Aus Calws Geschichte
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'X^H-ber die Urgeschichte Calws fehlen heute die genauen Unterlagen und Feststellungen. Soweit solche vorhanden waren, sind sie im Lauf der Zeiten der Vernichtung anheimgefallen. Ueber den Ursprung des Namens der Stadt ist man sich heute noch nicht einig. Es wird behauptet, Calw sei zurückzuführen auf das althochdeutsche Stammwort „Chalo" (Genetiv Chalaves, d. h. kahl), mittelhochdeutsch „Chalwe", die kahle Stelle. Genaue Untersuchungen lassen sich darüber heute nicht mehr machen; wir müssen uns damit abfinden, daß der Name Calw (noch schöner wäre Calwa) vorhanden und in der ganzen Welt, zum großen Teil auch durch seine privaten Höheren Handelsschulen, bekannt ist.
Obwohl das älteste geschichtliche Denkmal der Calwer Markung der Ringwall auf dem Rudersberg (beim Kentheimer Tunnel) sein dürfte, eine Verschan- zung, welche Wohl in die vorrömische Zeit hineinreicht und aus einer doppelten Umwallung besteht, so tritt uns der Name Calw im Jahre 1037 als Name der Burg eines der angesehensten fränkischen Grafengeschlechter erstmals entgegen, und in wenigen Jahren dürfen wir somit das 900jährige Jubiläum der Stadt begehen. In jenem Jahre (1037) gehörte auch Pforzheim den Grafen von Calw. Tie erste urkundliche Bestätigung unserer Nachbarstadt in Baden verkündet den Bau der dortigen Schloßkirche.
Die ältesten Ahnen der Grafen von Calw sollen Graf Erlafried und sein Sohn Noting, Bischof von Vercelli, gewesen sein. Dieser habe die Gebeine des heiligen Aurelius vom Erzbischof von Mailand aus der Tionhsiuskirche daselbst erhalten und im Jahre 830 in die Heimat herübergebracht, worauf beide das benachbarte Kloster Hirsau, eines der ältesten Klöster unseres Landes, gegründet haben. Allein diese Personen und ihre Beziehungen zu der Calwer Familie werden erst in Quellen, die einige Jahrhunderte jünger sind, erwähnt und entbehren somit geschichtlicher Grundlage. Da jedoch der. Name Adelbert als der gewöhnliche Taufname in der Familie erscheint, so dürften vielleicht schon Graf Adelbert, welcher i. I. 870 Güter zu Gültstein im Oberamt Herrenberg gegen solche zu Zimmern von Kloster Lorsch eintauschte, sowie die Grafen Adelbert des Zabergaues (1003), des Murrgaues (1009), des Uffgaues 1040 und 1046 diesem Ge- chlecht angehören, mögen sie auch keinen dies andeutenden Beinamen führen. - Erst eit im 11. Jahrhundert die Geschichtsquellen für unsere Gegend ergiebiger fliesen und hei den gräflichen Geschlechtern die Sitte aufkam, sich nach dem Haupt- itz ihrer Macht, ihren erblichen Burgen, zu benennen, wird die Geschichte auch dieser Familie zusammenhängender, und so nannte sich zuerst nach der Burg derjenige Graf Adelbert (I.), welcher im Oehringer Stiftungsbrief 1037 erwähnt wird. Er war der Gemahl der Gräfin von Egisheim, Schwester des Papstes Leo des elften (1048—54). Aus dieser Ehe entsproß der Graf Adelbert (H.), Aximbart genannt, der in der Geschichte öfters auftritt und i. I. 1099 starb. Der Calwer Zweig erlosch ums Jahr 1260 mit einem Grafen Gottfried. — Noch im 16. Jahrhundert stand auf dem jetzigen Schloßberg das gräfliche Schloß, das im Laufe der Jahrhunderte.verschiedentlich umgebaut worden war. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts ließ es Herzog Friedrich von Württemberg abbrechen, um an seiner Stelle ein neues aufzuführen. Am 22. März 1606 wurde der erste Stein zum Neubau gelegt; als aber die Grundmauern erbaut waren, starb der Herzog und der Weiterbau unterblieb. Nur noch einige Mauereste erinnern an den Burgsitz des einst so mächtigen Grafengeschlechts.
Calw, das bereits im 13. Jahrhundert Stadtrecht besaß, zeigt in seinem Wappen einen aus drei Bergspitzen stehenden gekrönten Löwen (rot in Gold). Es kam 1308 an Württemberg, war fest ummauert und mit starken Tortürmen versehen, wovon nur der „Lange", der einstige Diebsturm, aus jener fernen Zeit uns erhalten blieb.
Eine große Industrie begann sich allmählich zu entfalten: 1327 war eine Walkmühle hier, dreihundert Jahre später waren annähernd fünfhundert Web-