Alte und neue Sägmühlen in unserem Heimatgebiet Otto Großmann Höfen/Leonberg Gründe für die Erlindung von Sägegattern und die Erstellung von Sägewerken Aus dem im Jahre 1342 abgeschlossenen Floßver­trag zwischen der Markgrafschaft Baden und der Grafschaft Württemberg sowie der Reichsstadt Heilbronn ergibt sich, dass in dieser Zeit bereits auf den Flößen ,,zimmerholtz", gleich Bauholz, und ,,dylen", in der Regel ca. 45 mm stark und 4,50 m lang, versandt worden sind. Daraus ist zu folgern, dass bereits vor 7342 in denTdlern von Enz und Nagold Sägemühlen bestanden haben, die die besagte Ware schnitten. Bevor die Sägemaschinen erfunden worden sind, ist das aus den Wäldern herantransportierte Rundholz mit Axt und Breit­beil behauen (beschlagen) worden. Auch als es Sägewerke gab, ist Bauholz daneben weiterhin durch Beschlagen von Hand zt Kant­holz hergestellt worden, vermutlich wenn ein Säge­werk nicht in der Nähe lag. Je nach Gebäudegröße arbeiteten über 5 Mann mehrere Wochen daran. Das war noch etwa bis zum L. Weltkrieg üblich. Zum Sägen von Brettern wurde ein Stamm auf einen Holzbock gelegt, ein Mann stand auf diesem, der andere auf der Erde. Mit einem Sägeblatt, an dem Holzgriffe angebracht waren, einerArt ,,Sach­sensäge", wurden aus dem Stamm Dielen, Bret­ter, meist 24 mm stark sowie Latten, 24148 mm, herausgesägt. Diese Handhabung ist im Enztal bis Anfang des 20. Jahrhunderts beibehalten worden, obwohl es außerdem die Sägewerke (-mühlen) gab. Diese beschwerliche Handhabung bei der Her­stellung von Schnittholz und der schon Anfang des 14. Jahrhunderts aufkommende Bedarf an Schnitt­holz, vor allem im Rheinland und in Holland, aber auch in Baden und Württemberg, haben zur Erstel­lung von entsprechenden Betrieben geführt. Etwa seit Anfang des 14. Jahrhunderts gehören daher die ,,segen" und ,,segmülen" zum charakte­ristischen Bild beinahe jedes Täles im Nördlichen Schwarzwald. Sägewerke gab es aber auch schon vorher und die Getreidemühlen noch früher. Anzahl der Sägewerke Nach dem Jahre 1500 hat sich die Anzahl der Sägemühlen in unserem Heimatgebiet stark ver­mehrttdies ist ein sicherer Hinweis auf die Zrnah­me des Fernholzhandels im Nordschwarzwald. Der 30jährige Krieg, 1,618-164S,verursachte einen star­ken Rückgang der ,,segen", die meisten sind ver­brannt, verfallen, zerstört. Zt Beginn des Jahres 1700 nahm der Holzhandel mit Schnittholz wieder zu, und damit stieg die Anzahl der Sägemühlen wie­der an, wie folgende Ubersicht zeigt: Anzahl der Sägemühlen in unserem Heimatgebiet: Oberforstämter Altensteig Neuenbürg Iahr 1624 18 26 Jahr 1788 22 56 Diese Zahlenumfassen den gesamten Bereich der Oberämter Calw, Nagold, Neuenbürg. Im Jahr 1900 sind in diesem Gebiet 87 Sägemühlen zt verzeichnen, 30 im württembergischen Enz­und 57 im Nagoldgebiet. Im Jahre 1993 gab es nur noch 28 Sägewerke, davon vier im Groß­und Klein­enztal, der Rest von24 im Nagoldtal. Eigentümer, Betreiber, rechtliche Gestaltung Die ersten Sägemühlen befanden sich im Besitz von Klöstern und Herrschaften, wie dem Markgraf von Baden, den württembergischen Grafen bzw. Herzögen (ab 1495),d. h. die Sägemühlen wurden von den Herrschaften selbst gebaut. Die Mühlen wurden dann als ,,Lehen" an Ritter, Bauern, oder Holzhändler gegeben, die sie betrieben. ,,Lehen" bedeutet in diesem Falle, es wird von der Herr­schaft eine Sägemühle ,,verliehen", nach heuti­gem Recht liegt ein Leihvertrag vor. Aber die Leihe im Mittelalter erfolgte nicht gegen Geld, auch nicht unentgeltlich, sondern der Lehnsherr verlangte von dem Lehnsmann (Vasallen) a:uf Zeit Dienst und Treue. Das Lehnverhältnis, im Mittel­alter das am häufigsten abgeschlossene Rechts­geschäft, hatte daher zwei Seiten, eine dingliche und eine persönliche. Die Dienst-.und Tieuepflicht derVasallen bestand darin, dass diese ihren Herr­schaften Polizei-Wehr-Hand- und Spanndienste und vieles andere mehr zu leisten hatten. 14