Aus Stadt und Land
Calw, den 26. Mai 1933.
Nachdruck eigener Berichte nur mit Quellenangabe gestattet.
Der Himmelsahrtstag
-rächte mehrere Gewitterregen nitt, eine» merklichen Wärmerückgang. Trotz öer ungünstigen Witterung war der Ausflugsverkehr, besonders der Durchgangsverkehr mit Neise- kraftwagen, überaus rege. Auch bas Bezirks-Missionsfest führte ivie alljährlich viele Gäste in di« Stabt. Turnverein und Licberkranz Calw unternahmen HimmelfaHrtswanöe- rurigen, bedauerlicherweise mit weniger Wetterglück wie die Höheren Schicken, die tags zuvor ihr Schullager abgehalten hatten.
Krühjahrsausflug des Calwer Liederkranz
Trotz der etwas ungünstigen Witterungsverhältnisse konnte der Calwer Liederkranz seinen diesjährigen Frühspaziergang mit einer stattlichen Teilnehmerzahl am gestrigen Himmelfahrtstag zur Durchführung bringen. Ein frisch vorgetragener Chor am Sammelpunkt im Stadtgarten gab den Auftakt zu einem fröhlichen Wandern, das die Teilnehmer auf Umwegen über Sommenhardt nach Kentheim führte. In bunter Folge vorgetragene Marsch- und Wanderlieder schufen im Verein mit dem sich langsam aufhellenden Wetter eine vorzügliche Stimmung. Bei Mitglied Pfrommer zum Anker, wo sich die „Nachzügler" schon eingefunden hatten, wurde Rast gemacht und auch hier verschönten gut vorgetragene Chöre den kurzen Ausenthalt. Programmgemäß wurde gegen Mittag der Heimmarsch angetreten. Die Veranstaltung darf als wohlgelungen bezeichnet werden und wirb bei allen Teilnehmern in guter Erinnerung haften -letbe«. Nicht zuletzt war sie wieder ein schönes Bekenntnis zum deutschen Lied.
Volksliederaheird i« Bad Liebenzell
Die Elternvereinigung der Liebenzeller Volksschule lud die Einwohnerschaft zu einem Volksliederabend in den Stadt. Kursaal ein. Nach einer Begrüßungsansprache des Schulvorstands, bei welcher dieser kurz auf den bevorstehenden Umbau des deutschen Schulwesens im nationalsozialistische» Sinne hinwies, führte der Leiter des Abends, Hauptlehrer Lautenschlager, aus, daß er sich mit seinem freiwilligen Singchor heute die Aufgabe gestellt habe, den Gästen eine Auslese aus dem reichen Born des schönen deutschen Volksliedes zu bieten. Zugleich solle öer Abend die Anregung geben, daß das Volkslied wieder das werde, was es ursprünglich ivar, nämlich das Lied des Volkes. Er hoffe, daß «s möglich werde, daß nicht nur der Chor auf der Bühne, sondern auch die Besucher im Saal zu den Mitwirkenden gehören werden. Die Vortragsfolge begann mit weihevollen geistlichen Gesängen. Drei schöne Naturlteder leiteten über zu den heiteren und lustigen Tanz- und Scherzliedern. Von Lied zu Lied steigert« sich die Freude der Zuhörer an dem frischen Gesang der Kinder. Besonders bei dem reizenden Scherzlied „Ei was bin i für a lustiger Bua" wollte der Beifall kein Ende nehinen. Es war wirklich eine Lust, dem Chor zuzuhören und es war erfreulich zu sehen, wie sicher der Leiter die etlva SO Kinder im Alter von 8—14 Jahren in der Hand hatte und man wußte nicht, sollte man sich mehr freuen über den schönen frischen Gesang oder über die blanken, strahlenden Augen, mit denen die kleinen Sänger an ihrem Lehrer hingen. Auch für diesen Abend hatte sich Frau Apotheker Anny Reis, wie schon öfters, wieder selbstlos in den Dienst der Sache gestellt, so daß zwischen die einzelnen Liedergruppen noch vierhändige Klavierkonzertstücke (Haydn und Bahms), die von den Zuhörern mit dankbarem Beifall bedacht wurden, eingelegt werden konnten. Die Worte des Dankes, die Bäckermeister Blessing, der Vorsitzende der Elternvereinigung, an Hauptlehrer Lautenschlager, Frau Reis und die Kinder richtete, waren allen Zuhörern aus dem Herzen gesprochen. Diese gaben ihrer Freude über die schönen Stunden, die ihnen bereitet wurden, selbst dadurch „klingenden" Ausdruck, daß sie reiche Spenden für Sie Notenkaffe gaben. So trugen die Zuhörer dazu bei. Laß ihnen der Chor zum kommenden Winter wieder einmal einige schöne Stunden mit neuen Liedern bieten kann.
Generalversammlung des Darlehenskaffenvereins Stammheim
Am Sonntag hielt der Darlehenskassenverein Stamm- Heim seine alljährliche Generalversammlung im Gasthaus „Zum Rößle" ab. Vorstand Fischer bedauerte den sehr schwachen Besuch — nur ein Fünftel der Mitglieder war anwesend — und dankte den erschienenen Zentralverbandsbeamten, Dr. Klotz und Dipl.-Landwirt Schlotterbeck, für ihr Kommen. Der Vorstand führt« im Geschäftsbericht aus, baß im vergangenen Jahr 17 Vorstandssitzungcn und sieben gemeinschaftliche Sitzungen stattgefunden haben. Aus dem Rechenschaftsbericht ist hervorzuheben: Einnahmen 1931: 192 322 1932: 80 566^. Buchumsatz 1931: 1138 000 .ik,
1932 : 934 000^«, also im Jahr 1932 204 000^ weniger. — Guthaben der Landw. Zentralbank: 68 030 .st, Gesamtschulden de« Kasse: 120 000 Die vom Rechner »erlesene Bilanz deckte sich mit dem Rechenschaftsbericht. Der Reingewinn beträgt für 1932 nach Abzug der 1766 ^ betragenden Verwaltungskosten u. a. 832 .st. 6 Proz. Dividende wirb verrechnet '»erden. Darauf wurde die gesamte Vorstandschaft durch Erheben von den Sitzen entlastet. Es folgte dann ein Vortrag von Dr. Klotz vom Zentral-VerbanS über Genoffenschaftsund Tagesfragen. Der Redner hob hervor, daß den Darlehenskassen in nächster Zeit große Aufgaben bevorständen. Auf die Darlehenskasse St. Bezug nehmend, sagte Dr. Klotz, daß trotz -er Schuldenlast die Bilanz ihn erfreut habe,' die Fundierung der Kaffe in Stammheim sei gut. Bon den 220 württembergischen Darlehenskassen seien nicht all« so gut gestellt. Das Jahr 1932 war für das Genoffenschaftswesen das schlechteste seit hundert Jahren. Zur Zeit sei ein reger Zugang der Gelöeinleger zu den Darlehenskaffen wahrzu- nehmen,' das komm« wohl daher, weil von den SO 000 deutschen Darlehenskassen noch keine habe vom Staat saniert werden müssen und weil bei den Darlehenskassen der Grund-
„Gemeinnutz geht vor Eigennutz!" gelt«. Der »weite ^iebner, Dipl.-Landwirt Schlotterbeck, sprach über die der deutschen Fetterzeuguug zwecks' Selbsterzeu-
Ein Polizeigeneral in Württemberg
Der Kommandeur öer württembergischen Schutzpolizei, Wolfgang Schmidt, ist zum General befördert worben.
gung der seither vom Ansland bezogenen 60 Proz. Kette. Zur Ermöglichung dieser gewaltigen Aufgabe habe die neue Regierung bereits den Hebel angesetzt. Schon zeigten sich die Wirkungen: Die Milch- und Butterpreis« haben angezogen. Um das Fettproblem wirklich lösen zu können, müsse man bei Stall und Wiese anfangen und soviel als nur möglich gutes Futter auf eigener Scholl« erzeugen. Der Redner empfahl baldige Heuernte — bälder als seither —, weil junges, unverblühtes Gras mehr Eiweißgehalt enthalt« als verblühtes Gras. Milchergiebigkeit komme nicht von Maffen- fütterung, sondern allein von Fütterung besten jungen Futters. Auch die Düngung und den Feldfutterbau behandelt« der Redner eingehend und gab dabei manch« praktischen Winke. Zum Schluß verbreitete er sich über Sie Nützlichkeit der Silos znr Unterbringung des Grünfutters bei Futterüberfluß und Erzeugung eines milchbildenden, lange haltbaren Winterfutters. Eine Filmvorführung über neuzeitliche landwirtschaftliche Betriebsmethoöen beschloß di« Versammlung.
Schiedsspruch für die Bäder und Kurorte i« Württemberg
Vor dem Schlichtungsausschuß Stuttgart kam in der Streitsache wegen Schaffung eines Lohntarifvertrages für Sie württ. Bäder und Kurorte eine Vereinbarung zustande. Parteien waren der Hotelbesitzerverein Württemberg-Hohen- zollern e. V. einerseits und die Nationalsozialistische Be- triebszellen-Organisation, Gau Württemberg-Hohenzollern mit den von ihr vertretenen Verbänden sowie die Stahlhelm-Selbsthilfe, Gau Württemberg, andererseits. Nach dem neuen Lohnabkommen gelten Freudenstaüt. Friedrichs- Hafen, Herrenalb, Bad Mergentheim und Wildbad als Lvhn- klaffe 1, Kniebis, Langenargen, Bad Liebenzell, Ruhestein und Bad Teinach als Lohnklaffe 2. In Lohnklass« 1 gelten für alle Arbeitnehmer vom 1. Mai bis 16. Juni und vom 1. September bis 16. September die tariflichen Lohnsätze von Groß-Stuttgart, vom 16. Juni bis 31. August di« tariflichen Lohnsätze von Groß-Stuttgart mit einem Ausschlag von 10 Prozent, vom 16. September bis 30. April die tariflichen Lohnsätze von Groß-Stuttgart mit einem Abschlag von 20 Prozent. In Lohnklaffe 2 gelten für all« Arbeitnehmer in den Monaten Juli und August die tariflichen Lohnsätze von Groß-Stuttgart, in den Monaten, Mai, Juni und September mit einem Abschlag von 16 Prozent, in der übrigen Zeit mit einem Abschlag von 20 Prozent. Dies« Sätze verstehen sich bei allen Arbeitnehmern — mit Ausnahme der Aushilfen — mit Kost und Wohnung. Für die Aushilfen gelten stets die Sätze für Groß-Stuttgart. Di« Auszahlung des Lohnes hat monatlich mindestens tu Höhe des Garantielohnes zu erfolgen.
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Nagold, 28. Mai. Bei der letzten Generalversammlung des Verkehrsvereins Nagold war auch die Erstellung eines Musikpavillons beschlossen worden. Derselbe soll nun auf dem Hindenburgplatz aufgestellt werden. Zur Zeit ist eine Sammlung für den Bau des Pavillons im Gang«. Die Einweihung wird am 9. Juli ds. Js„ dem Sonntag vor dem Kinderfest, erfolgen.
Nagold, 28. Mai. Bei -er hier kürzlich stattgefundeuen staatlichen Bezirksrindviehschau wirkten im Preisgericht mit: Landesökonomierat Dr. Dobler-Herrenberg, Beterinärrat Dr. Honecker-Freudenstadt und Bürgermeister Braun- Liebelsberg OA. Calw. Das Ergebnis der Prüfung war ein sehr gutes.
SCB. Berneck, OA. Nagold, 25. Mai. Der Kriegsinvalide Friedrich Rentschler war mit Holzhjnaufziehe» beschäftigt, wobei ihm sein IMHriger Sohn Erich half, als plötzlich der Schwiebel herunterfiel und den Knaben so unglücklich auf
Deutschland.
Deine Wälder sind die Wiegen Meiner liebenden Gedanken.
Deine Berge Himmelsstiegen —
Mit den Wolken möcht' ich fliegen Und Gott auf den Knien danken.
Ach, die alten Fahnen wehen Wieder über allen Gaffen!
Kinder, die sie erstmals sehen, Bleiben blinzelnd» fragend stehen. Und sie können's nicht erfassen.
Doch sie werden Deutschland finden, Wenn der Väter Art sie kennen. Ahrem Denken sich verbünden»
An den Taten sich entzünden.
Voller Deutschlandliebe brennen. ,
Deutsche Wälder werden Wiege« Ihrer liebenden Gedanken.
Deutsche Berge Himmelsstiegen — Harte- Tagwerk wird ein Siege« Und vor Gott ein tiefes Dank«.
Kran, Mahlk».
de« Kopf traf, daß ihm die Hirnschale »erschmattert wurde. Er wurde sofort ins Bezirkskrankenhaus Nagold überführt. An seinem Aufkommen wird gezweifelt.
Altensteig, SS. Mai. Unter dem Vorsitz von Fabrikant Sannwald- Calw tagte in Altensteig die Handelskammer Calw, und zwar zum erstenmal seit ihrem Bestehen. Di« reiche Tagesordnung fand im Rathaussaal ihre Erledigung.
SCB. Herrenberg, 25. Mai. I» einer Versammlung der Ortsvorstehcr und Körperschastsvcamten des Bezirks Herrenberg wurde zur Krage der Gleichschaltung, Vereinfachung und Verbillignng der Verbände und Organisationen eine Entschließung gefaßt, wonach die Ortsvorstehervereinigung, öer Körperschafts- und Verwaltungsbeamten-Verein zweckmäßigerweise und im Interesse der gebotenen Sparsamkeit zu einer Organisation zusammenzulcgen find.
Geld-, Volks- und Landwirtschaft
Stuttgarter Schlachttckehmarkt Wegen zu geringen Auftriebs fanden am Schlachtvieh- urarkt keine Notierungen statt.
LC. Berliner Produktenbörse vom 24. Mai Weizen märk. 196—198,- Roggen märk. 164—156,' Futter- und Jndustriogerste 166—176; Hafer märk. 134—138; Weizenmehl 23,25—27F0; Roggenmehl 21—23; Wetzenkleie 8^0—9; Roggenkleie 9—0,20; Viktoriaerbsen 21—26; kleine Speiseerbsen 19—21; Futtererbsen 13—16; Peluschken 12,50—14; Ackcr- bohnen 12—14; Wicken 12—14; Lupinen blaue 9,40—10,25; öto. gelbe 11,90—12,75; Seradella neue 16,50—16; Leinkuchen 10,60—10,70; Erönußkuchen 10,70; Erduußkuchenmehl 11.30; Trockenschnitzel 8F0; Extrahiertes Sojabohnenschrot 46 Proz. ab Hamburg 9—9,20; dto. ab Stettin 10. — Allgemeine Tendenz: stetig.
Weildersta-ter Marktbericht
Zufuhr: 132 Stück Milchschweine. — PretS: 34—47 RM> für das Paar. — Handel lebhaft; Preise fest.
Schweiuezählung am 7. Juni 1S3S Am 7. Juni 1933 soll wieder in dem schon seit mehrere» Jahren üblichen vierteljährlichen Zwischenraum eine Schweinezählung und in Verbindung mit ihr, um eine» Ueberblick über den saisvnmäßigen Verlauf der Gesamtschlachtungen an Schweinen zu erhalten, eine Ermittlung der in der Zeit vom 1. März 1933 bis 81. Mai 1933 vorgenommenen nichtbeschaupflichtigen Schlachtungen (HauS- schlachtungen) von Schweinen durchgeführt werden. Die Zählung geschieht in Württemberg durch Zähler mittels Ortsliste. _
Kirchliche Nachrichten
Evang. Gottesdienste
Sonntag (Exaudij, 28. Mai. Turmlied: Lied 6: Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut. 8 Uhr Frühgottesdienst. Dreher. 9.30 Uhr Hauptgottesdienst. Fischer. AnfangS- lied: Lied 2: Halleluja! Lob, Preis und Ehr. 10.45 Uhr Kindergottesdienst Töchter 2. Bezirk. Fischer. Donnerstag, 1. Juni: 8 Uhr Bibelstunde im VereinS- haus. Fischer. Aus dem Johannesevangelium. (Gustav Adolffrauenverein erst am 9. Juni.)
Kath. Gottesdienste
Sonntag, 28. Mat: 8 Uhr Frühmesse und Ansprache. —
9.30 Uhr Predigt und Amt, anschließend Christenlehre. —
1.30 Uhr Andacht.
Montag: 8 Uhr Gottesdienst in Bad Liebenzell.
Dienstag: 7.30 Uhr abends Maianöacht.
Mittwoch: 8.90 Uhr Gottesdienst in Bad Teinach. — Beichtgelegenhett: Samstag 4—6.30 Uhr, Sonntag 7 bi» 8 Uhr.
Gottesdienste der Methodisten gemeind«
(Evang. Freikirche)
Sonntag, 28. Mat
Calw: Sonntag, 9.80 Uhr vorm.: Predigt. 11 Uhr vormr Sonntagsschule. 8 Uhr abends: Predigt. — Mittwoch 8.15 Uhr abendS: Bibel- und Gebetstunde. Stämmheim: Sonntag, 9.30 Uhr vorm.: Predigt. 1.30 Uhr nachm.: Predigt. — Mittwoch, 8.80 Uhr abends: Bibel- und Gebetstuude.
Oberkollvach: Sonntag, 9.80 Uhr vorm.: Predigt. 2 Uhr nachm.: Jugendbund. — Dienstag, 8.80 Uhr abendS: Bibel- und Gebetftunde.
Auflösungen aus der IugerckdeikrHe
Zum Kopfzerbreche«
-Handschuh Augen — Heute Kleine Rechentrick»
Die Bauersfrau verkauft erst di« Hälft« ihrer sieben Eier und ein halbes dazu — das find also vier Eier. Es bleiben ihr drei Eier. Davon die Hälfte und ein halbes dazu, macht zwei Eier, bleibt ihr also ein Li. Davon bte Hälfte und noch ein halbes Ei dazu, ergibt ein ganzes Ei. SK bleibt der Bäuerin also kein Ei übrig.
Di« Schnecke braucht acht Tage zu ihrer Arbeit. Jeden Tag steigt sie drei Meter hoch und gleitet zwei Meter zurück — legt also nur einen Meter zurück. Am Ende de» siebenten TageS hat sie also 7 Meter zurückgelegt. Wenn st« nun am achten Tage drei Meter hoch steigt, bleibt sie natür- lich gleich oben — denn wozu soll ste wieder Hinunterrutschen? Sie ist ja schon angelangtl
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jetzt «Wtzer >lr je!