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Nr. 268

Verlas der Schwarzwald.Wach! G. m. d. H. Calw. Berantworlliche Schriflleilung: Friedrich 1>anS Schelle, für den Anzeigen»!!: Keorg Wurster, Kreialeiier. Geschäftsstelle Calw l'AllcS Postamt-, gerniprecher 251. Schlug «er Anzeigenannahme S Uhr vormittags. Druck: A. Lelfchläger'fche Buchdrucker«! Calw.

Donnerstag, 16. November 1933

Bezugspreis: Monatlich RM. 1.50 durch Träger. Bei Postbezug zuzüg­lich Zustellgebühr. Anzeigenpreis: Die kletnspalttge muxZeile <> Pfg.. Reklamezcile 2V Pfg. Bei Wiederholung Nachlaß. CrfüllungSorl für beide Teile Calw. Für richtige Wiedergabe von durch Zernfpruch ausgenommen,» Anzeigen wird keine Gewähr übernommen.

1. Jahrgang

Die Neichskulturkammer eröffnet

Deutsche Kultur vor neuem Anfang Reichsminister Dr. Goebbels über die Sinngebung nationaler Kunst

Berlin, 10. Nov. Im Rahmen eines eindrucksvollen Festaktes hat gestern Rcichsminister Dr. Goebbels in der Berliner Philharmonie die Neichskulturkammer feierlich eröffnet. In seiner Rede führte der Minister u. a. aus:

Revolutionen beschränken sich niemals auf das rein poli­tische Gebiet. Wirtschaft und Kultur, Wissenschaft und Kunst bleiben davon nicht verschont. Auch der schöpferische Mensch und gerade er wird in den Strudel des revolutionären Ge­schehens mit hincingezogen. Nur dann ist er seiner Zeit und ihren Aufgaben gewachsen, wenn er tatkräftig eingreist, die Revolution bewußt bejaht, ihre Zielsetzung sich zu der seinen macht. Der Aufmarsch, den wir begonnen und vollendet haben, ist ein Aufmarsch der Gesinnung. Diese Gesinnung hat nichts gemein mit dem gleichlautenden Begriff, den wir aus der Vergangenheit nur noch in verächtlicher Erinnerung haben. Es ist eine Gesinnung der Tat, die eine Umwertung der Werte eingeleitet hat. Der Durchbruch dieser Gesinnung ist überall im öffentlichen wie im privaten Leben spürbar. Niemand von uns ist der Meinung, daß Gesinnung Kunst er­setzen könnte. Auch bei der Kunst kommt es nicht darauf an, was man will, sondern vielmehr darauf, was man kann. Die Gesetze der Kunst können niemals geändert werden. Sie sind ewig und nehmen ihre Maße aus den Räumen der Un­sterblichkeit. Nur geweihte Hände haben das Recht, am Altar der Kunst zu dienen. Was wir wollen, ist mehr als dramati­siertes Parteiprogramm. Uns schwebt als Ideal vor. eine Vermählung des Geistes der heroische» Lebensausfassnng mit de« ewigen Gesetzen der Kunst. Niemand hat das Recht, uns in den Verdacht zu nehmen, daß wir aus Gründen ten­denziöser Propaganda jenem Dilettantismus das Feld frei­geben wollten, der noch immer die wahre edle Kunst zu Tode geritten hat. Die Kunst wird sich früher oder später der Stoffe und Fragen bemächtigen, die wir aufgeworfen haben.

Die Kunst ist kein selbständiger Begriff. Sic gewinnt erst Leben im Leben des Volkes. Das war vielleicht das schlimmste Vergehen der künstlerisch schassenden Menschen der vergangenen Zeit, daß sie nicht mehr in lebendiger Be­ziehung znm Volke selbst standen und damit die Wurzel verloren, die ihnen täglich neue Nahrung zuführte. Von hier an setzte die lebcnsbcdrohendc Krise der kulturschaffen- den Menschen in Deutschland ein. Kultur ist höchster Aus­druck der schöpferischen Kräfte eines Volkes. Der Künstler ist ihr begnadeter Sinngeber. Verliert der- künstlerische Mensch einmal den festen Boden des Volkstumes, dann ist er damit den Anfeindungen der Zivilisation preisgegebcn, denen er früher oder später erliegen wird. Niemand bestehlt, daß die neue Gesinnung über die Bühne oder die Leinwand marschiert. Wo sie aber darüber marschiert, da müssen wir eifersüchtig dafür sorgen, daß sie auch in ihrer künstlerische» Formung der Größe des geschichtlichen Vorganges entspricht, den wir in der dentschen Revolution durchgeführt haben. Darüber hinaus aber wollen wir gute Schutzpatrone der deutschen Kunst und Kultur auf allen Gebieten sein. Kein Vorwurf hat uns in der Vergangenheit so tief zu treffen vermocht wie der, daß der Nationalsozialismus geistige Barbarei sei und am Ende zur Vernichtung des kulturellen Lebens unseres Volkes führen müsse. Wir haben die schöpfe­rischen Kräfte der deutsche» Nation wieder sreigelegt. Sie mögen sich ungehindert entfalten und reiche Früchte tragen am Baum eines »c« erstandenen Volkstumes. Das ist auch der Sinn der Neichskulturkammer, die wir heute feierlich eröffnen.

Der neue Staat hat seine eigenen Gesetze. Ihm unter­liegen alle vom ersten bis zum letzten. Auch der Künstler hat die Pflicht, sie anzuerkennen und zur Richtschnur seines schöpferischen Handelns zu machen. Darüber hinaus aber ist er frei und ungebunden. Seine Phantasie kann wieder in die ewigen Räume der Unendlichkeit vorstoßcn. Was deutsch nnd echt ist, das soll die Welt aufs neue erfahren. Die deutsche Kunst, die zum Volke zurückkehrt, wird den schönsten Lohn dadurch empfangen, daß das Volk wieder zu ihr zu- rückkchrt. Jeder, der dem neuen Staat seine Kraft zur Ver­fügung stellt, ist uns willkommen. Der Dank aber der Männer der Revolution gilt all den deutschen Künstlern, deren begnadetes Schassen uns in den vergangenen Jahren Trost in der Trübsal und Stärke im Kampf gab. Auch sic waren Wegbereiter des neuen Staates, der nun beglückende Wirtlichkeit geworden ist.

Die Zusammensetzung der Ncichsknlturkammcr

Kraft Gesetzes, so fuhr der Minister fort, übernehme ich selbst die Führung der Neichskulturkammer insgesamt K«st der mir im Gesetz verliehenen Vollmacht ernenne ich:

Znm Vizepräsidenten der Neichskulturkammer Staatsse­kretär Walter Funk.

Für die Neichsmnsikkammcr: Zum Präsidenten General­musikdirektor Dr. Richard Strauß, zu Mitgliedern des

Präsidialrates: Generalmusikdirektor Staatsrat Dr. Wil­helm Furtwängler, Prof. Dr. Paul Graencr, Pros. Dr. Fritz Stein, Prof. Gustav Hagemann» Heinz Jhlert.

Für die Neichskammer der bildenden Künste: zum Präsi­denten Prof. Eugen Hönig, zu Mitgliedern des Präsidial- rateS: Prof. Franz Lenk, Prof. Paul Ludwig Troost, Prof. August Krauß, Dir. Walter Hoffmann, Ministerialrat Otto v. Kcudcll, Hans Weidemann.

Für die Neichs-Theaterkammer: Zum Präsidenten Ministerialrat Otto Laubinger zu Mitgliedern des Präsi­dialrates: Werner Krauß, Wilhelm Rode, Dr. Hainer Schlösser, Dr. Otto Lcers, Dir. Heinz Hilpert.

Für die Neichsschristtumkammer: Zum Präsidenten Hans Friedrich Vlunck, zu Mitgliedern des Präsidialrates: Dr. Hans Grimm, Hans Johst, Dr. Friedrich Oldenburg, Theodor Fritsch. Dr. Heinrich Wismann.

Für die Reichspressekammer: Zum Präsidenten Max Amann, zu Mitgliedern des Präsiüialrates Dr. Otto Dietrich, Willy Bischofs. Geh.-Rat Prof. Dr. Walter Heide, Ministerialrat Dr. Jahncke.

Für die Neichsrundfunkkammer: Zum Präsidenten Ministerialrat Horst Dreßler, zu Mitgliedern des Präsi- dialrates Eugen Hadamovsky, Walter Väumelburg, Dr. Heinrich Glasmeier, Dr. Bernhard Knust.

Für die Reichsfilmkammer: Zum Präsidenten: Dr. Fritz Scheu er mann, zu Mitgliedern des Präsidialrates Dr. Theodor Loos, Karl Auen, Dr. Franz Beelitz, Dr. Walter Flügge, Ministerialrat Dr. Botho Mülert, Oberregierungs­rat Arnold Raether.

Der Neichsminister schloß: Möge der deutschen Kunst und Kultur aus der neugcgründeten Neichskulturkammer Segen und Förderung erwachsen. Wir danken dem Führer, daß er uns die Möglichkeit dazu gab. Wir werden durch Fleiß, Hingabe und Bereitschaft diesen Dank am wirk­samsten abstatten. Der kulturschaffenöc Mensch in Dcutsch-

TU. Berlin, 10. Nov. Der Reichskanzler empfing am Mittwrchvormittag den polnische» Gesandten, der ihm seine» Antrittsbesuch machte. Die Anssprache über die dentsch-pol- nischen Beziehungen ergab volle Uebereiustimmnng beider Regierungen in der Absicht, die die beiden Länder berühren­den Fragen auf dem Wege ««mittelbarer Verhandlungen in Angriff z« nehmen und ferner zur Festigung -es Frie­dens in Europa in ihrem Verhältnis zueinander auf jede Anwendung von Gewalt zu verzichten.

Deutschland nnd die Pariser Kammeranssprache

In Berliner politischen Kreisen begrüßt man es, daß die Aussprache in der französischen Kammer ergeben hat, daß in Frankreich niemand für Abenteuer zu haben ist. Begrüßens­wert ist es, daß Außenminister Paul-Boncour sich zu Verhandlungen mit Deutschland bereiterklärt hat. Man sieht aber nicht klar, was Frankreich mit seiner Gegenforderung auf Sicherheit eigentlich meint. Deutschland hat sich bereits öfters bemüht, eine klare Definition für Sicherheit zu er­halten, aber vergeblich. Im übrigen hat Deutschland sich in Genf verschiedentlich bereiterklärt, neue Sicherheitsverpflich­tungen auf sich zu nehmen. So ist es zur Annahme einer No-force-Declaration" bereit. Wen« die französische Ne­gierung ihre Bereitwilligkeit erklärt, alles zu prüfen, was Deutschland vorznschlagen habe, so verkennt sie die Lage völlig, da wir diesmal, was die Abrüstnngsfrage betrifft, «ns in der Stelle des Gläubigers befinden. Was die Rede des Ministerpräsidenten Sarraut anbetrifft, so hat man in Berliner politischen Kreisen den Eindruck, daß sich dieser nach der wenig warmen Aufnahme der Rede Paul-Boncours durch die Kammer genötigt gesehen hat, einen Pflock zurück- zusteckcn.

Vertagung der Abrüstungskonferenz aus lange Sicht?

Präsident Hcnöerson hat von sämtlichen im Präsi­dium vertretenen Mächten die Erklärung erbeten, ob sic be­reit seien, die Abrüstungskonferenz bis zu der Aufnahme eines Abrüstungsabkommcns durchzuführen. Von italieni­scher Seite hat man wißen lassen, daß die italienische Negierung selbstverständlich die Kritik Hcndersons berück­sichtige, in keiner Weise aber eine Aendcrung der bisherigen Haltung cinnchmen werde. In Genfer Konfcrcnzkrcisen glaubt man, daß, falls nicht in Bälde die Lage sich ändert, die Arbeiten auf lange Sicht vertagt werden.

Transferkonferenz in Berlin

TU London, 18. Nov. Die Reichsbank hat die Bank von England telegraphisch benachrichtigt» daß im Hinblick aus den Ablanf des ab 1. Juli ds. IS. in Kraft getretenen

Tages-Spiegel

Die Neichskulturkammer wurde gestern in feierlicher Form eröffnet. Neichsminister Dr. Goebbels hielt die Eröff­nungsrede und verkündete die Namen der Präsidenten und Präsidialmitglieder der einzelnen Kammern.

Die deutsche Eiu- und Ausfuhr ist im Oktober um je 8 Pro­zent gestiegen. Der Ausfuhrüberschuß beträgt 98 Mil­lionen Reichsmark.

Der Reichskanzler hatte mit dem polnischen Gesaudtcn in Berlin eine Anssprache über die deutsch-polnischen Be­ziehungen.

Die Aussichten der Abrüstungskonferenz werden in Genf sehr pessimistisch beurteilt. Man rechnet mit einer lang­fristige» Vertagung.

In der südslawischen Skupschtina wurde ei« Gesetzesantrag eiugereicht, der die pflichtmäßige Körperausbildung aller jungen Leute beiderlei Geschlechts bis zum 20. Lebensjahre zum Ziele hat.

Der amerikanische Schatzkauzler Woodiu hat sei« Rücktritts- gcsuch eingereicht. I« Washington betrachtet man das Ver­schwinde» Woodius als ein Zugeständnis au die Jnsla- tiousbefürworter.

Im Rahmen des internationalen Programmaustausches der Weltsender fand gestern über den Dentschlaudscnder und den von Tokio ein deutsch-japanischer Freundschaftsaus­tausch statt.

Die Reichsbahn führt für die Zeit vom 1. Dezember 1933 bis 18. April 1981 nach dem Muster der um v. H. er­mäßigten Sommerurlanbskartcn WinterurlaubLkarten eiu.

lanö hat hier den Weg zum neuen Staat gefunden. Möge er dabei die Beglückung erfahren, di« uns alle erfüllt: Bahn­brecher, Formgeber und Gestalter eines neuen Jahrhunderts zu sein.

Die Eingliederung in die Kammern, die nach der ersten Durchführungsverordnung künftig die Voraussetzung der Berufsausübung ist, muß bis zum 13. Dezember 1933 be­wirkt sein.

Transserausschusses am 81. Dezember eine Verlängerung des Moratoriums notwendig ist. Die neue Transserkon- fereuz soll am 5. Dezember in Berlin beginnen. Die eng­lische Zentralbank wurde aufgesordert, die beteiligten Inter­essenten in England hiervon in Kenntnis zu setzen.

Mussolini über Wirtschaftskrise und Völkerbund

Mussolini hielt im Nationalrat der Eorporation eine Rede, in der er die Gründung der Fachkorporationen erläu­terte. Zu Beginn erinnerte Mussolini daran, daß er im Oktober vorigen Jahres sich öffentlich gefragt habe, ob die Wirtschaftskrise eine periodische, das heißt normale Krise sei, oder eine Krise des Systems. Heute könne er antworten, daß die Krise so tief in das System eingedrungen sei, daß sie eine Krise der Systeme geworden sei. Es handle sich hier nicht mehr um eine vorübergehende Verwundung, sondern um eine Krankheit.

Dann sprach Mussolini längere Zeit über Geschichte und die Entwicklung des Kapitalismus. Das Ideal des heutigen Kapitalismus würde die Standardisierung des menschlichen Geschlechts sein, aber das sei ja unmöglich. Die Krise sei europäisch, und zwar typisch europäisch. Eine Lösung sehe man keineswegs. Europa sei nicht mehr -er Kontinent, der an der Spitze der menschlichen Kultur stehe. Japan schreite vor.Europa könne versuchen, noch einmal bas Steuer der Kultur in die Hand zu bekommen» wenn wenigstens eiu Mindestmaß an politischer Verständigung zwischen seinen Nationen erreicht werde, was allerdings nicht geschehen könne, wen» nicht vorher schwere Ungerechtigkeiten wieder gutgemacht würden." Der Völkerbund habe seine ganze Be­deutung verloren. Seine Grundsätze klingen wunderschön, aber in der Praxis hätten sie sich als völlig absurd erwiese». Locarno habe nichts mehr zu tun mit der Abrüstung. Um den Viererpakt herum herrsche ein großes Schweigen. Nie­mand spräche von ihm, aber alle dächten daran.

Auf das Thema der italienischen Wirtschaft übergehend, sagte Mussolini, daß Italien weder ein kapitalistisches Land sein wolle noch könne. Mnssol.ni belegte an Hand von Sta­tistiken und Ziffern, daß Italien ein Bauernvolk blei­ben müsse.

Mussolini hat dem Nationalrat der Corpora­tion en eine Tagesordnung cingercicht. Der Generalstab der Corporationcn soll die Vertreter der Staatsverwaltung, der Partei, des Kapitals, der Arbeit und der Technik um­fassen. Die Aufgaben der Corporationcn sind Schlichtu.g, Beratung und wirtschaftliche Gesetzgebung für die Natwu

Eine neue Aussprache mit Polen

Günstige Entwicklung des deutsch-polnischen Verhältnisses