^ Au« Stadt und Land
Calw, den 6. März 1983.
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Rebe des Reichskanzlers anznHüren.
In de« Ruhestand
Turnen und Spott
Fußball-Ergebnisse so« Sonntag
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Bei den gestrigen Wahlen ist um «ine Entscheidung se- Üämpst worden. Das bezeugt die außergewöhnlich hohe Wahlbeteiligung im Bezirk und i« der Ober- amtsstabt. 86,6 v. H. der Wahlberechtigten des Bezirks, daS find 14,9 v. H. mehr wie bei den Novembevmahlen 1932, haben ihre Stimmen abgegeben. In einzelnen Beztrksgemeinden ftn- noch nie dagewesene Abstimmungsziffern erreicht worden,' so stimmten ». B. in Martinsmoos und Möttlingen nahezu 100 v. H. aller Wahlberechtigten ab. In Calw haben 88,6 v. H. der Stimmberechtigten (bei den Novemberwahlen 76,9 v. H.) ihrer Wahlpflicht genügt. Nach der mit jedem der fünf Wahlgänge des letzten Jahres bedenklich zunehmenden Wahlmüdigkeit, die im November u. a. für die NSDAP, eine erhebliche Strmmetnbuße (22 v. H.) zur Folge hatte, sind also gestern alle Kräfte mobil gemacht worden.
Der Erfolg war ein großer nationalsozialistischer Wahlsieg. Die NSDAP, hat im Bezirk Calw 8847 Stimmen neu gewonnen und damit ihren Stimmbesitz um 65,6 v. H. vermehrt. Mit einer Gesamtzahl von 9708 Stimmen, bas sind 61,1 v. H. der bei dieser Wahl überhaupt abgegebenen Stimmen, marschiert sie mit weitem Vorsprung an der Spitze aller Parteien. Zugenommen hat ferner die unter der Wahlde-vise Kampffront „Schwarz-Wetß-Rot" in die Wahl eingetreten« Deutschnationale Volkspartei. Sie konnte ihren Dtimmbestand im Bezirk von 738 auf 8SS, also um 176 Stimmen (24,8 v. H.) verbessern. Die Sozialdemokratische Partei, das Zentrum und die Deutsch-Demokratische Partei halben ihren ziffernmäßigen Bestaub behaupten können. Stimmen verloren haben die K o m mu n i st i s ch e Partei, der Bauernbund, der Chriftl.-soz. Bolksdienft und die Deutsche Bolkspartei. Die Kommunisten büßten 458 Stimmen ein, was einer Abnahme von 29,5 v. H. entspricht, und haben damit eine empfindliche Niederlage erlitten. Der Bauernbund verlor 363 Stimmen oder 19,2 v. H. seines Bestandes im Bezirk. Die Stimmen des CHristl.-soz. Volks- bienstes gingen um 168 (15,4 v. H.) zurück, die Deutsche Bolkspartei verlor 78 Stimmen. Ihrer Stärke nach ordnen sich die Parteien im Bezirk nun wie folgt: NSDAP 9708, Banernbund 1518, Kommunistische Partei 1081, Sozialdemokratische Partei 1078, Christl.-soz. Volksdienst 917, Deutsch- nationale Volkspartei (Kampffront Schwarz-Weiß-Rot) 899, Deutsch-Demokratische Partei 258, Zentrum 214 und Deutsche Bolkspartei 187 Stimmen. y/z.
Der Wahlausgang in der Stadt Calw — gegenüber den Novemberwahlen war die Beteiligung um 11,7 v. H. gesteigert — ist jenem im Bezirk ähnlich. Auch hier haben NSDAP, und Kampffront Schwarz-Weiß-Rot Gewinne gemacht. Die NSDAP, verbesserte ihren Stimmbestand von 841 auf 1455, also um 614 Stimmen, Schwarz-Weiß-Rot erzielte mit 394 Stimme» ein Stimmenmehr von 65. Die Deutsch-Demokratische Partei hat 7 Stimmen gewonnen. Die Zahl der Zentrumsstimmen ist unverändert geblieben. Die KPD. verlor 71 Stimmen, sie besitzt jetzt noch 306 Stimmen in Calw. Die Stimmen des Chr. Volksdienstes gingen um 70 Stimmen auf 274 Stimmen zurück, jene der Deutschen Bolkspartei um 63 auf 88 Stimmen und die der Sozialdemokratischen Partei um 6 auf 893 Stimmen zurück.
Der Wahltag ist bei regnerischer Witterung allenthalben tnr Bezirk in voller Ruhe und Ordnung verlaufen. Der Vortag wurde von der NSDAP, als „Tag der erwachenden Nation" begangen. In Calw sah man zahlreiche Hakenkreuzfahnen an Wohngebäuden. Am Samstagabend marschierten die Calwer SA. und die Wehrsportkompagnte des Stahlhelms unter Borantritt eines Spielmannszuges gemeinfirm von der Vorstadt aus durch die Hauptstraßen der Stadt, während auf dem Hohen Felsen ein Höhenfeuer abgebrannt wurde. Auf dem Markt fand sich eine größere Menschenmenge.
trat am 1. März ds. Js. der im 61. Lebensjahr stehende Bahnhofoberschafsner Bühler in Bad Teinach. Für langjährige treue Dienstleistung bei der Reichsbahn wurde ihm Anerkennung und Dank durch de« Herrn Präsidenten der Reichsbahnbirektion Stuttgart ausgesprochen Wir wünschen und hoffen, baß er sich des wohlverdienten Ruhestandes recht lange erfreuen möge.
Wetter für Dienstag «nd Mittwoch
Unter der Einwirkung der westlichen Depression ist für Dienstag und Mittwoch immer noch mehrfach bedecktes und auch zu weiteren Niederschlägen geneigtes Wetter zu erwarten.
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Speßhardt, 6. März. Die Ortsgruppe Calw der NSDAP, hat auch diesmal wieder die Wähler der NSDAP, von Speßhardt mittels Personenkraftwagen zum Wahllokal nach Alzenberg gebracht. Da der Weg zur Zeit schlecht und die Witterungsverhältnisse ungünstig waren, nahmen viele Personen, namentlich auch weiblichen Geschlechts, an der Wahlfahrt teil.
SCB. Stuttgart, 5. März. Auf 1009 Einwohner kamen im Jahr 1992 Arbeitslose im Reich im Januar 96,8, im Juli 86,4, im Dezember 92,6, in Württemberg einschließlich Ho- henzollern im Januar 66,2, im Juli 45,7, tm Dezember 61,6, in Baden einschließlich eines Teils von Hessen tm Januar 84,3, im Juli 78,7 und im Dezember 78,8.
SCB. Stuttgart, 6. März. Der Verband witrtt. Krauenvereine hat wegen der Zwangsbeurlaubung der Krau Ministerialrat Dr. Bäumer tm Reichsministerium des Innern an die Reichsregierung telegraphisch ein Protesttelegramm gerichtet, in dem Frau Dr. Bäumer als leuchtendes Vorbild an hingebender Arbeit für Volk und Vaterland in Krieg und Frieden gepriesen und bringend gebeten wird, st« alsbald wieder in ihr Amt einznsetzen.
SCB. Stuttgart, 6. März. Nach einer Mitteilung des Reichswehrministeriums wurde der Kommandeur der Ansbildungsabteilung im Jnfant.-Reg. 18, Most, mit Wirkung vom 1. April zum Kommandanten von Stuttgart ernannt. Der bisherige Kommandant, Ritter von Molo, scheidet mit dem 31. März somit aus.
wp. Stuttgart, 5. März. Große- „Aufsehen" erregt« am Sonntag abend eine auf dem Turm des Hauptbahnhofs flatternde Hakenkreuzfahne. Auf dem Bahnhofvorplatz gab es Ansammlungen und lebhafte Auseinandersetzungen unter dem Publikum. Als die Bahnverwaltung davon erfuhr, ordnete sie an, daß die Fahne sofort heruntergeholt werben solle. Die Untersuchung ergab, daß einige junge Leute zu der Plattform des Bahnhofturms htnaufgefahren waren, um dort die mitgebrachte Fahne zu hissen.
SCB. Lndwigsburg, 8. März. Eine heftige Explosion ereignete sich in der Färberei und Chem. Waschanstalt Haag, Seestraße 3, wo sich Benzindämpfe entzündeten. Zahlreiche Fensterscheiben gingen in Trümmer, und auch sonst wurde mancherlei Schaden angerichtet. Durch üte Glassplttter erlitt ein Bewohner des Nebcnhauses nicht unerhebliche Verletzungen am Kopf und im Gesicht. Nur dem glücklichen Umstand, baß zufällig in dem Reinigungsraum niemand anwesend war, ist es zu danken, daß nicht auch der Verlust vo« Menschenleben zu beklagen war.
wp. Schwenningen, 8. März. Gegen die Wohnung de» Schlachthofdtrektors Dr. Schlenker, der Mitglied der Deutsch- Demokratischen Partei ist, wurde ein Gprengstoffanschlag verübt. Auf ein Fenstergesims seines Hauses legten bisher noch unbekannte Täter eine Boche nieder, die, aus GaS- röhren und Zement hergestellt, mit Sprengstoff gefüllt war und explodierte. Da sich im Augenblick der Explosion niemand in dem betr. Zimmer befand, wurden Personen nicht verletzt. Dagegen wurde erheblicher Sachschaden angerichtet.
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Die Garonesse schwieg. Lin seltsames, rätselhaftes Lächeln vmspielte den roten Mund. „Du mußt wissen," fuhr die Gräfin nach einer Weile fort, „daß ich mich für dich über diesen Vorschlag freue. Du lernst da den herrlichen Süden, lernst eine höchst interessante Gesellschaft, die sich in Nizza ein Stelldichein zu geben pflegt, kennen und findest dort vielleicht sogar eine passende Partie, während du hier in unserem stillen Schwarzegg bei unserem geringen Verkehr mit de.a Nachbaradel gar keine Chance hast. Alles zu deiner Ausstattung Erforderliche stelle ich dir selbstverständlich zur Verfügung!"
„Du bist gütig!" versetzte Jutta, die Lippen hochmütig aufwerfend. „Da ich Indessen weder reisen, noch heiraten, noch — Almosen empfangen mag. so mußt du schon verzeihen, wenn ich dankend ablehneI"
Die Gräfin lehnte sich mit einem bitteren Lächeln in ihren Stuhl zurück und sah gedankenvoll auf die Sprühgarben der Fontäne. Seit einiger Zeit wußte sie es; sie hatte töricht gehandelt, als sie diese Jutta von Brocksdorff in ihr Haus nahm; — ihr Glück war dadurch gefährdet worden! Deshalb wollte sie die Friedensstörerin entfernen. — Aber wie das anfangen? Alle ihre dahinzielenden Versuche scheiterten an der Weigerung Juttas, Schwarzegg zu verlassen. Und weshalb »tigerte sie sich?
Plötzlich leuchtete der eben noch so trübe Blick der Gräfin auf. Der helle Ton einer Kinderstimme war cm ihr Ohr gedrungen. Sich wendend, gewahrte sie ein reizendes, weißgekleidetes kleines-Mädchen, blondlockig und blauäugig, welches an der Hand einer schwarzgekleideten jungen Dame soeben aus der Veranda trat und fröhlich lachend und plaudernd die Stufen der Freitreppe herabhüpft«.
„Ah", sagte Gräfin Eleonore, glücklich lächelnd, „Siddy und Fräulein Felsen!"
„Ein widerwärtiges Geschöpf, diese Gouvernante!" bemerkte die Baronesse.
„Aber. Jutta, ist das dein Ernst? Dieses bescheidene, liebenswürdige Mädchen nennst du widerwärtig! Du kennst
sie ja kaum, auch kann sie dir unmöglich irgendwie nur im geringsten zu nahe getreten sein!" —
„Eine Person kn dienender Stellung mir zu nahe treten?" Die Baronesse warf unendlich hochmütig den Kopf zurück. „Das hätte ich ihr nicht raten mögenl Bin ich gleich arm. so bleibe ich doch immer eine Baronesse Brocksdorff! Was ich an diesem Geschöpf widerwärtig find«, das ist dieser ewig spionierende, gleichsam sezierende Blick, dieses stete Beoba- achten. dieses Schulmeisterhafte an einem so jungen, unerfahrenen. ungebildeten Mädchen! Ich finde das, gelinde gesagt, unverschämt abscheulich!"
„Auf deine vollkommen grundlose, gehässige Anklage kann Ich dir nur entgegnen, daß Fräulein Felsen keine Person in dienender Stellung, sondern die Erzieherin meiner T, chter ist, daß ihr Blick nicht spionierend, sondern offen, treu und ehrlich ist, sowie ferner, daß ich st« hochachte und ihren bei ihrer Jugend wahrhaft erstaunlichen Leistungen dt« höchste Anerkennung zolle!"
Sie schwieg, denn in diesem Moment trat die junge Erzieherin mit der kleinen Komtesse in das Zelt.
„Guten Morgen, gnädigste Gräfin! Guten Morgen, gnädiges Fräuleinl" grüßte Gertrud, die jüngere Schwester Helenes, sich graziös verneigend, die beiden Damen. Die kleine Komtesse flog mit einem lauten Iubelruf auf dte cm- gebetete Mutter zu und küßte dieselbe zärtlich.
„Guten Morgen, Fräulein Felsen!" erwiderte die Gräfin, den Liebling an sich vreffend. liebenswürdig Gertruds Gruß, während Jutta von Brocksdorff es nicht der Mühe wert hielt, zu danken, sondern mit eisiger, unnahbar stolzer Miene an ihrer Stickerei arbeitete.
„Ich komme, gnädigste Gräfin," wandte Gertrud sich an die Schloßherrin, „um Ihnen auf Ihren Wunsch hin mitzuteilen, daß Komtesse Sidonie sich in der soeben abgehaltenen Tertialprüfunq in jeder Beziehung ausgezeichnet und mich vollkommen befriedigt hatl"
„Das freut mich, Fräulein Felsen, ich habe es übrigens nicht anders erwartet, weiß ich doch, wie Siddy für Sie schwärmt und daß sie um keinen Preis Ihren Unwillen erregen möchte. Nicht wahr, mein Liebling?" sagte fi«, sich zu der lieblichen Kleinen niederbeugend.
„O, Mama," rief Sidonie enthusiastisch an», sich innig an die Mutter schmiegend,,Fräulein Felsen ist so — so gut!"
Um die süddeutsche Meisterschaft:
Phönix Ludwigshafen — FC. Nürnberg 0:9 Karlsruher KB. — Stuttgarter Kickers 2:0 FSpV. Mainz — Eintracht Frankfurt 1:2 FSpV. Frankfurt — Wormatia Worms 8 :1 FC. Kaiserslautern — Waldhof Mannheim 1:1 Bayern München — FC. Pirmasens 4:2 Länderspiel:
In Amsterdam: Holland — Ungarn 1:2 Um den süddeutschen Verbandspokak FC. Freiburg — Stuttgarter Sportklub 3:1 SpV. Feuerbach — Germania Brötzingen 8:1 FC. Mtthlburg — VfB. Karlsruhe 4 :.1 FC. Pforzheim — Frankonia Karlsruhe 7 : 8
Geld-, Volks- und Landwirtschaft
8,8. Stuttgarter Obst- «nd Gemüsegroßmarkt »o« 4. Mär-
Tafeläpfel 16—SS; Kochäpfel 12—25; Walnüsse 28—SOj Kartoffeln 2,5-8; Kopfsalat 20—80; Wirsing (Köhlkraut) I bis 12; Filderkraut 8—4; Weißkraut, rund 8—4; Rotkraut 4 vis 8; Blumenkohl 20-86; Rosenkohl 20-36; Grünkohl I bis 10; Rote Rüben 8—6; Gelbe Rüben 4—6; Karotten^ runde, 1 Bund 16—30; Zwiebel 5—7; Gurken, große 90 bis 100; Rettiche 9—8; Monatsrettiche 10—16; Sellerie 8—18y Schwarzwurzeln 20—80; Spinat 2S—80; Rhabarber 18— SO.
Vom Calwer Wochenmarkt
Infolge d«S schönen Wetters war der Markt zu der jetzigen Jahreszeit gut besetzt. Bon den Gärtnern beschicke» gegenwärtig nur zwei den Märst. LS ist also Gelegenheit geboten, an den Markttagen das nötige Gemüse einzukaufen. Ausländisches Gemüse ebenso auch Südfrüchte werde« bis jetzt sehr wenig angeboten. Die Nachfrage ist jedenfalls nicht stark. Da vom März an mit der Aussaat der meiste* Gewächse im Gemüsegarten begonnen werden kann, ist dt« Zeit nicht mehr fern, da die ersten FrüHgewächse ans de« Markt erscheinen. Außer Kraut, Karotten, Zwiebel*, Schwarzwurzeln ist Spinat und Ackersalat zu halben. Won* daS Erdreich aufgefroren ist, kommt der beliebte AckerfeN» salat, der aus Aeckern, Rainen und Abhängen wächst, wieder in Menge auf den Markt. Als frisches und neues Gemüs« wird sehr gerne Brunnenkresse gekauft. Am beste» beschickt ist der Obst-, Eier- und Buttermarkt. An Obst waren größer« Mengen ausgestellt. Manche Obstzüchter haben im Herbst nicht alles Winterobst zu Markt gebracht, sondern unser» Rat besolgt und mit dem Verkauf von edlem Tafelobst bis jetzt zugewartet. Auffallend war der Unterschied zwischen dem im Keller oder in einer geeigneten Kammer aufbewahrte* Obst. Das in einem frostfreien Raum überwinterte Obst ist von viel besserer Beschaffenheit als das Obst, das in eine» feuchtdumpfen Keller aufbewahrt war. Sehr gut hat sich Schöner von Boskoop und Großer rheinischer Bohnapfel gehalten. Für ersteren würben in guter Qualität 25 Rpf. fü» das Pfund verlangt und auch bezahlt. Dieser Apfel hält jeden Vergleich mit ausländischen Aepfeln aus. Gewürz- lutken waren wenig, Goldparmänen leider gar keine meh, zu haben. Birnen find ganz verschwunden, trotzdem manch« Obstzüchter noch Winterbtrnvn wie Präsident Drouard uns Gräfin von Paris Mrückgelegt haben. Diese hochfeinen Tafed- btvnen sollten erst von Februar an aus den Markt gebracht wevden. Der Eier- und Bnttermarkt war stark beschickt. Dt« Eier gingen teilweise bis aus 8 Rpf. bas Stück zurück. Neu waren Gänfseior, da« Stück zu 90 Rpf.. die von Liebhaber» sehr geschätzt werden, wttzrend di« Hausfrauen weniger dar- aus achten. Die Butterpreis« bleiben sich tm allgemeine« gleich, neigen aber «her etwas abwärts. Landbntter kostet« 1,10 RM. das Pfund.
Die örtlichen Kleinhandelspreise dürfen selbstverständlich nicht an d«, Börsen- und Großhandelspreisen gemessen werden, da für jene noch d« sog. wirtschaftlichen BerkebrSkosten in Zuschlag kommen Die Schriftitg
Baronesse Jutta lächelt« verächtlich.
Die Gräfin aber wandte sich an die junge Erzieherin und sagte freundlich mit klarer Stimme: „Ich 'erkenne hier- mit an, Fräulein Felsen, daß Siddy in den drei Monate» Ihres Hierseins erstaunliche Fortschritt« gemacht hat! Ich kann deshalb nicht umhin. Ihnen meinen herzlichsten Dar» für Ihre treu« Pflichterfüllung aussprechen und bitte Si«^ diesen Ring zum Andenken von mir annehmen zu wollen." Sie zog einen wertvollen, mit einem funkelnden Diamanten verzierten Ring vom Finger und reichte ihn dem sprachlos vor Freude die Hand der gütigen Geberin küssenden jungen Mädchen.
Die klein« Komtess« aber bat schmeichelnd: „Mama, laubst du, daß Fräulein und ich heute nach der Försterei fahren? 3m Walde Ist es so schön, und ich möchte so gern Beeren suchen I"
„Ja, mein Kind," sagte di« Gräfin lächelnd, „ich erlaub« es! Und Kurt-Egon mag euch mit seinem Lehrer begleiten!"
„Das ist lieb!" rief das glückliche Kind, fröhlich in di« Hände klatschend, „das wird prächtig werden! Wie ich mich darauf freue!"
„Nun wollen wir aber in unseren Studien fortfahren, damit wir nicht zuviel versäumen," mahnte Gertrud.
Sie verneigte sich vor den Damen und kehrte mit de« willig folgenden kleinen Komtesse in da« Schloß zurück.
„Lächerlich," sagte die Baronesse wegwerfend, „ein«» solchen Person auf das Wort zu gehorcheni Ich begreife Siddy nicht! Hätte meine Gouvernante es gewagt, mir anders als mit einer höflichen Bitte zu nahen, sie hätte sofort aus dem Haus« gemußt, eher hätte ich mich nicht zufrieden gegeben!"
„Es ist sehr gut, liebe Jutta," sagte die Gräfin kühl, „wenn man in seiner Jugend gehorchen lernt, und ich würde Siddy streng bestrafen, wenn sie sich den Anordnungen ihrer Lehrerin nicht fügte. Glücklicherweise aber habe ich das nicht nötig, denn mein Liebling ist artig und bescheiden, wie ein Kind es sein muß!"
„So. meinst du etwa, ich sei unartig und ungezogen gewesen, weil ich mir von solch einem bezahlten bürgerliche» Geschöpf nicht» befehlen lassen mochte?"
(Fortsetzung folgt.)