Klaus Pichler, ZavelsteinSchlusswortMeine sehr geehrten Damen und Herren,wir sind am Ende unserer Veranstaltung angelangt.Der Vorstand unseres Kreisgeschichtsvereins hat michmit einem Schlusswort beauftragt.Schlussworte, meine Damen und Herren, haben ja stetsetwas sehr Erleichterndes: es ist alles gesagt, was zusagen war, die Herren Referenten haben ihr Bestes gegeben und wir sind alle einig: nun reicht’s allmählich!Und deshalb habe ich auch von meinem Grundsatzreferatzum Thema:„Die Bedeutung ehrenamtlicher Heimatforschung unter besonderer Berücksichtigung des Kreisgeschichtsvereins Calw“ abgesehen, zumal mir meinverehrter alter Lateinlehrer Dr. Meininger, in der ganzenSchule nur als der Dächte bekannt, einfiel. Der Dächtepflegte immer, wenn wir etwas nicht so wahnsinnig Intelligentes von uns gaben, mit abgrundtiefem Zynismus zubemerken: Si tacuisses, philosophus mansisses! Frei insSchwäbische übertragen etwa“Wenn Du Dein Maul gehalten hättest, hätt` man Dich weiterhin für einen hellenBurschen halten können“!Nebenbei: Der Dächte war ein lieber und gebildeterMann. Er hat im ersten Weltkrieg als Freiwilliger mitgefochten und in unserer Lateinklasse war es mucksmäuschenstill, als er von einem der letzten Ulanenangriffe erzählte, bei dem er mit eingesetzt war. Für jüngere Generationen: Ulanen waren eine berittene Truppe,deren Hauptbewaffnung in einer Lanze bestand. In demvom Dächte geschilderten Fall gingen die Ulanen gegenMaschinengewehr-Stellungen an.Er hat bei dieser Gelegenheit einen Schuss in die linkeBrustseite abbekommen und schloss mit seinem Lebenab, doch es stellte sich heraus, dass es ein Querschlägerwar, der in seinem Notizbuch stecken blieb. Das deformierte Projektil führte er als Talisman immer mit sich,wir durften es besichtigen, und keiner erlaubte sich einenWitz. Abgesehen vom erzählerischen Inhalt beleuchtetdie kleine Anekdote auch, wie sich die Dinge in knapp100 Jahren verändert haben.25 Jahre Kreisgeschichtsverein und 21 Jahre DeutscheEinheit, ein Doppeljubiläum also. Wir haben heute Nachmittag erlebt, wie das würdig begangen wurde.Eine interessante Fragestellung für Heimatforscher – dieja bekanntlich schwer zu bremsen sind – wäre natürlichdie Frage, wie die Gründung des Heimat- und Geschichtsvereins Landkreis Calw am 3. Oktober 1986 mitder Deutschen Einheit wohl zusammenhängt? Na ja, eskönnte dabei allerdings so gehen, wie bei der Klärungdes Phänomens, dass die Anzahl der Störche in Schweden in etwa im gleichen Ausmaß zurückgegangen ist wiedie Zahl der Geburten. In der ehemaligen DDR wäre dieGründung eines Vereins, der sich liberal und ohneVorgaben mit Geschichte befasst, völlig undenkbar gewesen. Geschichte bedeutete dort Beschäftigung mitMarxismus-Leninismus.Ein kurzes Gedenken möchte ich den Frauen undMännern unseres Vereins widmen, die uns im Zeitenlaufvorausgegangen sind. Persönlichkeiten, die den Vereinmitgeprägt haben: Ich erinnere an Herrn Schulrat a. D.Emil Göltenboth, an Herrn Felix Schweitzer ausGültlingen, der sich besonders um die verschiedenenTrachten verdient gemacht hat und dessen stets fideleLaune ansteckend wirkte, an Herrn Forstdirektor JochenLöffler aus Nagold, an Herrn Stud. Dir. i. R. HermannScheurer – unseren vormaligen Redakteur – und dessenEhefrau, an Herrn Dr. Karl Kempf aus Nagold, anmeinen Kollegen Herrn Dr. Johannes Klass ausWildberg, an Horst Rau aus Wildbad, der überraschendin diesem Jahr wenige Tage nach einer Vorstandssitzung,bei der er noch mitgewirkt hatte, verstarb, an FrauElisabeth Witt aus Liebenzell und an Frau StellaEilfort, Neubulach, unsere langjährige Kassiererin. DieReihe ist unvollständig. Es sind die Namen, die mireingefallen sind.Namens des Kreisgeschichtsvereins möchte ich mich nunsehr herzlich bedanken: Das Landratsamt hat in dieSteuerschatulle gegriffen und ließ uns hier zu Gast sein,und die Referenten haben bereitwillig mitgemacht.Unsere Verbindungsleute zum Amt, Frau Vogel und HerrKreisarchivar Friess, haben die Wege geebnet.Ich möchte ausdrücklich betonen, dass Dr. Meiningerseine Bemerkung zu unseren sieben Referenten bestimmt nicht gesagt hätte. Nein, wir haben ihre Beiträgemit Aufmerksamkeit verfolgt und können die historischeBauernweisheit nur bestätigen, die da weiß, dass mannach einem Besuch im Rathaus oder gar Landratsamtnie so dumm heimgeht, wie man hergekommen ist.Ausdrücklich bedanken möchte ich mich auch bei denen,die am Karren mitgezogen haben und mitziehen: BeiHerrn Jürgen Rauser, der die Gründung initiierte undlangjähriger Vorsitzender war, bei Herrn Horst Roller,der ihm nachfolgte und natürlich auch bei Herrn HansSchabert, der jetzt das Kommando führt, nachdem erim Neuweiler Rathaus nichts mehr zu sagen hat. Einen37