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Vesantivortt. Schristleltung: Krieärtch Hans Scheele Druck unä Verlag cker B. Oelschlägeckschen Siichäruckerei

Nr. 64

Freitag, den 17. März 1933

Jahrgang 105

' Wechsel in der Leitung der Reichsbank

Reichsbankpräsident Luther zurückqetrelen, Dr. Schacht zum Nachfolger gewählt

DU. Berlin, 17. März. Reichsbankpräfident Dr. Su­cher ist von der Leitung der Ncichsbank zurückgetreten. Zu seinem Nachfolger ist vom Generalrat Dr. Schacht gewählt worden. Die Wahl Dr. Schachts bedarf noch der Bestätigung des Reichspräsidenten.

Der Generalrat der Reichsbank hat von dem Entschluß Dr. Luthers mit allergrößtem Bedauern Kenntnis genom­men und zum Ausdruck gebracht, daß unter der Führung von Dr. Luther die Interessen der deutschen Währung und die damit zusammenhängenden Wirtschaftsinteressen auf das Beste geivahrt waren und sind. Dem scheidenden Präsidenten wurde vom Generalrat herzlichst gedankt für die hervor­ragenden Verdienste, die sich der scheidende in schwerster Krisenzeit um die deutsche Wirtschaft und Währung erwor­ben hat.

Die Gründe für Luthers Rücktritt

Reichsbankpräsident Dr. Luther hat seinen Entschluß, fein Amt zur Verfügung zu stellen, dem Herrn Reichspräsi­denten in einem Schreiben mitgeteilt, dessen hauptsächlicher Inhalt wie folgt lautet: Daß die Neichsbankleitung stetig und von parteipolitischen Strömungen unabhängig zu sein hat, müsse zumSchutzederWährungals tragender Grund­lage deutschen Volks- und Wirtschaftslebens seht und auch künftig Geltung behalten. Bei der durch die jüngsten politi­schen Ereignisse bevorstehenden Neuordnung vieler Verhält­nisse sei es eine dringende Staatsnotwenbigkeit, daß die Reichsbank in allen Fragen von Belang, die Währung, Kre­dit, öffentliche Finanzen und Wirtschaftspolitik betreffen, von Anfang an zugezogen wird und in enger Zusammenarbeit mit der Neichsregierung die Autorität ihrer Erfahrung und Sachkunde zur Geltung bringen kann. Eine besondere und sogar vornehmliche Aufgabe des Rcichsbankpräsidenten sei es, diese Verbindung durch seine Person herzustellen. Aus den Erörterungen mit dem Herrn Reichskanzler habe Dr. Luther entnehmen müssen, daß bei der Neichsregierung gegen eine derartige Ausübung des Reichsbankvräsidentenamtes durch ihn Hemmungen vorltegen. Bestände aber in einer Stunde wie der gegenwärtigen nicht auch von seiten

der Reichsregierung die Bereitwilligkeit, zu enger und ver­trauensvoller Zusammenarbeit, so müsse die Sache selbst dar­unter schweren Schaden leiden. Dem wolle Dr. Luther Vor­beugen, indem er den Posten des Rcichsbankpräsidenten zu anderweitiger Besetzung durch die hierfür im Vankgesetz vor­gesehenen Organe freimacht.

Daß die Reichsregierung keinerlei Währungs­experimente zu machen gedenkt, ginge nicht nur aus ihren bisherigen Erklärungen hervor, sondern sei ihm vom Herrn Reichskanzler ausdrücklich versichert worden.

Dankschreiben -cs Reichspräsidenten Reichspräsident v. Hindenburg hat in einem Dank­schreiben die vielfachen Verdienste Dr. Luthers in schick- salschwercn Jahren als Neichsfinanz-minister und Reichs- bankpräsidcnt namens des Reiches anerkannt. J-n dem Schrei­ben heißt es:Ihre Mitarbeit bei der Ueberwindung der Inflation und die Ileberleitung der gesamten öffentlichen Wirtschaft Deutschlands in geordnete Verhältnisse werden als Ihr besonderes Verdienst in der harten Geschichte der Nachkriegszeit weiterleben. Ebenso werden Ihnen die Ver­dienste unvergessen bleiben, die Sie sich als Leiter der Deut­schen Ncichsbank in der gefahrvollen Krisenzeit der letzten Jahre nm die deutsche Währung erworben haben."

Abschiedsempsang Luthers durch Hindenburg Reichspräsident v. Hindenburg empfing gestern Reichskanzler Hitler zum Vortrag über die politische Lage. Ferner empfing der Reichspräsident den Reichsbank- präsidcnten Dr. Luther.

Reichskommissar sür die Gewerkschaften?

Wie der ,fNWZ. ^auo Berlin gemeldet wird, wird in pöli tischen Kreisen damit gerechnet, daß in der nächsten Zeit die Ernennung eines Neichskommissars erfolgt, dem die beson­dere Ausgabe zufallen werde, eine Prüfung der Finanzlage bei den Gewerkschaften vorzu­nehmen. Unter Umständen seien von einem solchen Beauf­tragten auch Vorschläge zu erwarten, die sich mit der Zu­kunft Ser gewerkschaftlichen Arbeiten beschäftigen.

Tages-Spiegel

Reichsbankpräfibcut Luther ist von der Leitung de, Reichs­bank zurückgetrete«. Eei« Nachfolger »irb Dr. Schacht.

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I» Bayern ist gestern Ministerpräsident Dr. Held zurück« getreten. General von Epp h«t seine Befugnisse übernom­men. I« Baden wurden die Pensionen früherer nicht­beamteter Minister gestrichen.

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In Kiel wurde gestern im Rahmen einer großen Flaggen­parade die ncne durch den Erlaß des Reichspräsidenten a«, geordnete Reichskriegsflagge Schwarzweißrot m»t dem Eisernen Krenz jn der Mitte zum ersten Male ans den Kriegsschiffe« der Reichsmarine gehißt.

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D«r englische Ministerpräsident Macdonald legte der Ab­rüstungskonferenz einen neue« Abrüstuugsentwurf vor» Danach soll Deutschland SV« VW Man« Miliz und Frank­reich 4VVVVV Ma«n, davon Lvv vvv Man« Kontinentaltrup- pen erhalte«.

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Die polnische« Truppe» sind trotz Zusage immer «och «rcht von der Danziger Westerplatte zurückgezogen worden. Der Völkerbund will entsprechende Maßnahmen ergreife«.

der kontinentalen europäischen Heerestypen aus der Basis des Milizsystems mit einer Dienstzeit von acht Mo­naten vor. Eine längere Dienstzeit bis zu zwölf Monaten soll in Ausnahmefällen gestattet sein. Eine Standardisierung der Heeresorganisatiouen außerhalb Europas wird nicht vorgeschlagen.

Der Entwurf enthält Ziffern über die künftige Heeres­stärke der wichtigen Länder. Für Deutschland sind LMM« Mann vorgesehen. Ncch einer in Sem Entwurf ent­haltenen Liste erhalten Frankreich 400 000 Mann, davon 200000 Mann Festlandstruppcn, Italien 250000, Polen 2«0üM, Rumänien 150 OM, Tschechoslowakei 1MV00, Belgien 75 000, Ungarn und Bulgarien je 6V OM, Rußland 600 MO Südsla, Wien IM OM Mann.

Auf dem Gebiete der L a n d r ü st u n g e n wird vorge- schlagen: Von der schweren beweglichen Artillerie die Fest­setzung einer Grenze von 106 Millimeter Kaliberstärke für die Zukunft. Die Staaten, die über größere Kaliber ver­fügen, sollen diese bis zu einer Grenze von 166 Millimeter vorläufig behalten. Neuanschaffungen dürsen aber die Grenze von 105 Millimeter nicht überschreiten. Für Tanks und Panzerkraftwagen wird eine Maximalgrenze vvn l6 Tonnen festgesetzt. Der Entwurf steht Zerstörung des Materials, das die festgelegten Grenzen überschreitet, in Etappen vor, und zwar soll ein Drittel innerhalb eines Jahres und zwei Drit­tel innerhalb von drei Jahren, angefangen vorn Zeitpunkt des Inkrafttretens der Konvention, zerstört werden.

Flottenrüstungen: Hier hält sich der Entwurf im wesentlichen im Rahmen der Flottenverträge von Washing­ton und London. Die Ausdehnung des Londoner Vertrages auf Frankreich und Italien ist vorgesehen. Die Flottensircit- kräfte der übrigen Länder sollen aus der bisherigen Basis beibehalten werden. Die endgültige Regelung der Flotten- frage soll einer neuen Konferenz im Jahre 1935 Vorbehalten bleiben.

Was bedeutet der englische Plan»

Die groß« Rede MacLonalds im Hauptausschuh der Ab­rüstungskonferenz und der neue englische Abrüstungsplan' schassen auch für Deutschland eine neue Lage. Macöonald hat in seiner Rede die Gleichberechtigung Deutschlands theore­tisch uneingeschränkt anerkannt. Die praktische Anerkennung bleibt aber in dem Abkommenscntwnrf hinter der theoreti­schen weit zurück. Jn der Kriegsmaterialsrag« muß folgerich­tig nach der Aufhebung der Entwaffnungsbestimmungen des Versailler Vertrags Deutschland das Recht der gleichen Matertalabrüstungen wie den übrigen Mächten, sowie der gleichen Artillerie und Tanks, wie sie nach den im Abkom­men vorgesehenen Höchstgrenzen fostgelegt sind, gestattet sein.

Auf deutscher Seite wird imnmohr der englische Plan un­ter dem Gesichtspunkt der praktischen Gleichberechtigung Deutschlands eingehend geprüft werden. Man betont, daß selbstverständlich dieser Gesichtspunkt die endgültige deutsche Haltung zum englischen Plan bestimmen wird. Der englische Plan bezweckt nach allgemeiner Auffassung im wesentlichen, eine Aufrüstung Deutschlands zu verhindern. Auf dem Sicherhettsgebiet ist Macbvnald, wie allgemein viel bemerkt wird, den französischen Wünschen nicht entgegen­gekommen und hat besonders die französischen politischen Sicherheitswünsche nicht berücksichtigt.

Der englische Plan stößt bereits jetzt auf stärksten Wider­stand. Die Aussichten auf eine Annahme dieses Planes find kaum größer als sie bei der großen Botschaft des Präsidenten Hoover im Juli vor. IS. bestanden, dt« praktisch niemals Anerkennung gesunden hat.

Neuer englischer Abrüstungsvorschlag in Genf

Ein letzter Versuch zur Rettung der Abrüstungskonferenz Das Gelingen erscheint zweifelhaft

Genf, 17. März. Der englische Ministerpräsident Macdonald hat gestern im Hanptausschnß der Ab­rüstungskonferenz eine bedeutsame Rede gehalten und einen «euen Abrüstungsvorschlag überreicht. Macdonalb führte »nter anderm aus: Die Männer guten Willens müssen sich jetzt schlüssig werden und die Verantwortung übernehmen. Ein langjähriger Freund (Reichsaußemninister v. Ncnrathj, den er auf das höchste schätze, der ein treuer Diener des internationalen Friedens sei und dem er volles Vertrauen schenk«, habe ihm gesagt:Entweder mir- Deutsch­land Gerechtigkeit und Freiheit gewährt »der Europa bricht znsamme n." Deutschland würde »der als nur fordernde Macht in eine falsche Lage geraten. >h« Staaten müßten zur Sicherung des Friedens beitragen. Die entwassneten Mächte verlangten heute Gerechtigkeit und Freiheit, die bewaffneten Mächte müßten in der Herabsetzung ihrer Rüstungen ihren Beitrag znm Werk des Friedens er- dktcken. Dieser Beitrag von beiden Seiten müsse in einen Pol" zusammengetan werden.

Macdonald baute seine weitere Rede sodann auf der Erklärung der fttnfGroßmächte vom 11. Dezember auf und erklärt/als Präsident der Fünfmächtekonferenz zu sprechen. Jn dieser Erklärung, die von der Abrüstungskonfe­renz angenommen worden sei, sei die Geivalt bei Durch­setzung politischer Ziele ein für alle mal ausgeschlossen. Jn dieser Erklärung sei die Gleichberechtigung Deutschlands anerkannt worden. Sie habe zur Rückkehr Deutschlands in die Abrüstungskonferenz geführt. Die Gleichberechti­gung könne aber nur in Etappen durchgeftthrt werden. Die Staatsmänner hätten damals bei wichtigen militärischen Zugeständnissen anläßlich der Anerkennung der deutschen Gleichberechtigung auch die Stimmung Europas erwägen müssen. Durch die Erklärung vom 11. Dezember seien zwei entscheidende Punkte geregelt worden:

1. Die Sicherheit durch den Gewaltverzicht,

S. die Gleichberechtigung in Etappen.

Das Problem des Friedens sei heute psychologischer Natur. Etne glatte Vertagung würde bas Eingeständnis des Zusam­menbruchs der Konferenz bedeuten. Die englische Regierung habe daher einen neuen Vorschlag ausgearbestet, der

zwar niemand befriedigen »»erbe. Wer jedoch die Interessen von 60 Nationen befriedigen wollte, sei ein Narr. Sein Freuird, Botschafter Nadolny, wolle wissen,.was er bekommen werbe, und was er zu geben habe. Und Daladier wieder wolle wissen, welche Opfer Frankreich bringen solle. Das ganze Problem fei aber heute, den Charakter der Sicherheit zu ändern. Die Konferenz müsse der Tatsachenlage rücksichts­los und mutig ins Auge schauen, sonst trete Wirrwarr und Zusammenbruch ein. Der englische Plan sehe eine Ueber- gangszeit für die bewaffneten und entwassneten Staaten vor. Er ergreife für niemanden Partei, sondern liege in der Mitte. Die Konferenz sei eine Abrüstungskonferenz, nicht eine A-u früstungskonferenz.

Macdonald erklärte sodann, die Konferenz müsse end­gültig entschließen, die Ziffern für die Herabsetzung der Rüstungen sestzustellen. Sechs Jahre lang habe man sich gescheut, an diese entscheidende Frage heranzugehen. Einige Nationen lehnten es ab, offen miteinander zu reden. Damit müsse jetzt endlich Schluß gemacht werden. Wenn die Konfe­renz zusammenbrechc, wenn der englische Plan abgelehnt werde, so werde die gesamte Entwicklung mit großer Be­schleunigung Katastrophen zueilen. Es sei eine Feigheit, Risiken nicht übernehmen zu wollen. Opfer müßten gebracht werden. Verneinung heiße Entscheidung gegen die Abrüstung, heiße die Verantwortung für etne dunkle Zukunst überneh­men. Ein Zusammenbruch der Konferenz würde Leidenschaf­ten entfachen, dieKrieg bedeuten könnten. Macdonald schloß seine Rede mit einem Appell an die Konferenz, den Forde­rungen der Stunde Rechnung zu tragen und Vernunft walten zu lassen und die Verantwortung zu übernehmen.

Der deutsche, italienische und amerikanische Vertreter be­grüßten im Anschluß an die Rede den Willen Englands, eine wahrhafte Abrüstung herbeizuführen.

Der Abrttstnngsentwurs der englischen Regierung gliedert sich in vier Teile mit insgesamt 96 Einzelartikeln. Die beiden ersten Kapitel handeln von der Sicherheit und der Abrüstung. Auf dem Gebiet« der Sicherheit beschränkt sich der Entwurf aus eine Erneuerung beS Brianb- Kellogg-PakteS. Das zweite Kapitel enthält die eigent­lichen Abrüstungsmaßnahmen. Es sieht die Vereinheitlichung