klar, daß der Staat die Baulasttrug. Da aber dieser in keinerWeise seiner Pflicht nachkommen wollte, kam es zu einemlangwierigen Prozeß durch alleInstanzen, den der Rechtskonsulent Dr. Göhrum ausStuttgart für Nagold durchfocht. 1861 entschied die höchste gerichtliche Instanz zugunsten Nagolds. Immer noch geschah nichts. Erst als KönigKarl nach Nagold kam, war dasEis gebrochen. Eine weitereVerzögerung brachte der geplante Bahnbau, bis dessenTrasse endgültig festlag. Endlich im Juni 1870 konnte manan den Baubeginn denken.Trotz Ausbruch des SiebzigerKrieges wurde am 17.Oktober1870 der Grundstein gelegt.Am 21.Dezember 1874 wurdedie Einweihung der neuenStadtkirche gefeiert. Die Kosten beliefen sich auf 230.000Gulden. Am Tag der Grundsteinlegung wurde DekanFreihofer zum EhrenbürgerNagolds ernannt. Am 21. Juni1872 berichtete das Innenministerium:Anläßlich der Visitation desOberamts Nagold wurde schonim Jahr 1855 hervorgehoben,daß die Fürsorge für die Unterstützung, Erziehung und Beschäftigung der Armen durchdie gesetzlichen Anstalten undmehrfache freiwillige Vereineaufs Beste organisiert und bestellt sei, und daß ein großerTheil des Verdienstes dabeidem Dekan Freihofer zu gebühren scheine.Die gleiche Wahrnehmungwurde auch bei der wiederholte Visitaion des OberamtsNagol im vorigen Jahre gemacht. Es besteht nämlich daselbst ein BezirkswohlDas Freihofer’sche Kinderbuchtätigkeitsverein, unter dessenLeitung und Auf sich die Leihanstalt für arme Tuch- undZeugmacher des Bezirk mit einem Kapital von 2200 Gulden,so wie die Bezirks-, Näh- undStrick-Anstalt, welche zu Zeitder Visitation 23 Mädchenworunter 13 vom Lande, besuchten, ferner ein Verein zurFürsorge für verwahrloste Kinder, welcher eine segensreicheWirk-samkeit entfaltet, sofernvon ihm dermalen in 17 Gemeinden zusammen 40 Kinder,worunter 29 uneheliche, beigeordneten Familien untergebracht und seit seiner Gründung im Jahr 1847 148 Kinderversorgt worden sind, von denen nur drei moralisch zuGrund gegangen seien.An der Spitze beider Vereinesteht seit längerer Zeit DekanFreihofer, und es hat sichdeßhalb der ergebenst Unterzeichnete veranlaßt gesehen,demselben wegen seiner ersprießlichen Thätigkeit aufdem Felde der freiwilligen Armenfürsorge seine Anerkennung ausdrücken zu lassen,wovon er das K. Ministeriumdes Kirchen- und Schulwesensmit dem ergebensten Anfügenzu benachrichtigen sich beehrt,daß von dem Visitationskommissär auch das lebhafteInteresse, welches Dekan Freihofer für das landwirtschaftliche Fortbildungswesen an denTag lege, rühmend erwähntworden ist.1873 erhielt Dekan Freihoferdas Ritterkreuz erster Klassedes Friedrichsordens und am1.Juli 1876 wurde ihm dasRitterkreuz 2.Klasse des Ordens der WürttembergischenKrone verliehen. Am 6. September 1877 verstarb DekanFrelhofer, der nie ernstlichkrank war, nach kurzer Krankheit völlig unerwartet.