustand von der Welle anfj die Haustreppe geschleudert.

Das von der Flutwelle heimgesuchte Dorf! bietet einen trostlosen Anblick. Infolge der! ungewöhnlich starken Verwüstungen ist diel Bergung der unter den Trümmern liegenden! Verwundeten sehr erschwert.

Auch für Fjöraa hatte die Flutwelle! katastrophale Folgen. Auch dort sind Opfer! an Menschenleben zu beklagen. Es werden! 17 Personen vermißt. Ein Bootshaus und! ein Lagerhaus sowie sämtliche Boote wur­den von der Flutwelle erfaßt und in den! Fjord hinausgetragen. Sowohl in Ta-Fjord wie in Fjöraa war man mehrere Stunden! nach der Katastrophe noch ohne jede Verbin­dung mit der Umwelt auf dem Seeweg, da! die Flutwelle die Fahrzeuge entweder zer­stört oder sortgeristen hatte.

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Die Katastrophe, die das Land um den! Ta-Fjord in der vergangenen Nacht heim»! gesucht hat, ist die schwerste, die Norwegen! feit 1905 erlebte. Umfangreichste Hilfs- und! Nettungsmaßnahmen aus behördlicher und! privater Initiative sind im Gange. Unter! den 40 Toten befinden sich 11 Männer, 12^ Frauen und 17 Kinder.

Ter Ta-Fjord gehört zu den herrlichster Naturschönheiten an der Westküste Nor-^ wegcns. Die hohen Felswände zu beider Seiten des Fjords stürzen fast senkrecht ins Wasser hinab. Die Stelle, wo sich der Fels^ stürz ereignete, liegt etwa 6 Kilometer vor Ta-Fjord entfernt.

Drei Tage anhaltende starke Regen-! giisft haben in Siidspanieii große Neber- schivemmungcn verursacht. Sevilla «nd die umliegenden Dürfte haben Schaben erlitten^