Einige Beobachter sagten: ,perWind spielte auf den Ziegeln Klavier". Denn wenn eine Sturmböe über das Dach fuhr, hob sie durch die Sogwirkung dieZiegelrasch hintereinander an und lies sie wieder fallen. So entstand ein über das Dach jagendes Geklapper. ,,Ich konnte von einem höherstehenden Ge­bäude aus beobachten, wie ein Biberschwanz­dach durch die Orkanböen geradeTu ,,pumpte". Dabei wölbten sich Teile der Dach-flöchen heraus, etwa einen halben Meter, so sah es aus. Das war ein geradezu beringstigendes Schaw­spiel. Die Awfwölbungen rissen dann explo­sionsartig auf und die Ziegel stürzten abwrifis. Jetzt schien sich die Fkiche zu beruhigen, denn die Löcher wurden nicht gröJ3er". Anmerkung: Wo jetzt dieZiegelfehlten, war eine Sogspitze. Von solchen Anhebungen berichteten auch andere Augenzeugen. Der Sog schaffte es auch, zum Beispiel die Ziegel an der Traufe wie von Menschenhand aufeinander zu stapeln. Großer Schaden entstand an Dächern, an denen auch die Sparren oder die Koppelpfetten an der Traufe weggerissen wurden, weil der Orkan unter dem Dachvorsprung angriff. Am Kirchturm in Stammheim entstanden Schäden in der Biberdoppeldeckung .EinZtegel wurde 30 m vom Turm entfernt gefunden. Ein Stammheimer, der des öfteren das Dach repariert hatte, erzähltq. Flatterbewegung. Dieses vibrieren und Klappern er­zeugte im Dach, das ich kontrol­lierte, ein so lau­tes Getöse, daJ3 der Aufenthalt imTwrm wnertrciglich war" Leider ließen sich viele der nach dem Orkan fehlenden Ziegel nicht vom Turminneren ein­setzen, weil die Holzkonstruktion dies verhinderte. Gratziegel waren hochgedrückt worden. Der 44 m hohe Turm, Dachneigung 80 Grad, musste eingerüstet und das ganze Dach mit einem Kostenaufwand von 70 000 DM neu eingedeckt werden. (Nach den neueren Fachregeln muss bei einer Dachneigung über 65 Grad je der Ziegel verklammert werden. Im genannten Fall war nur j ede dritte Ziegeheihe verklammert.) Nach der Bilanz des Marktführers in der Wohngebäude-Versicherung in Baden-Würt­temberg, der SV Gebäudeversicherung AG (früher Württembergische Gebäudebrand­versicherung), entstanden über 250 000 Schäden an bei ihr versicherten Gebäuden. Das Schadensvolumen betrug eine Milliarde Mark. Die Frühjahrsstürme ,,Vivian" und ,,Wiebke", 10 Jahre früher, hatten 125 000 Gebäude­schäden verursacht mit ,,nrlr" 220 Millionen Mark Schadenshöhe. ,,Lothar" ging als das größte Einzel­schadens-Ereignis in die mehr als 24}-jäfuige Geschichte der SV Gebäudeversicherung ein. Die Windkräfte in der Baustatik Zterst ein Rückblick auf den 10.Ju1i 1968. ,,Wcihrend des Orkans gerieten die nicht verklammerten Ziegel am Turmdach in eine Punkt 22:37 Uhr blieben damals in Pforz­heim die Uhren stehen. Um 16 Uhr hatte das Wetteramt Freiburg eine Warnung gegeben: ,,Stürmische Böen aus Südwest". Aber ein Tornado (Wirbelsturm) verwüstete die Gold­stadt. Die Folgen: 200 Yerletzte, Tausende beschädigte Gebäude, sechs Gebäude völlig zerstört, ein Ehepaar starb, als der Orkan das 9