Fensterläden; die meisten bringen es nicht mehrfertig. Denn urplötzlich schießen die Hagelkörner in furchtbaren Massen und mit gräßlicher Gewalt, in beinahe waagrechter Bahn getrieben von dem orkanartigen Sturme auf die lieblichen Fluren. Nach kaum 5 Minuten stehen vor dir vernichtete Getreidefelder Geknickt, zersplittert sind die Halme; wertlos liegen die Ähren, die in 4 Wochen mit goldgelben Körnern hätten gefüllt sein können, am Boden. Einen traurigen Anblick bieten die Gärten: alles duftenden Schmucks nicht nur, auch aller nützlichen Küchengewächse, aller den Kindern so werten Beeren vollständig beraubt, treiben sie dir die mitleidigen Zähren ins brennende Auge. Und trittst du unter die so reichlich mit Äpfeln beladen gewesenen Bäume, so siehst du den Boden bedeckt mit den abgeschlagenen, noch nicht verwendbaren Früchten. Richtest du dann den umflorten Blick in die Höhe, so fallen dir massenweise beschädigte Äpfelchen ins Auge, daß dir nochfeuchter wird, wenn du daran gedenkst, wie manches Kinderherz man hätte damit erfreuen, wie manchen Kranken erquicken können! Wüßtest du dann gar, daß manch einer, dem es die Hoffnung und den Fleiß eines ganzen Jahres genommen hat, noch vom trockenen Sommer 1893 her seine Heuschulden nicht los geworden ist- dann würde gewiß auch dein mi~ffiNendes Herz warm, und gewiß fährt dir das brüderliche Erbarmen in die Hand und öffnet dir, der du nicht, oder doch nicht bedeutend getroffen wurdest, die Geldbörse, deinen hartgeprüften Mitbrüdern heifend beizuspringen.- Sind so schöne Gaben ins furchtbar betroffene Eyachthal geflossen, so laß deine ebenfalls schwer heimgesuchte Nachbarn(der Schaden wird auf 45000 M geschätzt) deine gebende Teilnahme nicht weniger empfinden. Gott wird dir es lohnen! Pfrondorf b. Nagold l. Juli.(Eingesendet) Heute nachmittag, kurz nach 3 Uhr, entlud sich ein furchtbares Hagelwetter über unsere Markung, dieselbe von Süd nach Nord ihrer ganzen Länge nach treffend. 5- 7 Minuten lang fielen Schloßen, meist bis zur Größe einer Welschnuß, viele erreichten die Dimension eines Taubeneis. Dabei wehte ein wahrer Orkan. Die gegen Süden und Südosten gerichteten Fenster und Dächer wurden schwer beschädigt,­ausgerissene oder abgebrochene Obstbäume gibt~ viele zu sehen, der Gemeindewald Schwarzenbach mit seinen stattlichen Tannen liegt zu mehr als die Hälfte darnieder Äste und Gipfel oft weit vom Stumpf abliegend. Und vollends unsere Felder! Das gestern noch so schön dagestandene Fruchffield liegt wertlos zu Boden, viele Äcker müssen abgemäht werden. Hopfen, Kartoffeln, Hanf, Setzwaren sind zum großen Teil ganz vernichtet. Die meisten Einwohner der ohnehin schon schwer getroffenen Gemeinde standen heute klagend und weinend vor ihrem zu Grunde gerichteten Eigentum und mußten mit ansehen, wie mit einem Schlag all ihre längst gehegten, berechtigten Hoffnungen zunichte gemacht wurden. Der Hagelschlag anno 1853 ist dem heutigen gegenüber ein noch erträglicher zu nennen. Der Jammer in der Gemeinde ist groß. Rothfelden l. Juli. Heute nachmittag 3 112 Uhr zog ein schweres, verheerendes Gewitter von Süden kommend über unseren Ort und Markung. Ein grausiger Sturm, der Vorbote desselben, entwurzelte die stärksten Bäume, riß die Äste und das wenige Obst an denselben herunter Eine uralte, große Linde, die schon manches Jahrhundert den Stürmen trotzte, fiel diesem nun zum Opfer und trauernd blickt der abgerissene Stamm zum Himmel empor Dächer wurden abgedeckt, Fensterläden vor den Häusern herumgeworfen etc. Das Schlimmste aber war der Hagel; derselbe fiel 3 Minuten lang in der Größe von Taubeneiern und zwar in solcher Menge, daß 718 der Ernte auf der ganzen Markung total vernichtet wurde, sowohl an den Winter- als an den Sommerfrüchten. An manchen Teilen der Markung lag derselbe 3- 5 cm hoch. Abends 8 Uhr konnte er noch auf den Feldern gesehen werden. Hunderte von Fenster­scheiben wurden zertrümmert. Auch Pfrondorf, Mindersbach, Effringen und Schönbronn wurden schwer betroffen. Mit trauernden Herzen schaut der größere Teil der hiesigen Einwohner der Zukunft entgegen, und dies um so mehr, als von dem dürren Jahre 1893 der Kummer und die Sorge noch am Herzen nagt. Vor 21 Jahren, also 1874, hatten wir auch solchen Hagelschlag, doch nicht in so großem 19