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borgenen Waldquellen umrahmt, Aspe und Vogelbeere, Himbeere, Erdbeere und Weidenröschen, die sich überall auf den frischen Schlägen in unseren Wäldern einfinden, und die Frühlingsanemone, die uns nach dem Abzug des Winters als eine der ersten am Waldrande mit ihren lichten Blüten erfreut. Von bekannteren Wiesenblumen gehören hieher z. B. das Wiesenschaumkraut und die Schafgarbe, der Rotklee und der Sauerampfer, dann das Vergißmeinnicht und die Dotterblume, die mit ihren gelben Blüten die Ufer unserer Wasserläufe schmückt. Von Pflanzen, die auf sauren Böden wachsen, das Wollgras, dann noch das Heidekraut und der Wacholder, das Stiefmütterchen und die Brennessel. Sie alle treffen wir in dem ganzen weiten Gebiet bis zur Tundra überall wieder an, ja manche Pflanzen dieser Gruppe dringen sogar noch weit darüber hinaus nach Norden vor. So sind z. B. unser Löwenzahn und das Schaumkraut noch auf der Insel Spitzbergen zu finden.
Die mitteleuropäische Gruppe bildet den eigentlichen Grundstock und die Hauptmasse unserer Flora. Sie umfaßt zunächst unsere wichtigsten Laubhölzer wie die Buche, den Bergahorn, die Esche, die Ulme, die Linde und die beiden Eichenarten: Traubeneiche und Stieleiche. Dazu treten alle die bekannten Waldpflanzen wie z. B. der Seidelbast, der, kaum der Schnee geschmolzen ist, uns durch seine roten Blütenbüschel überrascht, und der dann wieder im Sommer den Wald mit seinen leuchtend roten Beeren schmückt, der Epheu, der den Grund unserer Wälder mit einem grünen Teppich überzieht, Waldmeister und Bingelkraut, Haselwurz und Aronstab, das Maiblümchen, das uns durch seinen herrlichen Duft entzückt, und der Bärenlauch, der uns seine Anwesenheit durch seinen Knoblauchgeruch verkündet; ferner auf den Schlagflächen und an den Böschungen der Waldwege die Tollkirsche mit ihren verführerisch schönen, glänzend schwarzen Beeren und der Akelei an sonnigem Hang. An Wiesenpflanzen seien genannt: Gänseblümchen, Wiesenstorchschnabel und Wiesenbocksbart (Habermarken). Manche dieser Pflanzen haben ein Verbreitungsgebiet weit nach Osten durch ganz Sibirien bis nach Ostasien hinein, andere sind in der Hauptsache auf Westeuropa beschränkt, so vor allem die Buche. Ihre Nordostgrenze verläuft von der Mitte Englands über das südliche Ende von Norwegen und Schweden zum Frischen Haff, von da durch Polen nach Vessarabien. Sie taucht dann aber auf der Halbinsel Krim, im Kaukasus und in Nordpersien wieder auf. Aehnlich verlaufen die Grenzen des Bergahorns und der Traubeneiche. Das Gebiet der Stieleiche endet im Osten am Ilralgebirge. Rein europäisch ist auch der Haselstrauch und die Esche.
Zu diesen nordischen und mitteleuropäischen Arten treten nun in unserem Bezirk noch Vertreter der Gruppe der Gebirgspflanzen» ferner der Gruppen, die der Botaniker als atlantische, slldeuro- päische und pontische bezeichnet. Sie sind es, die der Pflanzenwelt unseres Bezirkes ihr besonderes Gepräge geben. Zn der Gruppe der Gebirgspflanzen werden diejenigen Pflanzen zusam-