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Nr. 120

/rmls- und Knzeigeblalt für den Oberamtsbezirk Lalw

Freitag, den 26. Mai 1933

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Jahrgang 106

Das deutsche Volkstum in Europa

Vizekanzler v. Papen weist auf einer machtvollen Grenzlandkundgedung im Teuto­burger Wald neue Wege

Iburg bei Osnabrück, 26. Mai. Zu einer außerordent­lich eindrucksvollen Kundgebung für das Deutschtum ge­staltete sich am Himmelfahrtstage die große Grenzlandtagung in Iburg, die unter der Schutzherrschast des Vizekanzlers von Papen stattfanö. Ungezählte Tausende hatten sich hierzu eingefunöen. Eine Stunde lang dauerte der riesige Festzug. Voran zogen Gruppen mittelalterlicher Trachten, gefolgt von Gruppen in den Uniformen des alten deutschen Heeres, dann kamen die VDA. und DT.-Schulgruppen aus dem ganzen West- und Nordmünsterland. Ostpreußen, Saargebiet, Sudetendcutsche, Rheinländerkolonien riesen in ihren Gruppen erneut das Zusammengehörigkeitsgefühl aller Deutschen wach. Besonders fiel ein WagenGefesselte Hei­mat" auf, der durch eine gefesselte Frau eindringlich an die Leiden der in der Tschechoslowakei lebenden 3,2 Millionen Deutschen erinnerte.

Vizekanzler von Papen

entwickelte in einer großen Rede ein neues eindrucksvolles Bild des deutschen Gesamtvolkes und wies der deutschen Politik vollkommen neue Wege zur Ueberwindung Ser gegen­wärtigen Zerrissenheit in Europa. Bismarcks Reichsgrün­dung und die kleindeutsche Lösung, so erklärt« er unter an­derem, hinterließen das deutsche Volk in einer Zersplitte­rung, die nach dem Vertrag von Versailles noch zunahm, so baß heute die Deutschen Europas auf nicht weniger als 26 Sfggten verteilt sind, ein Drittel des deutschen Volkes lebt außerhalb der Neichsgrenzen. Wilson wußte nichts vom osteuropäischen Völkergemisch- gttrtel, der Unmöglichkeit, Staats- und Volksgrenzen zur Deckung zu bringen, als er für Europa das Selbstbeftim- mungsrecht der Völker proklamierte. Die Pariser Vororts­verträge haben die Balkanisierung Europas be­schleunigt, die Unruhe wurde vermehrt. Der Minder­heitenschutz des Völkerbundes uird des Haager Gerichtshofes hat den dauernd Motorisierten, den Staatsbürgern minderen Rechts keine wirkliche Hilfe geboten. Das passive Schutzrecht versagt«, ein aktives Volksrecht fehlt. Minderheitenrecht ist zu einem leeren Wortidealismus geworden.

Wo liegt der Fehler? Der Staat sangt das Volkstum aus, läßt nichts eigenes mehr am Leben. Der kraftvolle Staat braucht aber einen lebendigen Gegenspieler, das Volkstum, das aus Blut und Boden geistiges Leben gebiert. Staaten entstehen und vergehen. Die geschichtliche Einheit von Kör­per und Seele, von Sprache und Sitte, die ihrem Wesen nach außerstaatlich ist, macht die Eigenständigkeit des Volkes aus. Das ahnte die Fugend, als st« den längst verschütteten Quell des Volkstums wieder frei legte. Dies ist auch der gesunde Sinn an der richtig verstandenen Rassenidee: das Denken in Bodenständigkeit, in Familie, Ge­schlechterfolge und Erbstämmcn. Daß gerade wir

Deutschen zu einer neuen Staatsausfassung und zu einem neuen volkszeitlichcn Denken vorstotzen, ist kein Zufall. Die europäische Lage und die Aufteilung unseres Volkstums in zahlreiche Staaten ein Schicksal, das wir mit allen ost­mitteleuropäischen Völkern teilen zwingt uns zu unab­lässiger Betrachtung des Problems, an besten mangelhafter Lösung das balkanisterte Europa krankt.

Wenn der Deutsche Reichskanzler in seiner großen außen­politischen Rede davon sprach, daß das revolutionäre Deutsch­land jede Germanisterung verwerfe und eine besondere Ach­tung vor den Volkstümern gerade der Kleinen hege, so hat er sich auch auf außenpolitischem Gebiet als europäischer Revolutionär im Geistigen gezeigt Der Gedanke der Eigenständigkeit der Völker wird eine der großen revo­lutionären Errungenschaften des Nachkriegsdeutschlands werden. Es darf nicht bei einem völkertrennenben Natio­nalismus bleiben, sondern muß zu einer völkerverbin­denden Sicherung der Volkstümer kommen. Deutschland sehe die Pflicht, diese Wandlung einzuleiten, i Diese Pflicht geht aus der Friedenssehnsucht des deutschen Volkes, aus seiner Verantwortlichkeit für Europa hervor und aus der Notwendigkeit, Mitteleuropa neu zu ordnen ohne es in kriegerische Experimente zu verwickeln, für die das nationalstaatliche Denken einen großen Anreiz biete. Weil es seine Verantwortlichkeit für Europa fühlt, wirb es sich hüten, kriegerische Experimente herauSzufordern.

Das liberal-westliche Staatsdenken muß durch eine Neu­ordnung abgelöst werden, die das Nebeneinanderleben der Völker in unserem geschmälten Erbteil sicherstellen wird.

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Von Fburg aus hat Vizekanzler vonPapeuan Reichs­kanzler Adolf Hitler, Berlin, folgendes Telegramm gerichtet: Die gewaltige Volksdeutsche Kundgebung auf der Fburg, bei der ich die Ehre habe. Sie und die Reichsregierung zu vertreten, ist ein flammendes Bekenntnis des Gesamtdeutsch­tums zu dem geistigen Umbruch unserer Tage und zu dem Manne, in deren Hände der Feldmarschall die Führung des neuen Deutschland legte. Sie haben, Herr Kanzler, in ihrer bedeutsamen Reichstagsrede als einen weiteren Beweis unseres Friedenswillens vollkommen neue Wege für eine Volksdeutsche Politik gewiesen, und es ist klar, daß bas durch den Versailler Vertrag balkanisterte Europa mit seinen zahlreichen entrechteten völkischen Minderheiten nur durch bewußte Abkehr von dem nationalstaatlichen Prinzip und durch neue politische Methoden dem wahren Frieden zugeführt werden kann. Ich hoffe und bin überzeugt, daß die Ausführungen, die ich heute im Sinne dieser Ziel­setzung habe machen dürfen, Sen Weg bereiten helfen, zu einem Recht für die völkischen Einheiten in einem Europa deS Friedens und der Wohlfahrt."

Tages-Spiegei

Auf einer eindrucksvolle» Grenzlandkundgebung im Teuto­burger Wald sprach Vizekanzler v. Papen über das Pro­blem des deutschen Volkstums in Europa.

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Die deutsche Arbeitsfront ist nuumehr durch Eingliederung der Arbeitgebcrorganisationen geschlossen. In ihr find etwa 12 Millionen Mensche«.

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Der Reichssportkommissar plant alljährlich zur Sommer, sonnenwende die Abhaltung eines Festes der Jugend i« ganze« Reich.

Die Regierungskommission des Saargebiets hat das Zeige« von Flaggen am heutigen Gedenktage für Schlageter für d«s Saargebiet verboten und unter Strafe gestellt.

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Ans der Abrüstungskonferenz hat England einen neuen ah- geänderte« Sicherheitsvorschlag unterbreitet, welcher Zu­stimmung fand. Die Aussichten der Konferenz werden un­günstig beurteilt.

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I« Amerika erregt die Untersuchung -er Geschiffte der Mvr- ganbauk «ugehenres Aufsehen. Es h«ft sich herausgestellt, daß führende amerikanische Politiker von Morgan Ver­günstigung«« erhielte«.

die Absicht, die deutsche Jugend für ein ganzes Jahr in den Lanbheimen in Verbindung mit dem Boden und mit den Kameraden des Landvolkes zu bringen. Eine Kabinettsvorlage war bereits vorbereitet. Lehrerkosten und Unterkunstskosten würden nicht sehr erheblich werden. Schwierigkeiten macht natürlich die Ernährung. Mit Rück­sicht auf die Finanzlage habe ich jedoch für dieses Jahr von meinem Plan abgesehen. Für das Jahr 1934 werden jedoch alle Vorbereitungen getroffen. Es handelt sich um etwa 360 006 Schüler. _

Die Sicherheitsfrage in Genf

Neuer englischer Vorschlag

---- Genf, 26. Mai. Im Hauptausschuh der Abrüstungs­konferenz haben Amerika und Deutschland ihre Zustimmung zu einem von England vorgeschlagenen erweiterten Kon­sultativpakt gegeben. Der Pakt sicht vor, daß im Falle einer Verletzung oder einer drohenden Verletzung des Briand- Kellogg-Paktes der Völkerbundsrat ober die Völkerbunds­versammlung oder ein Staat, der nicht dem Völkerbund angehört, eine sofortige Konsutation zwischen dem Völker­bundsrat oder der Völkerbundsversammlung und irgend einem Signatarstaat der Abrüstungskonferenz Vorschlägen können.

Bedeukliche Entwicklung in Genf

In leitenden Kreisen der Abrüstungskonferenz beschäftigt man sich jetzt bereits eingehend mit der Frage, in welcher Weife di« Konferenz vor dem Beginn -er Londoner Welt- wtrtschaftskonferenz zum Abschluß gebracht werden kann. Gerüchtweise verlautet, -atz di« Konferenz mit einer großen Entschließung vorläufig abgeschlossen und sodann auf mehrereMonate vertagt werden soll. In dieser Ent­schließung soll hauptsächlich die Sicherheits- und Kontroll­frage behandelt werden, jedoch wird allgemein angenommen, - bas Schlnßdobument ausdrücklich das Verbot neuer Rüstungen für Deutschland enthalten wird. Prak­tische Abrüstungsmaßnahmen dürften in -er Entschließung nicht enthalten sein. Angesichts dieser, sich schon jetzt ab- zeichnewdeu Entwicklung wir- ans deutscher Seite ganz ein­deutig festgestellt, - die deutsche Regierung eine derartig« Entschließung unter keinen Umständen anerkennen werde.

Die französische Regierung hat bei den Flottenverhand­lungen im Hauptausschuß erneut eindeutig zum Ausdruck gebracht. Laß sie in keiner Weise bereit sei, die Flottenbestim­mungen des Londoner Abkommens zu unterzeichnen,' sie will vielmehr die Nicht-Unterzeichnung als politisches Druck­mittel benützen. Somit haben sich auch auf einem Gebiet der Abrüstung, in das die deutschen Fragen nicht Hineinspielen, große unüberbrückbare Gegensätze gezeigt, die die gesamte nach wie vor äußerst kritische Konferenzlage scharf beleuchtet.

Waffenstillstand zwischen Japan u. China

TU. Lon-o«, 26. Mai. Das vorläufig« japanisch-chinesische Waffenstillstand sab kommen wurde am Donnerstag von den Oberbefehlshaber» der chinesischen und der japanischen Armee in Minju unterzeichnet. Auf allen Fronten ist das Feuer eingestellt worden. Di« Chinesen sollen sich dem Abkommen zufolge, wie verlautet, auf eine Linie zurückziehen, di« etwa südlich der Eisenbahnlinie von Kalgan nach Peking und Tientsin verläuft. Dt« Japaner verbleiben vorläufig in ihre« Stellungen. Di« Verhandlungen für einen endgültig«« Waffenstillstand werden soba-tb wie möglich eröffnet werden.

Die Konferenz der Finanzminister

TU. Berlin, 26. Mai. In der Besprechung der Finanz- minister der Länder im Reichsfinanzministerium gab der Reichsminister der Finanzen ein zusammenfaffendeS Bild über die öffentlichen Finanzen. Er unterstrich die Not­wendigkeit, rücksichtsloser Sparsamkeit «nd die Unterordnung aller Wünsche unter den beherrschenden Gesichtspunkt -er Bekämpfung der Arbeitslosig­keit. In großen Zügen wurden die Pläne über die Organi­sation und Finanzierung der Arbeitslosenfürforge und Mög­lichkeiten der Arbeitsbeschaffung mitgeteilt. In der anschlie­ßenden Aussprache ergab sich eine vollständige Ueberein- stimmung aller Beteiligten in den grundsätzlichen Frage«. Mittelstandsschutzstener «nd Ermäßigung der Umsatzsteuer für die Landwirtschaft

Das Reichsfinanzministerium hat zwei wirtschaftspoliti- iche Gesetzentwürfe vorbereitet. Der eine Entwurf gilt dem Schutz des mittelstänöischen Einzelhandels vor dem Druck der Grotzkonzerne. Der Entwurf schreibt vor, Latz das Umsatz, steuergesetz vom 30. Januar 1932 dahin zu ändern ist, baß die Mittelstandsschutzsteuer 5 v. H. bei Unternehmungen beträgt, deren Gesamtumsatz einschließlich des steuerfreien Umsatzes jeweils vorausgegangenen Steuerabschnitt 400 000 überschritten hat. In Anbetracht der neuen Steuer fallen die erhöhten Gewerbesteuersätze, die von den Ländern selbst oder Gemeinden erhoben werden (Warenhaussteuer, Kilial- steuer usw.) grundsätzlich mit dem 1. April 1938 fort. Man erwartet von der Mittelstandsschutzstener ein Mehrauskom­men von 75 Millionen Reichsmark für ein Haushaltsjahr.

Der Entwurf des Gesetzes über die Ermäßigung der Umsatzsteuer für die Landwirtschaft schlägt folgende Aenderungen des Umsatzsteuergesetzes vom SV. Januar 1982 vor: Die Steuer ermäßigt sich auf 1 v. H. (bisher 2 ». Aj

des Entgelts bei Lieferungen von Gegenständen, die inner- halb eines landwirtschaftlichen Betriebes im Inland her­gestellt werden, soweit die Lieferungen durch den Erzeuger der Gegenstände erfolge«. Die Vorschrift soll am 1. Oktober 1988 tu Kraft trete«. Die endgültige Entscheidung über Lies« beide« Gesetzentwürfe liegt natürlich dem Kabinett ob.

Die deutsche Arbeitsfront geschlossen

Auch di« Arbeitgeber eingegliedert TU. Berlin, 2«. Mat. Wie derZettungSdienst" mtttew, haben, nachdem die Grundlagen des ständischen Aufbaue» festgelegt worden sin-, die Führer der Unternehmer des Handwerks, Handels und Gewerbes die selbstverftänd- ltchen Folgerungen gezogen «nd ihre Organisationen der deutschen Arbeitsfront eingegltedert. Damit find heute schon an die 12 Millionen schaffender deutscher Menschen in der deutschen Arbeitsfront organisiert.

Drei der namhaftesten Vertreter sowohl der Gruppe der Unternehmer wie der Gruppe deS Handels, Handwerks und Gewerbes werden zur tätigen und dauernden Mitarbeit in den Kleinen Konvent der Deutsche« Arbeit berufen, während 30 Vertreter derselben Gruppe in den Großen Arbeitskon­vent eintreten werden. Ueber die weitere Organisation und den Einbau dieser schaffenden Menschen werben weitere An­ordnungen getroffen werden.

EinLandjahr" für Volksschüler DieKreuzzeitung" bringt eine Unterredung mit dem preußischen Kultusminister Rust, in der er sich über einen neuen außerordentlich bedeutsamen Schulplan äußert, der 1984 in Kraft treten soll. Der Minister erklärte n. a.: Ich habe die Absicht gehabt, de» neunten Jahrgang der Volks- schule schon 1988 etnzubehalten. Ich wollte dabet nicht den bisherigen Lehrplan für die Schüler sortsetzen, sondern batte