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Kirchenbücher etwas ahnen: Vom 22. August bis 24. September 1622 starben nicht weniger als 25 Menschen an epidemischer Ruhr. Unter den Gestorbenen sind drei Soldaten. 1626 brach die Pest aus und.forderte oft an einem Tag drei und vier Menschenleben. Und 1631 nach der Nörd- linger Schlacht stieg die Not aufs höchste. Viele Einwohner fliehen. Auch der Pfarrer Jörg Schweikhardt. Das Jahr darauf schreibt ein Pfarrer Tobias Ruoff ins Kirchenbuch:O Tod, wie Wohl tust du dem Dürftigen!" Er ist bald nachher, Wohl an der Pest gestorben. Sein Nachfolger, Joh. Weiß aus Calw, beginnt mit wehmütiger Klage über das Wüten von Schwert, Hunger und Pest. Das Kirchspiel war fast ausgestorben. Das Jahr 1636 weist nur zwei Beerdigungen und keine Taufe auf. In den Tagen, da die Horden Melacs Kloster und Schloß Hirsau zerstörten (20. September 1692), kamen sie auch nach Langenbrand, undnahmen zwei von unseren Glocken" mit. Die Kirche von Langenbrand wurde in ihrer jetzigen Gestalt 1792 erbaut. Der romanische Chor mit schönem, von vier freistehenden Ecksäulchen getragenen Kreuzgewölbe ist aber um vieles älter. Er hat Reste alter Wandmalereien; dieselben sind aber übertünscht. Ob es sich nicht lohnt, sie freizulegen? Auch der Turm mit seiner sich in die Landschaft gut einfügenden massigen Gestalt stand schon vor 1792. Im Krieg forderte das Vaterland zwei von unseren Glocken (die von 1880, während die dritte von 1700 uns belassen wurde). Peter und Paul 1917 der Tag der Ablieferung war ein Tag der Trauer für die Gemeinde und jedermann begriff, daß es an dem Tag hageln mußte, Wiederum war der Kirchweihtag 1921 ein Festtag, als die neuen, von Gebr. Bachert in Kochendorf gegossenen Bronzeglocken Dank der Opferwilligkeit der bürgerlichen Gemeinde zusammen mit den neuen Prospektpfeifen der Orgel eingeweiht werden konnten. Die Gemeinde hat nun ein schönes, ^freuden­volles x Our-Geläute. Frühjahr 1914 wurde das alte, 1618 iM^Schatten der Kirche erbaute, oft renovierte Pfarrhaus abgebrochen, und 1914/15 ein neues, nach allen Seiten freigelegenes erbaut, in dem auch ein Gemeinde­saal eingerichtet ist Der alte, schön um die Kirche gelegene Friedhof ist zu eng geworden. Es wird östlich vom Pfarrhaus nächstens ein neuer Friedhof angelegt. Die Schule zog 1884 aus dem kleinen Haus, das jetzt als Rathaus dient, in den schönen Neubau an der Schömberger Straße um. 1912 wurde neben der einen ständigen Schulstelle eine Unter­lehrerstelle errichtet, die leider auf 1. April 1924 vorläufig dem Abbau zum Opfer gefallen.

Daß eine Ortslesebibliothek dem Bildungsbedürfnis von Jung und Alt, ein Gesangverein (seit 1696) edlem Gesang, ein Turnverein (seit 1910) der heute so nötigen Leibesübung, ein Militärverein der Pflege der Kameradschaft dienen, daß Hilfsbereitschaft in der Feuerwehr und ein Viehversicherungs-Verein hochgehalten werden, soll nicht unerwähnt bleiben. Aber auch, daß christliches Leben in einem Kindergottesdienst und in regen landeskirchlichenGemeinschaften", (einer älteren sog. Höhnischen und einer jüngeren Liebenzeller Gemeinschaft) eine Pflegestätte haben. Seit 1905 besteht ein evang. Gemeindeblatt.

Mit besonderer Wehmut gedenken wir noch der Opfer des großen Krieges. Aus dem Krieg 1870/71, an den eineFriedenslinde" beim Kinderheim gemahnt, sind alle Ausmarschierten zurückgekehrt. 1914/18 hatten wir neben vielen Schwerverletzten 23 Gefallene. Zu ihrem Gedächtnis hat die Gemeinde auf dem Kirchplatz einen Denkstein errichtet. Der Entwurf stammt von Architekt W. Reichert in Stuttgart. Die Aus­führung lag in der Hand von Bildhauer Martin-Pforzheim. Auf dem Stein stehen Namen und Todestag unserer Gefallenen, ferner das Psalm­wort:Der Herr erhält alle, die da fallen und richtet auf die nieder­geschlagen sind". Erwähnt sei noch das eisenhaltige Erzlager nordwest­lich gegen Waldrennach, in welchem bis Ende der siebziger Jahre im vorigen Jahrhundert noch der Bergbau betrieben wurde. .