Ulrich Griesau, ZavelsteinDer Zavelsteiner Krokus: Legende und WirklichkeitMan könnte sagen:„Es war einmal ein Graf, der brachte ein Blümlein mit von einer Reise ausdem tiefen Süden Europas...“Ja, man könnte diese Geschichten und Legenden noch ausschmücken und einen ganzenRoman oder ein Märchenschreiben, aber das wollen wirhier nicht. Einige nette und lokkere Geschichten über den Zavelsteiner Krokus lassen sichbelegen. Auch wenn sie zumTeil widersprüchlich sind, zeugen sie von einer beachtlichenPhantasie, aber auch von echten Überlegungen.Da gibt es Aufzeichnungen vonunserem altehrwürdigen Stadtschultheißen und BürgermeisterMichael Nonnemann. Er warvon 1904 bis 1937 im Amt. SeinBericht über unsere Krokusseist sehr einleuchtend dargestellt.Er schrieb seine Erzählungen soetwa um 1929. Ich möchte hiereinen Textauszug orginalgetreuaus der Zavelsteiner Chronikwiedergeben:Er schreibt:„... Bekanntlich gehen die Ansichten über die Ansiedlung undebenso auch über die Möglichkeit der Verbreitung und Ausrottung sehr auseinander. Ichmöchte so gerne die Einführungder Krokusse bei dem letztenWiedererbauer der Burg Zavelstein, Benjamin Buwinghausenvon Walmerode, suchen, derhoher Entwicklung stehendenBlumenzwiebelkulturen bekannt wurde. Es liegt nahe, daßder spätere Burgherr von Zavelstein auch einen Teil dieser Blumenherrlichkeit in der Nähe seines um 1620 zu einem großenTeil neuerbauten Schlosses haben wollte. Den großen Zeitabstand bis zu dem ums Jahr 1820bekannt gewordenen Massenauftreten des Krokus halte ichdabei für kein Hindernis zu dieser Annahme. In den erstenJahrzehnten war die Vermehrung und Verbreitung sichereine beschränkte und dann kamen wahrscheinlich Störungenund Rückschläge vor. Doch istdiese Vermutung keineswegssicher....(Siehe Abb.20)einer solchen Wiese auf demMorgen doch schon über dreitausend Pflanzen wachsen,dann kann man verstehen, daßwohl ein Jahrhundert darübergegangen sein mag, bis eineauffällige Wirkung zustandekam. Heute stehen auf manchenWiesen 50- 100 Krokuspflanzen- ohne die nicht blühbarenBrutzwiebeln- auf einem qm,wovon aber nur etwa die Hälftegleichzeitig aufblüht.Daß die Krokusblüte in denBaumgärten des„Schloßgartens“ östlich an der Burg, welche früher als die schönste galt,innerhalb der letzten 50 Jahrezurückgegangen ist, ist außerZweifel; als Grund möchte ichschon in jungen Jahren von Herzog Friedrich I. von Württemberg in wichtigen Staatsangelegenheiten nach den Niederlanden, England und Frankreichgesandt wurde und dabei auchohne Zweifel mit den dort in... Wenn man beachtet, daß eineWiese mit durchschnittlich einer Krokuspflanze auf den qmnoch wenig auffällt, um so weniger, weil nicht alle Blumengleichzeitig blühen und daß aufaber eher Bodenmüdigkeit annehmen als Abreißen und Ausgraben durch rücksichtsloseBesucher. Ebenso sicher ist, daßin dieser Zeit der Verbreitungskreis sich immer weiter gezogen hat und daß die örtliche21