^ Stadt und Land

Calw, den 20. März 1W3.

Schulfeier« i« Kal»

8t«e«n Erlaß des württ. Kultministerium« e«tsprechend wurde« am letzten Samstag in den Calwer Schulen zur Feier der nationalen Erhebung gemeinsame Schulfeiern ab- gchalten. Hieran nahmen sämtliche Schüler und Lehrer teil; die Schulhäuser waren mit den Fahnen Schwarzweißrot und der Hakenkreuzfahne beflaggt. Im Mittelpunkt der Feiern, die auf den Schulhöfen stattfanden, standen Ansprachen, in deuen die Bedeutung der nationalen Erhebung für bas deut­sche Volk der Jugend nahegeführt wurde. Der Gebankengang der Worte an die Jugend erhielt in dem gemeinsam gesun­genen Deutschlandlied und dem Horst-Wessel-Lteö einen wür­digen und vertiefenden Widerklang. Auch das vaterländische Gedicht und Worte großer deutscher Dichter mit dem Rufe zu Einigkeit und Treue und der Mahnung, Heimat und Vater­land über alles zu stellen und von ganzem Herzen zu lieben, kamen im Rahmen der von nationalem Geist getragenen Feiern gebührend zur Geltung. Im Anschluß an die Feiern veranstalteten die Angehörigen der nationalen Jugenbver- bände: Hitlerjugend, Nationalsozialistischer Schülerbund, Scharnhorstjugend und Jungstahlhelm unter Mitführen von Fahnen und unter Vorantritt eines Spielmannszuges Um­züge durch die Stadt. Der Tag war im übrigen schulfrei.

Von der Ortsvorstehervereinignng -cs Bezirks Calw

Im Nahmen einer in Calw stattgefundenen Versammlung -er Ortsvorsteher des Bezirks Calw sprach der derzeitige Lei­ter des Arbeitsamts Nagold, Regierungsrat Dr. Klausel, über das ThemaArbeitsbeschaffung". Er wies einleitend darauf hin, daß die öffentliche Arbeitsbeschaffung nicht zum Ziel haben könnte, für sich allein die Arbeitslosigkeit zu be­heben, sondern daß sie nur als Mittel verstanden sein dürfte, das geeignet sei, die schlimmsten Gefahren und Auswirkungen der Arbeitslosigkeit zu mildern. Er führte dann im ganzen die Möglichkeiten vor, wie die Gemeinden Arbeiten beschaffen könnten: freie Arbeit, Notstandsarbeit, Papen-Programm, Gercke-Programm, Fürsorgearbctt, Freiwilliger Arbeits­dienst, und gab einen Ueberblick über den Stand der Gesetz­gebung und Berwaltungspraxis. Seine Ausführungen wären sehr interessant und lehrreich. Sodann wurde von den Orts- vorstchern die Frage der Bereitstellung von Reichszuschüfsen zur Instandsetzung von Wohngebäuden besprochen und fest­gestellt, daß die bis jetzt den Gemeinden Angewiesenen Mittel unzureichend find. Wettere Zuschüsse sind jedoch zu erwarten, so daß sich beim Handwerk schon in nächster Zeit die Wirkung dieser Zuschüsse geltend machen wird. Nach Besprechung wei­terer Gemeindeangelegenheiten dankte der Vorsitzende, Bür­germeister Braun- Althengstett, den Rednern, insbesondere auch dem anwesenden Bezirksvorstand, Landrat Ripp- mann.

Die Beerdigung von Dtadtr«t Wetzet

Am Sonntagnachmittag wurde Stadtrat Wetzel, der rasch seinem verstorbenen Vater im Tode nachfolgte, auf dem hiesi­gen Friedhof beerdigt. Der Verstorbene ivar ein sehr beschei­dener, ruhiger Mann, der kein Wesen aus sich machte, aber aus seinen Posten, wohin er durch seinen Beruf, durch das Vertrauen seiner Parteigenossen und der Allgemeinheit ge­stellt morden war, überall seine Aufgabe erfüllte. Von dem großen Ansehen und der Beliebtheit, die der Verstorbene in vielen Kreisen genießen durfte, zeugte auch die große Be­gleitung zu seiner letzten Ruhestätte. Dem Trauerwagen vor­aus ging die Konkordia mit umflorter Fahne, hinter dem Sarge schritt die Stadtverwaltung und der Gemeinderat mit der ehrwürdigen Stadtsahne, hierauf folgte eine überaus große Zahl von Leidtragenden. Zu Anfang der ernsten Traucrfcier sang die Konkordia ihrem Ehrenmitglied ein stimmungsvolles Lied, an bas sich die Grabrede des Geist­lichen anschloß. Nach der Einsegnung stimmte die Konkordia den Sängcrchor anStumm schläft der Sänger". Nachrufe unter Niederlegung eines Kranzes wurden gehalten von Bürgermeister Göhner im Namen der Stadtverwaltung und des Gemeinderats, von Schultheiß a. D. Meyle im Namen der Konkordia, von Schriftsetzer Graf im Namen der Ortsgruppe und der Rathausfraktion der Sozialdemokra­tischen Partei, von Schriftsetzer Zernikow im Namen der Ortsgruppe Calw des Allgemeinen Deutschen Gewerkschafts- bnndeS und von Stadtrat Veigel im Namen des Spar- «nb Konsumvereins Calw. Das Andenken des biederen Man­nes wird bei seinen vielen Freunden unvergessen bleiben.

Waldenserspiel

Die Walöenserspiel-Vereinigung Neuhengstett hat nun die fett längerem gehegte Absicht, auch in Calw ihr Können zu zeigen, wahr gemacht und vor einer zahlreichen Hörerschaft das historische DramaDie Waldenser", ein Werk des Italieners Felix Govean, das in einem Vorspiel und fünf Aufzügen einen Ausschnitt des heldenhaften Neligionskamp- fes der Waldenser vermittelt, im Bad. Hof aufgeftthrt. Die Spielhandlung ist ans geschichtlichen Vorgängen der Jahre 1860 bis 1561 gewonnen. Es ist dies die Zeit, in welcher der waldensische Bekenner Varaglia zu Turin den Märtyrertod erlitt und Herzog Philibert von Savoyen eine starke Heeres­macht in die Waldensertäler entsandte, um der Bevölkerung den katholischen Glauben aufzuzwingen. Man weiß, daß dank des heldenmütigen Widerstandes der Waldenser im Tale An- grogna diese Pläne fehlschlugen. Die feindlichen Heere muß­ten, in den Gebirgskämpfen stark aufgerieben, den Rückmarsch antrcten, und im Vertrag von Cavour wurde den Walden­sern freie Uebung ihrer evangelischen Religion in den Gren­zen ihrer Täler zugesichert. Das Drama Goveans spielt teils in Turin hier ist Gelegenheit gegeben, die erbittertsten Gegner der Waldenser, die Jesuiten, und ihre Kampfesweise kennen zu lernen, teils in den Tälern, wo ein aufrechtes Volk um seines Glaubens willen Gut und Blut einsetzt. Es fehlt in dem grotzumrissenen, von kämpferischem Ernst erfüll­ten Drama nicht an markant gestalteten Persönlichkeiten, noch an spannenden wie menschlich ergreifenden Szenen. Die Spielschar setzt ihre ganze Kraft für bas Werk ein, und die ^ewitz nicht leichte Aufgabe wird gemeistert. Dabei wird flüs­

sig, ursprünglich und oft mit dem Schwung der Begeisterung gespielt, am eindringlichsten und überzeugendsten aber, wenn die Liebe und Anhänglichkeit zur alten Heimat zum Durch­bruch kommt. Die große, gutausgestattete Bühne bot dem Spiel einen wirksamen szenischen Rahmen und vertiefte Sie Wirkung -es Dramas, dessen Aufführung von den Hörern mit herzlichem Beifall belohnt wurde. Die wackere Schar darf mit gutem Recht ihr Spiel in die Waldensergemeinde» der engeren und weiteren Heimat hinarrstragen. Ein glück­licher Exfolg wirb ihr gewiß sein!

Die Stadtvorstandswahl in Bad Liebe»zell

Bei der am letzten Samstag in Bad Liebenzell stattgehab- ten Bürgermeisterwahl stimmten von S78 Wahlberechtigten 875 ab, das sind rund 90 Prozent. Stadtpfleger Klepser erhielt 87 Prozent aller abgegebenen Stimme», insgesamt also 766 Stimmen, sein Gegenkandidat Scheiger 108 Stim­men. Das Wahlergebnis gibt ein deutliches Bild von der Grüße des Vertrauens, welches Stadtpfleger Klepser in Bad Liebenzell genießt. Alle Stände, Parteien und Kreise traten für ihn ein und brachten durch das Wahlergebnis einmütig zum Ausdruck, daß sie dem seitherigen Stadtpfleger auch wei­terhin ihr Vertrauen schenken wollen. Der Wahltag verlief verhältnismäßig ruhig. Nach Bekanntwerben des Wahlergeb­nisses versammelt^ sich ein großer Teil der Bürgerschaft vor dem Rathaus, um den neuen Stadtvorstand mit einer begei­sterten Kundgebung zu begrüßen. Amtsverweser Saut er teilte das Wahlergebnis mit. Anschließend hielt Bürgermei­ster Klepser eine kurze Ansprache und bankte für das ihm ent­gegengebrachte Vertrauen. Zugleich brachte er zum Ausdruck, daß er auch weiterhin mit dem Einsatz aller seiner Kräfte für die ganze Gemeinde arbeiten werde. Die Wahlhandlung lei­tete Landrat Rippmann. Möge nun wieder volle Ruhe in der Gemeinde einkehren und dieses Wahlergebnis -um Wohl der Gemeinde ausgefallen sein.

Unfall mit Totessolge

Als der 35 Jahre alte ledige Schreiner Gottlob Rent­ier, Sohn des Schreinermetsters Gottlob Reutter, in Stammheim in der Scheune mit Brennholzsägen an der Kreissäge beschäftigt war, sprang ihm auf ungeklärte Weise ein abgesägtes Rundholzstück an den Hals. Eine eigentliche äußere Verletzung war nicht wahrnehmbar. Sofort aber spürte der Verletzte am Kehlkopf heftige Schmerzen und erstickte kurze Zeit darauf, ehe man noch einen Arzt herbeirufen konnte. Bis der Vater vom Telephonieren zurückkam, war sein Sohn bereits tot. Die von einem Ausgang zurttckkeh- rende Mutter traf ihren Sohn ebenfalls nicht mehr lebend an. Der in kürzester Zeit etntreffende Arzt schrieb die Todes­ursache einer aus frühester Kindheit herrührenden Diphthe- ric-Operationsnarbe, welche das Holzstück getroffen hatte, zu. Der so jäh ums Leben Gekommene, das einzige Kind seiner Eltern, war ein braver, solider Mensch. Den unglücklichen Angehörigen wendet sich allgemeine Teilnahme zu. Generalversammlung des Darlehenskassenvereins Gechinge«

Auf dem Gechinger Rathaus fand unter Vorsitz von Bür­germeister Schmidt die ordentliche Generalversammlung des T-arlehenskassenvereins statt. Der Geschäftsbericht wurde vom Vorsteher erstattet. Die Rechnung 1932 vom Rechner Wilh. Hört körn vorgetragen, ergibt einen Umsatz von 715 906 NM. und «inen Reingewinn von 888 SM. Nachdem vom Aufsichtsrat über dessen Tätigkeit im vergangenen Ge­schäftsjahr, sowie übor das Ergebnis einer unvermuteten Kaffenrevlston Bericht erstattet war, wurde Vorstand und Rechner Entlastung erteilt. Bezüglich der Verwendung deS Gewinns wurde beschlossen, ans die Geschäftsanteile eine Dividende von 5 Prozent auszuschütten und den Rest je hälftig der Bctriebsrücklage und dem Reservefonds zu tiber­weisen. Infolge Ablaufs der Wahlzeit hatten aus dem Vor­stand auszuscheiden: Bürgermeister Schmidt, Heinrich Schwarz und Wilh. Härtkorn; die beiden ersten lehnten eine Wiederwahl ab. In geheimer Abstimmung wurden hierauf Ludwig Gehring, Hirschivirt, zum Vorsteher des Vereins, Gottfried DonguS, Mechaniker, als Vorstandsmitglied, sowie W. Härtkorn gewählt. In den Aufsichtsrat wurden wiedergewählt Gottlob Schwarz, Kaufmann» und Karl Wagner, Landwirt; neu gewählt in den Auffichtsrat wur­den Bürgermeister Schmidt und Karl Böttinger, Landwirt. Das infolge hohen Alters ausgeschiedene Vor- standsmitglieü Heinrich Schwarz kann auf «ine SSjährige Mitarbeit im Vorstand zurückblicken, was eine außerordent­liche genossenschaftliche Leistung darstellt und vom Vorsitzen­den mit Worten Ser Anerkennung und des Dankes gewür­digt wurde. Der Aufsichtsratsvorsitzende, Kfm. Schwarz, dankte Bürgermeister Schmidt für seine 14jährige Tätigkeit als Vereinsvorsteher. Rechner Wilh. Härtkorn wurde auf eine neue Periode als Rechner wtedergemählt. Anschließend wurden noch verschiedene geschäftliche Fragen behandelt. Hrch. Schwarz verabschiedete sich mit warmen Worten, wäh­rend der neugewählte Vorsteher, Ludwig Gehring, für das ihm geschenkte Vertrauen dankte und um Mitarbeit bat. Die Versammlung fand hierauf ihr Ende.

Konfirmanden der Gemeinde Gechinge«

In der Ktrchengemeind« Gechingen werden Heuer 1« Knaben und 14 Mädchen konfirmiert. Ihre Namen sind:

Knaben: Otto Böttinger, Eugen Dtngler, Fritz Gänn, Otto Gann, Hermann Gehring, Willy Gehring, Walter Pfeifle, Karl Schneider, Erwin und Eugen Schwarz, Martin Schwarz, Richard Vetter, Otto Vollmer.

Mädchen: Gertrud Bantel, Hermine Bantel» Hedwig Böttinger, Lina Breitling, Elsa Dingler, Lina Dürr, Anna Essig, Frida GeHring, Hedwig Kielwein, Käthe Kielwein, Erna Schatblr, Emilie Schmid, Hermine Bette«, Lifel Vetter.

Konfirmanden des Kirchspiels Renbnlach

Die Zahl der Konfirmanden ist heue-r wieder annechernd normal: 44. Es sind 28 Söhne und 21 Töchter, deren Namen hier folgen: Neubulach: Söhne: Heinrich Roller» Fried­rich Niethammer, David Stepper; Töchter: L»is« Dohl» Mathilde Dohl» Klara Calmbach, Elsa Roller, Maria Rol­ler, Ruth Maier, Maria Auer, Paula Rometsch. Ober­häng stet t: Sühne: Ludwig Burkhardt, Gotthtlf Walz, Ernst Walz, Christian Bnrkbardt» Wilhelm Roller, Alfred

Schüttle» Ernst Hützel» Hermann Hammann, Kviedrich Schnaufer; Töchter: Engeni« Kohlmann. Helene Hartman«, Luise Bolz. Ltebelsberg: Söhne: Georg Nonnenman«, Karl Nonnenmann, Otto Hanselmann, Paul Rau, Erwin Unmacht; Töchter: Krida Schaible, Paula Dengler» Gertrud Zeeb. Altbulach: Söhne: Franz Majer, Christian Rentfch- ler, Friedrich Feuerbacher, Albert Bolz, Georg Schmelz!«, Karl Rentschler; Töchter: Frida Bolz» Sofie Llauß, Maria Hansor, Berta Dürr, Anna Rentier, Emma Proß, Johanna Rühle.

Hilfe für HühuerhaUer

Nach einem im amtlichen Teil des Staatsan-eigers ver­öffentlichten Erlaß des Wirtschaftsministeriums wird an dt« Hühnerhalter eosinierter Weizen zu verbilligtem Preise im Verhältnis von 7 Kilogramm je Huhn abgegeben. Das Ver­fahren bei der Durchführung der Hilfsmaßnahmen ist im wesentlichen dasselbe wie bet der Abgabe von verbilligtem Geflügelmischfnttcr im vorigen Jahr. Wie damals ist ein Bezugsschein für die bezngsbercchtigten Hühnerhalier vor­gesehen, der von den Gemeinden bis spätestens 15. April 1988 ausgestellt sein muß. Neu ist jedoch, daß nach Ausstellung des Bezugsscheins die Berechtigung zum Bezug des Weizen» übertragbar ist. Die Bezugsberechtigten können den Wetze« durch jeden Händler und jode Genossenschaft beziehen.

Wetter für Dienstag und Mittwoch

Im Norden macht sich immer »och starke Depresfionstätßg» keit bemerkbar. Für Dienstag uird Mittwoch ist unter ihrem Einfluß zwar zeitweilig aufhellendes, aber immer noch unbe­ständiges Wetter zu erwarten.

SCB. Nagold, 19. Marz. Hier wurden nachts 4 Postbrief­kasten durch Hineinwerfen von Marmelade, Hertngsschwän- zen und sonstigen Unrat derart verunreinigt, daß die Post­sachen teils beschmutzt, teils unleserlich gemacht ivurden.

SCB. Horb, 19. März. Bon Oberndorf kam gestern abend mit Auto ein Transport von 20 verhafteten Kommunisten nach Horb, um hier je zur Hälfte im Amtsgerichts- und Ober­amtsgefängnis untergebracht zu werden. Die große Zahl der Verhaftungen macht es notwendig, die Leute auf die verschie­denen Gefängnisse zu verteilen. SA.-Lcute wurden zu Wach­diensten beigezogen.

T-CB. Pforzheim, 19. März. Am Freitagnachmittag wurde auf Grund einer Anordnung des Reichsbeauftragten Wagner als leitender Beauftragter mit der Wahrnehmung der Ge­schäftsführung der Pforzheimer Stadtverwaltung Amts- gerichtsrat Dr. Em-il Göler aus PforOeim betraut. Der Be­auftragte hat seinen Posten sofort übernommen. Er ist Mit­glied der NSDAP. Die beiden hiesigen Bürgermeister Streng und Dr. Gottlob sind von der neuen Negierung i« ihren Aemtern bestätigt worden. Tine Oberbürgermeister­wahl findet vorerst nicht statt.

SCB. Sprollenhaus bei Wildbad, 19. März. Ein mit Holz- und Henvorräten angefüllter, neben der Schule stehender Schopf von Wilhelm Günthner ist vollständig abgebrannt. Der Schaden ist bedeutend, die Entstehungsursache noch un­geklärt.

SCB. Stuttgart, 19. März. Der Oberführer E. Berger der SA.-Untergruppe Württemberg gibt folgendes bekannt:Mit Wirkung vom 16. März 1933 wurde der ehemalige Sturmfüh­rer Georg Bräuner sr., die früheren SA.-Männcr Max Mül. ler und Philipp Stumpf aus der SA. und gleichzeitig auch aus der Partei entfernt, da sie in der vergangenen Zeit ak» Spitzel, teils gegen Bezahlung, für die Polizei tätig waren. Der ehemalige Sturmfllhrer Bräuner jr. hat unter der Bolz- Regierung für monatlich 90 Kameraden und die Bewe- gung verraten und Befehle der SA.-Untergruppe Württem­berg an die Polizei abgeliefert.

SCB. Ebingen, 19. März. Der Unterkommissar für dt« Oberämter Balingen, Horb, Oberdorf. Rottweil, Spaichiu- gen, Snl, und Tuttlingen, Amtsrichter Dr. Matthetß-Ober» dorf, erschien in Begleitung von SA. und GS. in Ebingen ans dem Rathaus und ordnete an. Saß Polizeirat Baur bi« auf weiteres beurlaubt sei. Die mit Karabinern bewaffnet« SA. besetzte Rathaus und Gewerkschaftshaus. Einige rot« Fahnen wurden öffentlich verbrannt.

SCB. Spaichkngen, 19. März. Der Unterkommissar de» Reichskommiffars für die Polizei in Württemberg, Dr. Matt­heiß, hat dem Lanbrat des Bezirks Spaichingen die Polizei­gewalt entzogen und diese dem Standartenführer 186 über­trag««.

Vermischtes

Blinde können Druckschrift lesen.

Die Versuche, Blinde zu befähigen, gewöhnliche Druck­schrift zu lesen, sind schon alt. Es mangelte aber bisher allen Erfindungen, die zu diesem Zweck gemacht wurden, an Ein­fachheit, so daß sie keine allgemeine Anwendung fanden. Ob darin der neuerdings von französischen Erfindern angegeben« Photoelektrograph" Wandel schaffen wird, muß die Zukunft lehren. Vorläufig scheint auch er noch reichlich umständlich zu sein und deshalb kostspielig zu werden, so daß Wohl erst seine Weiterentwicklung ^u einfacherer Form dazu führen dürfte, ihn breiteren Kreisen unter den Blinden zugänglich zu machen. Ohne auf die recht verwickelten technischen Einzel­heiten einzugehen, soll hier der Grundgedanke deS neue« Apparates kurz geschildert werden. Als seine Hauptteile er­scheinen ein Lichtvrojektor zum Abtasten der Druck- oder Schreibschrift, ein Spiegelsystem, eine Anzahl winziger Selen­zellen und schließlich eine Relaisanordnung, die eine gewisse Anzahl von Metallstiften aus einer Aussparung für den tastenden Finger des Blinden hervortreten läßt. Trifft der Lichtstrahl oes Projektes einen Druckbuchstaben, so wird dessen Bild durch das Spiegelsystem auf die Selenzellen geworfen und erregt sie nach der Hell-Dunkel-Verteilung, die dem Buch­stabenbild entspricht. Mit Hilfe der Relaiseinrichtung er- scheinen dann in der Aussparung Metallstifte, die den be- treffenden Buchstabe« in der Brailleschen Blindenschrift wiedergebeu. Diese Ausführung leistet also gewissermaßen eine Uebersetzung gewöhnlicher in Blindenschrift. Eine andere Ausführung des Apparates benutzt eine größere Anzahl dicht nebeneinander liegender Stifte. Von diesen werden jedesmal so viele emporgedrückt, daß sie das genaue Bild des vom Licht- Projektor ertasteten Buchstaben wiedergebe». Auf diese Weis« ist eS sogar möglich, dein Minden Schreibschrift lesbar machen.