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Nr. 247

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Montag, den 23. Oktober 1933

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verantwortl. Lchriftleitung: Friedrich Hans Scheele s Drück und Verlag " der N. OelschlSger'schen Buchdruckerei

Jahrgang 106

Deutschland will nur Frieden und Gerechtigkeit

Der Führer in der bayerischen Ostmark Gewaltige Kundgebung an der Besreiungshalle in Kelheim

-- Kelheim, 23. Okt. Reichskanzler Hitler hat gestern an der Besreiungshalle ans dem Michael-Berg vor ungezählten Tausenden ans der bayerischen Nordmark eine große Rede für Deutschlands Ehre und Recht gehalten. Die Kundgebung, in deren Nahmen der Kunzler sprach, mar eine Treuetündgebnng der SA. der bayerischen Ostmark für den Führer. Stabschef Rühm gab in ihrem Verlauf dem Reichskanzler ein an der Besreiungshalle angebrachtes Hoheitszeichen in seine Obhut Es soll ein ewiges Zei­chen der Einigkeit der gesamten SA. des Reiches und ei» Sinnbild der Freiheit und Treue bis zum Tode sein. Der Führer übernahm zugleich mit dem Trcucgclöbnis des Stabschefs das Hoheitszeichen und erklärte die BesreiungS- halle zum Heiligtum des de nt scheu B o l k e s. So­dann ehrte er die Gefallenen, durch Niederlegen eines großen Lorbccrkranzcs inmitten der Halle und trat hierauf vor die Menge, um, an die SA. gewandt, seine große Rede zu halten:

Meine SA-, deutsche Volksgenossen! Wenn mir dieses Fest der Erinnerung feiern, dann sind mir uns bewußt, wie­viel Blut einst fließen mußte, wieviel Leid ertragen wurde, um damals die Voraussetzungen zu schaffen für die später vollzogene Einigung der deutschen Stämme und Staaten. Es ist die Erinnerung an sehr große Opfer, die unS an einem solchen Tage einer ernsten, würdigen Feier bewußt werden läßt und uns fernhalten muß von einem oberflächlichen Hurrapatriotismus. Gerade wir, die wir selbst vier­einhalb Jahre lang den Krieg miterlebt, die wir selbst wis­sen, wie entsetzlich und schwer die Anforderungen sind, die er an ein Volk stellt, ivir sind vielleicht am meisten berufen, in der deutschen Geschichte oberflächlichen Hurrapatriotismus und wirkliche ttcfinncre Verbundenheit mit dem" eigenen Volke anSeinandcrzuhalteii, ticfinnere Verbundenheit mit seiner Geschichte, mit seinem Leber: und mit seinen: Siecht zu leben.

Indem ivir uns fcrnhalten von diesem oberflächlichen Patriotismus können wir auf der anderen Seite um so mehr für uns in Anspruch nehmen, für das Lekensrccht nusercs Volkes ciuzntreten. Die Welt hat sich infolge fünf­jähriger trauriger Vertretung der deutschen Lcbcnsinter- cssen angewöhnt, Las deutsche Volk nicht richtig zu sehen. Schwache Negierungen verwechselte man mit dem deutschen Volk,- Unsicherheit, Halbheit und Unentschlossenheit schienen die Merkmale unseres Volkes zu sein Wir sind uns fest be­wußt, daß es nicht leicht ist, dieses falsche Bild wegzunchmen und der Welt klarzumachen, daß das deutsche Volk nichts ge­mein hat mit jenen, die kein Gefühl für Ehre besaßen (stür­mischer Beifall), daß das deutsche Volk dieses Gefühl besitzt und daß es sich mit denen verbunden fühlt, die in der Ver­gangenheit für die Ehre der Nation eingetrctcn sind.

Das deutsche Volk ist nicht kriegslüstern, im Gegenteil, weil es den Frieden liebt, kämpft es für sei» Lebensrecht und tritt sür die Voraussetzungen der Existenz unseres 65-Millr- onen-Volkes ein. Deutschland und daS deutsche Volk haben keinen Grund, einen Krieg zu wünschen, um die Ehre der Nation, die Ehre seiner Männer und seiner Soldaten wie­der herzustellcn. Unser Ziel ist, uuser Volk wieder glücklich zu machen, indem wir ihm bas tägliche Brot sicher«, eine ungeheure Arbeit; und die Welt soll uns dabei in Ruhe lasten.

Wir wollen nichts als unsere Ruhe und unseren Frieden, um arbeiten zu können, und die Welt soll wissen, daß sür diese Arbeit die ganze Nation zusammcnhält. Mann sür Mann und Weib für Weib bis herunter zur Jugend.

»Meine csA.-Kamcraden! Sie sind besonders lebendige Zeugen für diesen Willen, denn Ihr freier Wille schloß Sie zu dieser Gemeinschaft zusammen, in der nicht theoretisch, sondern praktisch die Volksgemeinschaft ihren Ausdruck fin­det. eine große Gemeinschaft gegenseitiger Hilfe, gegenseitiger Unterstützung. Eie sind die Garanten nicht nur für die Gegenwart, sondern für die deutsche Zukunft, und niemand -at daher auch mehr Recht, vor diesem Tempel anzutrctcn, als «ie. Wenn die Geister der Erschlagenen ans den deut­schen Freiheitskämpsen wieder lebendig würden, dann wür­den sie keine Sekunde zögern, sondern heute sofort zwischen uns ihren Platz nehmen. Was ihnen vorschwcbte, schwebt auch uns vor. Wir wollen verwirklichen, was sie auch woll­ten, ein Volk und ein deutsches Reich. Wir gehen einer schwerenZeit entgegen, und cs ist notwendig, daß auch icder Deutsche sich dessen bewußt ist. Wenn ivir unser Volk ernähren wollen, bleibt uns kein anderer Weg als der, den wir cingeschlagcn haben. Jemand mußte in Deutschland kommen, der sagt: Den Frieden wollen wir, aber Ent­ehrung lehnen mir ab (starker Beifall).

Mir erklären -er Welt eindeutig:Wenn Ihr uns in Eure» internationalen Konferenzen sehen wollt, wenn Ihr uns in Eurem Völkerbund haben wollt, dann nur, wenn Ihr

«ns als Volk anerkennt." Wir sind jederzeit bereit, Verträge zu unterzeichnen, wenn sie nnö erfüllbar und wenn sie sür unser Nechtsgesühl erträglich sind Verträge, die weder er­füllbar noch ehrenhaft sind, unterschreiben wir nicht! (Stür­mischer Beifall.) Bei Diktaten wirken wir nicht mit. Dafür, daß wir uns unserer Geschichte nicht zu schämen brauchen, ist auch dieser Platz hier ein lebendiges Zeugnis. Wir wollen den Frieden, aber die Welt mutz auch wissen. Laß auf die Dauer diese ewige Diskriminierung und Entehrung unseres Volkes von uns nicht ertragen wird. Tenn ebenso wie im Willen zum Frieden steht in der Entschlossenheit zur Ver­tretung der nationalen Ehre das ganze deutsche Volk hinter seiner Negierung. Tie Welt soll nicht glauben, daß in Deutschland heute noch irgend eine Organisation, irgend eine Partei Verbündeter derer sind, die glauben, über die deut­schen Lebensrechte und die deutsche Ehre einsach hinweggehcn zu können.

Tie werden sehen, daß die Zeit, da das Ausland noch damit rechnete, Deutsche mit Deutschen schlagen zu-können, vorbei ist, und daß sie niemals wiederkehrt. Dafür soll die Bewegung ein ewiger und Jahrhunderte währender Garant sein. Diese Bewegung wird für alle Zeiten Träger des Gei­stes und der Willcnseinheit der deutschen Nation sein und niemals wird sich in der deutschen Geschichte wiederholen, was in der Vergangenheit uns so tiefes Leid gebracht hat: daß unselig Verblendete in der Stunde der größten Not den Gegnern mehr glaubten als dem eigenen Volk!

Daß wir hier zum ersten Male uns treffen vor diesem Tempel der deutschen Einigkeit, ist auch dafür symbolisch. Ahnend für die Zukunst wurde er errichtet, und was seiner­zeit vielen Jahrzehnten voraneilte., ist heute Wirklichkeit geworden-: Das deutsche Volk schließt sich heute zu einer wirklichen Einheit zusammen. Es ist unsere Lebens­aufgabe, eine Organisation zu schassen, die der Garant ist, daß diese Einheit niemals mehr verloren geht. Indem wir uns dafür mit aller Leidenschaft einsetzcn, treten wir am besten ein f ü r d e n F r i c d c n d c r W e l t. Es gibt keinen besseren Garanten sür den Frieden als die fanatische Einheit der deutsche« Nation. Was kann ein Millionenvolk zusam­mengepreßt ans einer engen Grundfläche, mit einer versperr­ten Wirtschaft, mit Millionen vernichteter Existenzen und Millionen von Arbeitslosen, was kann ein solches Volk an­deres wollen als arbeiten, um wieder cmporznkommen?

Seien Sic in den kommenden Monaten und Jahren hart und entschlossen, treu und zugleich diszipliniert, kennen Sic kein anderes Ziel als: Deutschland wieder glücklich und damit wieder frei zu machen, kein anderes Ziel: als den Millionen unserer Volksgenossen wieder ihr Brot und unserem Volke wieder seine Ehre zurück,zngcbcn. Wenn Sie, die Millionen, die zu uns stehen, dies als heilige Verpflichtung auf sich nehmen, dann wird aus diesem Volke eine Nation, und unsere Hoffnung wird erfüllt werden.

TN. Genf, 23. Okt. Die offizielle Anstrittscrklärung Deutschlands aus dem Völkerbund ist am Samstagvormit­tag im Völkcrbundssekretariat abgegeben worden. Im Auf­trag der Reichsregierurrg übergab der deutsche Konsul Krauel dem Generalsekretär des Völkerbundes Avenol die vom Neichsaußcnministcr von Neurath Unterzeichnete Note der Reichsregierung. Sic hat folgenden Wortlaut:

Herr Generalsekretär! NamenS der deutschen Negierung beehre ich mich, Ihnen mitznteilen» dast Deutschland hiermit seine» Austritt aus dem Völkerbund gemäß Art. 1 Abs. 3 der Satzung erklärt. Genehmigen Sic, Herr Generalsekretär, den Ansdruck meiner ausgezeichneten Hochachtung.

Staatssekretär T r e n d c l e n b u r g, der deutsche Unter- gcneralsckrctär im Völkerbund, hat z» gleicher Zeit mit der deutschen Anstrittscrklärung dem Generalsekretär des Völ­kerbundes seinen Rücktritt eingereicht.

Die Ncichsrcgicrung hat dem internationalen Arbeitsamt amtlich mitgctcilt, daß Deutschland auf der heute beginnen­den Tagung des Verwaltungsrates des Internationalen Arbeitsamtes weder in der Gruppe -er Regicrungsvertrcter noch der Arbeitgeber und Arbeitnehmer vertreten sein werde.

*

Die formelle Austrittserklärung Deutschlands ans dem Völkerbund ist in allen Bölkerbnndskrciscn mit großer Be­stürzung ausgenommen worden, da man merkwürdigerweise bis zuletzt gehofft hatte, die deutsche Negierung würde sich

Tages-Vpiege!

Ans Anlaß des Abschlusses der Handwerkswerbewoche emp­fing der Reichspräsident eine Abordnung des deutschen Handwerks, die ihm über den Verlauf nnd die guten Er­gebnisse der Handwerkswerbewoche im ganzen Reich be­richtete.

Die Handwerkswerbewcche wnrde in der Reichshauptstadt mit einer großen Parade des Berliner Handwerks ab­geschlossen. Es nahmen 7v vi)v Handwerker mit 488 Fest- wagcn hieran teil.

In Bochum-Wanne beging der älteste Nationalsozialist Deutschland, der Bergmann Wilhelm Ströter, seinen SS. Geburtstag.

Zum Tagungsort sür die Reichstag«»« des Gnstav-Adols- Vereins im Jahre 19Z4 wurde München bestimmt.

Aus Veranlassung des Kriegskommiffars Woroschilow wird ein russisches Geschwader, das aus 3 Kreuzern und 3 U» Booten besteht, «ach Italien anslaufen, um den Besuch italienischer Schiffe seinerseits zu erwidern.

Ein schweres Eisenbahnunglück bei Sinaja (Rumänien) hat S Tote und 8 Schwerverletzte gefordert.

Bei Tsitsikar entgleiste ein japauisch-mandschnrischer Panzer­zug, der einem Anschlag chinesischer Bauden zum Opfer gefallen ist. 16 Soldaten wnrden getötet und etwa 45 verletzt.

In Amerika erwartet man ans der Sowjetunion in Kürze russische Aufträge über Stahlware« nnd Eiscnbahnmate- rial im Betrage von 4M Mill. Dollar, Rohbaumwolle im Betrage von 59 Mill. Dollar, Tuche und Wollware« über 30 Mill. Dollar und lebendes Vieh über 29 Mill. Dollar.

Die öffentliche Arbeitsverwaltnng in Washington hat weitere 15 Mill. Dollar sür das Land- und Marineflug- wesen zur Verfügung gestellt. Ferner wurden 18 Mill. Dollar für die Motorisierung der Armee bcreitgestcllt.

Das LuftschiffGraf Zeppelin" hat ans seiner Fahrt «ach Len Vereinigte« Staaten die Mündung -es Orinoco überflogen.

Der Führer der Deutschen Arbeitsfront, Staatsrat Dr. Ley, wird am kommenden Mittwoch in einer großen Kund­gebung der NSDAP, in der Stuttgarter Stadthalle sprechen.

Das aber ist uns allen klar: ein Leben so wie in den letzten fünfzehn Jahren ist auf die Tauer für unser Bolt genau so wenig erträglich, als es sür ein anderes Volk er­träglich wäre. Sie haben viele, viele Jahre im Innern einen sehr harten Entschluß dnrchhaltcn müssen, trotz Ver­folgung und Unterdrückungen haben Sie durchgehalten. Fol­gen Sie mir in den kommenden Jahren genau so treu, genau so diszipliniert wie i« den früheren Jahre». Dann wird das Ringen «m unser Levensrccht in der Welt erfolgreich sein. Es wird sich dann in der Welt immer mehr die Ucberzcngung durchsetzen, daß hier ein Volk lebt, das nichts anderes will als Friede» nnd Gerechtigkeit. (Langanhaltender, stürmischer Beifall.) Die Rückfahrt nach Kelheim gestaltete sich für den Kanzler zu einem großen Triumphzng.

auf eine Zurückziehung von den Völkcrbundsarbeiten ohne formelle Anstrittscrklärung beschränken.

Der deutsche Schritt wird als ein Ereignis von größter internationaler Tragweite bewertet. In Völkcrbundskrciscn versucht man zwar den lebensgefährdenden Schlag, den der Völkerbund damit erlitten hat, abzuschwächcn. Demgegen­über steht die Tatsache, daß von den sieben Großmächten die Vereinigten Staaten, Sowjctrußland, Japan und nunmehr auch Deutschland dem Völkerbund nicht angehören und daß die höchst kritische Haltung Italiens und der Italien nahe­stehenden Staatengruppc bekannt ist.

Das Ausscheiden der deutschen Beamten aus dem Völkcr- bnndssekrctariat und dem JnteAmtionalen Arbeitsamt be­deutet, daß damit in Zukunft jeder Zusammenhang zwischen dem Völkerbund und Deutschland aufhört. Offen bleibt ledig­lich die Frage, inwieweit von Fall zu Fall die deutschen Interessen eine praktische Mitarbeit an einzelnen internatio­nalen Fragen, die im Rahmen des Völkerbundes behandelt werden, notwendig machen.

Der Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund eröffnet alles in allem nach allgemeiner Bewertung neue entschei­dende Aussichten für eine Neuregelung der internationalen Fragen auf anderen Wegen und in einem anderen Geist. Das Genfer System und die mit Mißerfolgen überladene Genfer Atmosphäre haben sich endgültig als ungeeignet für die Aufrechterhaltung des Friedens nnd die freundschaftliche Regelung der internatio­nalen Fragen erwiesen.

Der Austritt aus dem Völkerbund erklärt

Der Wortlaut der deutschen Note Bestürzung in der Völkervundsstadt