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Erstellung eines städtischen Krankenhauses in Miensteig.

Schon vor Ausbruch des Weltkrieges, d. h. schon im Jahre 1912, hat der Ge- meiiiderat Altensteig die Errichtung eines städtischen Krankenhauses in nahe Aussicht genommen. Aus ein Gesuch um Unterstützung seitens der Amtskörperschast hat die Amtsversammlung darauf am 8. Juni 1912, §29, beschlossen,die Geneigtheit aus- znsprechen, der Stadtgemcinde Altensteig zur Erstellung eines Krankenhauses nach Vorlage von Plänen und Kostenvoranschlag einen angemessenen Korporationsbeitrag zu bewilligen." Zu Beginn des Jahres 1914 ging der Gemeinderat dann ernstlich an die Verwirklichung des Bauvorhabens, hatte die Vorarbeiten dazu zum großen Teil auch erledigt, da machte der Ansbruch des Weltkriegs einen Strich durch de» Plan und alle Arbeiten mußten ruhen. Auch die seit Friedensschluß und voraussicht­lich noch lange nur der Wiederaufbauarbeit zu widmenden, zum großen Teil leider auch für die Lieferungen an den Feindbund gefesselten Kräfte ließen eine Verwirklichung des Krankenhansptanes bisher nicht zu.

Der am 14. April ds. Is. vom Gemeinderat Altcnsteig an die Amtskörperschast gestellte Antrag, ein zweites Bezirkskrankenhans in Altensteig zu errichten, ist in der letzten Amtsversammlung abgelehnt worden.

Um jetzt schon eine sichere Grundlage für die Vorarbeiten zum Plan der Er­richtung eines städt. Krankenhauses zu haben, hat der Gemeindcrat Altensteig Ende Oktober ds. Fs. beschlossen, von der Amtsversammlung eine nähere Festlegung der Höhe des im Jahre 1912 in Aussicht gestelltenangemessenen" Beitrages u. ziv. ans mindestens 25 v. H. bei einer Höchstbankostensumme von 300000 RM. zu verlange». Dieser Beschluß ist zwar bisher beim Oberamt noch nicht eingelaufen, dagegen in der Bezirksratssitzung vom 30. November ds. Is. von Mitglied Walz zugleich mit deni Antrag ans Vorbehandlung mitgeteilt worden. Der Bezirksrat hat der Amtsversamm­lung mit Stimmenmehrheit empfohlen, diesen Antrag des Gemeinderats Altensteig ab- zulehnen.

Abg. Sparkassendirektor Walz (Altensteig) berichtet nun über den Gemeinderats­beschluß. Er gibt zu, daß Altensteig gegenwärtig nicht in der Lage sei, das Kranken­haus zu eisteilen, daß aber an den Bau dieses, für den ganzen Hinteren Bezirk ein äußerst dringendes Bedürfnis darstellenden Hauses in etwa 5. spätestens aber in 810 Fahren herangctreten werde. Abg. Stadtwundarzt Vogel (Altensteig) erklärt be­stimmt, daß auch noch nach Erweiterung des Nagolder Bezirkskrankenhauses, in Al­tensteig ein Krankenhaus gebaut werden könne, ja müsse. Unter Hinweis auf Er­fahrungen in anderen Bezirken bemerkt er, daß kein Grund vorhanden sei, an einen beiderseitigen Wettbewerb zu denken, wenn in Nagold u n d in Altensteig ein Kranken­haus betrieben werde. Hierauf erläutert der Vorsitzende die Gründe, welche im Bczirksrat für den an die Amtsversammlung gestellten Ablehnungsantrag maßgebend waren. Zu einer zahlenmäßigen Festlegung des durch Amtsversammlungsbeschluß vom 8. Juni 1912 in Aussicht gestellten angemessenen Beitrages liege schon deshalb kein Anlaß vor, weil die Stadt Altensteig nach ihren eigenen Einräumungen in ab­sehbarer Zeit an die Erstellung eines eigenen Krankenhauses nicht denken könne. Im übrigen lasse die Weiterentwicklung der Verhältnisse sich heute nicht überblicken und zudem sei der beantragte Mindestbetrag für die Amtskörperschaft voraussichtlich gar nicht tragbar. Abg. Gcmeinderat Zimmermann (Altensteig) macht daraus aufmerk­sam, daß der Gemeinderat Altensteig ja nur eine feste Handhabe für den Plan der Erstellung des städt. Krankenhauses wolle, das sei sicher kein unbilliges Verlangen; ein Nisiko bestehe für die Amtskörperschaft ja gar nicht, denn, wenn nur von einem Hundertsatz die Rede sei, befinde sich der tatsächlich einmal ausznzahlende Betrag doch ohne Zweifel auch in einem richtigen Verhältnis zu den der Amtskörperschast sr. Zt. Zur Verfügung stehenden Mitteln. Im übrigen stehe die Bedürfnissrage außer Zweifel, sie sei von den Vorrednern genügend beleuchtet morden. Abg. Schultheiß Wagner (Spielberg) betont, daß der nach seiner Ansicht übrigens bequeme Ab- lkhnungsbcschluß des Bezirksrats doch wohl von zu formalen Gesichtspunkten aus erfolgt sei. Die ganze Frage sei übrigens nicht nur eine Angelegenheit der Stadt Altensteig, sondern des ganzen Hinteren Bezirks. Er weist darauf hin, daß die Gegen­sätze zwischen diesem und dem vorderen Bezirk nicht noch weiter verschärft werden sollen und daß man den Frieden wiederherstellen könne, indem Altensteig, ähnlich wie soeben der Stadt Nagold, das gegeben werde, was es erbitte und brauche. Be­zirksratsmitglied Schiitler (Altensteig) empfiehlt ebenfalls ein Entgegenkommen gegen­über dem Hinteren Bezirk, insbesondere gegenüber der Stadt Altensteig. Dagegen hält Abg. Gemcinderat Rau (Wildbcrg) heute eine bestimmte Festlegung der Höhe des Hundertsatzes für verfrüht, er will diese Festlegung auf eine spätere Amtsversamm- lnng verschoben, im übrigen eine ausdrückliche Ablehnung des Altenstciger Antrags vermieden wissen. Abg. Schultheiß Metzger (Simmersfcld) wendet sich an das Gerechtigkeitsgefühl des vorderen Bezirks; durch einen der Stadt Altensteig günstigen Beschluß könne der bisher vorhandene Eindruck, als ob der Hintere Bezirk stiefmüt­terlich behandelt werde, ans der Welt geschafft werden. Im übrigen bemerkt auch er, daß der Entschluß des Gemeinderats Altcnsteig, in Bälde ein Krankenhaus zu bauen, durch die bestimmte zahlenmäßige Zusicherung eines gewissen Hundertsatzes entsprechend de» tatsächlichen, dringenden Bedürfnissen ja nur gefördert werde. Abg. Stadt­schultheiß Bernhardt (Haiterbach) versichert, daß der Standpunkt des Bezirksrats nicht dahin gehe, zum Altensteiger städtischen Krankenhaus gar nichts zu geben, dagegen