Zur Chronik von Langenbrand.
Langenbrand (brand — Rodung durch Feuer) ist ev. Pfarrdorf und Titz eines Forstamts. Nach der Volkszählung von 1925 hat es 578 Einwohner. Es liegt auf der Höhe zwischen Enz und Nagold. Von dem Aussichtsturm, der bis 1914 aus der Langenbrander Höhe (673 m ü. d. M.) stand, hatte man einen umfassenden Rundblick über weitgedehntes Waldgebiet hin zur Alb von der Teck bis zu den Balinger Bergen. Im Westen war Dobel und der Durlacher Turm sichtbar. Die Wasserscheide zwischen Enz und Nagold geht durch den Ort. Alte Berichte erzählen von großer Not des Wassermangels bei Hitze und Kälte. Dem ist jetzt abgeholfen. Langenbrand hat seit 1898 eine Wasserleitung. — Der Langenbrander Wald ist größtenteils „Bauernwald"- der Gemeinde gehören zirka 107 ha, dem Staat 450 ha, Privatwald 170 ha. Der Langenbrander Staatswald ist weit über die Grenzen Deutschlands berühmt geworden durch das von Forstmeister Or. Eberhard (in Langenbrand seit 1904) eingeführte „Schirmkeilschlagverfahren". Es kommen jahraus, jahrein viele Forstleute oft weither, um den Wald zu sehen. — Heilstätte für Lungenkranke ist Langenbrand wegen seiner rauhen Winde bisher nicht geworden. Dagegen hat 1920 der bad. Landesverein für Innere Mission ein „Kinderheim" eingerichtet, das unterernährte Großstadtkinder je für einige Wochen aufnimmt. — Die Bevölkerung nährt sich von Landwirtschaft und Waldarbeit, auch ist seit 1921 eine Sägerei hier, und besonders vom Goldschmiedehandwerk. Unseren Goldschmieden möchten wir — da eine Eisenbahn vorläufig unmöglich ist — eine Autoverbindung nach Pforzheim wünschen. Der Weg nach Höfen ist doch sehr Weit und steil.
Noch einiges aus der Geschichte Langenbrands! Langenbrand gehörte einst den Herren von Straubenhardt (daher ein Weg nahe bei Langenbrand noch heute der Straubenhardter genannt wird) und kam Wohl zusammen mit Neuenbürg unter Graf Eberhard dem Erlauchten (s- 1325) an Wirtemberg. — Eine eigene Kapelle — eine Ulrichskapelle — zu Privatandacht und Messen hatte Langenbrand schon um 1200. Aber keinen eigenen Pfarrer. Zusammen mit den fünf anderen „Waldgangsorten" (diese Bezeichnung seit dem 16. Jahrhundert), — Waldrennach, Engelsbrand, Gunbach, Salmbach, Kapfenhardt — gehörte es zur Pfarrei Brötzingen. Dorthin mußten die Leute zur Predigt, zur Beichte und Kommunion. Dorthin mutzten sie ihre Kinder zur Taufe, ihre Toten zur Beerdigung tragen! Erst im Jahre 1404 unter der Herrschaft der Brüder von Giltlingen (an sie war das Neuenbürger Amt damals von den würt- tembergischen Grafen verpfändet) wurden die Waldgangsorte von Brötzingen getrennt und eine eigene Pfarrei Langenbrand gestiftet. Langenbrand wurde zum Pfarrsitz erwählt, wohl weil es der politische Mittelpunkt des Waldgangs war. Die Ulrichskapelle wurde zur Mutterkirche ausgebaut. Freilich auch jetzt noch waren die Filialverhältnisse schwierig genug. Am frühesten wurde von Langenbrand abgetrennt: Waldrennach, das 1567 Filial von Neuenbürg wurde. Doch benützte es den Langenbrander Kirchhof noch bis 1840. Noch heute heißt der nächste Waldweg zwischen Langenbrand und Waldrennach der „Totenweg". Engelsbrand und Grimbach wurden 1862 zu einer selbständigen Pfarrei gemacht. — Die Reformationsgeschichte unserer Pfarrei ist noch wenig aufgeklärt. Der erste evangelische Pfarrer, der Weihnachten 1534 aufzog, hieß Friedrich Müller und war aus Hanau. — Von der Not des 30jährigen Krieges lassen uns die