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Iagdaufenthalten. Der Untervogt hatte schließlich seinen Sitz in der Vogtei, dem großen Gebäude in der Hinteren Gasse (Schreiner Hiller), das, wahrscheinlich zu diesem Zweck etwa Ende des 16. Jahrhunderts erweitert und umgebaut worden sein wird. Es sind heute noch in einzelnen Räumen Spuren der Innenausstattung an Decken und Wänden zu erkennen. Ursprünglich muß an dieser Stelle die „Kelter" gewesen sein. Davor war bis 1599 ein größerer freier Platz von unregelmäßiger Viereckform, später mit dem „geistlichen Fruchtkasten", der „neue Bau" genannt, einem Fachwerkbau nach den Plänen des bekannten wirtenbergischen Baumeisters Heinrich Schickhardt überbaut, nach dem Brand von 1850 wegen starker Beschädigung und Entbehrlichkeit abgebrochen. Als weiteren Speicher gab es noch die Zehntscheuer mit dem Zehnthof (neben und hinter dem früheren Easthof zum Hirsch, heute Berg und Schmid). Diese war allmählich zu klein geworden und wurde daher 1799 durch einen Neubau außerhalb der Tore ersetzt. In der alten Zehntscheuer (später Privatbesitz) wurde 1850 der verheerende Brand angelegt, der das ganze Stadtviertel (samt dem darin befindlichen Amtsgericht) in Asche legte. Dafür wurde dann die neue Zehntscheuer, die nach Abschaffung des Zehnten entbehrlich war, zum Amtsgericht umgebaut.
Das Rathaus verdankt sein heutiges Aussehen einem durchgreifenden Umbau von 1756—58. Das alte Rathaus war wohl ein Bau mit sichtbarem Fachwerk, einer offenen Halle als öffentlichem Verkaufsraum im Erdgeschoß und einem großen Versammlungsraum im 1. Stock, zu dem wohl eine überdachte Freitreppe emporführte. Von einem Balkon mit geschmiedetem Geländer (in dessen Mitte das Stadtwappen) wurden der unten versammelten Bürgerschaft Bekanntmachungen verkündet. Zu den öffentlichen Gebäuden gehörte einst auch eine Badestube, die wohl am großen Wehr gegenüber dem Maierhof lag.
Welche Fortschritte im Lauf der Jahrhunderte im Bauen erzielt worden sind, sieht man am besten an den Schulhäusern. 1582 hatte die Schule noch keine eigene Behausung, sondern war in einem gemieteten Hause untergebracht. 1706 wurde in der Hinteren Gasse als Schulhaus das schmucke Fachwerkhaus erstellt, das heute noch eine Sehenswürdigkeit ist. 1828 wurde gegenüber dem unteren Tor ein stattlicher Bau in guten Formen und Verhältnissen errichtet. Später folgt das Mädchenschulhaus und in neuester Zeit die Gewerbeschule mit ihren neuzeitlichen großen Schulsälen.
Mit dem Bau der Stadtkirche, die „unsrer lieben Frau", der Maria, geweiht war, wurde 1360 begonnen. Der Thor war nicht nach Osten, sondern nach Norden gerichtet, wohl weil es an Raum in dem schon eng bebauten Städtchen fehlte. (Tafel VII.) Der beim Abbruch 1876 übrig gebliebene Turm brannte 1895 völlig aus und erhielt ein neues schlankeres Dach. Er bildet das Wahrzeichen von Altnagold.
Die Pfründhäuser waren die Wohnungen der Geistlichen. Das älteste, noch erhaltene steht in der Hinteren Gasse mit hohem,