(STB.) ELnningen, OA. Tübingen, 9. Sept. Beamte vom Kauptzollamt haben hier Nachprüfungen an Zigarven-und Zigarettenpackungen vorgenommen. In verschiedenen Fallen wurden nicht ordnungsmäßige Steuerbanderolen an Verpackungen vorgefunden. Die beanstandeten Packungen wurden beschlagnahmt. Anlatz zu dieser scharfen Nachprüfung gab ein Zigarrengrotzhändler. bei dem man auf Unregelmäßigkeiten in der Verwendung von Steuerbanderolen gekommen ist. Die von der Firma belieferten Kvufleute werden durch die Beschlagnahme der beanstandeten Packungen teilweise erheblich geschädigt.
(STB.) Eroßelsingen in Hohenzollern, 9. Sept. In der Nacht wurde im Amtszimmer des Bürgermeisters im Nathans ein Einbruch verübt und aus einem Schrank ein Jagdgewehr und eine Kugelflinte entwendet, die vom Landjäger beschlagnahmt worden waren. Einen gröheren Geldbetrag, der ebenfalls im Schrank lag, ließ der noch unbekannte Dieb liegen.
(STB.) Rotweil, 8. Sept. In der vorletzten Nacht, kurz nach 1 Uhr, wurde der auf dem Heimweg zur Spitalmühle befindliche Werkzeugmacher Ehr. Schneckenburzrr auf dem Kriegsdamm von einem dort stehenden Uubekannien ohne jeden Anlaß überfallen und durch tiefgehende Messerstiche ''n den linken Oberarm schwer verletzt. Der Urberfallene konnte den Angreifer, der nach der Tat davonfprang, bis zum Friedrichsplatz verfolgen, er rief laut um Hilfe, sank aber dann in der Nähe des „Engel" infolge des außerordentlich großen Blutverlustes ohnmächtig zusammen. Der Tater, der offenbar auf jemand gewartet yatte und in Schneckenburger vielleicht den Anrechten erwischte, ist im Alter von 18—22 Jahren.
(SCB.) Besigheim, 9. Sept. In einer Weingärtnerversammlung auf dem Rathaus wurde eine Weinbaugenossenschaft gegründet. Der neuen Genossenschaft wurden die Satzungen der im Jahre 1923 aufgelösten Weinbaugenossenschaft zu Grunde gelegt. Die Tätigkeit der Genossenschaft ist Heuer darauf beschränkt, daß die Traubenlese im Weinberg und bei der Kelter kontrolliert und die Kelterung überwacht wird, der Verkauf gemeinsam stattfindet und die nicht unter der Kelter verkauften Wein-Mengen gemeinsam eingelegt werden. Vorstand der Genossenschaft ist Stadtschultheiß Hauer.
(STB.) Neckarsulm. 9. Sept. Ein bedeutsamer markanter Tag für Neckarfulm, für die Industrie, für den Neckarkanal und die Schiffahrt auf dem Neckar war der gestrige, wurde doch die Schiffahrt auf dem neuerbauten Neckarkanal für die Zwecke der hiesigen Industrie eröffnet: Ein Schiff, das 509 Ballen indische Jute unserer heimischen Firma Gebrüder Spohn zufllhrte und erwartet wurde, traf leider infolge unglücklicher Verkettung unglücklicher Umstände erst heute früh ein, doch konnte der Dampfer Neckar II der Schleppfchiffahrtsgesellfchaft feierlich begrüßt uttd festlich empfangen werden. Die Anländestelle und das Fabrikgebäude der Firma Eebr. Spohn war beflaggt. Zum Empfang hatten sich einqefunden Fabrikant Richard Spohn mit den leitenden Angestellten seines Werkes, Strombaudircktor Lonz-Stuttgart mit den Herren vom Neckarbauamt und der Streckenbauleitung, Stadtschultheiß Häußler mit den Vertretern der stA)t. Beamtungen, die Vertreter der Lief. Industrie, Handelskammerpräsident Geheimrat Rümelin, Bankier Rümelin, Herr Gabriel, der Vertreter des Londoner Tityhauses Ralli Brothers, das ein Viertel aller indischen Produkte in Händen hat, und ein sehr zahlreiches Publikum. Dem ankommenden Schiffe wurde ein herzliches Willkommen guteil.
(SEB.)Mühlacker, 9. Sept. Beim Ankuppeln zweier Eisenbahnwagen kam der 19 Jahre alt« Arbeiter Eugen Schaan von Wurmberg zwischen di« Paffer und wurde so schwer verletzt, daß der Tod bald darauf eintrat.
(SEB.) Backnang. 9. Sept. Im Rietenauer Wald wurde ein Wilderer ertappt, als er eine geschaffene Rehbeiß fortschaffen wollte. Durch die Haussuchung der Landjägermann- fchaft bei einem verdächtigen Bäckermeister von Eroßaspach, wurde eine große Wilderer-Ausrüstung zutage gefördert. Daraufhin hat der Bäckermeister eine Reihe von Wildereien zu- Uestxntden, die ihm eine Strafe von drei Monaten Gefängnis und wegen unerlaubten Waffenbesitzes ein« Geldstrafe von 50 Mark einbrachten.
(SCB.) Heidcnheim, 9. Sept. Die Ehefrau des Lehrers Wittlinger in Söhnstetten ist in der Turmstraße von einer umstürzenden Verbotstafel erheblich verletzt worden, so daß sie sich in ärztliche Behandlung begeben mußte.
(SCB.) Giengen a. B.. 9. Sept. Der in der Nähe des Kirnbergs stehende Schäferkarren des Basler von Hermartn- gen wurde gewaltsam erbrochen und vollständig ausgeräumt. Gestohlen wurde das Bett, der Schäfermantel, Wäsche. Lebensmittel und ein Fahrrad. Der Karren war mit einem starken Schloß versehen, so daß dem Dieb das Aufbrechen große Mühe verursacht hat. Als Täter wurde ein Handwerksbursche von Bayreuth ermittelt.
(SCB.) Tettnang. 9. Sept. Ein hiesiger Schwerkriegsbeschädigter spielte in der Klassenlotterie mit demselben Los schon bald 2 >2 Jahre. Auf einen guten Rat seiner Frau setzte er vor kurzem nicht mehr ein — und welch ein Mißgeschick! Das ganze Los gewann bei der letzten Ziehung 500 000 Mark.
(STB.) Biberach, 9. Sept. Bei der diesjährigen Herbst- tagung des Wirtschaftsverbandes Schwaben-Vorarlberg in Egg im Bregenzerwald sprach Direktor Pirrung von der OEW. über die Bedeutung der Vorarlberger Wasserkräfte für die Elektrowirtschaft Württembergs. Redner verbreitete sich über die Wasserkräfte Vorarlbergs und deren Ausbau. Zur Erschließung der Vorarlberger Speichcrwerke feien die Bauarbeiten begonnen worden. Durch den Ausbau dieser Werke werden in einem mittleren Jahre 100 Millionen Kilowattstunden mit Spitzenleistung von 160 000 Kilowatt erzeugt. Nach Abzug des Bedarfes des Landes Vorarlberg sowie der Uebertragungs- u. Transformator«riverluste werden damit in etwa drei bis vier Jahren rund 120 Millionen Kilowattstunden und nach weiteren sechs bis acht Jahren weitere 230 Millionen Kilowattstunden, zusammen also endgültig 350 Millionen Kilowattstunden über Bregenz nach Württemberg gebracht werden können. Die Vorarlberger Kraftquellen kommen sonach bereits dem heutigen Eesamtbedarf in Württemberg (375 Millionen Kilowattstunden) sehr nahe und weiden eiW die G?samtjahres- leistung des Walchenfeekrafttverkes mit 160 Millionen Kilowattstunden ums Doppelte übertreffen. Die Selbstkosten für 1 Kw.- Stunde kommen ab Werk auf 2,6 bis 2,7 Pfg., wozu noch Transportkosten kommen, die bis Stuttgart etwa 1 Pfg. für 1 Kw.-Std. betragen dürfen. Diesen Kosten stehen heute im modernen Dampfkraftwerk bei Berechnung der gegenwärtigen Kohlenpreise 1 Kw.-Std. mit 1,2 bis 1,3 Pfg. gegenüber, so daß sich bei Wasserkraft immer noch eine Verbilligung ergibt. Redner schloß seine mit größter Spannung ausgenommenen Ausführungen mit der Bitte, durch Aufklärungsarbeit an dem großen Werk mitzuwirken.
(STB.) Haisterkirch, OA. Waldsee, 8. Sept. Hier passierte ein ergötzliches Stückchen, das bei öfterer Anwendung von erzieherischem Wert sein könnte. Es lagerte sich nämlich in der Kiesgube beim Ort nachts eine Zigeunersanrilie. Als diese Gesellschaft am Morgen Hittisweiler zu abdampfte. loste sich der Anhänger bald ab. Der Zigeuner merkte den Verlust erst, als er fast bei Hittisweiler war. Unterdessen aber hatten sich Knaben den Inhalt dieses Anhängers angesehen und den darin befindlichen Häckerling, Grüsch und Haber mnhecgestreut. Der Zigeuner kam nun in die Hirschwirtschaft und erklärte dem Wirt, daß sein Bub ihm das Futter ausgeworsen habe; er verlange hiesiir Schadenersatz. Der Wirt ergriff aber den Zigeuner und bläute ihn mit seinen derben Fäusten weidlich durch, worauf dieser schleunigst Reißaus nahm.
Aus Geld»,
Volks» und Landwirtschaft.
Berlin« Briefkurse.
1 holl.Gulden 1693,1
1 franz. Franken 197,8
1 schweiz. Franken 812,1
Börsenbericht. »
(SCB.) Stuttgart, 9. Sept. An der heutigen Börse konnten sich die Kurse behaupten, doch waren die Umsätze recht gering.
Berliner Produktenbörse vom 9. Sept.
Weizen märk. 218—223; Roggen mark. 170—173; Sommergerste 213—245; Winter- und Futtergerste 180—185; Hafer därk. 180—188; Mais loco Berlin 214-218; Weizenmehl 31—34; Roggvnmchl 24 . 75 — 26 . 50 ; Weizenkleie 12.20; Rog
genkleie 11—11.20; Raps 355—360; Viktoriaerbsen 28—32; Futtererbsen 21—24; Wicken 25—28; Lupinen blaue 12-75— 13.4; Rapskuchen 15.80—16.20; Leinkuchen 22.50—22.80; TrockensDiitzel 12; Vollv. Zuckerschnitzel 21; Kartoffelflocken: 18—18.30; Speisekartoffeln weiße 2; rote 1.09; gelb-fleischige 2.—. Tendenz: matt.
Die Holzindustrie im Monat August.
Die allgemeine Lage der deutschen Wirtschaft, die Geld- und Kreditnot, die steuerliche und soziale Belastung, Arbeiter- schwierigkciten und Absatzstockung wirkten auch auf die deutsche Holzindustrie zurück. Sie war nicht in der Lage, ihre Produktionsmittel voll auszunutzen, wodurch die Wirtschaftlichkeit der Betriebe aufgehoben war. In Mittel- und Norddeutschland war die Sägewerkindustrie in den letzten Wochen noch zum Teil beschäftigt, aber in Süddeutschland und speziell in Südbahern ist bereits eine erhebliche Krisis zu verzeichnen. Der Baumarkt hat im vergangenen Monat unter den Schwierigkeiten des Lohnkampfes gelitten. Die Messer- und Schälwerke waren durchweg gut beschäftigt, da noch ausreichende Aufträge vorhanden waren. In der Möbelindustrie ist der Geschäftsgang mittelmäßig. Die Waggonbauindustrie befindet sich in einer sehr schwierigen Lage, da die deutsche Reichsbahn, von der sie fast abhängig ist, die Bestellungen so ziemlich eingestellt hat. Auf den deutschen Werften ist die Tätigkeit ebenfalls erheblich eingeschränkt worden. Die früher so bedeutende Ktstenindustrie ist ebenfalls stark zurückgegangen. Die Lage der Papierindustrie darf immer noch als günstig bezeichnet werden, da der Absatz nach dem Auslande sogar gestiegen ist. Die Verhältnisse in der Fabrikation, in der Pinsel- und Bürstenindustrie und ähnlich gelagerte Branchen, lassen zv Wünschen übrig, und es besteht wenig Aussicht auf eine Besserung in absehbarer Zeit.
Vom Lalwer Birhmarkt.
Bei dem am Mittwoch, den 9. September, abgehaltenen Vieh-, Pferde- und Schweinemarkt waren insgesamt 239 Stück Rindvieh zugeführt; darunter befanden sich 17 Ochsen, 9 Stiere, 116 Kühe, 8 Kalbinnen und 41 Jungrinder. Bezahlt wurde für Ochsen 1435—1560 Mk.. für Stiere 800—1305 Mk. ja sogar für Kühe 320—755 Mk., für Kalbinnen 550—700 Mk.. für Rinder 165—410 Mk. pro Stück. Pferd« waren 4 Stück auf- getrieben. Auf dem Schweinemarkt waren 44 Läufer und 490 Milchfchweine zugeführt. Bezahlt wurde für Läufer 90—150 Mk., für Milchschweine 55—85 Mk. je pro Pfund.
Wcildcrstadter Wochen-Schweinemarkt.
Wcilderstadt, 9. Sept. Zufuhr: 112 Stück Milchschweine. Preis: 50—75 Wk. pro Paar. Handel flau, kleiner Ueberfluß.
Schweinepreise.
Backnang: Milchschweine 35—45 Mk. — Bühlertann:: Milchschweine 37—46 Mk. — Waldsee: Ferkel 42-50 Mk. — Tettnang: Ferkel 35—45, Läufer 50—70 Mk. das Stück.
Hopfen.
In Tettnang ruht seit Montag der Hopfeneinkauf fast vollständig, da nur noch einige Einkäufer anwesend sind. — In Oeschelbronn wurden mehrere Partien Hopfen verkauft zu 450—550 Mk. und 40 Mk. Trinkgeld. — In Unterjesingen sind die Verkäufer angesichts der anziehenden Preise sehr zurückhaltend. Es kam deshalb nur ein Verkauf zustande mit 470 Mark pro Ztr. Für prima Ware werden jetzt 500 Mk. geboten. — In Hailfingen wurden Hopfen verkauft zu 540 Mk. pro Ztr. — In Poltringen wurden 10 Ztr. verkauft zu 500 M. der Ztr. — Die Qualität ist sehr schön.
Rätsel- und Aufgaben-Ecke.
Auflösung der Schach-Aufgabe in der Dienstagnummer.
Weiß: l. vbl—K8. 2. 8c5—e«. 3. Vk8-c8-s-, 4. 8ä5—dk> . Schwarz: 1. d4-c3. 2. Kc6-ck7, 3. Kä7—c8.
Auf 2.Xc6-ä5:. 3. e2-e4-j-, Ke6:. Kc6. Vb6-e8 ; auf
2. 84-83, 3. 8e6-c7. Kc5, Xä7. 4. I)t>8-c3. e8 . Nimmt im 1. Zug« Kc6—äS:. so 2. Kt>6. äS-cS.-. 3. Dkg usw.; auf 1.Kc5:.
2. Vc8ft, Kä5:, 3. Oc4j- usw.; auf I.ctg—c5:, 2. l)k6ft. KcI7,
3. Kb7 usw.; auf 1.83. 2. 8e?-s-, Kt>5. 3. Vd8ft usw.
(2. Fortsetzung)
„Wenn ein Ritter um seine Dame warb, habe ich gelesen, gab diese ihm ein Abenteuer zu bestehen, und wenn er es glücklich vollbracht, erhielt er zum Lohn den Brautkuß von ihren Lippen.
' Sie hatte mit gewolltem Pathos gesprochen, als läse sie aus .einem alten Ritterroman vor.
„Willst Du, daß ich ein Abenteuer bestehe?"
»Ich habe ein altes Buch gelesen. llber fünfzig Jahre ist es her. da hat der Professor Powell mit wenigen Männern eine abenteuerliche Fahrt gemacht, durch die Canons des Colorado. Du rennst sie. Jetzt geht an zwei Punkten,in EreenRiverundbeiFortWilliams, die Eisenbahn quer hindurch oder dicht daran vorüber. Erinnerst Du Dich, daß wir zusammen vor vier Jahren, als ich noch Kind war und ehe Du nach Deutschland gingst, vom Hotel Grand Canon hinüber stiegen und in den grausigen Schlund sahen?
Was vor fünfzig Jahren der Professor tat, hat seitdem noch kein Mensch vollbracht. Nicht einer ist wieder durch die Schluchten, die eine Hölle scheinen, gewandert und niemand weiß, ob von den wenigen Indianern, die dort unten seit Generationen von der übrigen Welt geschieden sind, noch einer lebt.
Geh! Durchfahre die Schluchten des Colorado! Zeige, daß Du ein Mann bi st. Nicht einmal Unmögliches verlange ich von Dir; denn jener Ge« lehrtehatesgekonnt. Vring'miralsPfand.daß Du dort wärest, die Uhr, die Powell dem Häuptling jener Indianer als Pfand zuriickließ, oder sonstein untrügliches Zeichen.
Ha st Du es vollbracht, dann bist Du ein Mann, aus den ich stolz sein kann und —steh her — dann gehöre ich Dir.
Sie bereitete wieder ihre Arme lockend aus schwörst Du mir?"
„Ich halte mein Wort."
"Drei Momtt?"* Professor unterwegs?"
„Bin ich Deine Braut. Am 1. Juni brach Powell auf, am 1. September war er am Ziel. Jetzt ist Anfang Juli."
Sie lächelte.
„Armer, Du wirst bis zum nächsten Jahre warten müssen. Es wird zu früh Winter in den Bergen."
„Ich reise morgen."
„Warte bis zum Frühjahr."
„Nicht eine Stunde."
„Und wenn Dir etwas zustößt?"
Er lächelte bitter.
„Dann tröstet sich die Dame mit einem andern Ritter, vielleicht mit Will Baker."
Sie faßte mit beiden Händen in sein Haar.
„Wieder töricht?"
„Ach Maud."
„Hier, nimm den Ring und gib mir den schmalen an Deinen Finger, dann hast Du ein Pfand."
Sie tauschten die Reifen. Er nahm den kostbaren Brillanten- ring, ohne seinen Wert zu beachten, sie seinen schmalen Goldreif mit einer Perle. Den sah man nicht so, wenn sie ihn trug, und tragen wollte sie ihn.
Eine Fanfare tönte eben auf der Terrasse, die Mengen strömten wieder in den Saal.
Sinnend stand Fred da, als Maud sich an ihn drückte.
„Willst Du mich noch einmal küssen, dann tue es jetzt. Ich rehre nicht in den Saal zurück. Pa's Auto wartet, wir reisen morgen sehr früh."
Er drückte sie an sich.
„Sei tapfer, ich denke, der Preis ist es wert."
Er fühlte ihre kühlen Arme und ihre heißen Lippen, und wieder war es ihm, als lodere eine wilde, unkeusche Glut aus ihr zu ihm auf. Er küßte sie, wie im Taumel, wieder und wieder."
„Maud! Meine Maud!"
Dann löste sie sich los, girrte auf, lief davon, blieb stehen.
„Leb wohl, Fred! Und — vergiß den Puder nicht auf Deinem Frack! Glückliche Reise — ich halte mein Wort."
Sie lies noch einmal zurück.
„Ach so, meine Mantilla. Jetzt leg' sie mir um die Schultern. Leb wohl."
Sie hielt ihm das gespitzte Mündchen hin, er wollte sich neigen, um es zu küssen, da hatte sie sich umgewendet und war davongerannt.
Pa! Pa! Höchste Zeit! Wir muffen ja heim!"
Droben hörte er noch die tiefe Stimme des Konsuls.
„Wo steckst Du denn, Kind?"
Dann war der Platz auf der Terrasse oben leer geworden. Die Tänzer waren in den Saal zurückgekehrt und ein Auto fuhr der Stadt entgegen. In ihm saßen der Konsul Allen und seine
stand sich selbst nicht. Er hatte Maud geküßt. Noch mehr, sie hatte ihn geküßt. Nicht einmal, sondern oft und heiß.
Die süße, kleine Maud Allen, die alle ein Wesen ohne Herz nannten. Die mit ihnen allen spielte, die zu locken verstand und doch niemandem die geringste Vertraulichkeit gestattete. Zn seinen Armen hatte sie gehangen und ihn geküßt mit einer Leiden- schaft, die niemand in ihr geahnt. Trotzdem war er nicht glücklich. Trotzdem war es ihm, als habe er einen Schatz verloren. Warum mußte er wieder an den Rhein denken und die sentimen, taten Deutschen? An die Sage von der Loreley, die den Schiffer in den Abgrund lockte.
Dann sprang er auf und lachte. Lachte laut, überströmend und glücklich.
Tor, der er war! Maud Allen hatte ihn geküßt! Maud Allen hatte sich ihm verlobt, er trug ja den Ring an seinem Finger, den strahlenden, schimmernden Ring!
Konsul Allen wollte ihm wohl! Und — Hergott — jetzt lachte er auch über den Wunsch des Mädchens! Schön war es, und ^ut und ihm recht!
Stolz wollte sie aus ihn sein, ehrgeizig war er selbst.
„Gut, Maud Allen, was der Professor in vier Monaten vollbrachte, vollbring' ich i und ehe der Winter kommt, sten Ball kannst Du Annie
Du willst. Maud Allen ist dann vergeben. Hörst Du? Maud Allen heißt dann Maud Andersen und —"
Er fühlte im Geiste wieder ihre Küsse und ihren jungen Körper, der so weich und so warm in seinen Armen gelegen.
Mit raschen Dritten stieg er hinauf in das Licht der Terrasse.
Teufel, jetzt hatte er doch den Puder auf seinem Frack vergessen. Sorgsam und glücklich lächelnd stäubte er ihn ab. Fast tat es ihm leid, denn der bezeichnet« ja die Stelle, wo ihr Arm geruht hatte und ihre Wange.
Ein Tanz war vorüber. Ein wilder Jimmy, und Will Baker stand in der Tür des Saales.
„Hallo, old Loy, Deine Königin, ist verschwunden — ich glaubte schon, Du seist ihren Spuren gefolgt."
„Miß Allen fährt morgen ins Posemite valley."
„Dann tröste Dich und such Dir einen anderen Stern."
„Danke, auch ich reise morgen."
„Auch ins Posemite valley?"
„Nein, zu den Canons des Colorado."
Ein triumphierender Schein ging über Will Bakers Gesicht.
„Was willst Du denn dort?'^
„Eine Forschungstour, die ich lange plante, ich werde einige Monate fortbleiben."
Der andere nickte.