Helmut Vester · Auf den Spuren von Frederick Cook(1833–1905) Eher ein Zufall führte an einen ersten Schlüssel zu dem Rätsel heran: Das Haus, so sagen die heutigen Besitzer, sei Erbteil eines Onkels oder Großonkels aus Amerika gewesen. Erst das Testament, das sie besitzen, führte dann wesent­lich weiter. Es klärt, dass Friedrich in den USA Frederick hieß, aber vor allem, dass dieser Frede­rick Cook, neben einer langen Reihe von Per­sonen, sowie zahlreichen Krankenhäusern und karitativen Organisationen in Rochester auch die Nachkommen seiner verstorbenen Schwester Hannah Ochner aus Birkenfeld und seines verstorbenen Bruders Friedrich Hanselmann aus Wildbad als Teil-Erben eingesetzt hatte. Die karitativen Legate beliefen sich auf über 90 000 Dollar. Das Testament stammt vom 4. April 1903 und wurde am 1. Mai 1905 nach dem Tod Frederick Cooks durch das Monroe County Surrogates Court Rochester(Nachlassgericht) geprüft. Einwände der Ehefrau und der Tochter gegen das Testament schoben die Auszahlung der Legate um etwa ein Jahr hinaus. Im Rahmen dieser Erbschaftsauflösung ist das jugendstilähnliche Gebäude am Kirchweg, mit dem diese Spuren­suche begann, gebaut worden und in den Besitz einer großen Birkenfelder Familie gekommen. Aber wie genau das ablief, wer Frederick Cook war und was genau mit dem Bauplan von 1873 geschah, das blieb zunächst unklar. Wer war also Friedrich Cook? Sicher ein Ausge­wanderter aus unserem Raum, aber woher kam er? Hieß Cook von Haus aus recht naheliegend Koch? War er ein ausgewanderter Birken­felder? Wann wäre er ausgewandert? Gestorben ist er am 17. Februar 1905, das belegt die amtliche Prüfung des Testaments. Bei flüchtigem Durchblick durch die Birken­felder Auswandererlisten des 19. Jahrhunderts fand sich jedoch kein passender Bürger Friedrich Koch. Also kein Birkenfelder? Aber aus welchem anderen Ort? Etwa aus Wildbad? Diese Vermu­tung drängte sich auf, da ein Legat auch an den Sohn des verstorbenen Bruders in Wildbad gegangen war Friedrich Hanselmann, dessen Name zunächst ein gewisses familiäres Problem darstellte. Ein erster und, wie sich später herausstellte, entscheidender Treffer gelang beim Suchen nach dem Namen Ochner im Birkenfelder Sterbe­register:Der Goldarbeiter Ernst Ochner, wohn­haft in Birkenfeld, zeigte an, dass seine Mutter Christiane geb. Kuch, Witwe des Steinhauers Jakob Friedrich Ochner, wohnhaft zu Birken­feld, geboren in Wildbad, Tochter des verstor­benen Maurers Johann Friedrich Kuch und dessen Ehefrau Elisabeth am 31. Januar des Jahres 1888 zu Birkenfeld im Haus des Anzei­genden verstorben ist. Der NameKuch ließ aufhorchen, er ist ganz gewiss nicht weit vonKoch entfernt, hätte sogar nur ein Schreibfehler sein können. Gewichtig ist jedoch, dass die Verstorbene Christiane Ochner aus Wildbad stammte und mit Nachnamen Kuch dort geboren worden war. Freilich wann? Vor allem: Die Schwester Cooks hieß im Testament Hannah, ein neues Problem: War Christiane geb. Kuch aus Wildbad wirklich die Schwester von Frederick Cook und von Frederick Hanselmann? Und ein weiteres Problem: Wie kam Hansel­mann zur Kuch-Familie? Nun, man kann sich vorstellen, der Vater Johann Friedrich Kuch könnte ja früh gestorben sein, Christianes Mut­ter Elisabeth könnte vielleicht noch einmal geheiratet und einen Sohn Frederick Hansel­mann bekommen haben? Oder gab es andere Erklärungen? Die Birkenfelder Familienüberlieferung weiß immerhin, dass der Erbonkel nach dem Testa­ment Frederick Cook bei der Bahn gearbeitet hat, die damals in den USA im Aufbau war. Da er ein gutes Erbe hinterließ, muss er auch ein wohlhabender, vielleicht sogar in seiner neuen Heimat bekannter Mann gewesen sein. Auf der Basis dieser Annahme drängte sich ein Versuch im Internet auf, und tatsächlich ließen sich im Web zum Namen Frederick Cook wichtige 88