Aus der Geschichte der Stadt Calw

Calw, einst das Kleinod, die Perle des württembergischen Landes, zuweilen selbstKlein-Venedig genannt, hat keine großartige politische Geschichte. Allein in alten Zeiten grüßte von der über der Stadt prangen­den Burg ein mächtiges Geschlecht, dessen Glieder zum Teil selbst in die allgemeine deutsche Geschichte kräftig eingriffen.

Der NameCalw tritt uns zum ersten Male im Jahre 1037 als Name der Burg eines der angesehendsten fränkischen Grafengeschlechter auf. Er wird in frühester ZeitCalewa undCalwa geschrieben. Die Stadt verdankt unzweifelhaft ihre Gründung und Anlage dem alten Geschlecht der Grafen von Calw, das zwar schon im Jahre 1260 ausgestorben ist. Auf der Stelle des alten Grafenschlosses wurde später ein Fürstenschloß erbaut und nach dessen Untergang der heutige kümmerliche Schloßbau erstellt. Im Jahre 1308 kamen Burg und Stadt an Württemberg. Der Gewerbe- und Handelsfleiß ihrer Bürger haben der Stadt weit über das Verhältnis der Einwohnerzahl hinaus eine Bedeutung verliehen und Calw zur wichtigsten Fabrik- und Handelsstadt Württembergs, zu einer der angesehendsten Handelsstädte Schwabens überhaupt gemacht. Von ihrer reichen Ver­gangenheit zehrt die Stadt heute noch. Die Calwer Färber- und Zeug­handelskompagnie, wie auch die Holzhandelskompagnie, waren welt­bekannt. Calwer Zeugwaren fanden Verbreitung in Italien, Holland, Böh­men, Österreich, der Schweiz und in anderen Ländern.

Der blühende Wohlstand der Stadt wurde aber durch eine zweimalige Zerstörung Calws in den Jahren 1634 und 1692 vernichtet. Durch den Gewerbefleiß der Bewohner erholte sich die Stadt aber bald wieder von diesen schweren Schlägen. Heute besitzt sie eine namhafte Industrie in Wolldecken-, Holz-, Trikot- und Kratzenfabrikation.

Den letzten schweren Krieg hat die Stadt mit wenig Schäden gut über­standen. Das Rathaus hat im Dezember 1946 einen schweren Brand- und Wasserschaden erlitten und konnte erst im August 1948 wieder bezogen werden. Die Hochwasserkatastrophe zu Ende des Jahres 1947 hat der Stadt Calw stark zugesetzt. Mit großem Kostenaufwand unter Beteiligung des Staates wurden 1948 und 1949 zwei Bauabschnitte und wird z. Zt. ein dritter Bauabschnitt der Nagoldkorrektion durchgeführt.