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Nr. 301
Bcrlaa dir Schwär,wald.Wnchi G. m. d. H. Calw. Berantwortllche SchrillleNung! Friedrich Han« Scheele, für den Anzeigenteil: Georg Wurster. Kreliilelier. GelchiiftSstelle Calw <AlteS Postamt!» gernsprechcr LI Schluß der Anzeigenannahme S Udr vormittag«. Druek: A. Lelichlüger'lche Buchdrucker«! Calw.
Mittwoch, 27. Dezember 1933
Be>ng«pre>«: Monatlich RM. l^v durch Träger. Bei Postdezug zuzüglich Zustellgebühr. Anzeigenpreis: Die Ueinspallig« n»n>Ze>le l, Psg.. Rcklamczcile Ä> Psg. Bei Wiederholung Nach!»!,. Erfüllungsort sür beide Teile Calw. Für richtige Wiedergabe von durch Kernsbruch aufgenommenea Anzeigen wird leine Gewähr übernommen.
1. Jahrgang
Eisenbahn-Katastrophe bei Paris
Schnellzug rast in voller Fahrt in einen Eilzug — Aeber 2VS Todesopfer Anregelmätzigkeiten und Nebel die Ursache
— Paris, 27. Dez. In Pomponne bei Lagny an der Marne in der Pariser Bannmeile snhr am Samstag abend gegen Lü Uhr der Straßburger Schnellzug ans den haltenden Paris Nancy-Expreß. Bei dem furchtbaren Zusammenstoß gab es nach de« bisher vorliegenden Meldungen 291 Tote und über 299 Verletzte. Man vermutet, daß die Ursache der Katastrophe in dem dichten Nebel zu suchen ist, der am Samstag abend den Verkehr sehr behinderte.
Ucber die Einzelheiten geht uns folgender Bericht zu: Frankreich steht im Zeichen nationaler Trauer. Je mehr Einzelheiten über das furchtbare Eisenbahnunglück bet Lagny bekannt werden, desto grauenhafter entrollt sich das Bild der Katastrophe — deren Ursache kein Elementar- ereignis, sondern die mangelhafte Organisation der iranzösischen Eisenbahnen war. Vergeblich versuchten die französischen Behörden, das Unglück geheim zu halten — Sonntag nachmittag wußte ganz Paris, ganz Frankreich davon. LamStag abend gab es das übliche Weihnachtsgedränge auf den Pariser Bahnhöfen. Kein einziger Zug konnte fahrplanmäßig abgesertigt werden. Im Eisenbahnverkehr herrschte ein heilloses Durcheinander. Der Eilzug Paris- Nancy, der Paris um 17.49 Uhr hätte verlassen sollen, verließ Paris erst um 19.25 Uhr und stand gegen 20 Uhr ans offener Strecke bei Pomponne, wenige Kilometer von Paris. Ein Vorzug verlegte ihm die Strecke. Kaum wechselte am Semaphor das Licht, freie Fahrt gebend, brauste von rückwärts der Straßburger Schnellzug mit einer Stnndenge- schwiudigkeit von 105 Kilometer« heran «nd bohrte sich in den eben erst ansahrenden Eilzug, alles zermalmend. Inmitten der Trümmer von 6 Personen- und einem Gepäckwagen des Eilzuges nach Nancy konnte er zum Stehen gebracht werben.
Zunächst wußte man überhaupt nicht, was geschehen war. Der Nebel hüllte alles in undurchdringliches Dunkel. Nur langsam wurden die Rettungsarbciten, die der Minister für öffentliche Arbeiten selbst übernommen hatte, ausgenommen, langsam schritten sie nur vorwärts. Bis Mitternacht waren erst 19», bis 7 Uhr morgens erst 134 Tote geborgen. Ein Großteil der Toten ist so verstümmelt, daß die Feststellung der Persönlichkeiten nicht möglich ist. Bon den Verletzten sind etwa 89 ans dem Wege ins Krankenhaus gestorben.
Die furchtbare Eisenbahnkatastrophe bei Lagny, die nach den bisher vorliegenden Meldungen mehr als 299 Todes-
TU. Paris, 27. Dez. Die Minister der nationalen Verteidigung waren Dienstag abend unter Vorsitz von Ministerpräsident Ehautcmps zu einer Beratung zusammcngetrcten, an der auch Außenminister Paul-Boncour tcilnahm. Von gut unterrichteter Seite erfahren wir, daß Gegenstand der Beratungen die deutsch-französischen Verhandlungen, besonders die deutschen Vorschläge gewesen sind. Die Minister haben gegen direkte Besprechungen, d. h. solche von Negierungschef zu Regierungschef Stellung genommen und sind für die Fortsetzung der „informatorischen Besprechungen" durch Vermittlung des französischen Botschafters in Berlin eingetreten. Der für heute nachmittag cinbcruscne Mini- sterrat wird sich ebenfalls mit dieser höchst wichtigen Fr8ge belassen.
Der griechische Außenminister Maximos, der sich etwa eine Woche in Paris aufhaltcn wird, um dann nach Nom weiterznrciscn, hatte gestern eine cinstiindige Unterredung mit dem Außenminister Paul-Voncour über die allgemeine internationale Lage.
Französische Abgeordnete für Verständigung
Das „Hamburger Fr cm d cnblatt" veröffentlicht Acußerungen dreier französischer Abgeordneter, und zwar der Rechten, der Mitte und der Linken, die der Pariser Vertreter des Blattes interviewt Hot.
Der baskische Abgeordnete Jbarncgarcy, der nationalistische Führer und Frontsoldat, Anhänger moderner Realpolitik, bekennt sich als überzeugter Anhänger einer direkten deutsch-französischen Aussprache, stellt aber folgende Bedingungen:
1. Frankreich müsse ebenso wie Deutschland durch eine starke Negierung vertreten sein, die nur von der Richten in Frankreich gestellt werden könne. 2. Im Augenblick der Verhandlungen müsse Frankreich über seine volle militärische Kraft verfügen. 8. Verhandlungen müßten im Rahmen der französischen Verträge mit den Verbündeten geführt werden. — Zum Schluß erklärt er, daß eine weitgehende und enge Verständigung lAlliance) auf politischem, wirtschaftlichem
opfer gefordert hat, ist bei weitem die schwerste Katastrophe, die den Eisenbahnverkehr der ganzen Welt in^diesem Jahrhundert betroffen hat. Die bisher höchste Zahl von Todesopfern bei einem Zugunglück seit 1991 forderte der Sturz eines Zuges mit Fremdenlcgionäreu bei Turenne in Marokko am 15. September vorigen Jahres, wobei 129 Frcm- deulegionäre ihr Leben einbüßtcn.
Selbstverständlich beherrscht die Schuld frage das Tagesgespräch. Man hat den Lokomotivführer und den Heizer des Straßburger Schnellzuges verhaftet. Beide stehen seit vielen Jahren — der Lokomotivführer seit 1911 — im Dienst und haben jederzeit klagelos ihren Dienst versehen. Sie behaupten, daß die Signale auf freie Fahrt gestellt waren, während Augenzeugen wissen wollen, daß die Haltsignale deutlich zu sehen gewesen seien. In parlamentarischen Kreisen ist man aber nicht geneigt, die Hauptschuld dem Lokomotivführer des Straßburger Schnellzuoes aufzn- büröen. Die Hauptschuld soll in der Organisation der Eisen- bahngescllschast liegen, die man nun auch znr Verantwortung ziehen will.
Im Laufe des Christtages konnte die Strecke wieder frei- gegeben werden. Die Trümmer der zermalmten Wagen säumen den Damm. In der Halle des Pariser Ostbahnhofes sind 178 Leichen anfgebahrt. Heute findet die feierliche Beisetzung statt.
Veileidskundgebungen ans aller Welt
Bei der französischen Regierung sind aus aller Welt Bei- lcidsknndgcbungen cingcgangen. Der deutsche Botschafter hatte am Sonntag vormittag der französischen Negierung im Namen der Reichsrcgierung und in seinem eigenen Namen das Beileid zum Ausdruck bringen lassen.
Neichsverkchrsministcr Freiherr von Eltz-Nliben- a.ch hat an den französischen Minister sür össentliche Arbeiten folgendes Telegramm gerichtet: „Tiefbewegt von der erschütternden Nachricht des schweren Zugunglücks bei Lagny spreche ich Ihnen im Namen der deutschen Neichsverkchrs- vcrwaltung aufrichtigstes Beileid aus." Generaldirektor Dr. Dorpmüllcr hat an den Generaldirektor der französischen Ostbahnen wie folgt telegraphiert: „Ties erschüttert durch die Kunde von dem furchtbaren Eisenbahnunglück, das Ihr Unternehmen betroffen hat, spreche ich Ihnen namens der Deutschen Reichsbahn meine herzlichste Anteilnahme aus."
und militärischem Gebiet das Ziel sei. Die Verhandlungen müßten mit den militärischen Fragen beginnen und von militärischen Fachleuten cingeleitct w,.-'n .
Im Gegensatz zu Jbarncgarcy bekundete der Abgeordnete der Mitte, B a u d o u i n - B u g n e t, der außenpolitische Spezialist der Kammer für zentraleuropäische Wirtschaftsfragen großen Skeptizismus. Er verlangt eine Politik „sis In prösanes", damit Frankreich nicht immer über Vermittler und Umwege von Deutschland höre. Er stellt drei Fragen: 1. Nach dem Programm der Aussprache. 2. Wer soll verhandeln —? Dabei kommt er wie Jbarnegarry zu dem Schluß, daß Frankreich zur Zeit über keinen Mann verfügt, der mit der nötigen Machtvoll .kommenheit eine Unterredung mit Hitler führen könne. 8. Zum Schluß fragt er, ob nicht zunächst der diplomatische Weg über die Botschafter der anssichtsvollere sei. Er sieht aber bedeutende Schmierigkeiten voraus, die mehr noch im Vcrhandlungsvcrfahren als in der Materie liegen sollen.
Der Ncusozialist Montagnon, Ser vor wenigen Wochen die neusozialistische Partei in Opposition gegen den doktrinären Marxisten Leon Blum geschaffen hat, benutzt die Gelegenheit, um die Ziele der neusozialistischcn „Bewegung" darzustellen, die sich stark nationalsozialistischen Gedankcn- gäugcn nähern. Er bekräftigt den Wunsch nach einer deutsch- französischen Annäherung mit größtem Nachdruck und erklärt sich als überzeugter Anhänger einer direkten Aussprache. Es gebe nur ein Ziel, den Frieden.
Lawinenstürze in Oesterreich
Ein Ort von der Umwelt abgeschnitten TU. Wien, 27. Dezember. Der niederösterreichifche Ort Schwarza» im Gebirge, der in einem engen, vom Schwarza-Fluß durchzogenen Tal liegt, ist durch Lawinenstürze vollständig von der Umwelt abgeschnittcn worden. Es wurden zwar sofort Hilsskolonnen eingesetzt, um die Wege wieder gangbar zu machen, jedoch wurden die Aufräumungs- arbeiten durch neue Lawinenstürze aufgehalten. Man kann mit deyi Ort nur durch den Rundfunk verkehren.
Tages-Spiegel
Unweit von Paris ist ein Schnellzug in rasender Geschwindigkeit in einen Eilzng gefahren. Die Katastrophe» welche als 5„s größte Eisenbahnunglück des Jahrhunderts de, zeichnet wird, forderte 291 Tote und über 289 Verletzte. Unter Len Opfern befinden sich keine Deutschen.
Das Urteil im Neichstagsbrandstisterprozeß und dessen Be, gründung stößt innerhalb des denkschcn Volkes weithin aus Unverständnis, da cs mit gesundem Rechtsempfinden nicht vereinbar ist. Im Ausland herrscht Befriedigung. Neichsinncnminister Dr. Frick wendet sich in einem Erlaß gegen die übermäßige Beanspruchung der Schuljugend bei Bcreinsfesteu und ähnlichen Veranstaltnngcu. Gegen Mißbräuche wird künftig scharf eingcfchritteu werrcr:.
Am zweiten Weihuachtstag stand Berchtesgaden im Zeichen des Gedenkens au den Freiheitsdichter Dietrich Eckart. Am Sterkehanse Dietrich Eckarts hat die Gemeinde Berchtesgaden znr Erinnerung eine schlichte Gedenktafel aus Untcrbergee.Marmcr angebracht, die in einer weihevollen- Jeirr enthüllt wurde.
In Paris Halen Kammer und Senat die Finauzsanicrungs« Vorlage verabschiedet. Sie schließt ab mit dem Betrage von 4 473 Millionen Franken.
Der Präsident von Katalonien, Oberst Macia, ist in Barcelona an den Folgen einer Operation gestorben.
In Italien ist es gelungen, ans den Gaswaffen des Vulkan- gebietes von Sardello Helium auszuscheiöcn. Bisher wnrbe Helium als Erdgas nnr in Amerika gewennen.
Ausführungsbestimmungen für die neuen Agrargesetze
ueber den Verkehr mit Milcherzeuguisfcu und mit Eier« TU. Berlin, 27. Dez. Der Neichsminist.r für Ernährung und Landwirtschaft und der Neichsministcr der Finanzen haben die AusftthrungSbestimmungcn zu den neuen Gesetzen über den Verkehr mit Milcherzeugnisscn und mit Eiern erlassen und bestimmt, daß die Neuordnung für Butter, Käse und Eier grundsätzlich am I. Januar 1934 tnKraft tritt. Von diesem Zeitpunkt an werden vorbehaltlich gewisser Nebergangsbestimmungcn diese Erzeugnisse einheitlich durch die Neichsstelle für Oele und Fette (jetzt Neichsstclle für Milcherzeugnisse, Oele und Fette) und durch die neugeschaf- fcne Neichsstelle für Eier in den Verkehr gebracht.
Die Gesetze schreiben Nebernahmescheine vor. Auch ist sichergestellt, daß Inlands- und AuZlandsware gleicher Beschaffenheit grundsätzlich zv gleichen Preisen auf den Markt kommen.
Der Jnlandsvcrkchr soll durch die neue Ordnung nicht mehr beschränkt werden, als unbedingt notwendig. ES ist daher bestimmt, daß Butter, Käse und Eier, ü.ie der Inhaber eines inländischen landwirtschaftlichen Betriebes aus eigener Erzeugung unmittelbar an den Verbraucher abgibt, der Neichsstelle nicht angebotcn werden müssen.
Um den Uebergang zu der neuen Marktordnung zu regeln, sind besondere Uebergangsbestimmnngcn getroffen.
Mehr Jnlandsschmalz bei der Margarineherstcllnug Der NeichSministcr für Ernährung und Landwirtschaft hat durch die 2. Verordnung über die Verwendung von inländischem neutralem Schweineschmalz bei der Her- siellnng von Margarine und Kunstspeiscfett vom 22. Dezember den Beim ischungssatz an inländischem Ncutralschmalz von bisher 5 v. H. für die Monate Januar und Februar auf 19 v. H. erhöht. Durch diese Maßnahme wird der inländische Schweincmarlt, der in jüngster Zeit unter zunehmendem Angebotödruck steht, eine nicht unwesentliche Entlastung erfahren.
Der Führer bei feiner alten SA.
— München, 27. Dez. Ter Führer traf im Lause des Weihnachtstages in Begleitung seines Adjutanten Brückner hier ein und verbrachte mehrere Stunden im Kreise seiner Getreuen. Der große Wagnersaal war festlich geschmückt. Auf den Tischen standen viele Hunderte kleiner Ehristüäumchen für die SA.-Männcr, die reichlich beschert wurden. Eine SA.-Kapelle verschönte die Feier. Im Verlause der Feststunden ergriff der Führer das Wort zu einer Ansprache, die von den Anwesenden begeistert ausgenommen wurde. Der Kanzler gab einen kurzen Abriß der politischen Geschehnisse der letzten 19 Jahre und schloß mit einem herzlichen Weihnachtsgrub an alle seine SA.-Männer.
Adolf Hitler verschenkt seinen Mantel Aus Bad Neichenhall wird berichtet: Zwei im Arbeitsdienstlager Bergen beschäftigte junge Leute hatten in Teisendorf den Zug versäumt und mußten nun zu Fuß die lange Strecke zurücklegen. Unterwegs begegneten ihnen mehrere Kraftwagen, und auf ihre Bitte, sie ein Stück Weges mitzunehmen, konnten sie in einem der Wagen Platz nehmen. Es war die Autokolonne des Reichskanzlers Adolf Hitlers Beim Aussteigen entledigte sich der Kanzler feiner beiden Mäntel, darunter feinen bekannten Trenchcoats, »nt schenkte sie nebst 5 den beiden Arbettsdicnstwilligen, ein Geschenk, das den beiden bedürftigen Volksgenossen eine außergewöhnliche Freude bereitete.
Die deutsch-französische Aussprache
Frankreich für Fortsetzung der „informatorischen Besprechungen"