Aus aller Welt

Ein entsetzliches Unglück

ereignete sich auf der Bahnstercke NanxclHerne. Ans einem Abteil eines Sondcrzugs aus Ostpreußen, der Land- Helfer und -Helferinnen nach Duisburg zurückbrachte, wurde ein etwa 20,äriges Mädchen, das sich zu weit aus dem Fenster lehnte, von einem aus entgegengesetzter Richtung kommenden D-Zug herausgcrisseu, überfahren und sofort getötet.

Schlagwetter-Explosion ank einer rheinischen Grube

Auf der GrubeSophia Jakoba" in Hückelhoven er­eignete sich auf der 600-Meter-Sohle ein örtliche Schlag­wetterexplosion, bei der ein Mann getötet nud drei verletzt wurden. Die Verletzten wurden ins Krankenhaus gebracht. Die betroffenen Grubenbaue sind bereits frei von schäd­lichen Gasen. Die Morgenschicht ist vollständig eingefahren, um die Ursache des Unglücks zu klären.

Schweres Erdbeben an der chilenisch-argentinischen Grenze

Am Dienstag vormittag suchte ein schweres Erdbeben Mittel-Chile und das angrenzende argentinische Gebiet heim. Am schwersten betroffen wurden die Provinzen Men- doza und San Juan. Die Telephonverbindungen wurden unterbrochen, in den Städten brach eine große Panik ans.

18 Menschen Haifischen zum Opfer gefallen

Von einem schauerlichen Schicksal wurden 18 Menschen in dem brasilianischen Hafen Maranhau ereilt, als sie in einem kleinen Boot von einem Hochseedampfer an Land gebracht wurden. Das Boot kenterte plötzlich und die 20 Insassen stürzten ins Wasser. 18 von ihnen wurden sofort von Hai­fischen angegriffen und aufgcfresscn. Nur 2 konnten gerettet werden.

Lindbergh will mit seiner Fra« de« Ost-West-Ozeanslug

wagen

Nach einer in Paris vorliegenden Meldung aus Madrid soll Lindbergh Sem amerikanischen Konsul in Vigo erklärt haben, er beabsichtige mit seiner Frau auf dem Luftwege nach Amerika zurückzu kehren Er werde wahrscheinlich in Lissabon aufsteigen und ohne Unterbrechung nach Ncwyork fliegen.

Umschau aus aller Welt

Der preußische Ministerpräsident Goeriug hat in seiner Eigenschaft als preußischer Innenminister eine völlige Neu­ordnung kur obersten Behörden für Vollblutzucht und -Ren­nen, für Traberzucht und -Rennen, sowie die Zucht und Prüfung deutschen Warm- und Kaltblutes vorgeuommen. Durch eine kürzlich gemachte Entdeckung ist es möglich ge­worden, auf einfache Weise nahezu reinen 99,9prozentigen Al.ohol ans Kartoffel» oder Mclam zu destillieren, wäh­rend bis vor kurzem der Wassergehalt unter 4 Prozent schwer zu entfernen war. Oberst Lindbergh mutzte auf seinem Flug nach Lissabon wegen schlechten Wetters auf dem Minho-Fluß an der Grenze zwischen Spanien und Portugal in d.r Nähe von Moncao eine Notwasserung vornehmen, die glatt vonstattcn ging. Ein Verwandter des verstorbe­nen letzten österreichischen Scharfrichters Lang, der 50jährigc Johann Lang, wurde nach der Verhängung des Stanbrcch- tes zum Henker bestellt, da der Sohn des alten Scharfrich­ters die Uebernahmc des Amtes verweigert hat. Die römische Konzertsaison ist im Augusteum durch eine wir­kungsvolle Aufführung des deutschen Requiems von Brahms unter Leitung von Molinari eingclcitct worden. 58 Proz. der isländischen Bevölkerung stimmten für die Aufhebung d:S Alkoholverbots. Es ist wahrscheinlich, baß das Verbot bereits zu Weinachten aufgehoben wird. Die Chicagocr Weltausstellung wird im Juni 1934 wieder eröffnet werden. Die Leitung d"r Ausstellung gab bekannt, daß im Jahre 1933 22 230 NNO Besucher gezählt wurden, die 25 545 ONO Dol­lar ansgaben.

Aus Stadt und Land

Calw, den 15. November 1933.

Die Approbation als Arzt

ist Hans Krieg von Licbelsberg durch das württ. Innenministerium erteilt worden .

Obstertragsermittlnng im Obcramt Calw Die heurigen Obsterträgc stehen weit hinter den vorher­gehenden Jahren zurück. Bei Acpfcln beträgt der Ausfall 7580 Proz., bei Birnen 60 Proz., bei Kirschen, Pflaumen und Zwetschgen je 90 Proz. In Kirschen und Zwetschgen ist beinahe ein vollständiges Fehljahr zu verzeichnen. An Ta- feläpfcln wurden geerntet 2460 Ztr. mit einem Geldwert von 27 345-Ä^k, an Mostäpfeln 8576 Ztr. mit einem Geldwert von 41 282cA.F, an Tafclbirnen 1055 Ztr. mit einem Geld­wert von 12 468 an Mostbirncn 9331 Ztr. mit einem Geldwert von 43 651 Das Gesamtcrzeugnis an Aepfeln betrug 11036 Ztr. mit einem Wert von 68627 3-?^, an Bir­nen 10 386 Ztr. mit einem Wert von 56119 Der Ge­samtwert des im Bezirk erzeugten Obstes betrug 124 746 Reichsmark. Der Durchschnittspreis für Mostäpfcl betrug 6 für Mostbirnen 4,505,50 Beim Tafelobst

schwankte der Preis in den einzelnen Gemeinden zwischen 8 und 20 3?^!. Den größten Ertrag hatten Altbulach und Ostelsheim, dann folgen die Gemeinden Simmozhcim, Calw, Zwerenberg, Stammheim, Möttlingen, Bad Liebcnzcll, Un- terreichcnbach, Althengstctt und Dcckenpfronn. Die kleinsten Obstcrträge, bei denen der Gesamtwert unter 1000 fiel, hatten die Gemeinden Bergorte, Einberg, Hornbcrg, Ober- reichcnbach und Bad Tcinach. Zwetschgen und Pflaumen ivuröcn nur 387 Ztr. mit einem Gesamtwert von 4069 geerntet. In den sonst zwetschgenrcichen Gemeinden Holz­bronn und Altbulach ist eine vollständige Fchlcrntc zu ver­zeichnen, ebenso in Ostelsheim und vielen anderen Gemein­den. Den höchsten Zwetschgcnertrag hatte Simmozhcim mit 200 Ztr., dann kommen Möttlingen und Calw mit je 50 Zentnern. Pfirsiche wurden 4 Ztr. im Wert von 112 eA.ir ge­erntet. Die Walnußbäume lieferten 12 Ztr. im Gesamtwert von 391 Zu dem geringen Obstergebnis haben, der Frost, die Trockenheit und die Obstbaumschäblinge am mei­sten bcigetragen. d

Hilfsbereitschaft in Nenweiler Am 1. Oktober konnten von der Gemeinde Neuwciler rund 40 Zentner Kartoffeln nach Calw abgeliefert werden.

Die Sammlung für die Winterhilfe anfangs November er­gab: 12 Ztr. Kartoffeln, 14 Ztr. Kraut, etwa 80 Pfd. sonsti- geS Gemüse, 1 Ztr. Roggen und 57,75 in bar. Davon sollen an die Anstalt in Stammheim 5 Ztr. Kartoffeln, das ganze Kraut und Gemüse abgegeben werden. Zwei Ztr. Frucht und 10 Kohlenschcine wurden dem Bürgermeisteramt aus Calw zugcwiescn. AuS der ersten und zweiten Samm­lung zusammen können nun etwa 250 Pfd. Brotmehl, 7 Ztr. Kartoffeln und 10 Ztr. Kohlen an die Bedürftigen des Ortes abgegeben werden. Außerdem bleiben von dem ersammclten Geld 50 Proz. in der Gemeinde, so daß etwas über 40 32^r Hierselbst zur Verteilung gelange». Im ganzen ein Be­weis der großen Hilfsbereitschaft der Neuweiler Bevöl­kerung.

Wetter für Donnerstag und Freitag

Vom Westen dringen neue Störungen gegen den Kon­tinent vor. Für Donnerstag und Freitag ist vielfach be­wölktes, unbeständiges Wetter zu erwarten.

*

Nagold, 14. Nov. Ein hiesiger Kommunist, der zugav, am Sonntag mitNein" gestimmt zu haben, wurde am Montag ein Plakat mit der InschriftIch Hobe mit Nein gestimmt, ich bin ein Volksverräter!"Ich habe Heimat und Volk verraten", umgchängt. So wurde er von SA-Lcutcn durch die Stadt geführt und zur Mittagszeit auf einem Brunnentrog öffentlich zur Schau gestellt. Am Abend desselben Tages wurde Pg. Schreinermeister Bützner zu Ehren, der in den neuen Reichstag gewählt ich, ein Fackel­zug veranstaltet, an dem sich sämtliche Verbünde beteiligtem

SCB. Frendcnstadt, 14. Nov. Samstag nacht stürzte tckr 27 Jahre alte ledige Säger Bernhard Gaiser von Mittcltal- Noßweg auf der Straße zwischen Freudenstadl und Baiers- bronn in einer Kurve vom Rad. Schwer verletzt wurde er ins Krankenhaus verbracht, wo er Montag früh starb.

Stuttgart, 14. Nov. Wegen Verbreitung kommunistischer Druckschriften mit teilweise hochverräterischem Inhalt wurde vom Strafsenat des Obcrlandesgerichtcs der Schuhmacher Alfred Wacker von Bad Canstatt zu 2 Jahren 6 Mvaten Ge­fängnis und der Hilfsarbeiter Gottlob Firnrohr von Bad Cannstatt zu 2 Jahren 2 Monaten Gefängnis verurteilt.

SCB. Stuttgart, 14. Nov. Der Freitag wird in Stuttgart ganz im Zeichen des Festes der deutschen Schule stehen. Am Vormittag werden alle Schulen des Auslandsdeutschtums gedenken. Am Nachmittag werden drei Festzüge sämtliche Schüler der Obcrklassen von Volks- und Höheren Schulen in die Stadthalle bringen. In der Stadthalle wird der Kult­minister und Ministerpräsident Mergcnthaler zur Jugend sprechen. Prof. Csaki vom Auslandsinstitut hat den Fcstvor- trag übernommen. Volkstänze, siebenbürgische Tänze, Chöre und Sprcchchöre werden die Feier umrahmen.

Waldsee, 14. Nov. Ein furchtbares Autounglück ereignete sich bei Wolfegg. Fünf junge Leute, darunter drei aus Weingarten, hatten die Absicht, eine Autofahrt von Wein­garten nach München zu machen. Bei der Straßengabelung in der Nähe des Bahnhofs schleuderte das Auto und geriet über den Abhang. Das Anto überschlug sich mehrere Male. Die beiden jungen Leute, der 20 Jahre Karl Roth von Stafflangcn, OA. Biberach, und der 22jährige Josef Her­mann von Weingarten, die sich aus den rückwärtigen Sitzen des Autos befanden und herausgeschleudert wurden, verun­glückten tödlich, während die anderen Insassen mit gering­fügigen Verletzungen davonkamcn.

Volks- und Landwirtschaft

Börse

SCB. Stuttgart, 14. Nov. An der Stuttgarter Börse zeigte der Nentenmarkt eine freundliche Haltung, während Aktien leicht rückläufig ivaren.

Landesproduktenbörse

SCB. Stuttgart, 14. Nov. Infolge der Verordnung über den Zusammenschluß der Mühlen hat die Nachfrage nach W?izcn und Roggen eine gewisse Belebung erfahren. Die

U

XIl. Suschin wird europäisch behandelt.

Die Abwaschfrau, die in derGelben Katze" von 8 Uhr früh bis 4 Uhr nachmittags arbeitete, um das Geschirr und die Gläser vom Tage zuvor zu reinigen, hörte auf den wohl- s klingenden Namen Bacon. Als sie um viertel nach sieben s ihre Wohnung verließ, um in den Dienst zu fahren, kam ihr auf der Treppe ein gutgekleideter Mann entgegen, den ein bedeutend minder gutgekleideter Junge von sechzehn bis sieb­zehn Jahren begleitete.

Sind Sie Frau Bacon?"

Liese befähle.

Ich möchte Sie noch einen Augenblick aushalten. Ich habe nämlich geschäftlich mit Ihnen zu sprechen."

Rickeberg hatte eine freundliche und gewinnende Manier und die Menschen faßten rasch Zutrauen zu ihm. Frau Bacon ging in ihre Wohnung zurück und ließ die beiden ein.

Nach fünf Minuten war die Unterredung vorüber und ! sie kam strahlend wieder heraus.

Ein Wunder war geschehen. In ihrer Geldbörse knitterte eine neue Fünf-Psund-Note und zehn weitere Pfunde stie­gen glänzend am Horizont auf.

Und dafür harte sie eigentlich gar nichts zu tun. Im Gegenteil, es wurde ihr sogar noch Arbeit abgenommen. Sie mußte nur den bescheidenen und sympathischen Jungen neben sich in dieGelbe Katze" mitnehmen, ihn als ihren Neffen ausgeben und sich von ihm beim Abwaschen helfen lassen.

Das war alles.

Vielleicht würde er dann sogar als Kellner angenommen stellt^" waren ihr die zehn Pfunde in Aussicht ge-

Ja, gute Kellnerstellen waren jetzt nicht leicht zu finden. Man hat etwas übrig dafür. Die Trinkgelder im Klub flössen aber auch reichlich. Frau Bacon wünschte dem Jungen mit den offenen, klugen Augen wirklich, daß ihm sein Plan gelinge.

In der Küche zeigte er sich sehr anstellig. Er machte rasch und gut Feuer, trug mit erstaunlicher Kraft schwere Eimer mit Wasser herbei und beim Waschen und Abtrocknen arbeitete er beinahe so geschickt wie eine Frau.

Ausnahmsweise bereits um elf Uhr früh kam der Ma­nager herunter. Als seine Schritte auf der Stiege hörbar wurden, sank Frau Bacon der Mut ein wenig. Aber Gerry flüsterte ihr zu:

Keine Angst. Tantel Aufessen kann er uns nicht, höchstens hinauswerfen, und dazu gehören immer zwei. Einer, der es tut. und einer, der es läßt."

Sokoloff war wütend. Vor allem, weil seine Nachtruhe io gestört worden war. Um sechs Uhr früh waren Pierre und Jean lendenlahm nach Hause gekommen. Sein Wagen war verbrannt. Die zwei anderen Kellner entweder von den Chinesen erschlagen oder weggeführt. Und Pierre und Jean selbst waren in einem jämmerlichen Zustande. Beider Körpe>- schmerzten von den Stockschlägen, und sie hatten in der Nacht noch neun Kilometer laufen müssen, bevor sie nach ihrer blinden Flucht zu einer Eisenbahnstation ge­kommen waren. Auf die war heute abend nicht zu rechnen.

Die Sache war böse abgelaufen. Außerdem hatte er nun zu wenig Personal.

Wütend kam er in die Küche, um sich einen heißen Tee machen zu lassen.

An der Tür blieb er erstaunt stehen.

Was ist denn das für ein Junge hier? Wozu bringen Sie mir fremde Leute ins Haus?"

Verzeihung, Sir, das ist mein Neffe. Er ist Kellner, ist aber jetzt ohne Posten. Darum habe ich ihn mitge­nommen. Er hilft mir beim Abwaschen. Bei meinem Rheu­matismus ..

Halten Sie Ihren Mund. Hast du schon als Kellner gearbeitet?"

Ja. Sir. schon beinahe ein Jahr."

Hast du einen anständigen Anzug dafür zu Hause?"

Ja. Sir."

Geh nach Haufe und leg dich schlafen. Um sechs Uhr nachmittags kannst du wieder hierher kommen. Ich werde es mit dir versuchen. Ich habe zufällig ein paar Leute zu wenig." ,

Der Junge bemerkte nun in bescheidenem Ton:

Ich habe noch einen Freund, Sir, der auch Kellner ist und einen Posten sucht. Er ist ein paar Jahre älter als ich, hat aber schon in sehr feinen Lokalen bedient."

Gut. bring ihn mit. Ich werde ihn mir ansehen."

Gerry verbeugte sich, trocknete sich die Hände ab. ging weg und tat beiläufig das. was Sokoloff ihr geraten hatte. Sie fuhr in dieDacia", diktierte einen Brief und legte sich schlafen. Vorher hatte sie freilich noch ihren Vater er­sucht, einen tüchtigen jungen Angestellten derDacia" für den heutigen Abend in Bereitschaft zu halten, um als Kell­ner in derGelben Katze" aufzutreten.

Frau Bacon aber bedauerte es sehr, daß sie die ge­schickte Hilfe so rasch wieder verloren hatte.

Der junge Mann war zum Geschirrabwaschen ja wie geschaffen.

Aber der Gedanke an die zehn Pfund tröstete sie.

*

Hulberry wachte erst um elf Uhr vormittags auf.

Nach Bad und Frühstück machte er sich an die Arbeit. Er nahm den rohen Grundriß des Klubs zur Hand, den er von derDacia" erhalten hatte, legte sein Hemd von gestern vor sich hin, auf dessen Manschette er seine Schätzungsmaße von gestern notiert hatte, und begann nun selbst einen Grundriß zu zeichnen. Dabei gebrauchte er aber einen kleinen Maßstab, um nun die Maße im richtigen Verhältnis einzuzeichnen. Er zeichnete so lange, bis alle Maße von der Manschette aufgebraucht waren.

(Fortsetzung kolgt.1