Fritz Barth mit Michael Barth · Großes FDJ-Ferienlager in Calmbach 1952 trakt gebaut. Der Calmbacher Metzger Hans Seyfried wurde als Koch eingestellt, der während des ersten Lagerteiles gutes und reichliches Essen herstellte. Er wurde von einem aus Stuttgart stammenden Koch abgelöst. Die Gemeinde Calmbach stellte ihren Wasserwagen und zwei größere Kochkessel gegen Leihgebühr zur Verfü­gung. Offensichtlich waren ausgiebige Geldmittel vorhanden. Es fehlte an nichts. Das Zeltlager dauerte vom 19. Juli bis 30. August 1952. Zunächst waren für drei Wochen rund 300 Buben und Mädchen im Alter von 10 bis 14 Jahren da. Danach nochmals etwa 300 Kinder im Austausch. Für viele der Kinder, die meist aus armen Arbeiterfamilien stammten, war dies ihr erster Urlaub, den sie sehr genossen. Begeisterte Briefe wurden nach Hause geschrieben. Für die Kinder zählte das sportliche Angebot und der Abenteuercharakter eines Zeltlagers mit vielen Gleichgesinnten in freier Natur. Mit der stattge­fundenen politischen Beeinflussung konnten sie wenig anfangen. Viele der Eltern freuten sich, dass sie nur 10 DM für die drei Wochen Ferien­aufenthalt ihrer Kinder bezahlen mussten. Rund um die Uhr wurde das Lager durch FDJ­Ordner gesichert um Störungen abzuwehren. KPD-Abgeordnete des Bundes­und Landtags und FDJ-Funktionäre besichtigten das Lager und sprachen großes Lob aus. Der Verfassungsschutz war auch vor Ort um das Lagerleben zu beobachten. Der Tagesablauf In der Zeitschrift Kinder-Echo vom 4. Sep­tember 1952 wird unter der Überschrift ... waren das herrliche Tage! der Tageslauf folgendermaßen geschildert: Der Tag beginnt um 7 Uhr mit dem Wecken durch die Lautsprecheranlage mit einem Lied von einer Schallplatte. Danach Waldlauf, Waschen am Bach, reichliches Frühstück und Morgenappell. Es gibt 11 Arbeitsgemein­schaften. Jedes Kind ist in einer solchen, wie zum Beispiel Biologie, Sport, Land der frohen Zuversicht (das ist das Land, in dem die Men­schen glücklich leben und in der Zukunft noch besser leben werden: die Sowjetunion), Foto, Touristik, Zeichnen, Erste Hilfe, Chor, Volks­tanz, Laienspiel. Das Sportleistungsabzeichen kann erworben werden, beim Sportfest hätten es 95 Prozent der Kinder geschafft. Abends sitzen alle im großen Kreis, machen Spiele und singen Lieder. Bei Eintritt der Dunkelheit gibt es Kino im Freien. Besonders hervorgehoben wird das Bergfest, dessen Motto war: Wir sind Anschlagtafel auf dem Lagergelände. Links, unter der Überschrift Wir lernen von unseren großen Vorbildern, ein Portrait von Philipp Müller (1931-1952). Er nahm als FDJ-Funktionär am 11.5.1952 in Essen an der kurzfristig verbotenen Demonstration gegen die deutsche Wiederbewaff­nung, der Friedenskarawane der Jugend, teil. Als die Polizei die Veranstaltung mit ca. 30 000 Teilnehmern gewaltsam auflöste, wurde er von einem Polizisten erschossen. In der DDR avan­cierte er zum Nationalhelden, als erstes Opfer der Adenauer-Politik. Zahlreiche Straßen und öffentliche Einrichtungen wurden nach ihm benannt. Vor allem von der FDJ wurde sein Tod propagandistisch ausgenutzt. Rechts: Werbung für den Pionier-Palast in Dresden, eines der großen Kinderfreizeitzentren der sozialistischen Pionier­organisation Ernst Thälmann in der DDR. 77