l87l Der Sieg im Deutsch-Französischen Krieg und die Gründung des 2. Kaiserreichs bedeuten eine wichtige Zäsur auch ftir die deutsche Geldgeschichte. Eine reichsweite Vereinheitlichen wird durchgesetzt. An die Stelle der verschiedenen Silbermünzsysteme tritt die Markwährung auf Goldbasis als gesetzliches ZahlungsAb mittel, und es wird die Dezimalteilung 1876 1 Mark zu 100 Pfennigen eingeführt. Ab 1873 wird Silber nur noch für kleine Münzen zugelassen. Neue Reichs1907 einheit ist das goldene Zehnmarkstück mit der Bezeichnung ,,Krone". Hinzu kommen Doppelkronen (20 Mark1908 stücke) und halbe Kronen (5-Markstücke). Der Münzfuß beträgt 139,5 Sttick Goldkronenmünzen aus einem Pfund Feingold zu 500 Gramm, die Goldparität wird auf 1390 Mark je Pfund Feingold festgesetzt. Der Umlauf österreichischer Gulden wird im Reich verboten. Der Taler bleibt jedoch noch gültig. 1914 Als 1875 die Reichsbank gegründet wird, bedrucken in Deutschland noch 33 autonome Notenbanken eigene Papiere. Erst 1909 werden die Reichsbanknoten zum alleinigen gesetzlichen Zahltngsmittel erkl2irt. Durch staatliche Garantie konnten diese jederzeit in Goldmünzen umgetauscht werden. 1895 erreicht die Golddeckung mit 64,3 Vo der umlaufenden Noten ihren höchsten Stand. Erst unmittelbar vor Ausbruch 1918 des 1. Weltkriegs wurde dieses Umtauschrecht aufgehoben, als sich abzuzeichnen begann, daß dies unter dem Druck der zu erwartenden Kriegslasten nicht durchzuhalten war. L876 hatte die Reichsbank den Giro-Verkehr eingeführt und schneller als das Notenvolumen wuchs die Menge des Giro-Gelds, also eines nur noch fiktiven Wert-Transfers. Man hatte erkannt, daß es viel einfacher war, nur noch Bücher und Konten zu führen.In unse1922 1923 rer hochentwickelten Industrieund Dienstleistungsgesellschaft hat heute der bargeldfre\e Zahhtngsverkehr bei weitem die Führung übernommen, der Anteil des Bargelds am gesamten Geldvermögen sinkt ständig und lag 1990 nur nochbeiTVo. geht Deutschland mehr und mehr zu einer reinen Goldwährung über, der Silberpreis fällt zunehmend. wird der Silbertaler außer Kurs gesetzt und tritt die Reichsgoldwährung in Kraft. Anstelle des Silbertalers tritt das silberne Drei-Mark-Stück als Scheidemünze. An Reichsmünzen werden nun geprägt: 20und lO-Markstücke in Gold, 3-, 2-, 1und 0,5-Markstücke aus Silber, Pfennigstücke zu 25-, l0und 5-Pfennigen aus Nickel, sowie 2und l-Pfennigstücke aus Kupfer. heben alle kriegführenden Staaten nach Ausbruch des 1. Weltkriegs die Goldumtauschpflicht auf und vollziehen damit den Übergang zu einer kreditfinanzierten Kriegsw irtschaft. Während in Großbritannien und Amerika die Kriegskosten hauptsächlich über Steuern finanziert werden, gibt das Kaiserreich Kriegsanleihen zur freiwilligen Zeichnung aus. Am Ende des 1. Weltkriegs sitzt das deutsche Geldsystem auf einer gigantischen Kreditblase. Hinzu kommen riesige finanzielle Belastungen aufgrund der im Versailler Vertrag akzeptierten Reparationsleistungen. Deutschland wird für ,,alle Verluste und Schäden" verantwortlich gemacht. Der Verfall der Reichswährung beginnt. setzt eine Hyperinflation ein, die ihren Höhepunkt erreicht. Zwar werden die Schulden des Reichs im Inneren dadurch gelöscht, die Bevöl16 |