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Vergleichen wir einmal die häufigsten NagolderFamt- lien zu verschiedenen Zeiten: Im ersten Menschenalter der Kirchenbücher, 1560—1600 find es in der Reihenfolge ihrer Häufigkeit: Vol- mar (13 Familien), Fesch oder Vösch (13), Günter (12), Mausap (später Mosapp 12), Essich, Kapp, Genslin, Seybold (je 9), Häfelin, Ketz- mann, Maurer und Roll (je 7), Kibler, Kopp, Lere, Schmid, Stottele, Treiber (je 6), Deuble (— Däuble), Kolber, Komerell, Müller, Raph oder Raff (— Raaf), Widmann (je 5). Also eine bunte Mischung von heute noch blühenden und heute verschwundenen Namen.
Schon ein ganz anderes Bild erhalten wir, wenn wir die etwa von 1700—1750 häufigsten Familien zusammenstellen: Da marschieren an der Spitze die Lutz und Luz (42mal), dann folgen Essig (33), Mornhinweg (29), Raaf (27), Müller (26), Lehre (25), Sauter (24), Hem- minger (16), Günther (15), Gauß, Deuble, Rauser, Schuon (je 13). Nestlen, Reich, Tafel, Walz (je 12), Kapp (11).
Noch wesentlich anders gestaltet sich die Reihe, wenn wir zur Gegenwart übergehen und einen entsprechenden Zeitraum vor 1920 zum Vergleich heranziehen:
Walz (45), Rauser (35), Wagner (24), Schuon (23), Seeger (20), Tafel, Renz (je 19), Schüle (16), Harr (15), Reichert, Schwarzkopf, Theurer (je 14); bis hierher lauter Namen, die in der Liste aus dem 16. Jahrhundert nicht an erster Stelle stehen, meist aber ganz fehlen. Einige der nicht in Nagold altansässigen Familien stammen aus Bezirksorten, so die Walz aus Walddorf, die Renz aus Emmingen, Schuon aus Haiterbach. Es folgen dann im heutigen Nagold: Schmid, Schneider (je 13), Günther, Sautter, Schweikle, (je 12), Müller, Schwarz ((je'11), Weber, Wohlleber, Rentschler (je 10).
Es ist also beinahe eine Ausnahme, daß eine Familie sich durch die Jahrhunderte am selben Ort vermehrt oder wenigstens in ihrem Bestand erhält wie die Rühm in Sulz und die Günther in Nagold. Häufig verschwinden alteingesessene Sippen ganz wie die Fesch, Mosapp, Seybold in Nagold oder die Planck und Mornhinweg in Sulz. Andere schmelzen gegen früher auf wenige zusammen, wie die Essich, Gäntzle und Kapp. In die Lücken treten neueingewanderte Sippen, die sich überraschend schnell ausbreiten, wie die Walz, Rauser, Schuon, Harr in Nagold, die Härtter, Niethammer u. a. in Sulz. Als Beispiel und Gegenbeispiel seien die Kapp und Harr angeführt. Kappe werden schon in den ältesten Urkunden erwähnt und auch Ulrich Kapp, der erste evangelische Pfarrer in Nagold von 1529—52, war ein Einheimischer. Von 1560 bis zur Gegenwart lasten sich zusammenhängende Linien verfolgen, deren eine durch 9 Geschlechter 300 Jahre lang bis heute das Tuchmachergewerbe festhielt. Die heute in 20 Familien in Nagold ansässigen Harr stammen alle von 3 Einwanderern ab. Der erste kam 1730 aus Glatten bei Freudenstadt als Weibgerber; seine 2 Söhne, 3 Enkel und 6 der Urenkel blieben bei der Weißgerberei; ein Urenkel führte sie bis zur Gegenwart. Ein anderer Urenkel wurde Seifensieder und pflanzte dies Gewerbe auf 2 Söhne und 3 Enkel fort, die