Politische Wochenschau.
Man ist doch nicht vor Ueberraschungen sicher. Noch in der vorigen Woche hatte man geglaubt, daß jetzt eine wirk- liche und echte „Saure-Gurkenzeit" kommen würde. Die verantwortlichen Staatsmänner Dr. Luther und Dr. Strese- mann waren von Berlin in den wohlverdienten Urlaub abgereist, nachdem in der inneren Politik einigermaßen Stille Hngetreten und der Wagen derSicherheitsverhand- lungen auf ein ruhiges Geleise geschoben worden war — wie man annahm. Bon den „Unterhaltungen" der juristischen Sachverständigen — mit einer gewissen Betonung wurde immer von „Unterhaltungen" gesprochen — erwartete man sich kein entscheidendes Ergebnis und vor allem keine Sensationen. Aber die Sensation kam doch. Italien brachte sie. Mussolini, der trotzige Knabe, hatte bisher beim Spiel der anderen abseits gestanden. Anscheinend ohne Interesse. Mit einem Auge hatte er aber doch scharf nach den anderen hinübergeachtet und plötzlich sprang er zu ihnen hinüber. Das Spiel interessierte ihn auf einmal. Die anderen aber gewährten ihm Zutritt zu ihrem Spiel, und so trat Italien den Londoner Verhandlungen bei. Beim Völkerbund batte es Mussolini seinerzeit genau so gemacht. Auch dort anscheinend interesseloses Beiseitestehen und dann plötzliches Herandrängen an den Kreis der Beteiligten mit dem Streben möglichst viel für sich herauszuschlagen. Ueber die Motive dieser eigenartigen Politik macht man sich jetzt viel Kopfzerbrechen, an dem wir uns nicht beteiligen wollen. Klar aber ist man sich darüber, daß das überraschend rege gewordene Interesse Italiens neue Schwierigkeiten bringen kann. England begrüßt dse Beteiligung Italiens, aber unter der Voraussetzung, daß Italien den Westpakt mitgarantiert und nicht etwa auch eine Ausdehnung des Paktes auf die Oststaaten zu betreiben beabsichtigt. Die Franzosen halten Mussolini diese Möglichkeit als lockende Frucht hin. Im übrigen sind sie argwöhnisch. Sie äußern den Verdacht, England habe zusammen mit Deutschland Italien zu diesem Schritte aufgefordert, um Frankreich bet den Verhandlungen än die Minderheit zu bringen. Außerdem schwebt ihnen ja immer das Gespenst einer englisch-italienischen Verständigung im Mittelmeer vor, die nur gegen Frankreich gerichtet sein könnte. Daß England und Deutschland einer Ausdehnung der Garantie auch auf die Brenner-Grenze starken Widerstand entgegensetzen werden, damit ist bestimmt zu rechnen. Man muß sich auch darauf gefaßt machen, daß Frankreich diesen Anlaß dazu benützt, den Verhandlungen neue Schwierigkeiten zu bereiten.
In einer Beziehung ist den Franzosen die Beteiligung Italiens sehr willkommen. Sie sagen sich nämlich, daß dadurch für Frankreich, Polen und die Tschechoslowakei die Verhinderung des Anschlusses Oesterreichs an Deutschland erleichtert wird. Den Franzosen war der neue Auftrieb, den die Anschlußbewegung durch die kürz- lichen machtvollen Kundgebungen in Wien und in 217 anderen österreichischen Orten erfahren hat, stark auf die Nerven gegangen, wie überhaupt die Wachsamkeit der Feinde der Bewegung überall wieder stärker hervortritt. Bemerkenswert ist hier eine Kundgebung des sogenannten „Reichsbundes der Oesterreicher", der mit dankenswerter Offenheit Zeine erstaunlichen Ziele bloßlegt: Wiederherstellung der alten Habsburger Monarchie, ja womöglich sogar des alten Römischen Reiches deutscher Nation. Diese kleine Gruppe der sturen Unbelehrbaren, an deren Spitze sich der Generaloberst Dank! gestellt hat, nimmt keine Rücksicht auf die Gefühle der 95 Prozent der österreichischen Brüder, welche wissen, wohin sie gehören, ebensowenig wie bekanntlich die österreichische Regierung, der erst in diesen Tagen der österreichische Sozialdemokrat Dr. Otto Bauer mit erfreulicher Frische und Schonungslosigkeit die Wahrheit über ihre intrigante Politik und über die Gesinnung des österreichischen Volkes gesagt hat.
Auch in Paris, wo man wieder einmal in Dölkerfrie- den und Versöhnung machte, war Gelegenheit zu erkennen, daß die französischen Pazifisten eben doch Franzosen bleiben. Sie verhinderten den deutschen Reichstagspräsidenten Loebe, der von Wien zur Teilnahme an dem Friedenskongreß nach Paris gekommen war, daran, seine Rede zu halten, weil sie befürchteten, er könnte auf den Anschlutz- zedanken zu sprechen kommen und sie dadurch in die peinlichste Verlegenheit zu versetzen.
Es ist immerhin von Wert zu wissen, daß jene Kreise ebensowenig Hüter der einfachsten Prinzipien der Gerechtigkeit sind, wie der Völkerbund, von dem wir ja gewohnt sind, daß er die Rechtsbegriffe, auf denen er eigentlich aufgebaut ist, wie das Selbstbestimmungsrecht der Völker, mit den Füßen tritt. Diese für uns zwangsläufige Einstellung gegenüber dem Völkerbunde verhindert auch das Aufkommen eines wirklichen Interesses für die Sitzungen des Völkerbundsrates, der schon zusammengetreten ist, und der Völkerbundsvollversammlung, die in einigen Tagen zusammentreten wird. Ein reichhaltiges Programm haben die Herren in Genf zu erledigen. Was sie an Positivem zutage fördern werden, bleibt abzuwarten. Die für uns so schickst ^schwere Frage des Eintritts in den Völkerbund steht nicht aus Tagesordnung und bei anderen Fragen, bei denen unser nationales Empfinden mitspricht, z. B. der Minoritätenfrage hat das deutsche Volk es aufgegeben gerechte Entscheidungen zu erwarten.
Die Apathie gegenüber solchen Vorgängen ist jetzt noch erklärlicher, wo uns schwere häusliche Sorgen drücken. Die Wirtschaftslage in Deutschland hat an Ernst nicht verloren. Nur eine Tatsache mag als kennzeichnend angeführt werden: Der Bericht der Münchener Handelskammer spricht davon, daß 8ü Prozent aller Wechsel zu Protest gehen! Erschwert wurde unsere Wirtschaftslage durch die dauernden, wie drohende Wolken am Himmel hängenden Lohnbewegungen. Bisher ist es gelungen den offenen Ausbruch solcher Lohnkonflikte größeren Umfangs zu vermeiden. Im Baugewerbe und in der Textilindustrie, wo 'es sich um den Streik oder die Aussperrung von vielen Hunderttausenden von Arbeitern gehandelt hätte, ist die Einigung erzielt worden, wenn auch nach schweren und langen Kämpfen am Verhandlungstisch. Sie ist wohl hier erleichtert worden durch das Bewußtsein auf beiden Seiten, daß bei unserer Wirtschaftslage Arbeitskämpfe großen Stils von geradezu vernichtender Wirkung sein können. Vor allem besteht die Gefahr, daß durch den Ausbruch eines größeren Streiks der Stein ins Rollen kommt und daß kick, daraus
s eine Bewegung von unübersehbarem Ausmaß entwickelt«' Daher wäre es zu wünschen, daß vor allem auch die Reichsbahn mit ihren Arbeitern ins Reine käme. Die unruhigen und radikalen Elemente sind hier noch "immer am Werke und wollen dem allgemeinen Erregungszustand unter der Arbeiterschaft immer neue Nahrung zuführen.
Nicht zuletzt in Anbetracht der drohenden Lohnkämpfe war die Reichsregierung zu ihrer sogenannten Verbilligungsaktion veranlaßt worden. Es sollte neuen Lohnerhöhungen, also neuen Belastungen der Wirtschaft nach Möglichkeit vorgebeugt werden. Verhandlungen der Reichsregierung mit den verschiedensten Organisationen des Wirtschaftslebens über Möglichkeiten einer Preissenkung finden dauernd statt. Wenn auch bisher von einer Preissenkung kaum gesprochen werden kann, so soll damit nicht von vornherein der schwärzeste Pessimismus walten. Die Zeit seit dem Beginn dieser Aktion ist noch zu kurz, als daß man schon jetzt ein Urteil über ihre Wirkungen abgeben könnte. Man soll also die Hoffnung auf Erfolg noch nicht aufgeben. ,
Wm Heinde der AnWWemgmg.
. . Das politische Abnormitätenkabinett ist in den letzten Tagen um ein lehrreiches Objekt bereichert worden. Zur selben Zeit, da in ganz Oesterreich die eindruckvollsten Kundgebungen zum Selbstbestimmungsrecht des deutschen Volkes stattsanden und das schlechte Welt, gewissen einigermaßen aufrütteln, hat ein sogenannter Reichsbund der Oesterreich er die Stirne gehabt, mit einem Programm an die Oeffentlichkeit zu treten, das, um ein Zeugnis des Bundeskanzlers a. D. Or. Seipel anzusühren, im krassen Widerspruch steht zu dem Empfinden und der politischen Ueberzeugung von 95 Prozent der österreichischen Bevölkerung. Und dem Generalobersten Tankl, einem ehedem bekannten Heerführer, blieb es Vorbehalten, seinen Namen unter dieses Dokument zu setzen. Das einzige, was daran zu begrüßen ist, ist die Offenheit, mit der die wahren Ziele dieses sogenannten Reichsbundes aufgedeckt werden.
Wir wollen heute nicht noch einmal die Gründe der auffallenden Tatsache untersuchen, daß in Oesterreich gerade die am weitesten rechtsstehenden politischen Gruppen die geschworenen Feinde der Dynastie Habsburg sind, daß daher trotz einer jahrhundertelangen monarchischen Geschichte die Zahl der Legitimisten so verschwindend gering ist. Wir wenden uns nur gleich einleitend oagegen, daß dieses Häuflein, das sich ja schon als Partei aufgetan hat, nun auch noch einen Äerein ms Leben ruft, der unter einem anderen, noch dazu irreführenden Namen das In- und Ausland über die Stärke bzw. Schwäche dieser „Bewegung" zu täuschen geeignet ist.
Aber lassen wir das Dokument selbst sprechen: Voran steht: „Einen Kaiser möcht ich wieder!" Natürlich, „der angestammte, rechtmäßige Kaiser und unser altes Oesterreich". Zwar wird zugegeben, daß das alte Oesterreich „krankte", seit es durch „das gewalttätige Preußen" aus dem Verbano mit Deutschland „verdrängt" wurde. Aber es krankte nicht etwa daran, daß aus diesem Reich die Tschechen, die Polen, die Slowaken, die Serben, die Kroaten, die Slowenen, die Italiener rücksichtslos und hemmungslos hinausstrebten, sondern daran, daß „Kleindeutschland, unter Führung des preußi- scheu, Macht vor Recht setzenden Eroberers vollends preußisch geworden" die. Feindschaft der ganzen Welt erntete (die ja bekanntlich in Versailles in St. Germain ihren Wablspruch „Recht vor Macht" so eindrucksvoll in die Praxis umgesetzt hat) und daß dieses Kleindeutsch land in seinem Falle dasver- bündete Habsburgerreich mit sich riß. Es war zwar ein Prinz aus dem Hause Habsburg, der in Serajewo ermordet wurde, es war zwar die habsburgische Diplomatie, die nach diesem traurigen Ereignis ohne vorherige Anfrage in Berlin jenes Ultimatum an Serbien r'' auf das der Weltkrieg folgte, und es war zwar das Deutsche Reich, das ohne Besinnen dem Habsburgerreich die Bundestreue hielt, aber was besagen solche Sentimentalitäten für die Anhänger eines Hauses, dessen „Tank" ja sprichwörtlich geworden ist in der Weltgeschichte? Nein. „Preußen.Deut sch land" selbst war es ja, das durch seine „Siegfriedens"-Politik nicht wenig dazu beitrug, „die Völker seines besten Verbündeten zum Abfall zu brin- g e n", „so einig und treu sie alIe im gemeinsamen Kamps ums Dasein waren". Als noch kein Mensch von Siegfriedens-Politik sprach, als noch keine zwei Monate nach der Ermordung des Erzherzogs Franz Ferdinand und seiner tschechischen Gemahlin verflossen waren, meuterten bereits in Massen tsche- chischeRegimenter! Und um jene Zeit begann ja wohl auch Herr Mafaryk, heute lebenslänglicher Präsident der tschechoslowakischen Republik nachdem er die Wiener Staatsmänner von der Kapazität eines Dankt ordentlich hinters Licht geführt hatte, seine Propaganda- reise durch die Ententeländer und nach Amerika, der schließlich hauptsächlich die Zerschlagung des Habsburger- reiches zu danken ist. Freilich Herr Masaryk kennt sicher keine größere Sehnsucht, als seinen Staat recht bald -einem Habsburger Prinzen zu Füßen zu legen und damit seine bisher leider nur „unglm..,?iche" Liebe zu dem Erz- l ause zu krönen! . .
' Nun, das glauben die Herren von diesem feinen „Reichs- bund" selber noch nicht recht. Darum fordern sie auch, daß der „überhitzte, schrankenlose Nattonal ismus" überwunden werden muß. Die logische Folgerung: nicht etwa die Tschechen, die Polen, die Serben. die Italiener, die Franzosen haben sie zu ziehen, nein bei Leibe nicht, dasdeutsche Volk muh erkennen, daß „sein'p reußischesZeitalter" ein „I r rweg war. Das heutige Oesterreich, das anscheinend auch zu den Unterdrückerstaaten gehört, soll zunächst einmal bei den in seinem Gebiet wohnenden Slowenen, Ungarn und Kroaten" ein Beispiel geben, wie das Verhältnis zu anderen Völkern oder Volksteilen mustergültig em- zurichten wäre." Und dann, ja dann braucht nur noch em Habsburger, etwa der Sohn der vielgeliebten Zita zu kommen und „die 1528 dank dem „Tu kellx Austria nube" vereinigten Staatengebilde" werden gerührt dem
neuen Havsvurgerreiq in vre Arme sinnen uno „ihr« säst 409jährige Zusammengehörigkeit im gleichen Sinn zum eigenen besten und im Interesse deck christlichen Abendlandes erneuern".
Das Deutsche Reich — das ist selbstverständlich Nebensache. Ein Anschluß an das jetzige Reich, „oas doch nur ein Großpreußen wäre", „hieße Oesterreichs Wesen und Eigenart, die Erinnerung an seine Vergangenheit und damit auch seine Sendung und Zukunft preisgeben; ein solcher „Anschluß" kann für einen wahren Oesterreicher nicht in Frage kommen." Also Herr Dankl. Mit Genugtuung nehmen wir da noch einmal auf die Aeußerung Seipels Bezug, daß mindestens 9 5 Prozent derOester, reicher eben für diesen Anschluß sind, daß also keine 5 Prozent „wahre Oesterreicher" L ia Dank! sind. Mt Genugtuung stellen wir fest, daß 95 Prozent der Oesterreicher richtig erkannt haben, daß sie bei einem Anschluß an das Reich nicht in einem Großpreußen aufgehen, das seit Aufhebung der preußischen Hegemonie durch die Weimarer Verfassung noch weniger existiert als vorher. Mit Genugtuung erinnern wir uns aber auch einer Aeußerung eines namhaften christlich-sozialen Abgeordneten von Tirol, der da sagte: „Wir Tiroler,- und in anderen Bundesländern ist es nicht anders — sind unbedingt für den Anschluß, aber nicht unter der Führung Wiens; wir wollen nicht als geschlossenes Oesterreich, sondern als einzelne Länder in das Reich." Die Völker des Alpenlandes sehen eben im Rate der deutschen Stämme ihre Mitwirkung besser gewahrt, wenn sie unmittelbar mitsprechen, als wenn die mitunter recht zweifelhaften Einflüsse gewisser Wiener Konventikel und eines Teiles der „großen" Wiener Presse durch Hintertüren sich Geltung verschaffen. Ein Mißtrauen, das nicht unberechtigt ist!
Herr Dankl ist also gegen den Anschluß, aber er ist doch gütig genug, auch eine Erfüllung der „Bestim- mung des deutschen Volkes" ins Auge zu fassen« und zwar so „wie einst das heilige römische ReichdeutscherNationinden glanzvollsten Zeiten deutscher Geschichte." Wir bezweifeln nicht, daß dieses Reich für das Haus Habsburg und seine Hofclique eine ganz sympathische und einträgliche Einrichtung war. Wer auch die Danlrls werden kaum bestreiten können, daß dieses Reich das deutsche Volk immer mehr in dm Zustand der Zersplitterung und Machtlosigkeit hinein- gefllhrt hat und daß das Volk sich nur in schwersten inneren Ringen, nur in hartnäckigem Kampf gegen die reine Hausmachtpolitik der Habsburger und nur unter der Führung des Preußen Bismarck wieder zu einem großen, mächtigen, geeinten Volk und Staat aufgeschwungen hat. Daß die kleindeutsche Lösung von 1866 und 1870/71 nicht d i e Ideallösung schlechthin war, das weiß und empfindet man auch im Reich nicht weniger als drüben. Aber man weiß auch, daß der Einigung aller Deutschen vor dem Kriege nur die Dynastie Habsburg im Wege stand wie heute die Entente und ihre Vasallen. Die Dankl und Konsorten vergessen außerdem in ihrer den Preußenhaß noch übertrefsenden Borniertheit, daß die meisten der Habsburgischen Völker sich mit wahrer Leidenschaft gegen den führenden deutschen Einfluß wandten und ihn seit 18''7 mit wachsendem Erfolg untergruben. Diese Leute wollen heute noch Dumme finden, die da glauben, daß eben jene Völker, die in den eigenen Staaten das dort lebende Deutschtum aufs brutalste unterdrücken und am liebsten ausrotten möchten, sich in Bälde wieder deutscher Führung anvertrauen wollen, gar noch um der schönen Augen einer „deutschen" Kaiserin aus dem Hause Bourbon-Parma willen!
Lassen wir es genug fein des grausamen Spiels! Das Rad der Weltgeschichte ist über die Habsburger und ihre Dankl-Männer hinweggcgcmgen und sie werden ihm bestimmt nicht mehr in die Speichen greisen. Und das noch weniger, weil etwa die Tschechen usw. für die Pläne eines Dankl nur ein Hohnlachen übrig haben, sondern vor allem deshalb, weil das deutsche Volk in den Alpenländern aus der Geschichte gelernt hat, weil es sich nicht noch einmal als Kultur« dünger für andere Völker verwenden lassen will, die ihm im Augenblick der Gefahr den Dolch in den Rücken bohren, weil das gesamte deutsche Volk nur einen Willen kennt: rn einem Reich in der brüderlichen Eintracht aller Stämme einen gemeinsamen Staat zu bilden, der allein der wahren Bedeutung und der Geschichte des Deutschtums gerecht wird. Darum wird es die Anschlußfrage so lange nicht von der Tagesordnung absetzen lassen, bis dem Selbstbestimmungsrecht auch des deutschen Volkes Genüge getan ist. Denjenigen „Deutschen" aber, die dafür kein Verständnis haben oder es bis dahin nicht bekommen, bleibt es dann immer noch unbenommen, die Stätte ihrer Habsburg-Propaganda einmal zu den anderen Völkern zu verlegen, die „so einig und treu im gemeinsamen Kampfe ums Dasein waren.
In Prag zum Beispiel können die Aussichten nicht schlechter sein, als in Oesterreich. Am Ende würde das aber auch selbst diese Unbelehrbare n Kurieren.
Kleine politische Nachrichten.
Flottenmanöver vor Helgoland.
TU Berlin, 5. September. Die ,n der Ostsee abgehMenen Hebungen der Flotte sind beendet. Die einzelnen Schiffe sind nach WiHelmsAven zurückgekehrt. Die Herbstubungen, an denen die ganze Flotte teilmmmt, unter Leitung des Chefs der Marineleitung Swmiral Zenker, finden vor Helgoland statt.
Deutsch-russische Eisenbahnsragen.
TU. Berlin» 5. Sept. Das Berliner Tageblatt meldet aus Moskau: Die Delegation des russischen Trans portiomMissa- riats, die am 8. September von Moskau nach München abreist, um dort an der deutsch-russischen Eisenbahnkonserenz teilzu« nehmen, hat die Aufgabe, die Frage der Einrichtung einer direkten Eisenbahnverbindung zwischen Rußland und DeuM- land zu besprechen. Die Konferenz wird am 14. September
^Aushebung der Einreisebeschränkung sür Deutscke m Jndien.
TU. Berlin, 5. Seot. Die Morgenblatter melden aus Dom, bay: Wie verlautet, hat die englische Regierung beschlossen, die gegen Deutsche bisher bestehenden Elnreisebeschrankunge-n als« bald aufzuheben.