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Nr. 299

Du!«» d» Echwarzwaid-Wacht G. m. d. H. Ta Iw. DerantwoNIich« Echrifileituug: Friedrich Han» Scheele, für den Anzeigenteil: Seor» Wurster. «reiSIeiter. iSe>chLft»strlle Calw «Alle» Postamt,. Ferasgrechei 251. Schluß der Anzeigenannahme S Uhr vormittag«. Druck: A. OelichlLger'sch« Buchdruckerei Salw.

Freitag, 22. Dezember 1933

Lllsimyes Lm l s blaü Kr Stabt und Lberamtederikb salw

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1. Jahrgang

Württemberg von der Arbeitsnot befreit

Das Riesenprojekt der Autobahn Stuttgart-Alm gibt 1SV00 Volksgenoffen auf 2 Jahre Arbeit Baubeginn schon im Januar

Stuttgart, 22. Dez Wie wir bereits berichteten» ist nunmehr der Bau der erste» Reichsautobah« in Würt­temberg für die Strecke StuttgartUlm endgültig beschlos­sen morden. Die Borarbeitc» sind schon so weit gediehen, -ab mit den Arbeiten bereits Anfangs Januar be­gonnen werbe« kann, ein Moment, das gerade im Hinblick aus die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit in den Winter­monaten besonders bedeutungsvoll ist.

Im ganzen gesehen handelt es sich bei diesem größten Straßenbauwcrk Württembergs um ein N ic s e np r o j e k t, das für unser Schwabenland von ungemein großer Be­deutung ist. Vor allem natürlich in bezug auf den Arbeits­markt. Hier wird es möglich sein, daß der größte Teil der Arbeitslosen in Württemberg wieder in de» Wirtschasts- prozcß eingegliedert werden kann, so daß die Zeit in greif­bare Nähe gerückt ist, wo wir melden können:

Württemberg ist frei von Arbeitslosen.

Die Bauzeit ist auf zwei Jahre veranschlagt. In den Hauptbetriebszeiten können am Bau selbst 12 000 bis 15 000 Volksgenossen beschäftigt werden. Zemcntinüu- strie, wie überhaupt das gesamte Baugewerbe, erhalten durch die Materialausträge einen Aufschwung, wie er wohl in der Wirtschaftsgeschichte der letzten Jahrzehnte noch nicht zu verzeichnen gewesen ist Wenn man noch in Rechnung stellt, wie die hier eingesetzte Kaufkraft auf die anderen Wirtschaftszweige überstrahlt, kann man sich ein ungefähres Bild von der Bedeutung dieses gewaltige» Werkes machen.

Gebaut werden zwei Fahrbahnen von je 7.5 Meter Breite. Zwischen den beiden Bahnen bleibt ein fünf Meter breiter bepflanzter Grünstreifen frei. Die Bepflanzung hat den Sinn, Blendungen durch die Scheinwerfer der auf der Gegcnstrccke fahrenden Autos zu verhindern. Wir sehen also, daß genau und umfassend alle Möglichkeiten ausge-

London, 21. Dez. Im Unterhaus gab es am Donners­tag eine Aussprache über die auswärtigen Angelegenheiten. Der stellvertretende Führer der Opposition, Attlee, ver­langte Auskunft über die Haltung der Regierung in der Frage der Wiederaufrüstung, und erklärte, daß die englische Arbeiterpartei sich jeder Art von Aufrüstung widersetze. Der Nationalltberale Mabane bemerkte, nach der ersten, der deutsch-feindlichen Reaktion auf den Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund, sei die Auffassung in England jetzt, daß Deutschland nicht gerecht behandelt worden sei. Das eng­lische Volk wünsche nicht, daß die Regierung eine frankreich­freundliche Politik verfolge, sondern eine revisionistische.

Nachdem der franzofenfrcundliche General Spears für ein Zusammengehen Englands mit Frankreich cingetreten war, ergriff der Staatssekretär des Aeußern, Sir John Si­mon, das Wort. Seine Rede kann als Nachwirkung der schweren Schlappe vom 14. Oktober bezeichnet werden, denn sic war vom Anfang bis Zum Ende diktiert von der A n g st, eine klare Entscheidung treffen zu müssen. Der britische Außenminister mußte zwar zugeben, daß Reichskanzler Hitler konkrete Vorschläge gemacht habe, die man nicht so ohne weiteres ablehncn dürfe. Für die bri­tische Negierung sei aber alle nur erdenkliche Vorsicht not­wendig Großbritannien könne nicht die Verpflichtungen als Völkerbnndsmitglicd vergessen, zweiseitige Verhandlungen könnten immer nur ei Zwischenstadium darstellen, bas letzten Endes nach Gens führen müsse, und man dürfe den Völkerbund nicht in Stücke reißen, wenn man nicht sicher sei, baß man etwas besseres an seine Stelle setzen könnte. Großbritannien hätte Rücksichten auf die Haltung Japans usw. zu nehmen.

Der langen Rede kurzer Sinn war der, daß Großbri­tanniens Außenminister zunächst nicht weiß, was er will. Seiner persönliche» Neigung, im französischen Fahrwasser zu schwimmen, stehen sowohl die Klarheit des deutschen An­spruches auf Abrüstung der anderen und aus Gleichberechti­gung entgegen, als auch ein überwiegender Teil der briti­schen Bolksmeinung. Andererseits beherrscht ihn di« Angst, daß nun Frankreich, das alle Künste diplomatischer Regie seit Tagen springen läßt, um dem Besuch Simons in Paris den Boden vorzubereiten, ihm eine ähnliche diplomatische Schlappe bereiten könnte wie Deutschland am 14. Oktober in

schaltet werden, die die Fahrgeschwindigkeiten herabmindern könnten. Den beiden Seiten der Bahnen wird je eine 1.5 Meter breite Rasenstrccke angefttgt, so daß die Bah» eine Breite von insgesamt 23 Meter erhält, lieber die Art der Fahrbahnbefestigung sind zur Zeit Untersuchungen im Gange, eine endgültige Entscheidung ist noch nicht getroffen.

Ueber die Linienführung kann gesagt werden, daß sie etwa in der Luftlinie StuttgartWiesen steig Ulm laufen wird. Bewußt werden damit Gebiete neu erschlossen und in den Mittelpunkt gerückt, die seither ver­nachlässigt waren. Sic werden nun in besonderer Weife vom wirtschaftlichen Aufschwung erfaßt. Der ursprüngliche Plan der Linienführung durch das Filstal mußte aus technischen Gründen aufgcgcbcn werden. In diesem Tal laufen scharf neben dem Fluß eine Staatsstraße und die Eisenbahnlinie. Wollte man nun auch noch die Relchsautobahncn durchlcgen, hätte man viele kleinere Existenzen vernichten müssen. Daß dies nicht im Sinn des gewaltigen Aufbauwerkes liegt, ist selbstverständlich. So führt die Linie auf dem direkten Weg über Wiesensteig. Dort müssen große technische Schwierig­keiten überwunden werden. Bei Wicsenstcig werden voraus­sichtlich zwei Doppeltunnels von vier Kilometer Länge ge­baut. Damit wird Württemberg ein Bauwerk erhalten, das seinesgleichen nicht kennt. Das Filstal selbst wird mit Hilfe eines 500 Meter langen Viadukts überquert. Auf der ganzen Strecke gibt es keine Kreuzungen mit anderen Staatsstraßen oder Eisenbahnlinien, Unterführungen und Uebcrbrückungen werden statt dessen die Querverbindungen ermöglichen.

Der württembergischen Verwaltung erwächst für die näch­sten Jahre die große Ausgabe, die Znbringerlinien auszu- baucn, so daß unser Land von einem großartigen Verkehrs­netz überzogen wird. Und die Kosten? Sie werden vom Reich getragen: die Reichsrcgicrung schafft die Mittel zur Durchführung des Planes.

Die Unterhausdcbatte brachte dann noch eine Uebcr- raschung. Sir Austen Chamber lain, der Traditions­hüter der Deutschfeindlichkeit in England, trat scharf gegen den Londoner Schcinprozetz über den Reichstagsbrand auf, den er alsUnverschämtheit einem befrenndeten Land gegen­über" bezeichnete. Die Völkerbundsatzung dürfe man nicht als sakrosankt halten. Auch der Vertrag von Versaillessei keineswegs ein Werk übermenschlicher Weisheit". Man müsse zu einem Kompromiß kommen. Nur einmal fiel Sir Austen Chamberlain in seine alte Rolle zurück, als er die Erklärungen des deutschen Reichskanzler zwar als aufrich­tig bezeichnete, aber die Frage stellte: Wenn das die Politik Deutschlands und nicht allein des Reichskanzler sei, was bedeute dann die ganze deutsche Propaganda?

Die Unterhausdebatte hat demnach, wie gesagt, nichts neues ergeben, wenn man von der Tatsache absieht, daß die englische Presse jetzt wieder stärker am französischen Strange zieht. Die Pariser Meldung über die Überreichung deut­scher Forderungen wird nicht als Rcgiekunststück des Quai d'Orsay erkannt, der ans einem normalen diplomatischen Vorgang eine Sensation machte, um auf England noch vor dem Eintreffen Sir Simons in Paris Eindruck zu machen. Man verkennt vollkommen die Stellung Deutschlands, wenn man noch immer Hoffnungen anf internationale Verhand­lungen nnd Konferenzen setzt, denen Deutschland beigezogen werde» könnte, ohne daß man die völlige Gleichberechtigung Deutschlands als Großmacht anerkennen würde. Man täuscht sich in London allem Anschein nach darüber hinweg, daß das neue Deutschland niemals einer Kontrolle in Deutschland zustimmen wird, die cs selbst auszuüben in den hochgerüsteten Ländern nicht das Recht erhielte.

Solange sich die Fäden, die von der Pariser Börse und den Zentren der französischen Rüstungsindustrie in die Lon­doner City und das Foreign Office lausen, als stärker er­weisen als die Gesetze klarer Vernunft und ehrlichen Frie­denswillens, wird allerdings England in der Gegenwarts­geschichte Europas eine Rolle spielen müssen, die den großen weltgeschichtlichen Traditionen des britischen Imperiums, das kleinliche Aengste und kurzsichtige Unklarheit früher nicht kannte, nicht würdig sind.

Titnlesc» «ach Paris eingeladen

Der in St. Moritz weilende rumänische Außenminister Titulescu Ut au wilbtiaen Beipreckunaen nach Paris «in-

Tages-Spiegel

Der Bau der Autobahn StuttgartUlm wird das Land Württemberg weitgehend von der Arbeitslosigkeit be­freie«. Die Bauzeit für die im Januar beginnenden Ar­beiten ist aus zwei Jahre veranschlagt.

Reichspräsident von Hiudcnbnrg empfing gestern de« Reichs­minister der Finanzen znm Vertrag.

Der Ausreiseflchtvermerk des Reichs für Reichsangehörigc ist mit Wirkung vom 1. Januar 1934 aufgcholcn worden.

NrichLminister Dr. Frick hat die Landesregierungen gebeten, von dem Gebrauch neuer rein deutscher Bezeichnungen kür die Monate vorerst alzn seien, bis eine generelle Rege­lung dieser Frage erfolgt sei.

Die Mitglieder der evangelischen Jugend find in die Hitler- Jugend überführt worden.

Sir John Simon ergriff im Unterhaus das Wort zu einer Erklärung über die außenpolitische Lage. Nach Schluß der Debatte reiste der Außenminister «ach Paris ab.

Die deutsch-französischen Wirtschaftsverhandlnngen in Paris hake« zu keiner Einigung geführt. Die deutsche Abord­nung wird Paris hente verlassen.

Im französischen Senat wurde ein Goldanlciheansschntz ge­bildet, der die in den letzte« 89 Jahren vor dem Kriege an andere Staaten gewährte« französischen Anleihe« in Höhe von 33 Milliarde« Goldfranke« soweit als möglich elu- treikcn soll.

Der französische Geueralstabschef, General Weygand, soll dem Kabinett sei« Rücktrittsgesnch eingereicht haken. Er wird zurücktreteu, wenn Daladiers Vorschläge sür das Aushebungsalter -er Rekruten zur Durchführung komme».

Amerika hat die Einfuhr französischer Weine gesperrt, bis sich Frankreich zu befriedigenden Abmachungen über die Zölle aus amerikanisches Obst und elektrische Apparate bereitfindet.

Die Eismasseu anf Rhein und Mosel haben sich in Be­wegung gesetzt. Feuerwehren und SA. regeln an den ge­fährlichen Stelle« den Eisgang.

In Kopenhagen ist der Grönlandsorscher Dr. Knud Ras- mnffen gestorben.

geladen worden. Titulescu hat die Einladung angenommen. In Erwiderung dieses Besuches wird Paul-Boncour in Kürze nach Rumänien kommen. In politischen Kreisen bringt man diese Reise mit dem Fortschreiten des Revi­sionsgedankens in Zusammenhang und glaubt, daß die Ein­ladung an Titulescu erneut die Zusammengehörigkeit Frankreichs und der Kleinen Entente dartun soll.

Ev. Jugend in die HI. eingegliederl

Berlin, 22. Dez. Am 20. Dezember meldete Reichs­jugendführer Baldur von Schirach drahtlich dem Führer: Melde im Rahmen des mir gewordenen Auftrages, die Einigung der deutschen Jugend zu vollziehen, die Ein­gliederung der evangelischen Jugend in die Hitlerjugend."

Damit ist nach längeren Verhandlungen daS Eini­gungswerk in der deutschen Jugend abge­schlossen. Die Mitglieder der evangelischen Jugend wer­ben in die Hitlerjugend übergcführt. Die Mitgliedschaft zur Hitlerjugend als Träger der Staatsidee ist künftig Vor­aussetzung für die Zugehörigkeit zur evangelischen Jugend. Dem evangelischen Jugendwcrk bleibt volle Freiheit seiner Betätigung in erzieherischer und kirchlicher Hinsicht, wäh­rend die sportliche und staatspolitische Erziehung von der Hitlerjugend übernommen wird.

Der bisherige Leiter des evangelischen Jugendwerkes, Stange, der erst kürzlich der NSDAP, beigetreten ist und das Einigungsmerk zu sabotieren versucht hat, wird über Antrag des Neichsjngcndführcrs im Schnellverfahren aus der NSDAP, ausgeschlossen werden. Gleichzeitig wurde Stange sein Amt im Jugendführerring entzogen.

Hochwafferalarm am Rhein

Wasserspiegel in 2 Stunden um K Meter gestiegen

Obcrwcsel, 22. Dez. Die Eisversetzung unterhalb der Lorelei hat eine furchtbare Gefahr für die Nheinstädte zwi­schen St. Goar und Lorch heraufbeschworen. Am Don­nerstag vormittag haben sich die Eismassen in Bewegung gesetzt und treiben langsam talwärts. Später kamen die Eisberge unterhalb Oberwesel wieder zum Stillstand und verursachten einen unheimlich schnellen Aufstieg des Stau wasscrs. Innerhalb von zwei Stunden war die Flut um sechs Meter gestiegen, und unaufhaltsam drangen die riesigen Wassermassen in die Nheinanlagen und setzten die Keller am Rheinuser im Augenblick unter Wasser. Die Bürgermeister der betroffenen Städte haben höchste Alarm­bereitschaft angeordnet. Aus allen Ortschaften wurden die Erwerbslosen und Mitglieder der Arbeitsdienstlager zusam­mengezogen, um an den am meisten gefährdeten Stellen eingreiscn zu können. Die Donnerstag früh eingesetzten beiden Eisbrecher sind nach kurzer Tätigkeit im Eise fest­gefahren. Die Eisdecke oberhalb der Lorelei beträgt vier bis fünf Meter.

England zum Vorschlag des Kanzlers

Der englische Außenminister weicht aus Ein Erfolg der Pariser

diplomatischen Regiekünste