Aus Stadt und Land

Calw, dm 16. Februar 1933.

Fetertagsrücksahrkarten z« Oster«

Wie die Reichsbastuverivaltung mitteilt, werden -u Ostern wieder von und nach allen Bahnhöfen Sonntagsrückfahrkar­ten mit verlängerter Geltungsdauer (Festtagsrückfahrkarten) ausgegeben; gleichzeitig wird die Geltungsdauer der Arbei­terrückfahrkarten entsprechend verlängert. Die Festtagsrück- sahrkarten sollen gelten zur H i n f a h r t an allen Tagen vom v. April um 0 Uhr bis zum S. April um 24 Uhr und vom 13. April um 0 Uhr bis zum 18. April um 24 Uhr (die Hin­fahrt muh an den angegebenen letzten Geltungstagen jeweils um 24 Uhr beendet sein». Zur Rückfahrt gelten die Karten an allen Tagen vom 8. April um 12 Uhr bis zum 10. April um 24 Uhr und vom 13- April um 12 Uhr bis zum IS. April um 24 Uhr lRückfahrt muß am 10. und IS. April um 24 Uhr beendet sein. Die Arbeiterrückfahrkarten können während der ganzen Geltungsdauer vom 0. bis 19. April an jedem Tage zur Hin- und Rückfahrt benutzt werden,- die Rückfahrt mutz am IS. April ebenfalls um 24 Uhr beendet sein. Die Festtagsrückfahrkarten werden von den Fahrkarten­ausgaben und deren Reisebüros bereits vom 10. Tage vor dem ersten Geltungstage, also vom Montag, den 17. März ab, ausgegebeu.

Generalversammlung

des Kaninchenzuchtvereins Calw und Umgebung

Am letzten Sonntag hielt der Kaninchcnzuchtverein seine dtesjähr. Hauptversammlung. Der Vorsitzende, P. Dufner, begrützte die Anwesenden und konnte feststcllcn, daß trotz schlechter Zeit oder gerade deshalb die Kaninchenzucht wieder stärker betrieben wird. Der Verein konnte im verflossenen Jahr seinen Mltgliederstand etwas vergrößern und wirbt auch weiterhin unter den Auch-Kaninchenhaltern, denn die Vorteile eines organisierten Züchters sind wesentlich. Aus dem Tätigkeitsbericht konnte man ersehen, daß der Verein voll auf der Höh« ist. Wen» auch bei den abgehaltenen Ver­sammlungen die Teilnahme seitens der Mitglieder manchmal zu wünschen übrig lietz, so nrutz sestgestellt werden, daß das vorhandene Tiermaterial ein sehr gutes ist. Beweis waren die Lokalausstellungen in Bad Liebcnzell und Calw, die Gau- ausstellung in Wildberg und die Bundesausstellung in Göp­pingen. Von den Jungtieren wurden im vergangenen Zucht- jahr 130 Stück tätowiert. Der Kassenbestand des Vereins ist ein befriedigender,- nach Abgabe des Kassenberichts wurde Kassier Hilt Entlastung erteilt. Nachdem die jeweiligen Ver­treter bei der Gau- und Bundesousstellung einen ausführ­lichen Bericht über diese Veranstaltungen gegeben hatten, wurde zu den Neuivahlen geschritten. Gewählt wurden zum Vorsitzenden M. Zwe r g e r, Schriftführer L. Ackermann, Kassier W. Hilt; der Ausschuß wird gebildet aus den Mit­gliedern Weihin g, Theurer, W. Lutz, Bär, Kling und D u f n e r. Die Tätowierkommission bilden die Herren Dufner und Schucker. Kassier Hilt wurde zum Ehren­mitglied ernannt, da-er schon 25 Jahre dem Verein die Treue gehalten hat. In der sich anschließenden Aussprache wurde der Wunsch laut, daß sich die Mitglieder stärker denn je gegen­seitig unterstützen und der Arbeit der Vorstanöschaft sowie den Veranstaltungen des Vereins das nötige Interesse ent- gegenbringeu sollten. Nur dann kann bas reichhaltige Jahresprogramm, das in seinen Grundzügen von der Ver­sammlung festgelegt wurde, zum Wohl des Vereins durch- geftthrt werden.

Vour Musikverband Nagolbgau

Die erste Gauversammlung des vor einiger Zeit in Calw gegründeten Musikverbandes Nagoldgau im Bund südwcst- deutscher Musikvcretnc konnte am vergangenen Sonntag in Wildberg abgchalten werden. Der stellvertretende Vorstand Nathselder vom Mufikverein Wildberg hieß neben den zahlreich erschienenen Vertretern der einzelnen Musikvereine und -kapellen auch Bürgermeister Schmelzle-Wildberg herz­lich willkommen. Stach einigen gut vorgetragenen Musikstük- ken des Musikvereins Wildberg berichtete Stadtkapellmeistcr N o m e t s ch - Nagold, dessen unermüdlicher Arbeit der neue Gau seine Entstehung verdankt, über seine Tätigkeit seit der letzten Versammlung in Calw. Erfreulicherweise ist ein reges Interesse seitens der noch fernstehenden Vereine wahrzuneh­men. Neu eingetreien ist Kuppingen, während Dornstetten seinen Beitritt zum Gau für die allernächst« Zeit in Aussicht stellte. Eine Anregung, vom 1. April ab eine Beitrittsgcbühr zu erheben, wurde beschlossen. Nach der Festsetzung des Jahres­beitrags, der mit 10 NM. pro Kapelle äußerst niedrig bemessen ist, gab Stadtkapellmeister Rvmetsch auf verschiedene Anfragen, dieGcrna" betreffend, Auskunft. Danach vertritt der Bund bet niederstem Jahrespauschalsatz alle Interessen der Vereine der Gema" gegenüber. Die ausgearbetteten Statuten fanden ein­stimmige Annahme, ebenso die Benennung des Gaues in Mustkverband Nagoldgau im Bunde Südwcstdeutscher Mu­sikvereine". Bei den folgenden Wahlen wurde Stadtkapell- mcistcr Nometsch - Nagold einstimmig zum 1. Vorsitzenden gewählt, ferner Obersekretär Neyle-Nagold zum Kassier. Als Gaudirigent wurde Musikdirektor .F r a n k - Calw be­stellt. In den Ausschuß treten M a y c r - Kuppingen und Vock-Htrsau ein. Im weiteren Verlauf der Versammlung wurde gegen die nicht mehr zeitgemäßen Sportelsätze prote­stiert, die eine Durchführung von musikalischen Veranstal­tungen nahezu unmöglich machen. Als nächstjähriger Ver­sammlungsort wird Stammheim bestimmt. Mit Worten des Dankes an die Erschienenen und mit dem Wunsche auf eine gute Fortentwicklung des neugegründeten Gaues schloß der 1. Vorsitzende die harmonisch verlaufene Versammlung. Der Mustkvercin Wildberg konnte auch für die in den Pausen flott vorgetragenen Musikstücke verdienten Beifall entgegen- nchmen.

Württ. Volksbühne

Der erfolgreiche Lustspieldtchter Ludwig Fulda feiert die­ses Jahr seinen 70. Geburtstag. Die Württ. Volksbühne nimmt dies zum Anlaß, um am Freitag nächster Woche eines seiner jüngsten Werke, die reizende KomödieFräulein F r a u" zu- Aufführung zu bringen. DI« Inszenierung des amüsanten Lustspiels liegt in den Händen Herbert Dir- mosers.

Waldenserspkel k« Nenhengstett

Am letzten Sonntag führte die Spielvereinigung Neu- hengstett das historische Drama in fünf AufzügenDie Waldenser" im Gasthauszum Lamm" auf. Die präch­tige Aufführung zeugte von ungewöhnlicher Hingabe der Spieler an das Werk; Spiel und Szene waren so lebensecht, daß man sich wirklich in die Zeit der Glaubenskämpfe der Waldenser versetzt glauben konnte. Jeder Akt wurde denn auch mit dem größten Beifall ausgenommen. Das Spiel wird aus vielseitigen Wunsch am nächsten Sonntag in Neuheng- stett wiederholt und dürfte wiederum große Anziehungs­kraft ausüben. Niemand sollte sich den tiefen Eindrücken, welche das Waldenserspiel vermittelt, entziehen. Näheres wird noch im Anzeigenteil bekanntgegebcn werden.

Wetter für Freitag und Samstag

Einem Hochdruck über Irland steht ein Tiefdruck über dem Baltikum gegenüber. Süddcutschland befindet sich im Bereich des Hochdrucks. Für Freitag und Samstag ist zwar zeitweilig bedecktes, aber vorwiegend trockenes Wetter zu erwarten.

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Neubulach, IS. Febr. Das Wehrsportkorps IV desStahl­helm" kam vergangenen Samstag, aus einem Nachtmarsch nach Neuweiler begriffen, durch das Städtchen. In der Sonne" sprachen, bedauerlicherweise nur vor einem kleinen Kreise, Stadt- und Badearzt Dr. Seeger von Bad Liebcn­zell über denStahlhelm" und seine Arbeit tm Dienste an Volk und Vaterland, sowie Frau Dr. Seeger über Aufgaben und Ziele des Bundes Königin Luise. Während Dr. Seeger den geeinten nationalen Willen zum Einsatz gegen Not und Gefahr forderte» hob seine Gattin vor allem die Pflicht der deutschen Mütter zu nationaler Erziehung der Jugend u. die Notwendigkeit des einigenden Verbundenseins aller Stände hervor. Die von vaterländischem Geist getragene Veranstal­tung hätte gewiß einen besseren Besuch aufzuweisen gehabt, wenn die wirtschaftlichen Verhältnisse aus dem Lande nicht so schlecht wären. Diese Tatsache erschwert jede Werbuuos- arbeit ungemein.

SCB. Assstätt, OA. Herrenberg, 15. Febr. Beim Abbruch der alten Kirche stieb man etwa einen halben Meter unter­halb des Kirchenboöens auf Gräber. Es wurden vier Grä­ber gefunden. Ein Skelett war sehr schön erhalten,- insbeson­dere der Schädel und die Zähne hatten während der ver­schiedenen Jahrhunderte, die inzwischen vergangen sind, kei­nerlei Schaden genommen. Ein gefundener Schädel wies eine Verletzung auf, di« vermutlich von einem Speer her­rührt. I» diesem Grab fand sich auch ein Koppelschloß mit Lcderzeug. Hier dürfte ein mittelalterlicher Kriegsmann be­graben worben sein.

SCB. Stuttgart, 15. Febr. Vom Neichskuratorium für Jugendertüchtigung waren 120 Jung-Stahlhelm-Mitglieder aus Württemberg bei freier Verpflegung, Kleidung und Unterbringung auf 8 Wochen ins Münsinger Lager ein­geladen worden, um dort im neuen Gelänbesport, Lager­leben und Abkochen ausgebildet zu werden. Bon diesem dreiwöchigen Uebnngskurs kehrten die Teilnehmer in ihre Heimat zurück, um nun ihre Erfahrungen ihren Kameraden vermitteln zu können.

SCB. Heilbronn, 15. Febr. Das Staütdheater unter der Direktion von Steng-Krauß ist in finanzielle Schwierigkei­

ten geraten und kann die Gagen für S«» Pevfvnnl nicht mehr aufbringen.

wp. Ravensburg, 15. Febr. Anläßlich eines am Dienstag­abend abgehaltenen Fackelzuges des Stahlhelms und der Nationalsozialisten kam es verschiedentlich zu mehr ober minder heftigen Zusammenstößen. In der Marktstraße sprangen einige Nationalsozialisten aus dem Zuge und schlu- gen mit den brennenden Fackeln aus die Menge ein. aus der Pfuirufe ertönt waren. Ein junger Mann erlitt hierbei am Halse Brandwunden. Auch ,n der Nähe der Polizeiwache sprangen SA-Leute, die wohl durch Zurufe gereizt worden waren, aus dem Zuge und schlugen blindlings auf die Menge ein. Die SA. verfolgte die Leute, wobei zwei Personen ver­wundet wurden. Au verschiedenen Plätzen der Staat bilde­ten sich Massenansammlungen, die schließlich von der Polizei unter Zuhilfenahme der Hedagerte aufgelöst werden mußten.

Geld-, Volks- und Landwirtschaft

Börse

SCB. Stuttgart, 15. Febr. Infolge von Realisationen lag die Börse am Aktien- wie am Rentenmarkt schwach.

Wieder Falschgeld im Umlans Ausgezeichnet hergestellte falsche Fünfmarkstücke sind seit einigen Tagen in erheblichen Mengen im Umlauf. Die Stücke tragen das Münzzeichen 1S31",71 1SS2" undO 1931". Sie bestehen aus Kupfer, find aber gut versilbert. Auch di« Gewichte der Falschstücke stimmen mit den echten Münzen auffallend überein. Man erkennt die Unechthett am matten Glanz, an den Prägerändern, der Flachprägung und dem etwas dumpferen Klang, wenn man die Stücke prüft. Auch gefälschte Rentenbankschetne zu 10 und SO RM. werden neuerdings vielfach ln den Verkehr gebracht. Die gefälschten SO-Mark-Schcine sind wesentlich dünner als die echten; dazu sind die Faser» eingepreßt oder gezeichnet. Ferner ist das Druckbild unsauber und erscheint dick. Bei der Falschnote ist die ZahlFünf" nicht ausgefüllt. Der Zehnmarkschein ist dicker als der echte Schein. Das Wasserzeichen ist schiver zu erkennen, öle Fasern sind durch Farbstriche ersetzt.

LC. Berliner Produktenbörse vom 15. Februar Weizen märk. 191ISS; Roggen märk. 154150; Brau­gerste 105175; Futter- und Jndustriegerste 158104; Hafer märk. 115118; Weizenmehl 22,75-25,90; Noggenmehl 19,75 bis 21.75; Weizcnkleie 8-8,30; Roggenklete 8,00-8L0; Vik- toriaerbsen 20,50-22; Kl. Speisecrbscn 19,6021; Futter­erbsen 1214; Peluschken 1213,50; Ackerbohnen 12,5015; Wicken 13,5015,50; Lupinen, blaue 810; dto. gelbe 11,50 bis 12,75; Seradella, neue 1723; Leinkuchen 105»; Erdnuß­kuchen 10,50; Erdnußkuchcnmehl 10,00; Trockenschnttzel 8,50; Extrahiertes Sojabohnenschrot 40 Prozent ab Hamburg 9; dto. ab Stettin 10,20; Kartoffelflocken 1313,20; allgemeine Tendenz: fest.

Leonberger Pferdemarki

SCB. Leonberg, 15. Febr. Zum 104. Male wurde am Dienstag der weithin bekannte Lconberger Pserdemarkt ab­gehalten. Zugeführt waren etwa 000 Pferde. Die Preise be­wegten sich bei guten schweren Pferden zwischen 10001200, mittlere Pferde galten 8001000 und Pferde leichteren Schia- ges 400000 RM. Der Handel war in den Vormittagsstun­den schleppend und setzte erst gegen Mittag lebhafte, ein.

Wo finden Sie Ihren Mann?

Ein Problem, das der Lösung wert ist. Statistisch erfaßte Liebe. Die Schulbank als beste Vermittlerin.

Von Herbert Grote.

Wo finden Sie Ihren Mann? Bitte, verehrte Leserinnen, diese Frage soll sich nicht an diejenigen unter Ihnen richten, die einmal gezwungen sind, nach dem unsoliden Gatten Aus­schau zu halten, ganz abgesehen davon, daß in den heutigen schlechten Zeiten die wenigsten Frauen sich noch solche Sorgen zu machen brauchen.

Nein, die Frage wendet sich an die Unverheirateten unter Ihnen, die einen Mann haben möchten, und das sind Hand anss Herr! wohl die meisten. Wo glauben Sie nun, daß Sie den Ersehnten am ehesten finden? Ha, wenn die Antwort so leicht wäre, brauchte die Frage gar nicht erst gestellt zu werden.

Ich kann Ihnen in dieser Hinsicht auch keinen Rat geben. Ich will Ihnen wohl ein paar Arten der natürlichen und der künstlichen Ehevermittlung aufzählen, als da sind: Bekanntschaft von den Eltern her, Nachbarschaft, Freunde und Freundinnen, Zeitung, Vermittlnngsbüro, Kino, Eisenbahn, gemeinsame Arbeitsstätte, gemeinsamer Weg zur Arbeit, Gesellschaften, Gaststätten, Wanderkameradschast und andere mehr. Aber ich kann Ihnen mit dem besten Willen nicht sagen, welche von diesen Vermittlungsarten in Deutschland die größte Aussicht auf Erfolg hat.

Hier "sehen Sie einen entschiedenen Mangel in unserer sonst so peinlich genauen Statistik. Eben ist das neueste Stati­stische Jahrbuch für das Deutsche Reich herausgekommen. Ich blättere darin herum, finde im Sachverzeichnis unter Ehe so liebliche Dinge wie Ehe-Nichtigkeitserklärungen, Ehe-Schei» dnngcn, erfahre, daß im Jahre 1931, dem letzten statistisch er­faßten, in Deutschland 515 411 Eheschließungen stattfanden, entdeckte aber nirgends Angaben darüber, wie diese 1030 822 Leutchen zu einander fanden. Schade! Denn sonst hätte ich sicher ein trotz der schlechten Zeiten blühendes Vermittlungs­geschäft ans neuer, statistischer, wissenschaftlicher Grundlage gründen können.

Aber da fällt mir ein Blatt aus Amerika in die Hand. Die Leute da drüben sind ja bekannt dafür, daß sie alles statistisch erfassen, von der verdauungsfördernden Wirkung der einzelnen Hülsenfrüchtearten über die genaue Zahl der präsi- dentlichen Händedrucke hinweg bis zur Kindersterblichkeit unter den Wasserflöhen. Drüben hat man natürlich auch statistische Ermittlungen darüber aufgestellt, wie die Amerikanerinnen zu ihren Männern kommen. Na also!

Ja, verehrte Leserinnen, hier muß ich Ihnen leider noch einen kleinen Kummer bereiten. Die Statistik bezieht sich eben auf amerikanische Verhältnisse, und die sind in mancher Be­ziehung anders als die deutschen. Das sehen Sie schon aus einer Tatsache, die Sie sicher in Erstaunen versetzen wird: Unter je tausend der in unserem Fall beseligten Personen lernten nicht weniger als 280 ihren zukünftigen LebenSkame- raden auf der Schulbank kennen! Nicht in der Volksschule, sondern auf einer jener zahllosenHighschools" und Univcr- »täten, die den jungen Amerikaner mit unverdautem Wissen

vollstopsen. Aber sie sind eine wundervolle Ehcvermittlung: Auf einem einzigenCollege" in Milwaukee heirateten 67 v. H. der Studentinnen während ihres Studiums.

Den zweiten Platz in unserer Statistik nimmt das Heim ein. Von >e tausend Erfaßten trafen 146 den Zukünftigen im Hause von Eltern, Verwandten und Bekannten. Das war ein Sichfinden nach deutschem Geschmack, wo die Beteiligten Zeit hatten, in aller Ruhe neben einander zu sitzen, wo die Hände einander immer näher kamen und eine stille Glückseligkeit die beiden ergriff.

Anders mit den nächsten 128 v. T. Die fanden an der Arbeitsstätte zu einander und gaben sich vielleicht den ersten Kuß zwilchen zwei eiligen Briefen aus der Schreibmaschine» während eines Diktats, zwischen zwei Buchungen oder sonst in einem Augenblick, wo die Kollegen nicht hersahen. Dir nächsten 103 v. T. saßten den Entschluß zum Heiraten gelegentlich oder im Gefolge gesellschaftlicher Veranstaltungen in Privathäusern z. B. beim Bridgespiel, bei Bällen, Geburtstagsfeiern und den in Amerika so beliebten abendlichen Empfängen. Am Bade­strand, beim Sport, Wandern, auf Reisen lernten 89 je tausend der Befragten einander kennen. Auch der Kirchgang lohnte sich in dieser Hinsicht, denn bei dieser Gelegenheit oder bei Ver­anstaltungen, die von der Gemeinde ausgingen, wurden in 81 von lausend Fällen die ersten Bande geknüpft.

Ein sehr aussichtsreicher Beruf scheint in den Vereinigten Staaten der einer Krankenpflegerin zu sein. Er ist zwar nicht der einzige, aber doch der hervorragendste Faktor in der nächsten Kategorie unserer Statistik, oer Eheschließungen in­folge Wohnens unter einem Dach. Hierunter fallen Bekannt­schaften, die in Sanatorien und Krankenhäusern, in Miets­kasernen, in Anstalten irgendwelcher Art gemacht werden. Ihnen verdanken 72 v. T. die Ehe. Wenn man bedenkt, welche große Nolle im täglichen Leben des Amerikaners der Besuch von Kino und öffentlichen Vergnügungen spielt, dann wundert man sich, daß bei solchen Gelegen !en nur siebzig unter tausend der Befragten den Zukünftigen fanden. Von noch ge­ringerer Bedeutung für die spätere Ehe sind zufällige Begeg­nungen, kleine Unfälle, Zusammenstöße, bei denen man sich entschuldigt, und Achnliches. Nur in 25 unter tausend Fällen führten solche Geschehnisse zur Ehe.

Zuletzt aber in der Reihe der Vermittlungsarten stehen Bekanntschaften, dir auf der Straße gesucht und geschlossen wurden. Nur sechs unter tausend bemühten sich, auf diese, ein wenig freie Art den Richtigen zu finden. Ja, die Amerikaner scheinen also doch solider und ehrbarer zu sein, als man denkt! Oder sollte hier ein wenig gemogelt und verschwiegen worden sein? Wir können es zu unserem Bedauern nicht nachprüsen.

Ebenso müssen wir feststellen, daß auch hier in der Sta­tistik eine Lücke klafft. Sie haben nun erfahren, verehrte Leserin, wie man am leichtesten zu einem Mann kommt. Aber darüber bören wir nichts, welche Art der Ehevermittlung vom größten Erfolg gekrönt wird. Wir wissen nicht, ob der im Büro oder aus der Straße geschlossene Bund der beste und dauerhaftest« ist. Aber vielleicht erhalten wir demnächst von Amerika eine Statistik darüber, wo jene Ehen angebahnt wurden, die zu einer Scheidung führten. Sicher wird es für die Statistiker nur dieses Hinweise- bedürfen, um hier Abhilf« zu schassen»